Ergebnisse der LSV, BSV und EU-Sortenversuche für Winterraps
Maria Müller-Belami vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg hat die Ergebnisse detailliert beschrieben.
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Mehrjährig geprüfte Sorten
Mehrjährig belegt die EU-Hybride Alabaster in Baden-Württemberg den ersten Platz in V2, wobei die Ergebnisse auf den LSV-Standorten und in den Varianten 2014 sehr unterschiedlich sind. Die laut BSL eher niedrige Einstufung bei Ölgehalt (6) und -ertrag (6) kann die Sorte dank ihres Ertragspotentials mehrjährig kompensieren, im konkurrenzstarken Sortiment 2014 kommt sie bei der Marktleistung auf den Durchschnitt. Alabaster hat einen frühen Blühbeginn und eine frühe Abreife.
Nach zwei ertragsstarken Jahren pendelt sich die Hybride Avatar 2014 im Mittelfeld des Sortenspektrums ein. Im Kornertrag wird die Sorte in der BSL auf 8 korrigiert, im Ölertrag behält sie zu Recht mit 9 die höchste Einstufung. Die Marktleistung liegt über dem Durchschnitt. Gegenüber Sclerotinia und Phoma besteht eine mittlere Anfälligkeit.
Genie bewegt sich mehrjährig und 2014 leicht unter dem Durchschnitt. Ertragsstärker präsentiert sich Genie in der reduzierten Variante. Die Hybride hat einen ausgezeichneten Ölgehalt, Gesundheit und Standfestigkeit sind gut.
Sehr gute Erträge 2014 bringt die kurzstrohige Hybride Midas nur in Eiselau. Mehrjährig liegt die Sorte in der optimierten Variante über dem Durchschnitt, kann aber trotz hohem Ölgehalt nicht ganz zu den Spitzenreitern aufschließen.
NK Grandia, eine EU-Liniensorte zeigt nach einem sehr starken Vorjahresergebnis 2014 mäßige Relativerträge mit Ausnahme an den Standorten Bösingen und Krauchenwies. Mehrjährig verrechnet liegt die Sorte deutlich unter Durchschnitt. Trotz gutem Ölgehalt bleibt die Marktleistung unbefriedigend.
Die EU-Hybride NK Linus ist in der optimierten Variante eine Allroundsorte für den südwestdeut-schen Raum: mehrjährig liegen die Erträge klar über dem Durchschnitt. An den LSV Standorten 2014 kommt die Sorte im Pool der starken Konkurrenz nicht ganz so gut zur Geltung. Den niedrigen Ölgehalt kann die Sorte 2014 nicht kompensieren und bleibt in der Marktleistung unter Durchschnitt. Bei Sclerotinia bleibt NK Linus unauffällig, bei Phoma zeigen sich Schwächen.
Die EU-Hybride PR 46 W 24 / Müller 24 zeichnet ein homogenes Bild an den Versuchsstandorten, mit Ausnahme von Boxberg. Der Ölgehalt ist ausgezeichnet - die Sorte hat 2014 mit die beste Marktleistung erzielt. Kritisch zu sehen ist die stärkere Anfälligkeit für Phoma.
In der optimierten Variante kann die EU-Hybride PR 46 W 26 ihr Ertragspotenzial voll ausschöpfen und beeindruckt sowohl mehrjährig wie auch 2014 mit überdurchschnittlichen Erträgen und ausgezeichneter Marktleistung. Bei Sclerotinia und Phoma besteht eine mittlere Anfälligkeit.
Nach einem herausragenden Vorjahr fällt die Ertrags- und Qualitätsleistungen der Hybride
PT 206 deutlich ab. Mit dem Standort Bösingen kommt die Sorte nicht zurecht. Mehrjährig erreicht sie Mittelmaß in der V1, in der optimierten Variante bleibt sie hinter den Erwartungen zurück. Die Phoma und Sclerotiniaanfälligkeiten liegen im mittleren Segment.
Raptor erzielt im Sortiment 2014 wie auch im Jahr zuvor den höchsten Ölgehalt und ist zu Recht in der BSL mit der Bestnote 9 bewertet. Diesen Vorteil kann die Hybride 2014 nicht ganz ausspielen und bleibt in der Marktleistung unter dem Durchschnitt. Auch mehrjährig fällt die Sorte im Ertrag zurück. Die bisherigen Phomawerte sprechen für eine gute Toleranz.
Die EU-Liniensorte Sherlock verzeichnet mehrjährig einen leichten Leistungsrückgang, bleibt den-noch ertragsstärkste Liniensorte mit einem beachtlichen Ergebnis 2014 in Neuenstein (V1 106%). Die Marktleistung bei niedrigem Ölgehalt ist zufriedenstellend, Phoma- und Sclerotiniaanfälligkeit liegen im Durchschnitt.
Nach einem starken Vorjahr präsentiert sich die Hybride Sherpa 2014 um den Leistungsdurchschnitt. Mehrjährig ist die Sorte in V2 im Ertrag nach wie vor zuverlässig und generiert, trotz unterdurchschnittlichem Ölgehalt gute Marktleistungen. Die Phoma- und Sclerotiniaanfälligkeit liegen im mittleren Segment.
Die kurze, standfeste Hybride Visby war jahrelang der Maßstab für alle Sorten und ein Erfolgsga-rant. Mehrjährig fallen Erträge und Marktleistungen unter den Durchschnitt.
Neue Sorten
Für die Beurteilung der neueren Sorten werden die Ergebnisse der LSV 2014 und die vorrangegangenen bundesweiten WP bzw. BSV/EUV herangezogen.
Eine herausragende Hybride ist die Sorte Comfort. Mehrjährig behauptete sie sich in der reduzierten Variante als Topsorte, in der optimierten Variante ist die Tendenz vielversprechend. Mit Ausnahme von Boxberg liegt Comfort 2014 an allen LSV Standorten über dem Durchschnitt. Die sehr gute Marktleistung erzielt die Sorte durch den hohen Ölgehalt und -ertrag. Eine agronomisch ausgewogene Sorte mit früher Blüte und mittlerer Abreife, bei Phoma und Sclerotina mit mittleren Anfälligkeiten. Nach Züchterangaben ist Comfort mit einer guten Kälte- und Trockentoleranz ausgestattet und für mittlere Saattermine geeignet.
Die EU-Sorte DK Exstorm ist eine vielversprechende Hybride, die 2014 in V2 an fast allen LSV-Standorten 2014 hohe Erträge bringt. Ein ausgezeichnetes Ergebnis erzielt die mittelfrühe Sorte in Eiselau mit knapp 110 %, dagegen bricht sie am Standort Boxberg ein. Mit einem eher durchschnittlichen Ölgehalt erreicht die Sorte beachtliche Marktleistungen. Die bisherigen Bonituren sprechen für eine gute Phomatoleranz. Laut Züchter ist die Sorte für alle Standorte geeignet und insbesondere für Mulchsaaten und engere Rapsfruchtfolgen.
Marathon, eine EU-Hybride zeigt in den zurückliegenden WP- und BSV-Prüfungen eine hohe Ertragsstabilität. In den LSV 2014 bringt die Sorte überdurchschnittliche Erträge, besonders in Krauchenwies, insgesamt reichen die Ergebnisse aber nicht ganz an die zurückliegenden Leistungen heran. In der Marktleistung fällt Marathon aufgrund des geringeren Ölgehaltes unter das Mittel. Sortencharakteristisch sind der sehr frühe Blühbeginn (BSL 2) und der kurze Wuchs.
Bisherige Ergebnisse lassen auf eine leicht erhöhte Phomaanfälligkeit schließen. Marathon eignet sich laut Züchter für die mittleren bis späten Saattermine.
Die Liniensorte Patron überrascht in den LSV 2014 mit sehr guten Kornertragen in der V2 – außer am Standort Boxberg - und liegt zum Teil über dem Ertragsniveau mancher Hybride. In Kombinati-on mit einem hohen Ölgehalt liefert Patron eine hervorragende Marktleistung. Die kurze Sorte hat eine mittlere Blüte und Abreife. Bei Sclerotinia und Phoma wird sie im mittleren Segment einge-stuft. Nach Züchteraussagen ist Patron nicht für Spätsaaten geeignet.
Die EU-Hybride Tores bringt im Ertrag mehrjährig und 2014 gute Werte. Kritisch bei dieser Sorte sind der geringe Ölgehalt und die unbefriedigende Marktleistung.
Anhangssorten
Anhangssorten haben die LSV bereits erfolgreich durchlaufen und werden je nach regionaler Bedeutung an den Standorten im offiziellen Sortiment mitgeprüft.
Die Hybride Artoga steht an allen LSV Standorten im Anhang und demonstriert so ihre besondere Stellung im baden-württembergischen Rapsanbau - eine überdurchschnittliche und ertragsstabile, zuverlässige Sorte über Jahre ohne agronomische Auffälligkeiten.
An drei LSV-Standorten erzielt die langwüchsige Hybride PR 46 W 20 hervorragende Ergebnisse im Korn- und Ölertrag. Die Phoma- und Lageranfälligkeit muss abgesichert sein.
Neu zugelassene Sorten; Ergebnisse aus den WP, BSV und EU-Sortenversuchen
Aus den kombinierten Bundes- und EU-Sortenversuchen stehen die folgende neu zugelassenen Sorten in den LSV 2015: die Hybriden Frodo KWS, Flyer, Medea, Mercedes und SY Vesuvio sowie die Liniensorte Arabella. Die ebenfalls geprüften EU-Hybriden SY Saveo und Armstrong werden im Orientierungssortiment geprüft.
Als einzige neue Liniensorte präsentiert sich die kurzstrohige Arabella im Mittel der Prüfjahre in Bezug auf Kornertrag (103 %) und Marktleistung (102 %) hervorragend unter den neuen ertragsstarken Hybriden. Leichte Abstriche gibt es beim geringen Ölgehalt (BSL 5), der sich nicht immer, wie in den BSV 2014 ertraglich kompensieren lässt. Die gute Phomatoleranz wird durch die mehrjährige Prüfung bestätigt. Laut Züchter kennzeichnet die Sorte eine hohe Winterhärte und Frühsaateignung.
Die ertragsstarke Hybride Flyer wird der guten BSL-Einstufung bei Ertrag und Qualität mehrjährig mehr als gerecht und erzielt im Durchschnitt eine Marktleistung von beachtlichen 105 %. Die Wertprüfungsergebnisse sprechen für eine ausgezeichnete Phomatoleranz. Die kurze und kompakte Sorte blüht früh bei mittlerer Abreife. Laut Züchter verfügt die Sorte über ein breites Aussaatfenster und eignet sich für nahezu alle Standorte.
Frodo KWS ist eine langwüchsige Hybride mit später Blüte und mittlerer Abreife. Die mehrjährigen hohen und überdurchschnittlichen Leistungen über alle Standorte entsprechen den guten Einstufungen in der BSL. Im süddeutschen Raum bewegen sich die Ergebnisse eher um den Durchschnitt. Die Phomaanfälligkeit ist gering bis mittel. Der Züchter empfiehlt mittlere bis späte Aussaattermine.
Die neue Hochleistungshybride Medea liegt in den südwestlichen Anbaugebieten in der Marktleistung nur hauchdünn hinter dem Spitzenreiter SY Vesuvio. Über alle Standorte und Jahre steht die Sorte der Konkurrenz in Leistung und Qualität in nichts nach, und zeigt auch sonst vergleichbare agronomische Eigenschaften und Toleranzen. Laut Züchter eignet sich Medea für frühe bis mittelfrühe Aussaattermine.
Mercedes ist der Überflieger aus den vorangegangen WPs und als neue Verrechnungssorte in den LSV etabliert. Die Hybride erhält zu Recht die 9 in der BSL beim Ölertrag: über alle Prüfung liegt das Ergebnis bei 107 %. Einen Leistungsknick erlebt die Sorte in den BSV 2014 – hier fällt sie in den Leistungsmerkmalen zurück. Die bisher vorliegenden Ergebnisse zeigen eine mittlere Phomaanfälligkeit. Die früh blühende Sorte ist in das mittlere Reifesegment einzustufen. Die Hybride empfiehlt sich laut Züchter für mittlere und schwächere Standorte und hat eine gute Winterhärte.
SY Vesuvio ist die bestechenste Sorte unter den Neuvorstellungen: im Schnitt der Prüfjahre liegen Kornertrag und Marktleistung bei hervorragenden 106 %. Die Sorte ist kurzwüchsig mit früher Blüte und Abreife und zeigt nach mehrjährigen Prüfungen bei Phoma und Sclerotinia mittlere Anfälligkeiten. Laut Züchter ein Raps für mittlere bis späte Aussaattermine und für bessere Böden.
Die in Dänemark zugelassene EU-Hybriden SY Saveo und Amstrong erhalten im Orientierungssortiment 2015 die Möglichkeit sich für die LSV 2016 zu empfehlen. Die bisherigen Leistungen der beiden Sorten sind überdurchschnittlich gut, wobei SY Saveo höhere Kornerträge bringt und Armstrong mit hervorragendem Ölgehalt punktet.
Weitere Informationen zu den Versuchsergebnissen LSV Winterraps finden Sie unter www.LTZ-Augustenberg.de (Arbeitsfelder, Pflanzenbau, Sorten, Winterraps).
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