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Deutscher Bauernverband

Bilanz eines Erntesommers

Der Deutsche Bauernverband (DBV) bescheinigt dem Jahr 2025 eine durchschnittliche Getreideernte. Der mehrwöchige Regen hat die Qualität gemindert. Sorgen bereiten neben der aktuellen Agrarpolitik auch der Marktpreis, hieß es heute bei der DBV-Getreideerntebilanz.

von Silvia Rueß erschienen am 19.08.2025
Gerste auf dem Feld. © SoruEpotok/shutterstock.com
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„Was für ein Jahr“, fasst der Landwirt Joachim Rukwied, Präsident im Deutschen Bauernverband, die Zeit von Aussaat bis Ernte bei der DBV-Erntebilanz in Berlin zusammen. Sei man nach dem Winter zuversichtlich ins Frühjahr gestartet, weil die Bestände gut entwickelt starteten, kamen dennoch ein paar Zitterpartien. Die lange Trockenperiode bis Mai konnte anschließend durch ausreichend Niederschlag weitgehend kompensiert werden. Auch der Erntestart war sehr gut. Überdurchschnittlich seien die Erträge deutschlandweit gewesen. Dann kam die wochenlange Regenperiode und wieder wurde gezittert. Regional haben die Qualitäten massiv gelitten. Teilweise konnte nur spät gedroschen werden. Die letzten Tage die Ernte konnten nun weitgehend zufriedenstellend beendet werden.

Das Erntejahr 2025

Mit 43,5 Mio. Tonnen liegt die erwartete Gesamterntemenge über den schlechten Ergebnissen der vergangenen zwei Jahre (2024: 39 Mio. Tonnen). Im fünfjährigen Ergebnis stellte Rukwied jedoch eine nur durchschnittliche Ernte fest. Je nach Region und Standort lägen bei den meisten Kulturen sehr große Ertragsspannen vor. Die Erntemenge der wichtigsten Kultur, dem Winterweizen, liege mit 21,7 Mio. Tonnen deutlich über der des Vorjahres (2024: 17,8 Mio. Tonnen). Gründe seien sowohl bessere Erträge pro Hektar als auch die deutliche Ausweitung der Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere beim Winterweizen seien jedoch die Qualitäten teilweise ungenügend. So mancher Qualitätsweizen wurde nach dem langen Regen als Futtergetreide geerntet und bringe damit finanzielle Einbußen für den Betrieb. Bei der Wintergerste zeige sich ebenfalls ein etwas positiveres Bild als im Vorjahr: Die Menge liegt mit 9,3 Mio. Tonnen über dem Vorjahreswert von 8,9 Mio. Tonnen. Die Winterrapsernte erreicht mit einer Gesamterntemenge von 3,85 Mio. Tonnen ein etwas besseres Niveau als im Vorjahr (3,6 Mio. Tonnen).

Besonders bei Obst und Gemüse habe es einen zeitigen Erntestart gegeben. Hier werde die Klimaänderung spürbar. „Der frühe Start hat jedoch nicht zu höheren Erntemengen geführt“, stellte Rukwied vor der Presse klar. Auch bei Spargel sei die Ernte seit mehr als 15 Jahren nicht mehr so gering gewesen. Im Salat mussten große Teile umgepflügt werden, weil Schädlinge die Oberhand gewonnen hätten.

Ein wirtschaftlicher Weizenanbau ist bei diesen Preisen schlichtweg nicht möglich Joachim Rukwied, Präsident im Deutschen Bauernverband

Rukwied malte ein extremes Szenario – wie er selbst betonte: In Deutschland müsse man sich wohl daran gewöhnen, dass Spargel oder Erdbeeren nicht mehr aus dem eigenen Land kommen. der Importdruck nimmt insbesondere bei Obst und Gemüse zu. Zusätzlich erschweren steigende Arbeitskosten durch den Mindestlohn sowie Einschränkungen beim Pflanzenschutz die Lage vieler Betriebe. „Der starke Schädlings- und Infektionsdruck in diesem Jahr zeigt deutlich, wie wichtig es ist, Pflanzen ausreichend schützen zu können“, betonte Rukwied. Neue Schädlinge gefährden Ackerkulturen und Gemüse. „Hier gehen wir langsam ins Risiko“, so Rukwied. Es brauche dringend eine Beschleunigung und Optimierung bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln.

Wenig Geld und hohe Auflagen

Sorge bereiten den Bauern die Preise an der Börse. Weizenpreise, die bei 180 Euro verharren, seien niedriger als noch in den 1980er-Jahren, erinnert sich Rukwied. Die Betriebskosten dagegen sind heute um ein vielfaches höher. „Ein wirtschaftlicher Weizenanbau ist bei diesen Preisen schlichtweg nicht möglich“, stellte Rukwied nüchtern fest – obwohl weltweit eine knappe Versorgungslage vorherrscht. Der DBV-Präsident kritisiert in diesem Zusammenhang auch die Vielzahl an politischen und gesetzlichen Vorgaben, die in den letzten Jahren eingeführt wurden und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft zusätzlich schwächen. „Wir brauchen dringend ein wirkungsvolles Maßnahmenpaket zur Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit. Bürokratieabbau und gezielte Entlastungen sind jetzt unabdingbar“, forderte Rukwied.

Ein Lichtblick sind die noch ausstehenden Ernten. Aktuell gehe man von einer guten Versorgung der Futterbaubetriebe aus. Herbstkulturen wie Mais, Zuckerrüben und weitere Gemüsekulturen wie Kohl konnten von den Niederschlägen profitieren. Daher werden hier noch ordentliche Ernteerträge erwartet. Ebenso auch im Weinbau. derzeit sehe es nach einem hervorragenden Qualitätsjahr aus. und auch das Grünland konnte ordentlich geerntet werden, sodass in den Futterbaubetrieben keine Knappheit aufkommen dürfte.

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