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Agrar-Familie 2017

Immergrüner Ackerbau

Landwirt Michael Reber arbeitet an einem Pflanzenbausystem, das Wolkenbrüchen widersteht und Dürrewellen trotzt. Er durchbricht die Grenze zwischen ökologischem und konventionellem Ackerbau und pickt für seinen Betrieb bei Schwäbisch Hall die besten Tricks beider Richtungen heraus. Wie er sein System aufbaut und vorantreibt, verriet er uns bei einem Besuch in Gailenkirchen Ende März.

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Manuela Schumacher-Reber und Michael Reber vor der Pferdekoppel.
Manuela Schumacher-Reber und Michael Reber vor der Pferdekoppel.J. Klein
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Es grünt im März auf Michael Rebers Feldern, vom Grau und Braun abgefrorener Zwischenfrüchte ist wenig zu sehen. Der Landwirt stellt Kulturen und Saatkombinationen auf den Prüfstand, um die 200 Hektar Ackerland seines pfluglosen Biogas-Betriebs dauerhaft in sattem Grün erstrahlen zu lassen. „Das Bodenleben in den schweren Tonböden ist nur aktiv, solange wir es mit Bewuchs füttern“, erklärt Reber. Vor einigen Jahren kämpften seine Bestände mit Herbizid-resistentem Ackerfuchsschwanz, Schädlinge bohrten an Rapsstängeln und Teile der Maisfelder standen unter Wasser.

„Von Ertragssprüngen durch Pflanzenzucht haben wir nicht profitieren können, weil Extremwetter und Schädlinge den Pflanzen keine Ruhe ließen“, sagt der Landwirt. Bald setzte deshalb ein Umdenken bei Michael Reber ein: Er überlegte, wie sein Vater und Großvater mit weniger Betriebsmitteln auskamen, recherchierte Fruchtfolgen und erkundigte sich bei Biobauern, wie ihre Kulturen in widrigen Umständen gedeihen. Nach einem Bodenkurs der Unternehmen „Wenz Academy“ und „Grüne Brücke“ packte er die Idee vom robusten Pflanzenbau an.

Erde zum Nährmedium machen

Die Mengenverhältnisse der Bodennährstoffe sind der Eckpfeiler seiner neuen Strategie. Mikronährstoffe müssen zueinander in einem bestimmten Verhältnis stehen, damit die Pflanzen sie aufnehmen können: „Ist ein Nährstoff besonders üppig, mindert das die Verfügbarkeit anderer Bodennährstoffe“, erklärt der Agraringenieur. Daher misst er regelmäßig nach, welche Elemente im Boden sind und ergänzt dann entsprechend, um ein Mengengleichgewicht herzustellen.

Reber düngt zum Beispiel viel Calcium in Form von Gips, um dem hohen Magnesiumgehalt seines Bodens zu begegnen und die beiden Elemente für Pflanzen besser verfügbar zu machen.Zwischenfrüchte und Untersaaten sind die zweite Säule seines Anbausystems. Die Kombination von Wickroggen und Gras steht nach ersten Experimenten bei Reber hoch im Kurs. Mischung aus Getreide, Leguminosen und Gras unterdrückt Unkräuter und spart damit Pflanzenschutzmittel.

Umweltschonender Zwischenwuchs

Außerdem bringen die Wicken Stickstoff in den Boden und haben laut Reber eine gute Humuswirkung. Die Mischfrucht siliert er als Ganzpflanzensilage und vergärt sie später in der Biogasanlage. „Weil die Ackerfrüchte gleichzeitig Stickstoff aus Biogas-Gülle verwerten, landet weniger davon im Grundwasser“, sagt er. Das Anbausystem gibt Reber zudem etwas Sicherheit vor neuen Regeln zur Düngung: „Gülletechnik kann das auch, ist im Gegensatz zu Zwischenfrüchten aber eine Rieseninvestition.“

Untersaaten sind nach seiner Aussage bei 200 Hektar Fläche aber teurer als Zwischenfrüchte. Gute Erfahrungen hat er dagegen mit Silphie als Untersaat in Mais gemacht: Die Dauerkultur Silphie liefert erst nach einem Jahr Wachstum Ertrag. Als Untersaat in Mais wächst die Dauerkultur durch Wurzelausscheidungen des Mais besonders gut und Landwirte ernten nach wie vor Mais vom selben Acker. Für Biogaser entwickelt sich Silphie über die vergangenen Jahre zu einer robusten und bienenfreundlichen Alternative.

Bodenleben zehrt von Rotte

Ganz besonders reizt den Landwirt aus Gailenkirchen aber die Flächenrotte von Zwischenfrüchten. „Landwirte aus dem Bodenkurs berichteten von einem halben Prozent Humusaufbau pro Jahr“, erläutert Reber begeistert. Bei einer Flächenrotte häckselt eine Fräse wenige Wochen vor der Saat die Zwischenfrüchte in kleine Stücke, die auf der Oberfläche des Ackers liegenbleiben. 
Bodenleben versorgt Hauptfrucht

Bis zur Saat zersetzen Bodenlebewesen dieses Futter vollständig. „Das gefütterte Bodenleben umsorgt wiederum die Hauptkultur“, berichtet der Landwirt. Dank der Rotte arbeiten die Mikroorganismen zur Saat mit Volldampf, statt ihre Arbeit langsam zwischen den anfangs schmächtigen Wurzeln der Hauptfrucht aufzunehmen. Die Pflanzenreste der Zwischenfrucht besprüht Reber mit Milchsäurebakterien, um die Rotte anzuschieben. 

Präparate auf dem Prüfstand

Zur Ährenbehandlung ausgewachsener Pflanzen setzt er ebenso auf ein Präparat, das aus Kompost, Wasser, Melasse, Malzkeimmehl und Gesteinsmehl besteht. Nach 24 Stunden Standzeit bei 25 Grad Celsius bringt er sieben Liter des Kompost-Tees pro Hektar aus, das kostet rund einen halben Euro je Hektar. Ohne Vorurteile prüfte er die Funktion der Mischung kurzerhand selbst: „Mit dem Kompost-Tee war das Getreide überraschend lang gesund, wir hatten wenig Gelbrost“, erklärt der Landwirt.

Dazu behandelte er einmal mit konventionellen Fungiziden, eine testweise unbehandelte Fläche sah aber ebenfalls gut aus. Solche Ergebnisse spornen Michael Reber zu weiteren Experimenten an: Aktuell behandelt er Gärreste mit Sauerkrautsaft, später sollen die Emissionen gemessen werden. Er hofft, dass dadurch weniger Ammoniak ausdünstet und die Umwelt belastet.

Zum Landwirt des Jahres nominiert

Michael Reber entwickelt sein umweltfreundliches Pflanzenbausystem ständig weiter. Darauf wurde 2016 die Jury des Ceres-Award aufmerksam und nominierte Reber als „Landwirt des Jahres“. Zwar reichte es nicht ganz für den Sieg, beim Finale in Berlin kam der Hohenloher aber unter die besten drei: „Meine Anbaustrategie habe ich über den Wettbewerb bekannter gemacht und mich mit tollen Ackerbauern ausgetauscht, die Teilnahme hat sich definitiv gelohnt.“

Über seine Landwirtschaft bloggt Michael Reber regelmäßig unter innovativelandwirtschaft.de.

 

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