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Versammlungen beim Milchprüfring und Milchwirtschaftlichen Verein

Milchprodukte mit hohem Qualitätsniveau

Ihre Jahresversammlungen für das Geschäftsjahr 2023 hielten der Milchprüfring (MP) Baden-Württemberg und der Milchwirtschaftliche Verein (MV) Baden-Württemberg am 19. September in Bad Boll ab. Dabei informierte Geschäftsführer Dr. Markus Albrecht die Molkereivertreter über die neuesten Entwicklungen. Das Grußwort hielt die Ministerialdirektorin im MLR, Isabel Kling.

von Matthias Borlinghaus Quelle Milchprüfring, Milchwirtschaftlicher Verein erschienen am 25.09.2024
Isabel Kling, Ministerialdirektorin im MLR, hielt ein Plädoyer für die heimische Landwirtschaft. Hier im Bild mit Manfred Olbrich, Vorsitzender des Milchprüfrings Baden-Württemberg und des Milchwirtschaftlichen Vereins (l.) und Geschäftsführer Dr. Markus Albrecht. © Matthias Borlinghaus
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„Im Jahr 2023 starteten die Milchpreise sehr schwach, konnten sich aber im Jahresverlauf erholen und hielten sich im laufenden Jahr 2024 recht stabil, sogar mit steigender Tendenz“, zeigte sich der Vorsitzende der beiden Vereine, Manfred Olbrich, zufrieden mit der Lage am Milchmarkt. Angesichts zusätzlich auskömmlicher Schlachtviehpreise sei es den meisten Betriebe gelungen, ihre Produktionskosten zu decken und zufriedenstellende Ergebnisse zu erwirtschaften. Gleichwohl mussten Kostensteigerungen aufgefangen werden. Ungleiche Auflagen und Vorschriften innerhalb der EU belasten die heimischen Erzeuger ungemein, bei einer sich gleichzeitig weiter aufblasenden Bürokratie. Politische Forderungen, die Tierzahlen zu reduzieren, würden durch praxisfremde und von ideologiegetragene Entscheidungen vorangetrieben, kritisierte Olbrich. Er hält dies für völlig überzogen. Aktuell bereitet die Blauzungenkrankheit den Tierhaltern große Sorgen, es werde mit einem Rückgang der Mengen und vereinzelt auch mit Tierverlusten gerechnet. Höhere Anforderungen an die Haltungsform, Tierwohl, Klima und Nachhaltigkeit sowie die Werbeaktionen des LEH stellten den Wert der Lebensmittel infrage. „Trotzdem werden sich Betriebe, die sich die letzten Jahre auf die Milchviehhaltung ausgerichtet haben, positiv entwickeln“, zeigte sich Olbrich zuversichtlich. Und: „Dank der hervorragenden Zusammenarbeit innerhalb unserer Vereine wird durch die Milchuntersuchungen auf einem hohen technischen Niveau und durch die Audits auf den Betrieben die Grundlage für unsere Qualitätsprodukte geschaffen.“ Olbrich hob hervor, dass diese gute Zusammenarbeit innerhalb der Vereine direkt den Milchbauern zugutekommt.

Mehr Regio-Produkte auf den Tisch

„Am kommenden Samstag gehe ich mit Ihnen einkaufen, schaue in Ihren Einkaufswagen und am Ende gehen wir zusammen an die Kasse und legen alles aufs Band. Da kann sich jeder selbst überlegen, ob er in punkto Regionalität nicht beim ein oder anderen Produkt noch etwas besser machen könnte“, meinte die Ministerialdirektorin im MLR, Isabel Kling. Ihre Botschaft war klar: Jeder einzelne könne mit seinem Einkaufsverhalten die heimische Landwirtschaft unterstützen. Kling betonte, dass man in der Landespolitik die Sorgen und Nöte der Bauern fest im Blick habe. Allein zum Bürokratieabbau hätten die Länder 194 Vorschläge gemacht. Davon wurden laut Kling gerade einmal neun umgesetzt – von EU-Seite aus – bei den anderen Vorschlägen hieß es in Berlin: „Da muss man mal drüber reden“, berichtete Kling. Und bei 50 Punkten wolle man nicht einmal darüber reden, weil diese politisch nicht erwünscht seien. „So kann man einer Landwirtschaft nicht gegenübertreten“, findet Kling.

Besseres Investitionsklima gefragt

Dumping-Aktionen des LEH seien laut Kling unvertretbar, weil sie ein völlig falsches Bild zeichneten. Beim Strategiedialog des Landes saß auch der LEH am Tisch, was dann in Teilen auch zu gewissen Selbstverpflichtungen im LEH geführt habe. Dass Verbesserungen, die die Landwirtschaft umsetzen solle, von ihr selbst dann auch bezahlt werden müssten, sei ein Unding, meinte Kling. Vielmehr müsse auch die Politik bereit sein, Geld in die Hand zu nehmen. „Es kann nicht sein, dass Sie am Ende die Rechnung für Ihre Leistungen an der Gesellschaft selbst bezahlen müssen“, so Kling, die sich hinter die Landwirte stellt. „Nach außen sieht es so aus, dass die Landwirte nicht wollen. Dass sie aber gar nicht können, weil die Rahmenbedingungen nicht passen, das sieht keiner“, so Kling. Sie will mit der Regionalkampagne und mit einem besseren Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) die Voraussetzungen schaffen, dass Investitionen wieder besser gelingen. Und: „Wir müssen wieder mehr miteinander statt übereinander reden. Wir brauchen mehr Respekt für die, die Leistung für die Gesellschaft bringen.“

Mehr Audits

Das Hauptaugenmerk bei der Arbeit im Milchwirtschaftlichen Verein lag im Jahr 2023 bei den Dienstleistungen für die Mitgliedsbetriebe. Dazu gehören Schulungen für Arbeitssicherheit, sicherheitstechnische Beratungen, Staplerausbildung, Hygiene- und Infektionsschutzschulungen oder Beratungen zur Energieeffizienz. Dr. Markus Albrecht bedauerte, dass der Tag der Milch am 1. Juni in Wangen auf der Landesgartenschau wegen der Überschwemmungen buchstäblich ins Wasser gefallen ist und bedankte sich bei allen Beteiligten für die professionelle Vorbereitung. Aktuell werde ein erster Bio-Käse Wettbewerb vom MLR ausgelobt, als Pflichtveranstaltung für alle Träger des Bio-Zeichens Baden Württemberg sowie weitere Käsehersteller aus dem Land. „Die Folterinstrumente des Handels in Bezug auf HF3 (Haltungsstufe 3) haben Sie alle schon mehr oder weniger zu spüren bekommen“, meinte Albrecht mit Blick auf eine deutliche Zunahme der Kontrollen der Betriebe (Audits). Bislang fand eine Prüfung für QM Milch im Schnitt alle drei Jahre statt, künftig müsste bei QM++ einschließlich der Bestandschecks einmal jährlich geprüft werden, meinte Albrecht. Die Milchprüfring GmbH, die als Zertifizierungsstelle und 100-prozentige Tochter des Milchwirtschaftlichen Vereins, die Kontrollen durchführt, bekomme ihrerseits ständig neue Auflagen von der Deutschen Akkreditierungsstelle. „Ich bin zuversichtlich, dass unser Team diese Herausforderungen ohne einen Qualitätsverlust bewältigen wird“, so Albrecht.

Neue Module

Mit Spannung erwartet die Branche den Abschlussbericht des EIP-Projekts mit der Omira-Oberland zur Erfassung des CO2-Status zum Jahresende. Künftig soll die CO2-Emmissionszertifizierung für alle Betriebe im Land als einheitlicher Standard angeboten werden. Im Jahr 2023/24 wurden die Beiträge für den Milchwirtschaftlichen Verein von 0,03 auf 0,035 Cent pro kg Anlieferungsmilch angehoben. In diesem Jahr bleiben die Beiträge konstant. Ebenfalls konstant bleiben sie beim Milchprüfring e.V. mit 0,165 Cent pro kg. Die Gebühren der Milchprüfring GmbH gegenüber den Molkereien allerdings müssen im Rahmen der Inflationsrate erhöht werden.

Ausblick und Wahlen

Beim Milchprüfring e.V. gab es 2023 insgesamt 21 Mio. Untersuchungen aus 4,7 Mio. Proben, die die 49 Mitarbeiter in Kirchheim und in den sechs Außenstellen bewerkstelligt haben. 4681 Milcherzeuger haben die Proben über 18 Milchabnehmer gemäß Milchgüterverordnung angeliefert. Die Kosten für den Laborbetrieb seien insgesamt gestiegen, so Albrecht. Es gab zusätzliche monatliche Untersuchungen im Hemmstoffbereich, aber grundsätzlich gehen die Zahlen eher zurück. „Wir sind in einem langsam schwindenden Markt“, so Albrecht. Die Zahl der Milchlieferanten dürfte bis 2030 gegenüber dem Jahr 2023 von 4681 auf 3595 zurückgehen und die Zahl der Milchkühe von 309.148 auf schätzungsweise 285.343. Und ab 2030 dürften es gegenüber 2023 etwa 10 Prozent weniger Milchleistungsproben (MLP-Proben) und 8 Prozent weniger Milchgüteproben sein. Die Planung für die Anschaffung neuer Anlagen soll erst Ende 2027 ins Auge gefasst werden. Die Geräte sind in einem guten Zustand, da haben wir keine Sorge, über die nächsten Jahre zu kommen. Reparaturen und Wartungsarbeiten werden größtenteils durch eigene Mitarbeiter vorgenommen, was sich in Zeiten des Fachkräftemangels als großer Vorteil erwiesen hätte. Bei den Hemmstofffällen sei man über die Jahre technisch immer besser geworden. Auch in der Genomsequenzierung gebe es in der Mikrobiologie immer mehr Möglichkeiten der Rückverfolgbarkeit, zum Beispiel bei der Suche nach bestimmten Keimen. Am Zentralstandort Kirchheim werden die Büroräume umgebaut, am Standort in Ulm wird der Eingangsbereich neugestaltet und der Außenstandort in Heilbronn soll 2026 geschlossen werden. Neu sei die IT für die Probenauskunft. „Die Einführung verlief etwas holprig“, berichtete Albrecht, müsste aber mit der neuen App bis Ende dieses Monats erfolgreich umgestellt sein. Positiv verlaufe die Zusammenarbeit mit dem Landeskontrollverband für Leistungsprüfung in der Tierzucht (LKV Baden-Württemberg), für den der Milchprüfring die MLP-Proben durchführt. Gemeinsame Projekte gebe es zum Thema „Selektives Trockenstellen“ oder „Nachweis auf Mastitis Erreger“, „Methan aus Spektraldaten von MLP- und Tankmilchproben. Außerdem naht der Rindergesundheitstag am 4. Dezember 2024. Bei den turnusmäßigen Wahlen in den Vorstand wurden Martin Boschet und Bernhard Roth einstimmig wiedergewählt.

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