Ergebnisse für Winterdurum
Die Anbaufläche ist nicht groß, steigt aber jährlich an. Die Sorten Cliodur, Wintergold und Tempodur wurden in Sachsen-Anhalt in den Landessortenversuchen für die jeweiligen Regionen getestet. Wie die drei Sorten im letzten Jahr abschnitten, beschreibt Dr. Gerhard Hartmann.
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Die vorläufige Anbaufläche bei Durum (Hartweizen) für das Jahr 2016 in Deutschland ist mit 24.600 Hektar doppelt so groß wie 2014. Schwerpunkt-Länder des Anbaues sind Sachsen-Anhalt, Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg. Mit 8800 ha stand 2016 mehr als jeder dritte Hektar allein in Sachsen-Anhalt. Nicht nur der Vollständigkeit halber müssen Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland und Sachsen genannt werden. Denn die Nachfrage nach einheimischem Durum ist hoch und nach den qualitativ schlechten Ernteerwartungen aus den traditionellen Lieferländern Kanada, USA, möglicherweise steigend, sodass sich jede Tonne mehr bezahlt machen könnte.
Die Statistik weist leider keine Trennung zwischen der Sommer- und Winterform des Durums aus. Die Rückmeldungen aus der Praxis in den beiden Hauptanbaugebieten Deutschlands lassen den Schluss zu, dass nahezu zwei Drittel, wenn nicht gar drei Viertel der Fläche mit Winterdurum bestellt sind. Einerseits eine erfreuliche Tatsache, zeigt sich doch der Winterdurum in Ertragshöhe und -stabilität dem Sommerdurum bei absolut vergleichbarer Qualität in den letzten Jahren zunehmend überlegen. Andererseits ein etwas gefährliches „Spiel“: Die Sortenvielfalt beim Winterdurum ist sehr begrenzt und in der Praxis wird fast flächendeckend nur eine Sorte, Wintergold, angebaut.
Resistenzprobleme biotischen und/oder abiotischen Ursprungs können so für den einzelnen Landwirt, aber auch für den gesamten Anbau von Durum in gravierende Nachteile umschlagen. Gut, wer eine zweite Sorte im Anbau hat oder gar einen Teil seiner Durumfläche mit Sommerdurum bestellt. Nicht nur ein Vorteil hinsichtlich Risikostreuung, ganz sicher auch ein Vorteil in arbeitswirtschaftlicher Hinsicht.
LSV in Kombination mit den Wertprüfungen
Im Landessortenversuch (LSV) Hartweizen Winter (HWW), so die offizielle und damit für alle vergleichbare Bezeichnung, standen nunmehr mehrjährig die Sorten Cliodur, Tempodur und Wintergold. Letztere ist gleichzeitig Verrechnungssorte des Bundessortenamtes. Der LSV steht in Kombination mit der Wertprüfung (WP) des Bundessortenamtes. So lassen sich für beide Seiten die Kosten in der Versuchsdurchführung reduzieren und ganz wichtig, beiden Seiten stehen die Ergebnisse zur Verfügung. Das kann für die Länderdienststellen bedeuten, dass für eine Sorte nach erfolgreich durchlaufener Wertprüfung auch gleichzeitig zwei LSV-Jahre zur Verfügung stehen und somit bereits zu diesem frühen Zeitpunkt regionale Aussagen getroffen werden können.
Im Osten zu trocken, im Süden zu nass
Die Erträge in den beiden Anbaugebieten zur Ernte 2016 konnten unterschiedlicher kaum sein (Erträge Südwest siehe Tabelle Seite 17). Wurden in der Stufe 2 im LSV im Anbaugebiet Ost 92,0 dt/ha geerntet, so waren es im Anbaugebiet Südwest nur 52,1 dt/ha. Ein Jahr zuvor war das Verhältnis genau umgekehrt: 66,5 dt/ha zu 80,8 dt/ha. Zwischen den einzelnen Orten war die Differenzierung noch wesentlich größer. In Magdeburg wurden Spitzenerträge von 104,2 dt/ha im Versuchsmittel geerntet, während es in Herxheim ganze 39,4 dt/ha waren.
Es zeigt sich der sehr starke Einfluss der Umwelt auf den Kornertrag. Das Jahr 2016 kann hierbei eine doch eher besondere Stellung einnehmen. Aussaat, Aufgang, Etablierung der Bestandesdichte, Krankheitsgeschehen oder Lager können überall als normal und nicht maßgeblich ertragsbeeinflussend eingeschätzt werden. Es waren Menge und Verteilung der Niederschläge in der Hauptvegetationszeit, die diese große Differenzierung verursachten. Im Osten stöhnte man unter hohen Temperaturen und Trockenheit. In Bernburg fielen von März bis Juli 141 Millimeter Niederschlag, nur wenig mehr als die Hälfte vom langjährigen Mittel in diesem Zeitraum. In der Summe Bedingungen, die dem Durum eher zuträglich sind. Weder Bestandesdichte noch Kornausbildung wurden gravierend geschädigt.
Ganz anders im Anbaugebiet Südwest: 550 Liter Regen, zum Beispiel in Herxheim, vom Frühjahr bis zur Ernte führten dazu, dass der Durum nahezu während der gesamten Vegetation mit den Füßen im Wasser stand. Ein Umstand, der ihm gar nicht behagt, wenn man sich noch einmal vor Augen führt, dass die Heimat des Durum Vorderasien ist, er bis vor „Kurzem“ im Mittelmeerraum zu Hause war und seine Zeit bei uns in Deutschland mit den niederschlagsreichen Sommermonaten vergleichsweise sehr kurz ist. Diese nasse Witterung bis zur Abreife und fehlende Sonnenstunden führten zur Ausbildung von Schmachtkörnern. Tausendkornmassen von 30 Gramm und kleiner waren die Folge.
Gelbrost ist ein Problem bei allen Sorten
Das Krankheitsgeschehen 2016 war eher moderat. Um die drei Sorten Tempodur, Wintergold und Cliodur diesbezüglich beurteilen zu können, sind die mehrjährigen und mehrortigen Ergebnisse eine sichere Basis. Mehltau und Braunrost muss allgemein beachtet werden. Die Sorten zeigten selten, nur bei günstigen Infektionsbedingungen, einen mittleren Befall. Braunrost ist schwerpunktmäßig im Anbaugebiet Südwest auffällig. Bei Blattseptoria sind alle drei Sorten mittel bis hoch anfällig. Der tatsächliche Befall ist aber wieder sehr stark von den konkreten Infektionsbedingungen (Ort/Jahr) abhängig. Der Bestand muss beobachtet werden und die entsprechenden Warnmeldungen müssen verfolgt und beachtet werden.
Eine sehr dominante Rolle spielte in den letzten drei Jahren der Gelbrost. Ein Befall zeigt sich nicht in jedem Jahr und an jedem Ort. Dennoch sind alle drei Sorten hoch anfällig, wie dies die Befallssituationen 2014 in Friemar und Wörrstadt, 2015 in Magdeburg und Haßloch oder 2016 in Walbeck und Magdeburg verdeutlichen. Die Bekämpfung des Gelbrostes muss eine vordringliche Aufgabe sein, da ein starker Befall zu hohen Ertragsausfällen führen kann. 2016 wurde im Anbaugebiet Ost ein Gelbrostbefall bis in die Ähre bonitiert. Der Befallszeitpunkt ist in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sehr variabel und unterstreicht die Notwendigkeit einer sorgfältigen Beobachtung der Bestände. Um Ertrags-, aber auch Qualitätseinbußen möglichst gering zu halten, müssen neben der Kontrolle die notwendigen Fungizidmaßnahmen zeitnah geplant werden.
Mit Fungiziden und Wachstumsreglern wirds besser
Die Bedeutung der Bestandesüberwachung hinsichtlich Krankheiten, aber auch Standfestigkeit, zeigen die erreichten Intensivierungseffekte. Die beiden Intensivierungsstufen 1 und 2 im LSV unterscheiden sich wie folgt: Stufe 1 – ohne Einsatz von Fungizid und ohne Wachstumsregler und die Stufe 2 – mit optimalem Einsatz von Fungizid und Wachstumsregler. Alle anderen Maßnahmen von Bodenbearbeitung, Saattermin, Insektizidbehandlung bis zur Grunddüngung und Stickstoffdüngung sind einheitlich. Beim Vergleich der Erträge beider Stufen wird schlechthin von Mehrerträgen nach Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz gesprochen.
Tatsächlich sehen wir, was gesunde Pflanzen leisten können und wie eingesetzte Produktionsmittel, insbesondere Stickstoffdünger, von den Pflanzen effektiv genutzt werden können. Diese effektive Nutzung des Stickstoffdüngers und aller anderen Produktionsmittel spiegelt sich letztendlich auch in den Qualitäten der Ernteprodukte wieder. Es zeigt sich aber auch, dass beste acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen ohne ausreichend Niederschläge, wie am Standort Bernburg oder wie in Herxheim infolge zu hoher Niederschläge, nicht entsprechend umgesetzt werden können. In Herxheim wurden unter diesen Bedingungen nicht einmal in der Stufe 1 normale Erträge der Vorjahre von 55 bis 65 dt/ha erreicht.
Wintergold, Tempodur und Cliodur standen mehrjährig im LSV. Auch wenn die Qualitätsergebnisse der diesjährigen Ernte noch nicht vorliegen, lässt sich mit allen drei Sorten eine ansprechend hohe Qualität erzeugen. Der Einfluss der Jahreswitterung auf die Qualitätsausprägung ist aber auch beim Winterdurum nicht unerheblich. Es müssen alle notwendigen Maßnahmen beziehungsweise Arbeitsschritte zur Sicherung der Qualität gewählt werden: Gesunderhalten der Bestände, Sicherung der Standfestigkeit und eine ausreichende Stickstoffdüngung. Die Qualitätssicherung muss bis zur Ernte und letztendlich im Lager fortgeführt werden.
Die Winterfestigkeit der drei Sorten liegt im mittleren, leicht besseren Bereich. Sie wurde in den vergangenen Wintern wenig belastet.
Ergebnisse der einzelnen Sorten im Test
Wintergold liefert beständig hohe Erträge. Die Sorte ist relativ lang und dabei mittel in der Standfestigkeit. Wintergold reift früh und verfügt über eine gute bis bessere Winterfestigkeit. In der Blatt- und Ährengesundheit sollte besonderes Augenmerk auf Gelbrost und Ährenfusarium gelegt werden. Qualitativ erfüllt Wintergold alle Anforderungen der aufnehmenden Hand, insbesondere in den vom Landwirt beeinflussbaren Merkmalen Dunkelfleckigkeit, Glasigkeit und Rohproteingehalt.
Tempodur zeigt nach dreijähriger LSV-Prüfung sehr gute Ertragsergebnisse; im Anbaugebiet Ost vor Wintergold und im Anbaugebiet Südwest gleichaufliegend mit Wintergold. In der Stufe 1 (ohne Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz) ist sie in beiden Anbaugebieten ertraglich die beste Sorte. Sie reift relativ spät und die Standfestigkeit der langstrohigen Sorte muss abgesichert werden. Tempodur ist mittel in der Winterfestigkeit und erfüllt die geforderten Qualitätsparameter.
Cliodur liegt im Ertragsniveau mehrjährig nunmehr deutlich hinter Tempodur und Wintergold. In der Reife ist Cliodur mittel einzustufen. Bei den Blatt- und Ährenkrankheiten ist auf Gelbrost und Ährenfusarium und in entsprechenden Lagen auch auf Mehltau zu achten. Die Sorte ist kurz, zeigt dennoch Schwächen in der Standfestigkeit. Cliodur benötigt eine Absicherung des Ertrages und der Qualität durch Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz. In der Winterfestigkeit ist die Sorte vergleichbar mit Wintergold. Cliodur erfüllt ebenso alle Qualitätsparameter.
Fazit
- Die längere und vor dem Sommerdurum herlaufende vegetative Entwicklung des Winterdurum bringt eine höhere Ertragssicherheit
- Die Zahl der Sorten ist sehr begrenzt, die Konzentration auf eine Sorte birgt Risiken
- Höhere Erträge des Winterdurum gegenüber dem Sommerdurum zeichnen sich mehrjährig ab
- Die Agrartechnik muss so optimiert werden, dass alle Maßnahmen hinsichtlich Qualität und Ertrag greifen und Wirkung zeigen
- Alle Sorten entsprechen den geforderten Qualitätsansprüchen, beeinflusst von der Jahreswitterung
Kornertrag in Unterschiedlichen Intesivierungstufen in Ost und Südwest
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