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Verbandstag des privaten Agrargewerbes

Hoffnungsträger Bundestagswahl

Mit der Bundestagswahl am 23. Februar verbindet das private Agrargewerbe im Land große Hoffnungen. Die Erwartungen der im Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft (VdAW) organisierten Firmen wurden beim Verbandstag angesprochen. Die Veranstaltung am Freitag vergangener Woche stand unter dem Motto „Agieren im Wandel“.

von Donat Singler Quelle Donat Singler erschienen am 26.11.2024
VdAW-Präsident Wilhelm Lohrmann (l.) mit seinen Mitarbeitern (v. r.): VdAW-Geschäftsführerin Dr. Brigitta Hüttche, Samir Bendt und Timo Schumann. © D. Singler
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Wilhelm Lohrmann kennt die Erwartungen seiner Berufskollegen. Der aus dem Landhandel stammende VdAW-Präsident kam in seiner Eröffnungsrede deshalb schnell auf den Punkt. „Die Agrar- und Ernährungswirtschaft war in den vergangenen Jahren ein Spielball politischer Träume“, kritisierte er in Leinfelden-Echterdingen.

Marktanteile verlagert

Vor rund 150 Zuhörenden aus privaten Unternehmen, staatlicher Beratung, Behörden und Verbänden gab er im großen Saal der Filderhalle seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich dieser Zustand durch den „Bruch der Ampel“ ändern werde. Nach der Bundestagswahl am 23. Februar setzt Wilhelm Lohrmann darauf, dass eine leistungsfähige Agrarwirtschaft wieder in den Vordergrund des politischen Alltagsgeschäfts rückt. Der erfahrene Kaufmann beklagte, dass die zunehmend auf eine extensive Landwirtschaft ausgerichtete Agrarpolitik dazu geführt habe, dass die hiesige Landwirtschaft geschwächt wurde und Marktanteile ins Ausland abwanderten. Lohrmann kennt die Sorgen und Nöte der Landwirtschaft in Baden-Württemberg nur zu gut. Der VdAW stehe mit seinen vor- und nachgelagerten Unternehmen etwa aus den Bereichen Vieh und Fleisch, Mühlen, Landhandel oder Landtechnik im direkten Kontakt mit den landwirtschaftlichen Betriebsleitern. Deshalb setze sich das private Agrargewerbe auch für die Fortsetzung der Agrarstrukturförderung ein. „Wir stehen hier im Südwesten für Nachhaltigkeit und regionale Erzeugung mit kurzen Wegen vom Landwirt zum Verarbeiter.“ Massentierhaltung gebe es in dieser Region nicht.

Personal und Produktion

Moderiert wurde der Verbandstag von den VdAW-Mitarbeitern Samir Bendt und Timo Schumann. Die beiden Moderatoren hatten bei Mitgliedsfirmen nachgefragt, wo sie der Schuh drückt. Das Ergebnis: Die Themen Personal und Produktion standen häufig im Mittelpunkt der Antworten. Bei der Gewinnung von Fachkräften gehe es zunehmend darum, qualifiziertes Personal zu finden und zu binden. Diesem Thema gab der Verbandstag viel Raum. Als Beispiel einer verantwortungsvollen Mitarbeiterführung stellte Stephan Heiler von der gleichnamigen Glasbaufirma im badischen Waghäusel sein Konzept vor. Heiler wirbt für eine spezielle Art der Personalführung – die im Grunde alle Mitarbeiter mitnimmt – in Vorträgen, in einem Buch und im Netz. In der von seinem Vater geerbten Firma habe er sein innovatives Konzept allerdings nur umsetzen können, weil ihm als Mehrheitsgesellschafter die Firma gehört, räumte er ein. Probleme sehen die privaten Agrarunternehmer auch im Bereich des Weinbaus. Wegen des seit drei Jahren um jeweils fünf Prozent sinkenden Weinkonsums müsste die Traubenerzeugung an den Bedarf angepasst werden. Anders sei der Markt nicht wieder ins Lot zu bringen. Im Bereich der Tierhaltung beklagt der Viehhandel die Konzentration in der Schlachtbranche. Auch Vieh- und Fleischimporte, die ohne die hiesigen Standards erzeugt wurden, würden der heimischen Erzeugung schaden. Keinen Grund zur Klage hatten anscheinend die Lohnunternehmen. Sie konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft, das weitere Umsatzchancen biete.

Beratung gefragt

Nach Beobachtung von Bendt und Schumann hat das private Agrargewerbe auch in diesem Jahr viel investiert. Das Fördermittelgeschäft im Verband sei stark gefragt gewesen. Wesentliche Themen in der Beratung waren die Betriebsübergabe, die betriebswirtschaftliche Beratung einschließlich Kennzahlen (Controlling), und die Digitalisierung, etwa unter dem Stichwort E-Rechnung ab 2025. Ebenfalls unter die Digitalisierung fällt der Begriff Nachhaltigkeit. Die Nachhaltigkeit könne nur mit umfangreichen Datenpaketen nachgewiesen werden, hieß es. „Nachhaltigkeit geht uns alle an“, mahnte Rolf Michelberger die Zuhörenden in der Filderhalle. Bei Kreditanfragen würden Banken bei Firmen ab einer gewissen Größe bereits heute eine Liste von Nachhaltigkeitskriterien abfragen. Davon hänge dann die Kreditzusage ab, erklärte der studierte Agrarwissenschaftler.

Agieren im Wandel

Der Geschäftsführer von Ulmer Fleisch nannte ein weiteres Beispiel. Bei der Suche nach möglichen CO2-Quellen in der Lieferkette stellte sich heraus, dass bei den Vorlieferanten – also der Landwirtschaft – die größten Einsparmöglichkeiten bestehen würden. Die Optimierung koste Geld, weiß Michelberger, weil etwa die Erzeugung heimischer Ferkel und heimischer Schlachtschweine nicht umsonst zu haben seien. Das bringt den Fleischexperten aber nicht aus der Ruhe. Er versucht, die Marktchance darin zu sehen: „Wir müssen es schaffen, dass wir diese Bemühungen nicht umsonst machen. Das kann nicht die Lieferkette, das muss der Kunde bezahlen.“ Es gebe auch schon einen ersten Markenartikler, der derartige Bemühungen honoriert. Die Hamburger-Kette McDonalds bezahle in Süddeutschland laut Michelberger einen Aufschlag von zwei Cent je Kilo Schlachtgewicht für eine entsprechend CO2-bilanzierte Lieferkette.

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