Märkte werden sich radikal verändern
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Diese Überzeugung vertrat Direktor Michael Eißler bei der Generalversammlung der BAG-Hohenlohe-Raiffeisen eG vor mehr als 500 Mitgliedern, Mitarbeitern und Gästen in Wolpertshausen. Nach der abgeschlossenen Fusion mit der BAG Ellwangen standen 2015 Maßnahmen zur Optimierung der Geschäftsabläufe und zur Kostensenkung im Vordergrund. Zur Weiterentwicklung der BAG Hohenlohe setzen dessen Gremien auch in den kommenden Jahren auf ein straffes Kostenmanagement und eine wirtschaftlich sinnvolle Digitalisierung.
Nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden Ulrich Kühnle wird der Export von veredelten landwirtschaftlichen Produkten nicht genügend unterstützt und forciert. Innerhalb der EU gibt es Länder, deren Politiker sich intensiv um die Landwirtschaft kümmern und dafür sorgen, „dass bei den Bauern etwas ankommt“, betonte Kühnle. Bei unverändert niedrigen Preisen sieht er mittelfristig die ausreichende Versorgung mit regional erzeugten Produkten in Gefahr. Daher müsse die Frage erlaubt sein, ob Politiker und Verbraucher wollen, dass unsere Lebensmittel zu großen Teilen von außerhalb kommen und nach anderen Standards als bei uns erzeugt werden.
Trotz sinkenden Preisen in fast allen Bereichen sei es der BAG-Hohenlohe 2015 gelungen, mit 77,418 Mio. Euro den Umsatz nahezu stabil zu halten (- 0,8 Prozent). Nachdem in den letzten Jahren mehr als 20 Mio. Euro. investiert wurden, werden in den nächsten Jahren die Investitionen reduziert, kündigte der Vorsitzende an. Bei den Abschreibungen wurde 2015 mit mehr als 1,5 Mio. Euro der Peak erreicht. Gleichzeitig sind die Zinsaufwendungen bereits zurückgegangen.
Wegen der schwierigen Lage in der Landwirtschaft wurden im Jahresabschluss zusätzliche Reserven eingebaut. Für Kühnle mit ein Grund, weshalb der Jahresüberschuss in Höhe von 75.000 Euro bescheiden ausfällt. Mit dem Gewinnvortrag von 28.000 Euro ergibt sich ein Bilanzgewinn von 103.000 Euro (Vorjahr:167.000 Euro). Der vorgeschlagenen Verwendung stimmte die Versammlung einstimmig zu. Danach werden den 2094 BAG-Mitgliedern (plus 13) 1,5 (VJ: drei) Prozent Dividende (69.500 Euro) auf den Geschäftsguthaben gutgeschrieben. Der Rest wird den Betriebs- und gesetzliche Rücklagen zugeführt und auf neue Rechnung vorgetragen.
Vom Tochterunternehmen BAG-Auto-GmbH Ellwangen gab es 2015 keine Ausschüttung, da es am Jahresende zu verspäteten Fahrzeugauslieferungen infolge des Abgasskandals kam. Umsätze und Erträge sind ins neue Wirtschaftsjahr gefallen. Sehr erfolgreich bezeichnete Kühnle das Jahr der Energietochter Energie Hohenlohe Direkt. Neben dem gut angelaufenen Gas- und Stromhandel waren vor allem die Tankstellen sehr erfolgreich.
Belastende Faktoren
Zu den drei Faktoren, welche die BAG Hohenlohe 2015 am meisten belastet haben, zählt Direktor Eißler die allgemein schlechte Situation in der Landwirtschaft. Die lang anhaltende Dürre mit erhebliche Ausfällen beim Körnermais und einem Rückgang (minus sieben Prozent) des Pflanzenschutzmittelgeschäfts auf 5,864 Mio. Euro sowie die Folgen der hohen BAG-Investitionen. Durch die Dürre sind die Erlöse der Trocknungsanlagen erheblich eingebrochen. Bei den Düngemitteln wurde an der Menge gespart (minus 800 t). Mit einem „blauen Auge“ sei man bei Getreide davongekommen. Deutlicher Ertragsrückgänge konnten durch den höheren Marktanteil in der Erfassung und durch die Reduzierung oder Aufgabe der Tierhaltung ausgeglichen werden. Kommt das Getreide nicht mehr in den Futtertrog, wird es über die BAG vermarktet, erklärte Eißler.
Die Raiffeisen Märkte erreichten mit einem Umsatzplus von 1,2 Prozent auf 10,2 Mio. Euro ein neues Allzeithoch. Die Agrartechnik erreichte trotz des massiv eingebrochenen Investitionsklimas einen Zuwachs um ein Prozent auf den neuen Rekordwert von 14 Mio. Euro. Leicht reduziert haben sich dagegen die Provisionserlöse der R+V-Versicherungsabteilung.
Mit Jahresergebnis nicht zufrieden
Das Eigenkapital der BAG Hohenlohe beträgt 11,686 Mio. Euro. Das entspricht einer Eigenkapitalquote von 26,2 Prozent auf die Bilanzsumme von 44,535 Mio. Euro (VJ: 43,472 Mio. Euro). Der Personalaufwand konnte um 2,1 Prozent auf 10,597 Mio. Euro verringert werden. Im Jahr 2015 sank die Zahl der Mitarbeiter um 15 auf 270. In seinen Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung verwies Eißler unter anderem auf die „Sonstigen betrieblichen Aufwendungen“, die um knapp 400.000 Euro reduziert wurden. Darin enthalten sind Verwaltungs-, Betriebs-, Vertriebs- und Fuhrparkkosten.
Zusammen mit dem Personalaufwand sei dies der entscheidende Hebel für die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in den kommenden Jahren. Denn trotz des schwierigen Umfelds sei die BAG mit dem Jahresergebnis nicht zufrieden. Aufgrund der eingeleiteten Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Kostenreduzierung rechnet die BAG-Führung nach einem nochmals schwierigen Geschäftsjahr 2016 ab 2017 mit erheblich besseren Ergebnissen.
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