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BAG Hohenlohe

Ein Jahr der Extreme bewältigt

Für die BAG Hohenlohe aus Schwäbisch Hall war 2022 erneut ein Jahr der Extreme. Explodierende Preise für Getreide, Raps und Düngemittel im ersten Halbjahr – die Preise fast im freien Fall im zweiten Halbjahr.
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Der BAG Hohenlohe ist es gelungen trotz extremer Marktverläufe Kurs zu halten; im Bild von links: Ulrich Kühnle, Sven Schneider und Hannes Zipfel.
Der BAG Hohenlohe ist es gelungen trotz extremer Marktverläufe Kurs zu halten; im Bild von links: Ulrich Kühnle, Sven Schneider und Hannes Zipfel.Gerhard Bernauer
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Anlässlich der 100. Generalversammlung am 20. Juni in Ilshofen im Kreis Schwäbisch Hall erläuterte der geschäftsführende Vorstand Sven Schneider vorab der Presse den Geschäftsverlauf im vergangenen Jahr.
Bemerkenswert nannte Schneider den von der Bezugs- und Absatzgenossenschaft (BAG) erzielten Umsatzanstieg um 22 Prozent auf 96,42 Mio. Euro. Zwar sei der Umsatzzuwachs durch die Wirren des Krieges in der Ukraine und die Inflation zum Teil „sehr preisgetrieben“. Jedoch habe die BAG Hohenlohe auch neue Kunden gewinnen können, vor allem im südlichen Umkreis von Ellwangen und im Gebiet um Heidenheim.

Der Jahresüberschuss von 885.081 Euro erlaubt weiterhin eine Warenrückvergütung an die Mitglieder in Höhe von 0,5 Prozent des Umsatzes im Bezugsgeschäft. Schneider veranschaulichte die zu bewältigenden Herausforderungen und Risiken des vergangenen Jahres am Beispiel des Weizenmarktes, der bereits zu Beginn von hoher Nervosität und danach kriegsbedingt von explodierenden Preisen geprägt war. Ab September, als der Agrarhandel seine Ware erfasst und seine Preise festgelegt hatte, gingen die Preise jedoch rapide zurück. Die immensen Risiken lagen im Bereich von nahezu 100 Euro pro Tonne (Euro/t). Hier, so Schneider, helfen dem Handel die Agrarbörsen, um solche potenziellen Risiken abzusichern.

Zwischen Versorgung und Preisrisiko

Ähnlich extrem angestiegen sind die stark von den Energiekosten abhängigen Düngerpreise, die nach der Einlagerung durch den Handel ab Oktober 2022 ebenso zu „purzeln“ begannen, berichtete Schneider. Aktuell liegt zum Beispiel der Preis für Kalkammonsalpeter (KAS) mit 299 Euro/t etwa 50 Euro/t über dem langjährigen Mittel. Um den Spagat zwischen der ausreichenden Bereitstellung von Dünger und Futtermittel und den hohen Preisrisiken beherrschen zu können, war es laut Schneider für die BAG notwendig, sich täglich mit den Märkten zu befassen.

Dank höherer Milchpreise habe sich die gute Stimmung der Milchbauern beim Einkauf von Futter- und Betriebshilfsmitteln wie auch von Landtechnik bemerkbar gemacht. Ganz konträr dazu sei die fast desaströse wirtschaftlich Situation im Schweinebereich gewesen. Bessere Fleischpreise und gesunkener Futterkosten ließen die Schweinebauern momentan aber wieder durchatmen.

Warenbereiche

Die höheren Erzeugerpreise für Getreide schlagen sich in den Absatz- und Umsatzzuwächsen der BAG-Warenbereiche nieder: Außer dem deutlichen Plus bei Futter- und Düngemitteln hat die Genossenschaft für rund eine Mio. Euro mehr Pflanzenschutzmittel und 1500 t mehr Mischfutter verkauft. Den Spitzenumsatz von 14,5 Mio. Euro in der Agrartechnik führt Schneider auf vorgezogene Investitionen vieler Landwirte als Inflationsschutz zurück.

Wie erwartet sind nach Corona die Umsätze der Raiffeisen-Märkte von 11,7 Mio. auf 11,2 Mio. Euro zurückgegangen. Wert- aber nicht mengenmäßig hat die Getreideerfassung wegen der Sommertrockenheit zugelegt, nachdem die Maisernte faktisch ausgefallen ist. Ausgelastet waren die Werkstätten, da viele Neumaschinen nicht geliefert werden konnten. Ältere Maschinen kamen deshalb öfter zur Reparatur.

Kennzahlen und Beteiligungen

Positiv entwickelt hat sich in den vergangenen drei Jahren laut Schneider das Eigenkapital mit 13,6 Mio. Euro und einer Eigenkapitalquote von 35,3 Prozent. Gleichzeitig konnten die Geschäftsguthaben der Mitglieder und deren Zahl mit 2014 nahezu konstant gehalten werden, ergänzte BAG-Vorstandvorsitzender Ulrich Kühnle.

Kühnle zeigte sich erneut sehr zufrieden mit den ordentlichen Ergebnissen der BAG-Tochtergesellschaften. Positiv sind die Zahlen der Energietochter EDi – Energie Direkt Hohenlohe. Obwohl der Absatz von Heizöl sinkt und bei Diesel stagniert, ist EDi stark im regionalen Tankstellengeschäft und boomt in ganz Süddeutschland beim Vertrieb von synthetischen Kraftstoffen, den sogenannten E-Fuels. Gut entwickelt hat sich das Geschäft mit Holzpellets, bei dem EDi momentan die Zusammenarbeit mit den Holzwerken Ladenburger in Kerkingen über eine Logistik-Tochter intensiviert.

Sehr gut unterwegs sei die BAG mit ihrer Beteiligung am Autohaus Koch, Ellwangen, dessen Neu- und Gebrauchtwagengeschäfte gut gelaufen sind. Für die Stebag, der Beteiligung an der Land- und Nutzfahrzeugtechnik GmbH Ellwangen, ist der Grundstückserwerb für eine Neubau-Aussiedlung abgeschlossen, sagte Kühnle. Noch keine Tochtergesellschaft wurde für den neuen Geschäftsbereich „Immobilien und Verpachtungen“ geschaffen. Dies werde voraussichtlich nach Abschluss der Bebauungsplanung der Grundstücke in Ellwangen erfolgen.

Mehr Risikomanagement für Landwirte

Schneider und sein Vorstandskollege Hannes Zipfel sehen in der markt- und betriebswirtschaftlichen Begleitung ihrer Mitglieder eine neue und ausbaufähige Aufgabe der BAG. „Wir haben mit unsere Großhandelskontakten den Überblick, um die Landwirte bei ihren Ein- und Verkäufen an den volatilen und unberechenbaren Märkten zu unterstützen“, bekräftigt Schneider das Vorhaben.

Aufgrund der aktuellen Trockenheit erwartet er bei Getreide zwar eine Preisbefestigung. Doch könne mit Blick auf die europaweiten Ernteaussichten von keiner Not gesprochen werden. Ebenso stehen Düngemittel in ausreichender Menge zur Verfügung. Die Nachfrage für die kommende Saison ist bisher noch verhalten und der Markt für KAS durch ein Überangebot geprägt, berichtet Zipfel. Die Industrie habe ihre Produktionsanlagen hochgefahren und ist auf die Einlagerung und Abnahme der Ware angewiesen, da die Anlagen aus Kostengründen nicht einfach an- und abgeschaltet werden können.

Investitionen und Gremien

Außer der Modernisierung des Öhringer Raiffeisenmarktes (3 bis 4 Mio. Euro) sind bei den Investitionen eine Reihe von Standortoptimierungen geplant, zum Beispiel in der Werkstatt Hohebuch oder in Sulzdorf. Hinzu kommt der Werkstattneubau der Stebag mit 4 bis 5 Mio. Euro. Intern abgeschlossen ist darüber hinaus die Installation eines computergestützten Warenwirtschaftssystems, in das ein höherer sechsstelliger Betrag investiert wurde.

Nach Beschluss der Verwaltungsorgane soll ab dem Jahr 2025 die BAG Hohenlohe nur noch hauptamtlich von Sven Schnieder und Hannes Zipfel geführt werden. Kühnle begründete dies mit der Aufgabenfülle, die im Ehrenamt kaum noch zu leisten sei. Er werde altershalber zusammen mit den beiden Landwirten Dieter Biermann aus Michelbach/Bilz und Hugo Sekler, Pfahlheim, Ende 2024 aus dem Vorstand ausscheiden.

Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurde das seitherige Vorstandsmitglied Tobias Schirrle, Landwirt aus Schönbronn. Der Aufsichtsrat wählte ihn zum stellvertretenden Vorsitzenden. Auf diesem Posten folgt Schirrle Thomas Karle aus Füßbach, der sich nicht mehr zur Wahl in den Aufsichtsrat stellte. Ebenfalls aus dem BAG-Vorstand in den Aufsichtsrat wechseln soll 2025 Ulrike Lösch aus Windischenbach.
 

 

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