Müller Fleisch steigt in die Ebermast ein
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BWagrar: Herr Müller, seit diesem Jahr engagiert sich die Müller Gruppe im größeren Stil in der Ebermast. Warum?
Müller: In der zweiten Hälfte des Jahres 2015 haben sich im Zuge der Umsetzung der Initiative Tierwohl namhafte Kunden aus dem Lebensmitteleinzelhandel und aus dem Lebensmitteldiscount mit dem Verbot der Ferkelkastration intensiv befasst. Diese Kunden haben sich dahingehend positioniert, dass sie im Vorgriff auf das ab 1. Januar 2019 gültige gesetzliche Kastrationsverbot bereits ab dem Jahresbeginn 2017 nur noch Schweinefleisch von männlichen unkastrierten und weiblichen Tieren beziehen wollen. Das ist bereits in einem Jahr der Fall. Um unseren Marktzugang für süddeutsches Schweinefleisch zu sichern und die Chance der regionalen Herkunft bei unseren großen Abnehmern weiter zu nutzen, haben wir für interessierte Schweinemäster ein aus unserer Sicht attraktives Einstiegspaket in die Jungebermast geschnürt. Eingeflossen sind die Erfahrungen aus unserem seit 2011 laufenden Pilotprojekt.
BWagrar: Was bieten Sie den Mästern an?
Müller: Die Grundlage ist ein Liefer- und Abnahmevertrag über den Vermarkter mit den Unternehmen der Müller Gruppe. Der Vertrag hat eine Mindestlaufzeit von einem Jahr. Die Abrechnung der Jungeber erfolgt mit dem Basispreis der Standardmaske Müller Gruppe zuzüglich der bisher schon gewährten Zuschläge für die Programme Süddeutsches Schweinefleisch, Qualitätszeichen Baden-Württemberg und Geprüfte Qualität – Bayern. Die Gewichtsgrenze von 80 Kilogramm bis 104 Kilogramm trägt dem Ausstallrhythmus und eventuell leichteren Ausschlachtgewichten Rechnung. Die gelieferten Jungeber werden voll ausgezahlt; geruchsbelastete Schlachtkörper und die damit verbundenen Vermarktungsrisiken gehen zulasten der Müller Gruppe.
In Zusammenarbeit mit Beratungsdiensten wie auch der Landesanstalt in Boxberg erfolgt eine intensive Betreuung und Beratung der teilnehmenden Mastbetriebe, auch in Produktionsfragen und in der Datenauswertung. Unser Jungebereinstiegspaket bietet interessierten Schweinemästern die Möglichkeit, weitere Erfahrungen zur Bewältigung der zukünftigen Marktanforderungen gemeinsam mit uns zu sammeln. Nach den bisherigen Erfahrungen aus dem Jungeberprojekt in den letzten vier Jahren erleichtert die Möglichkeit – zumindest in getrennt geschlechtlichen Buchten mit entsprechendem Fütterungsmanagement zu mästen – den Einstieg in die Jungebermast.
BWagrar: Wie stehen Sie zur Ferkelkastration unter Betäubung?
Müller: Wir wissen, dass der Einstieg in die Jungebermast nicht für jeden Betrieb passt und gerade auch in Anbetracht unserer süddeutschen Strukturen nicht der einzige Weg zur Erfüllung der ab dem 1. Januar 2019 geltenden Rahmenbedingungen sein kann. Die Impfung mit Improvac oder die Betäubung mit Isofluran sind allerdings nach den derzeitigen Erkenntnissen für uns und ebenso für die Mehrzahl unserer Kunden keine Alternative.
BWagrar: Wer betreut das Projekt?
Müller: Interessierte Schweinemäster können über ihre Vermarkter weitere Details erfahren. Als Projektleiter und zentraler Ansprechpartner steht Daniel Spahn vom Süddeutschen Schweinefleischzentrum zur Verfügung. Seine Kontaktdaten: Telefon 0731/ 270620, E-Mail: daniel.spahn@sueddeutsches-schweinefleischzentrum.de.
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