Verbrauchermilch kommt in die Läden
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„Es geht darum, Transparenz bei Qualität und Preis der Milch zu schaffen“, sagt Nicolas Barthelmé, der die Initiative im Juni 2019 nach französischem Vorbild ins Leben gerufen hat. Dort werden inzwischen mehr als 35 Produkte unter dem Titel „C’est qui le patron?!“ sehr erfolgreich vermarktet.
Die Milch der Initiative „Du bist hier der Chef! Die Verbrauchermarke!“ wird im Handel für 1,45 € pro Liter angeboten. Das Besondere daran: auf der blauen Packung mit dem auffälligen Schriftzug „Diese Milch wurde von uns Verbrauchern gewählt“ steht genau drauf, wie die Milch produziert wird und wie viel Geld jeder an der Verarbeitungskette Beteiligte für einen Liter erhält: 58 Cent der Landwirt, 70 Cent werden für die Molkerei, Verpackung, Logistik und Handel ausgegeben, die Initiative erhält 7 Cent und die Mehrwertsteuer macht 10 Cent aus.
Verbraucher bestimmen die Produktionsbedingungen
Die Haltungsbedingungen der Kühe konnten die Verbraucher vorab über die Beantwortung eines Fragebogens mitbestimmen. „Insgesamt haben 9308 Verbraucher den Fragebogen ausgefüllt und festgelegt, was ihnen bei den Produktions- und Haltungsbedingungen wichtig ist“, so Barthelmé. „Das Ergebnis war extrem klar.“
Die Verbraucher stimmten für eine Bio-Milch mit mindestens 3,7 Prozent Fettgehalt. Die Kühe haben mehr als vier Monate Weidegang im Jahr, werden zusätzlich im Stall mit Frischgras gefüttert, und auch das Kraftfutter stammt vollständig aus der Region.
Das Tierwohl ist den Verbrauchern ebenso wichtig wie eine faire Vergütung der Landwirte. „Die Verbraucher möchten wissen, wo das Produkt herkommt, welche Produktionskriterien dahinterstecken und welches System sie mit dem Kauf unterstützen“, nennt Barthelmé die drei wichtigsten Fragen der Verbraucher. „Wenn sie Antworten auf diese Fragen bekommen, sind sie auch bereit, mehr Geld für ein entsprechendes Produkt auszugeben.“
Hessische Molkerei schätzt die Verbrauchermilch
Als Partner konnte Barthelmé die Upländer Bauernmolkerei in Willingen gewinnen, die ausschließlich Biomilch verarbeitet und mit dem Bioland-Verband zusammenarbeitet. „Wir fanden die Initiative von Anfang an gut“, erklärt Geschäftsführerin Karin Artzt-Steinbrink.
Vor allem die Einbindung der Verbraucherwünsche hinsichtlich der Produktionsbedingungen der Milch begeistert sie – denn damit wird Vertrauen in die Produkte geschaffen. Dreizehn Milcherzeuger liefern den Rohstoff für die Verbrauchermilch. „Wir produzieren im Schulterschluss mit den Verbrauchern. Das ist eine Riesenchance für uns Landwirte“ formuliert es Sven Lorenz, Vorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft Hessen. Seine Familie und er nehmen gern den Mehraufwand für die regionale Fütterung und die gestiegenen Tierwohlanforderungen in Kauf – sie werden durch den Milchpreis von 58 Cent ausgeglichen. Der Preis leitet sich vom Biomilchmarkter-Index ab.
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