
Prüfsorten im Detail
Hier lesen Sie, welche Sorten in den aktuellen LSV angebaut werden und welche Eigenschaften die Sorten über die Anbausaison an den Tag gelegt haben.
von Maria Müller-Belami/LTZ Augustenberg erschienen am 14.07.2025
Der Winterrapsanbau steht unter Druck durch Klimawandel, Schädlingsresistenzen und gesetzliche Vorgaben. Dennoch wächst die Anbaufläche in Baden-Württemberg auf 52.600 Hektar, was 6,5?Prozent (%) der Ackerfläche entspricht. Die Hauptanbauregionen liegen im Nordosten des Landes und in Nordwürttemberg. Da die Zeitspanne zwischen Ernte und Aussaat kurz ist, stützen sich Landwirte bei der Sortenwahl meist auf Vorjahres- und mehrjährige Versuchsergebnisse. Entscheidend sind Ertragsstabilität, Standfestigkeit und Krankheitsresistenz unter reduzierter Pflanzenschutzstrategie. In diesem Jahr werden 21 Sorten an sechs Standorten geprüft. Die bisherigen Eindrücke aus den Landessortenversuchen sind überwiegend positiv. Die Bestände sind weitgehend gesund und frostfrei, allerdings etwas kurz. Probleme zeigten sich vereinzelt durch schlechten Feldaufgang, Schädlingsdruck im Herbst und regionalen Befall durch Rüsslerarten. Insgesamt präsentierte sich der Rapsglanzkäfer unauffällig, und die Sortenversuche liefern wertvolle Hinweise für die Praxis.
Einzelsorten im Portrait
Archivar liegt bei den Kornerträgen und der Marktleistung leicht unter dem Mittel. Beim Ölgehalt präsentiert sich die Sorte überdurchschnittlich. Die Standfestigkeit ist sehr gut, die Abreife des Strohs leicht verzögert. Laut Informationen des Züchters ist Archivar für frühe bis mittlere Saattermine geeignet.
Die Sorte Cheeta hinterlässt in ihrem ersten Prüfjahr insgesamt einen starken Eindruck: hohe Kornerträge, überdurchschnittlicher Ölgehalt und - mit 104 % - eine sehr gute Marktleistung. Laut Züchter ist Cheeta eine Universalsorte und eignet sich für frühe bis mittelspäte Saattermine.
Daktari generiert 2024 mit hohen Erträgen und durchschnittlichem Ölgehalt eine hervorragende Marktleistung von 106 %. Der Raps ist standfest und mit einer guten Sclerotiniatoleranz ausgestattet. Laut Züchter ist Daktari für mittlere bis spätere Aussaaten auf allen Standorten geeignet. Nach mehrjähriger Resistenzprüfung der ufop ist Dakatari als überdurchschnittlich phomaanfällig einzuschätzen.
Die neue Prüfsorte Famulus weist 2024 hohe Kornerträge und Ölgehalte auf. Entsprechend beeindruckend ist die Marktleistung mit 105 %. Die Sorte ist sehr standfest, bei der Korn- und Strohabreife gibt es leichte Verzögerungen. Laut Züchter ist Famulus prädestiniert für gute Standorte.
Das Leistungspotential von Hermann liegt 2024 bezüglich Ertrag, Ölgehalt und Marktleistung deutlich über dem Durchschnitt. Hermann hat eine gute Standfestigkeit sowie eine harmonische Korn-Strohabreife. Die Sorte eignet sich laut Züchter sehr gut für mittelfrühe bis späte Saattermine und Mulchsaat.
Die Kornerträge von Humboldt in den LSV 2024 sind sehr heterogen und reichen von 94 % bis 111 %. Trotz unterdurchschnittlichem Ölgehalt kommt die Sorte insgesamt auf eine gute Marktleistung von 102 %. Der Raps ist standfest, zeigt aber eine Tendenz zur verzögerten Abreife des Strohs. Laut Phomaresistenzprüfung der ufop weist Humboldt eine geringe Phomaanfälligkeit auf. Der Züchter hält die Sorte für alle Standorte sowie frühe bis mittlere Saattermine geeignet.
Mit einem sehr hohen Ölgehalt und guten Kornerträgen erzielt KWS Ambos 2024 eine ansprechende Marktleistung von 104 %. Die Sorte blüht früh bei mittlerer Abreife und besitzt, trotz längerem Wuchs, eine akzeptable Standfestigkeit. Gemäß Züchter ist die Sorte für mittlere und späte Saattermine geeignet und exklusiv mit einem Erdflohschutz ausgestattet.
Im ersten Prüfjahr kann die Sorte KWS Ektos bei Kornertrag und Marktleistung an die sehr guten Wertprüfungsjahre anknüpfen. Der Ölgehalt liegt deutlich über dem Mittel, die Standfestigkeit ist gut. Laut Züchter eine Sorte, die für mittlere und späte Saattermine sowie für alle Bodenarten passt.
Die laut BSL hervorragend bewertete Neuzulassung KWS Vamos zeigt sich 2024 über alle Prüfstandorten homogen, ertragsstark und mit einer ausgezeichneten Marktleistung von 105 %. Die Sorte eignet sich laut Züchter für alle Saattermine und hat eine geringe Neigung zur Stängelstreckung im Herbst.
Die Sorte LG Activus liegt ein- und mehrjährig mit mittleren Ergebnissen unter ihrem Leistungsvermögen. Trotz überdurchschnittlichem Ölgehalt kommt LG Activus 2024 über eine Marktleistung von 99 % nicht hinaus. Der kurzwüchsige und kompakte Raps ist standfest. Vom Züchter erhält der Raps eine besondere Anbauempfehlung für frühe und mittlere Saattermine.
Die neue Prüfsorte LG Ambrosius kann die sehr hohe Einstufung in der BSL 2024 bei Korn- und Ölertrag mit einer Marktleistung von 94 % nicht bestätigen. Hervorzuheben ist der sehr hohe Ölgehalt. Positiv ist die harmonische Korn- und Strohabreife. Laut Züchter ist LG Ambrosiuss ideal für frühe bis mittlere Saattermine.
Nach einem sehr guten Vorjahr fällt LG Auckland 2024 im Ertrag zurück und kommt, auch aufgrund der unterdurchschnittlichen Ölgehalte, auf eine Marktleistung von nur 91 %. Der längerwüchsige Raps zeigt Schwächen bei der Standfestigkeit. Wachstumsregler im Frühjahr wird vom Züchter nachdrücklich empfohlen. Die Korn- und Strohabreife verläuft synchron. Die Sorte kommt besonders für schwächere Standorte und Trockenlagen in Frage.
Triple generiert im ersten LSV-Prüfjahr mittlere Korn- und Marktleistungsergebnisse. Der Ölgehalt ist leicht unterdurchschnittlich. Triple ist standfest und blüht spät. Die Sorte zeigt eine leichte Tendenz zur verzögerten Abreife des Strohs. Laut Züchter ist die Sorte ideal für die Einzelkornaussaat.
Vespa überrascht im zweiten Prüfjahr mit dem höchsten Kornertrag von knapp 50 dt/ha über alle LSV. Die Marktleistung liegt bei brillanten 109 %. Standfestigkeit und Sclerotiniatoleranz sind gut, allerdings tendiert die Sorte zu leichten Reifeverzögerungen. Laut Phomaresistenzprüfung der ufop zeigt Vespa eine geringe Phomaanfälligkeit und ist, gemäß Züchter, ein Spezialist für frühe Saaten ab dem 12. August.
Direktaufstieg in die LSV aus den Wertprüfungen
Die Neuzulassungen 2024 Churchill, Detlef und Skoros sind bei den Leistungsmerkmalen Kornertrag, Ölgehalt und Ölertrag laut der BSL sehr hoch einzuschätzen. Churchill weist über drei Prüfjahre den höchsten Ölgehalt auf, bei Korn- und Ölertrag liegt die Sorte Detlef hauchdünn vor der Sorte KWS Skoros. Von der Sortenkommission wurden alle drei Sorten zur direkten Aufnahme in die LSV empfohlen.
Die 2023 zugelassene Sorte LG Aberdeen präsentiert sich laut Einschätzung der BSL bei den Ertragseigenschaften Korn- und Ölertrag sowie Ölgehalt auf höchstem Niveau.
Aufstieg in die LSV aus den EU-Sortenversuchen
Bei den EU-Sorten ist Ceos in allen Leistungsmerkmalen am besten bewertet - der Raps konnte im zweijährigen Mittel die höchste Marktleistung realisieren - gefolgt von Firenzze EU und KWS Wikos EU. Ceo zeigt eine leichte Tendenz zur verzögerten Abreife des Strohs, ist langwüchsig und standfest. Bei Firenzze ist die Reifeverzögerung noch etwas ausgeprägter. Die drei EU-Sorten wurden von der Sortenkommission zur Aufnahme in die LSV empfohlen.
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