Neues Agrarzentrum dominiert die Investitionen
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Auf rund 1600 Hektar bezifferte Vorstandsvorsitzender Ralf Krämer in seiner Eröffnungsrede zur Generalversammlung der BAG-Franken den Flächenverlust, der den Landwirten in Baden-Württemberg ab 2019 durch das Anlegen von fünf Meter breiten Gewässerrandstreifen entsteht. Er kritisierte die Erlöseinbußen und den gravierenden Wertverlust der Flächen für die Bauern und verwies auf den „maßvolleren Weg“, den Bayern eingeschlagen hat. Dort wird auf den Sachverstand der Landwirte gesetzt, indem sie selbst entscheiden können, wo Pufferstreifen angelegt werden. Zudem würden sie mit 29 Euro pro Hektar entschädigt. „Im Land erhalten die Bauern keinen Cent“, moniert Krämer.
Leichter Umsatzanstieg
Nach seinem Überblick über den Verlauf der globalen Agrarwirtschaft ging Geschäftsführer Uwe Schöttle auf die Zahlen der BAG-Franken in der Stadthalle Möckmühl ein. Die Geschäftsentwicklung der BAG-Franken hat im Jahr 2017 nicht in allen Sparten dem allgemeinen Marktumfeld entsprochen. Der Umsatz konnte erneut leicht gesteigert werden und erreichte 62,35 Mio. Euro nach 61,64 Mio. Euro mit einem schlechten Betriebsergebnis im Jahr 2016.
Hauptumsatzträger waren 2017 die landwirtschaftlichen Erzeugnisse mit knapp 17,3 Mio. Euro (minus 0,7 Prozent), landwirtschaftliche Bedarfsartikel mit gut 10,6 Mio. Euro (minus 5,5 Prozent) und weiterhin preisbedingt Brenn- und Kraftstoffe mit über 23,7 Mio. Euro (plus 11,7 Prozent). Der Einzelhandel (Raiffeisen-Märkte) trug mit knapp 6,4 Mio. Euro (plus 2,2 Prozent) rund zehn Prozent zum Umsatzvolumen bei. Die Landtechniksparte machte etwas mehr als 2,1 Mio. Euro Umsatz und die Getreidemühle Heuchlingen knapp 1,6 Mio. Euro (plus 59 Prozent).
Fast zehn Prozent mehr erfasst
Die Gesamterfassung lag laut Schöttle 2017 mit etwas mehr als 66.000 Tonnen über dem Vorjahr und legte inklusive Mais um gut 6000 Tonnen zu. Entsprechend hat sich die Vermarktungsmenge um 3,1 Prozent erhöht. „Den Spaßfaktor an der letztjährigen Ernte gebremst und Landwirten sowie BAG Geld gekostet haben die teilweise sehr schwachen Qualitäten bei Gerste, Weizen, Roggen und Dinkel infolge des schlechten Erntewetters“, merkte Schöttle an. Bei etwas reduzierten Anbauflächen sank der Umsatz bei Raps wertmäßig um 4,3 Prozent. Dagegen stieg der Umsatz von Körnererbsen und Sojabohnen in der Menge um nahezu ein Drittel, im Wert lediglich um 2,4 Prozent. „Voll erwischt“ wurde die Mostobsternte von den harten Spätfrösten, die zu einem dramatischen Einbruch von 86 Prozent führten.
Hart umkämpfte Betriebsmittelmärkte
Der Düngemittelumsatz sank im Wert um 20,8 Prozent, vor allem nahm der Absatz stickstoffhaltiger Dünger ab. Vorwiegend auf den Mengenzuwachs bei Saatgetreide ist der Umsatzzuwachs von 5,6 Prozent im Bereich Saatgetreide, Pflanzkartoffeln und Sämereien zurückzuführen. Das Umsatzplus von rund sechs Prozent bei Pflanzenschutzmitteln lag über dem Branchendurchschnitt. Nur um knapp ein Prozent lag der Futtermittelumsatz unter dem Vorjahr, wogegen die Menge um 100 Tonnen zunahm. Dies führte Schöttle auf den Wechsel von Mischfutter zu Einzelfutterkomponenten zurück, vor allem zu Rapsschrot.
Trotz der Schließung der Märkte Ende Februar 2017 in Billigheim und 2016 in Kochersteinsfeld konnten die sieben Raiffeisenmärkte mit einem Umsatzwachstum um 2,2 Prozent erneut zulegen. „Alle Betriebsmittelmärkte sind hart umkämpft. Beratung, Service und Preis müssen daher stimmen“, lautet Schöttles Schlussfolgerung. Im Geschäft mit Bedarfsartikeln und bei der Getreideerfassung würden nicht zuletzt die Entscheidungen der Politik der BAG-Franken Umsatz und Ertrag kosten.
Zu Ertrag- und Umsatzverlusten (minus 43 Prozent) führte die Schließung der Landtechniksparte in Billigheim zum Jahresende 2017. „Ab Juni befanden wir uns im ‚Ausverkaufsmodus‘, worunter erwartungsgemäß der Rohertrag leidet“, erklärt Schöttle. Das Geschäft wird von der ZG Raiffeisen Technik-Tochter Agrom GmbH weitergeführt, die sowohl die Mitarbeiter übernommen und den Standort langfristig gemietet hat.
Strukturveränderungen zur Verbesserung der Ertragslage
Marktstellung und Erfassungsleistung BAG-Franken wurden mit dem 2016 begonnenen Neubau des Agrarzentrums in Buchen weiter verbessert. Die Kosten werden sich nach der endgültigen Fertigstellung der Siloanlage mit Flachlager, Palettenhalle, Analyselabor, Büro und Pflanzenschutzmittellager auf etwas über sieben Mio. Euro belaufen und dominieren die BAG-Investitionen. In den vergangenen vier Jahren hat die BAG-Franken rund zehn Mio. Euro in ihre Standorte und den Fuhrpark investiert. Die Bankkredite sind dagegen nur um drei Mio. Euro angestiegen, berichtet Schöttle. Insgesamt betragen die Verbindlichkeiten rund 20,9 Mio. Euro bei einer Bilanzsumme von rund 30,7 Mio. Euro.
Unter Berücksichtigung des Landtechnik-Ausverkaufs hob der Geschäftsführer das positive Jahresergebnis hervor. Einschließlich des Gewinnvortrags von 22.913 Euro beträgt der Bilanzgewinn rund 104.396 Euro. Die Eigenkapitalausstattung sei für das Unternehmen normal, aber weiter verbesserungswürdig.
Ergebnis zufriedenstellend, aber kein Grund zum Zurücklehnen
Das Ergebnis beurteilt der geschäftsführende Vorstand Schöttle vor dem Hintergrund der Rahmenbedingungen als zufriedenstellend. Er schränkte allerdings ein, dass es auch kein Ergebnis ist, „bei dem man sich zurücklehnen könnte“. Die Ertragslage könne durch zusätzliche Effizienzsteigerungen, straffes Kostenmanagement und vorgesehene Investitionen weiter positiv gestaltet werden. „Wir sind dabei, die Strukturen der BAG grundlegend zu modernisieren“, sagte Schöttle. Dazu gehört der Ausbau des Agrarstandorts Billigheim, die Vergrößerung der Getreideannahme und der Ausbau der Lagerkapazität in Neuenstadt. Dafür sei geplant, den Standort Schefflenz zu schließen. „Aus betriebswirtschaftlichen Gründen führt an weiteren Umstrukturierungen kein Weg vorbei, erklärt Schöttle.
Nach dem Bericht von Oberprüfer Matthias Hillebrand erhielt der Jahresabschluss und Lagebericht 2017 der BAG-Franken den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes. Mit Blick auf die erfolgten und noch geplanten Investitionen sei eine Verbesserung der Eigenkapitalquote anzustreben, die 29,1 Prozent der Bilanzsumme beträgt. Die Finanzlage zeigt ordentliche Verhältnisse. Nicht zufriedenstellend sei das Ergebnis mit knapp 13.000 Euro aus der originären Geschäftstätigkeit. Daher beurteilt der Prüfbericht die Ertragslage als knapp ausreichend und empfiehlt dem Vorstand, sich weiterhin mit der wirtschaftlichen Entwicklung der BAG zu befassen.
Der Beschluss über die Feststellung des Jahresabschlusses und die Verwendung des Bilanzgewinns fassten die Mitglieder einstimmig. Danach werden eine einprozentige Dividende in Höhe von 13.363 Euro ausgeschüttet, jeweils 20.000 Euro in die gesetzliche Rücklage und anderen Ergebnisrücklagen eingestellt sowie 51.033 Euro auf neue Rechnung vorgetragen.
Wahlen in den Aufsichtsrat und Vorstand
Alle Verwaltungsmitglieder, die turnusmäßig zur Wahl vorgeschlagenen waren, wurden von der Generalversammlung einstimmig für weiter drei Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Dazu zählen der Vorstandsvorsitzende Ralf Krämer, Möckmühl-Ruchsen, und der Vorsitzende des Aufsichtsrats Martin Schwarz, Buchen-Götzingen. Dem Aufsichtsrat gehören weiterhin an Bernd Lauer, Walldürn-Altheim, Manfred Löser, Oedheim, Gerhard Melchior, Hardthausen-Kochersteinsfeld; Eberhard Scheuerle, Gundelsheim; Rudolf Schönit, Buchen, und Klemens Walter, Billigheim-Katzental.
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