MZN schafft Kontinuität im Milchpreis
- Veröffentlicht am

Grund für die guten Milchauszahlungspreise im sonst so schwierigen Milchwirtschaftsjahr 2016 ist ein neues Auszahlungsmodell, auf das man sich mit den beiden Vertragspartnern Danone und FrieslandCampina geeinigt hat. Ziel dieses Modells sei es, der Volatilität am Milchmarkt entgegenzuwirken, in dem die Preisspitzen am Milchmarkt gekappt und die Preistäler ausgeglichen werden. "Im Jahr 2016 jedenfalls haben die Milcherzeuger klar davon profitiert. Wie es sich langfristig bewehren wird, muss man sehen", erläuterte Alfred Sack, der Vorstandsvorsitzende der MEG vor über 100 Milcherzeugern und Gästen in der Alten Mälzerei. So wird versucht, eine Konstanz in die Auszahlungspreise zu bekommen. Diese Stabilität bringe Liquidität auf die Höfe und helfe den Betrieben bei Bankkrediten und Investitionen. „Grundlage ist ein Management mit festgelegten Liefermengen. Mengenüberschreitungen führen zwangsläufig zu Preisdruck. Diese Erkenntnis muss sich jeder Milcherzeuger verinnerlichen“, so Alfred Sack.
Spitzenplatz in Deutschland
Bei konventioneller Milch lag die MZN GmbH, die eine 100-prozentige Tochter der MEG ist, deutschlandweit auf Platz eins beziehungsweise für GVO-freie Milch auf Platz zwei hinter den Berchtesgadener Milchwerken, berichtete MZN-Geschäftsführer Dr. Francesco Albanese. Diesen um über vier Cent über dem Durchschnitt gelegenen Preis werde man im Jahr 2017 nicht mehr schaffen. Die MZN hinkt dem Durchschnitt im laufenden Jahr um rund ein Cent hinterher. „Für 2017 muss uns klar sein, dass wir diese Spitzenstellung nicht halten können“, meinte der Aufsichtratsvorsitzende Bernhard Roth und betonte aber auch: „Ich bin froh, dass wir diese Kontinuität erreicht haben. Damit können wir alle jetzt besser planen, ohne uns auszuruhen.“
Gutes Abschneiden im mehrjährigen Vergleich
Der Grundpreis für die konventionelle Milch lag 2016 bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß für 150 t Anlieferungsmenge netto bei 32,63 Cent pro kg (Vorjahr: 31,67). Für GVO-freie Fütterung in der Lieferkette Danone gab es 33,23 Cent (32,27) und für Landliebe-Milch 33,63 Cent (32,67) pro kg (bei 150 t). Bei mehr als 1200 t Anlieferung wurden sogar 34,63 Cent (33,67) Cent pro kg bezahlt. Im AMI-Vergleich der letzten fünf Jahre lagen die MZN-Erzeuger laut Dr. Albanese zu keinem Zeitpunkt unter den Durchschnittswerten der AMI-Deutschland und auch nicht unter denen der AMI-Bayern beziehungsweise der AMI-Baden-Württemberg. „Wir haben uns hier sehr gut gehalten“, so Albanese.
Umsätze leicht gestiegen
Im Geschäftsjahr stiegen die Umsatzerlöse der MZN auf 25,9 Mio. Euro (Vorjahr: 25,4 Mio. Euro). Der ausgewiesene Gewinn betrug 19.600 Euro (Vorjahr: 15.800 Euro). Die Bilanzsumme der MEG liegt bei 1,172 Mio. Euro (Vorjahr: 1,217 Mio. Euro). Die Rücklagen belaufen sich auf 1,073 Mio. Euro (1,101 Mio. Euro). Daraus wurde 2016 der Fehlbetrag der Genossenschaft in Höhe von rund 27.000 Euro ausgeglichen. Die Zahl der Erzeuger ging von 222 im Jahr 2015 auf 208 im Jahr 2016 zurück. Die Milchmenge veringerte sich in diesem Zeitraum von 77,5 Mio. kg auf 76,6 Mio. kg.
Lieferdisziplin wird immer wichtiger
Dr. Albanese betonte das faire und offene Verhältnis zu den Abnehmern. Im Juli 2017 habe man sich mit FrieslandCampina auf einen neuen Vertrag geeinigt, der bis Ende 2021 laufen wird. Er gilt für 23 Mio. kg Milch, für die Marke Landliebe. „Das ist eine tolle Sache“, so Albanese. Höhere Mengen sind nur durch Absprache mit der Molkerei möglich. „Von uns wird Lieferdisziplin erwartet“, so Albanese. Der Vertrag mit Danone wurde bereits 2015 erneuert. Den Mechanismus der Preisgestaltung umriss Dr. Albanese so: "Wenn der Markt nach unten geht, bleiben wir oben. Wenn der Markt nach oben geht, bleiben wir auch oben, aber nicht so hoch wie der Markt.“
Aussichten: Druck am Markt nimmt zu
International tue sich gerade einiges. Die Märkte und der Handel sind in Bewegung, es gibt Verschiebungen, was sich auch auf die Molkereien auswirkt. FrieslandCampina zum Beispiel stellt sich weltweit neu auf, es findet ein Komplett-Umbau des Unternehmens statt. „Der Preiskampf wird hart “, blickte Albanese auf das Jahr 2018. Die Milchproduktion soll weltweit steigen, voraussichtlich um 2,4 Prozent. Die hohen Bestände an Magermilchpulver dürften die Märkte 2018 weiter belasten. Der LEH wird den Druck auf die Molkereien und die Erzeugung weiter erhöhen.
Stabile Lieferbeziehungen
Im Gastvortrag von Dr. Johannes Klaus ging es um die Rolle der Genossenschaften in der milchmarktpolitischen Diskussion. Dr. Klaus hält Angriffe es Bundeskartellamts auf das Genossenschaftswesen für ungerechtfertigt: "Bei uns gibt es keine kartellrechtlichen Verstöße." Bei zu viel Milch musste eine Genossenschaft die Möglichkeit haben, die Anlieferungsmengen zu begrenzen, falls es sonst die Gesamtverwertungen und damit der Milchpreis sinken würde. "Das müssen wir lernen. Hier wird derzeit intensiv diskutiert", so Dr. Klaus. Im Moment jedenfalls gebe es keinen Grund, die Lieferbeziehungen wegen gesetzlicher Vorschriften zu ändern. Befürchtungen, dass der Wettbewerb wegen der vollen Ablieferungspflicht und wegen der Laufzeiten von 24 bis 36 Monaten und der nachträglichen Preisfestsetzung leidet, sieht er nicht. Im Gegenteil: Dies trage zur Stabilität am Markt bei und entspreche dem grundlegenden Förderprinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" der Genossenschaften. Ziel der Genossenschaften sei ein höherer Milchpreis. Bei mehr Vertragsfreiheit müsse man genau hinschauen, sonst werde es mehr Verlierer als Gewinner geben. Auch die Mengensteuerung müssten die einzelnen Akteure selbst in die Hand nehmen. Nur so ließe sich Marktkrisen vorbeugen. "Wenn man auf die EU wartet, ist man immer zu spät dran", so Dr. Klaus.
Wahlen in die Gremien
Die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat übernahm Andreas Sigmund, Geschäftsführer vom Kreisbauernverband Neckar-Odenwald. Beide Gremien wurden von den Mitgliedern einstimmig entlastet. Für den langjährigen Vorstandsvorsitzenden Alfred Sack, der aus Altersgründen ausscheidet, wurde Bernhard Adelmann in den Vorstand gewählt. Bei den Wahlen in den Aufsichtsrat wurden Peter Hoffmann und Jochen Maas wiedergewählt.
Ehrungen für Alfred Sack
Für seine langjährigen Verdienste wurde Alfred Sack mit der Raiffeisen-Schulze-Delitzsch-Medaille des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes ausgezeichnet. In der Laudatio meinte Dr. Johannes Klaus vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband e.V: "Man kann ihm nicht böse sein. Er findet immer klare Worte auch wenn es kompliziert wird. Er legt den Finger in die Wunde ohne den Respekt zu verlieren und ist immer fair. Man weiß, woran man bei ihm ist und er ist keiner, der einen hängen lässt auch wenn es schwierig wird". So bieb Sack der Genossenschaft auch in schwierigen Zeiten stets treu und habe seinen Mann gestanden. Er ist nun seit 33 Jahren im Ehrenamt engagiert und begleitete darin nicht nur die Milcherzeugergenossenschaft. Sack sitzt unter anderen auch im Aufsichtsrat der ZG und im Aufsichtsrat bei der Volksbank Lauda-Königshofen oder im Fachrat ländliche Waren beim BWGV. Dr. Klaus lobte die Lebenslust und den Humor des scheidenden Vorstandsvorsitzenden mit den Worten: „Wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt irgendwo der Alfred her."
Vorstandskollege Rainer Treiber erinnerte an die Liquidation des Milchwerks in Mannhein, an die Entlassung der Belegschaft und an den Verkauf der Grundstücke. "Das war damals nicht einfach", so Treiber. Aber das Durchhalten habe sich gelohnt. "Wir sind heute auf dem Zenit unserer Arbeit", meinte Treiber. So gesehen sei es jetzt die beste Zeit zum Gehen. "Dein Humor wird uns fehlen", so Treiber. Dankesworte und Geschenke gab es auch von den Vertretern der Vertragspartnern Danone und FrieslandCampina. Dr. Francesco Albanese überreichte symbolhaft in Erinnerung an die langjägrige Zusammenarbeit eine Stammaktie der Milchzentrale Nordbaden in Höhe 10.000 DM.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.