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Landessortenversuche 2016

Sortenergebnisse Sommerdurum

Sommerhartweizen – Durum – stellt regional ein wichtiges Fruchtfolgeglied dar. Als Sommerung lockert Durum die Fruchtfolge auf, entspannt Arbeitsabläufe im Betrieb, stellt das Betriebsergebnis auf eine breitere und damit sichere Basis und trägt als eigene Art zur Artenvielfalt im Betrieb bei. Dr. Gerhard Hartmann und Jens Begemann haben die Sortenergebnisse im Folgenden zsuammengefasst.

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Hartmann
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Mit knapp 25 Tha erreichte der Durumanbau im Jahr 2016 seine bisher größte Flächenausdehnung in Deutschland (Abb. 1). Hier spiegelt sich eine 25jährige Entwicklung wider, die alle Höhen und Tiefen mitgenommen hat. Werden die Daten des Statistischen Bundesamtes der letzten 10 Jahre zugrunde gelegt, so liegt das Ertragsniveau des Durums mit 54,2 dt/ha bei etwa 70 % des Ertragsniveaus vom Winterweizen. Die anfangs herausgestellten Vorteile sind um deutlich höhere Preise gegenüber dem Winterweizen zu ergänzen. Auch der Preisgestaltung geht eine langjährige Entwicklung voraus. Verarbeiter, Handel und Landwirte sind sich einig, dass nur durch gemeinsames Handeln ausreichend einheimischer Durum mit entsprechend hohen Qualitäten zur Verfügung gestellt werden kann, um den Gedanken und Wünschen der Verbraucher nach regionalen Produkten Rechnung zu tragen. Die wichtigste Grundlage für diese Entwicklungen im Anbau von Durum war und ist die Erzeugung ausreichend hoher Qualitäten. Günstige Voraussetzungen hinsichtlich Boden und Witterung sind einerseits im Südwesten (SüdWest) Deutschlands, in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen sowie andererseits im Osten (OST) Deutschlands in Sachsen-Anhalt, Thüringen und auch Sachsen zu finden. Landwirte, die Durum anbauen, müssen alles tun, um stehende und gesunde Durumbestände zu etablieren. Sie sind Grundlage für ein Erntegut, welches den hohen Ansprüchen an Qualität und Gesundheit entsprechen kann. Wird das Erntegut nicht direkt vermarktet, sind auch im Lager Maßnahmen zu treffen, diese Qualität zu erhalten. Oftmals reicht selbst eine nesterweise zu hohe Luftfeuchtigkeit aus, mykotoxinbildende Pilze anzuregen, ihre für Mensch und Tier schädlichen Stoffwechselprodukte zu erzeugen.

Vegetation und Erträge 2016

Erst in der zweiten Märzhälfte, fast 2 bis 4 Wochen später als in den beiden Vorjahren, erfolgte die Aussaat an den Orten im Anbaugebiet OST unter dann günstigen Boden und Witterungsbedingungen. Der Aufgang verlief schnell und gleichmäßig unter frühsommerlicher Witterung. April und Mai waren durch stark wechselnde Temperaturen gekennzeichnet. Menge und Verteilung der Niederschläge waren während der gesamten Vegetation sehr ungleich verteilt, von ausbleibenden bis starken Niederschlägen, mit einem Nord/Südgefälle, so dass z.B. am Standort Bernburg die Bestandesdichte auf Grund von Trockenheit in Kombination mit hohen Temperaturen nicht standorttypisch ausgebildet werden konnte. Tageshöchsttemperaturen von deutlich über 30 °C verursachten Assimilationsausfall, der auch in den Phasen mit ausreichend Niederschlägen und kühleren Temperaturen nicht ausgeglichen werden konnte. Bei den Krankheiten waren Mehltau und Gelbrost an allen Orten bestimmend. Der Befall mit Mehltau kam zeitig und verlief mittel bis stark. Auch mit Gelbrost wurden die Bestände an allen Orten befallen, mancherorts bis in die Ähre. Der Befall war teilweise so stark, dass der Blattapparat zerstört wurde, wie in Magdeburg oder Friemar. Blattseptoria, DTR und Braunrost spielten hingegen kaum eine Rolle. Bis auf einen geringen Befall mit Ährenmehltau in Walbeck und Ährenfusarium in Friemar blieben die Ähren weitestgehend gesund. Wenig belastet wurde die Standfestigkeit. Die Erträge im Anbaugebiet lagen deutlich über denen des Vorjahres, erreichten aber nicht das Niveau von 2014. Die destruierende Wirkung der Krankheiten spiegelt sich in der Ertragsdifferenz zwischen den beiden Intensitätsstufen wider (Abb. 2). Zwischen 14 und 36 % betrug der Ertragsverlust an den einzelnen Orten in der Stufe ohne Einsatz von Fungizid und Wachstumsregler. Das bedeutet nichts anderes, als dass alle eingesetzten Produktionsmittel von der Bodenbearbeitung über Düngung bis zur Ernte nur suboptimal genutzt werden konnten.

Auch im Anbaugebiet SüdWest erfolgte die Aussaat ein bis zwei Wochen später als in den beiden Vorjahren. Nach einem zügigen Aufgang etablierten sich ausgeglichene Bestände, die sich aber nur langsam weiter entwickelten. Ährenschieben und Gelbreife wurden ca. eine Woche später als üblich bonitiert. In Kombination mit der schon verspäteten Aussaat war die Vegetationszeit insgesamt deutlich kürzer. Hohe, teilweise extrem hohe Niederschlagsereignisse während der gesamten Vegetation verbunden mit fehlenden Sonnenstunden ließen kein optimales Pflanzenwachstum zu. Die Ausdifferenzierung der Ähren - Kornzahl je Ähre - und die Versorgung der angelegten Körner - TKM - blieben unter dem langjährigen Mittel. Notwendige Maßnahmen, wie etwa die Stickstoffdüngung in Giebelstadt, konnte nicht termingerecht durchgeführt werden. Es kam zu Zwiewuchs und die reifen Bestände konnten auf Grund der hohen Niederschläge nicht rechtzeitig geerntet werden. Krankheiten waren örtlich sehr differenziert zu beobachten. DTR wurde nirgends festgestellt und mit Blattseptoria waren in Giebelstadt alle Sorten gering bis mittel befallen. Der Gelbrostbefall war in Orschweier gering, in Herxheim und insbesondere in Giebelstadt mittel und deutlich sortendifferenziert. Auch Braunrost trat eher gering, dennoch sortendifferenzierend in Orschweier auf. Mehltau wurde an allen Orten bonitiert, von einem geringen Befall in Orschweier bis zu einem mittleren, gut sortendifferenzierenden Befall in Herxheim. Ährenmehltau und Ährenfusarium wurden nur in Orschweier mit einer geringen Ausprägung festgestellt. Insgesamt war das Krankheitsgeschehen nicht sehr intensiv. Die Effekte nach optimalem Einsatz von Fungizid und Wachstumsregler (Abb. 3) waren absolut scheinbar gering und reichten von 0,5 dt/ha in Haßloch bis 12,9 dt/ha in Giebelstadt. Auf Grund des sehr geringen Ertragsniveaus in der Stufe 1 reichten die relativen Effekte von 1,0 % in Haßloch, über 23,7 % in Giebelstadt bis 42,7 % in Orschweier. Zwischen den Sorten war die Differenzierung mit 5 bis 10 dt/ha auch eher gering.

Die Erträge in der Stufe 2 lagen in beiden Anbaugebieten auf dem dreijährigen Niveau (Tab. 1), über den Erträgen von 2015, im Anbaugebiet OST aber deutlich unten den Spitzenerträgen von 2014. Zwischen den Einzelorten fielen die Ertragsunterschiede in beiden Anbaugebieten wesentlich höher aus. Im Vergleich zum Winterdurum sind im Anbaugebiet SüdWest mit Sommerdurum 2016 höhere Erträge und im Anbaugebiet OST 2014 gleich hohe Erträge erreicht worden. Das unterstreicht die Stabilität der Sommerform gegenüber der Winterform und die Notwendigkeit des Festhaltens am Sommerdurum.

Hinweise zum Sorteneinsatz

Alle Bemühungen, die eingangs genannten hohen Zielstellungen zu erreichen, setzen geeignete Sorten voraus. In den Landessortenversuchen standen im Prüfjahr 2016 acht Sorten, davon fünf Sorten bereits mehrjährig und drei Sorten im ersten bzw. zweiten Prüfjahr. Landessortenversuch (LSV) und Wertprüfung (WP) sind an allen Orten kombiniert. Zuchtfortschritt kommt so auf dem schnellsten Weg zum Tragen. Die in der Tabelle 2 farblich hervorgehobenen drei- bzw. zweijährigen Ertragsergebnisse sprechen für einen Anbau dieser Sorten im jeweiligen Anbaugebiet: Duramant und Duramonte in beiden Anbaugebieten, Durasol und Miradoux im Anbaugebiet OST sowie Malvadur und vorläufig Durofox im Anbaugebiete SüdWest. Die agronomischen Stärken und Schwächen sind in der Tabelle 3 wider gegeben. Mit allen Sorten kann eine hohe, den Ansprüchen der Verarbeiter gerecht werdende Qualität produziert werden. Diesbezügliche Risiken kommen kaum beeinflußbar im Wesentlichen von der Witterung. Hier können deutliche Unterschiede zwischen den Standorten in SüdWest und OST ausgemacht werden. Während die Standorte SüdWest im Jahr 2016 durch feuchtes Wetter mit wenig Sonnenstunden, mit den bekannten Auswirkungen auf Qualitätsmerkmale wie Glasigkeit, Fallzahl, Dunkelfleckigkeit und Grießausbeute, geprägt waren, herrschte in den Anbaugebieten OST eine für Durum etwas günstigere Witterung vor. Unterschiede, sowohl zwischen den Standorten als auch zwischen den Sorten nehmen mit dem Verarbeitungsgrad, vom intakten Korn über den Grieß, bis zur fertigen Teigware ab.  Die Differenzierung der Sorten in den für den Landwirt relevanten Qualitätsmerkmalen ist in der Tabelle 4 dargestellt. Das Qualitätsniveau der Sorten ist insgesamt sehr hoch, sodass die dargestellten Qualitätskriterien ledigleich marginale Unterscheidungen der Sorten untereinander darstellen. Tatsächliche Ausschlußkriterien gibt es hier nicht. Ein Anbau mehrerer Sorten sollte im Betrieb bzw. in der Region daher Basis einer Risikominimierung sein.

Duramant ist ertragsstabil auf leicht über dem Mittel liegendem Ertragsniveau. Im Anbaugebiet OST ist sie 2015 mit den Witterungsbedingungen weniger gut zurechtgekommen. Sie tendiert zu leicht späterer Reife, ist relativ lang und muss in der Standfestigkeit abgesichert werden. Die Blattgesundheit bedarf generell einer intensiven Beobachtung, um rechtzeitig reagieren zu können. Insbesondere ist auf Gelbrost zu achten. Die Sorte entspricht in der Qualität den Forderungen der Verarbeitung, wenn auch nicht auf dem hohen Niveau anderer Sorten. Hinsichtlich Dunkelfleckigkeit ist sie eine eher kritisch zu sehende Sorte.

Duramonte bringt in beiden Anbaugebieten sichere, stabile Erträge, insbesondere im Anbaugebiet SüdWest. Sie ist relativ kurz, dennoch sollte die mittlere Standfestigkeit abgesichert werden, sie reift mittelspät. In der Blattgesundheit ist auf Mehltau und Braunrost besonders zu achten. In der Qualität zeigt sie keine wirklichen Schwächen. Lediglich ihre Kornausbildung (TKM) lässt Wünsche offen.

Durasol unterstreicht die Notwenigkeit regionaler Landessortenversuche. Im Anbaugebiet OST liefert sie stabil höchste Erträge, während sie im Anbaugebiet SüdWest ertraglich beständig unter dem Durchschnitt liegt. Die Sorte reift spät und neigt noch zu Reifeverzögerung. Ihre mittlere Standfestigkeit ist abzusichern. Die Blattgesundheit verlangt in der ganzen Breite Beachtung. Qualitativ zeichnet sich Durasol durch hohe und stabile Fallzahlen aus. In der Dunkelfleckigkeit kann die Sorte auch schnell in einen kritischen Bereich rutschen.

Malvadur zeigt ein mittleres Ertragsniveau mit leichten Vorteilen im Anbaugebiet SüdWest. Bei früherem Schieben der Ähren reift die Sorte dennoch mittel ab. Sie ist länger im Stroh, in der Standfestigkeit zählt sie aber zu den besseren Sorten. In der Blattgesundheit zeigt sich die Sorte insbesondere bei Gelbrost und Braunrost kritisch. Die Qualität liegt im stabilen mittleren Bereich, die Dunkelfleckigkeit kann unter ungünstigen Bedingungen auch in den kritischen Bereich rutschen.

Miradoux, die älteste Sorte im Sortiment, erreicht Erträge in OST auf mittlerem, in SüdWest nur noch auf unter dem Mittel liegenden Niveau. Standfestigkeit und Blattgesundheit der mittel reifenden Sorte sind grundsätzlich abzusichern. In der Qualität stellt Miradoux eine hochwertige, stabile Größe dar, mit Schwächen in der Fallzahlstabilität, sobald diese belastet wird.

Durofox zeigt nach zweijähriger Prüfung im Anbaugebiet SüdWest hohe, stabile Erträge und geht deshalb hier in die vorläufige Empfehlung. Im Anbaugebiet OST liegen die Erträge deutlich unter dem Mittel. Mehltau und Blattseptoria sind zu beachten, während bei Gelb- und Braunrost ein deutlich besseres Niveau im Vergleich zu allen anderen Sorten erreicht wird. Durofox hat eine etwas geringere Bestandesdichte, dafür eine vergleichsweise große Ähre. Qualitativ kann die Sorte allgemein gut eingestuft werden, mit leichten Schwächen in der Farbe.

Tamadur ebenfalls zweijährig geprüft, liegt im Ertrag im Anbaugebiet OST leicht über und im Anbaugebiet SüdWest unter dem Mittel. Vorteilhaft ist ihre frühere Reife, die beim Anbau mehrerer Sorten eine Reifestaffelung erlaubt und damit zur Sicherung der Ernte beitragen kann. Die Sorte ist kurz und zeigt eine bessere Standfestigkeit. Die Blattgesundheit ist auf jeden Fall zu sichern. Tamadur etabliert eine hohe Bestandesdichte mit kleiner Ähre und guter Kornausbildung. Die Qualität kann nach zwei Jahren als stabil gut eingeschätzt werden.

Anvergur brachte einjährig mittlere (SüdWest) bis sehr hohe Erträge (OST), mit einer eher geringen Bestandesdichte, großer Ähre und kleinem Korn. Die Sorte ist sehr früh reif, kurz und standfest. In der Blattgesundheit hebt sie sich von den anderen Sorten positiv ab. In der Qualität erreicht sie ein gutes mittleres Niveau, mit leichten Schwächen in der Kornausbildung und im Hektolitergewicht.

Fazit

Das Ertragsniveau in den Landessortenversuchen Sommerdurum des Jahres 2016 entspricht in beiden Anbaugebieten dem langjährigen Mittel. Trockenheit und hohe Temperaturen einerseits und sehr hohe und intensive Niederschläge kombiniert mit fehlenden Sonnenstunden andererseits, führten zu örtlich sehr große Abweichungen.

2016 wurden mit Sommerdurum im Anbaugebiet SüdWest im Vergleich zum Winterdurum höhere und im Anbaugebiet OST vergleichbare Erträge erzielt. Das unterstreicht die Stabilität und die Notwendigkeit des Festhaltens am Sommerdurum.

Die Zahl der Sorten ist wesentlich größer als beim Winterdurum. Dies sollte genutzt werden, um die Risiken im Durumanbau insgesamt abzumildern.

Die agrotechnischen Maßnahmen sind hinsichtlich Qualität und Ertrag so zu gestalten, dass deren Effektivität gesichert ist.

Alle Sorten entsprechen den geforderten Qualitätsansprüchen, stärker beeinflusst von der Jahreswitterung.

 

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