Ergebnisse der Landessortenversuche Sommerdurum 2015 bis 2017
Die Anbaufläche von Durum wächst. Die Eigenversorgung in Deutschland beträgt jedoch nur 40 Prozent. Deshalb besteht hier noch Potenzial. Welche Sorten unter den bundesweit durchgeführten Landessortenversuchen zu Sommerdurum 2017 und in den Vorjahren am besten abgeschnitten haben, lesen Sie im Beitrag. Darüber hinaus auch die Einschätzung des Versuchsanstellers zur Situation rund um das Getreide.
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Der Anbau von Durum (Hartweizen) beschränkt sich auf die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Bayern, Thüringen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen sowie kleine Flächen in Hessen und im Saarland. In diesen Bundesländern befinden sich Regionen, die hinsichtlich Standort und Witterung für den Anbau von Hartweizen besonders geeignet sind. Entsprechend werden Landessortenversuche (LSV) und Wertprüfungen (WP) in einer gemeinsamen Prüfung in zwei Anbaugebieten, die sich in Teilen über diese Länder erstrecken, geprüft (Tabelle 1).
Die Anbaufläche von Durum ist seit dem Jahr 2013 von weniger als 10.000 ha stark angestiegen (Abbildung 1). Allein von 2015 zu 2016 erfolgte eine Ausweitung um rund 6500 ha und von 2016 zu 2017 noch einmal um etwa 4400 ha auf nunmehr insgesamt 29.600 ha. Die drei Bundesländer Sachsen-Anhalt mit 12.000 ha sowie Bayern und Thüringen mit jeweils 5500 ha stellten 2017 knapp 60 % der gesamten Anbaufläche. Recht positiv verlief die Flächenentwicklung seit 2013 in Baden-Württemberg und Sachsen, wobei Sachsen erst seit den letzten beiden Jahren nennenswerte Anbauflächen bei Durum auszuweisen hat.
Sommerdurum ist in manchen Gebieten die bedeutendste Sommergetreideart
Sommerdurum ist damit in vielen Betrieben in den o.g. Regionen die bedeutendste Sommergetreideart. Dennoch deckt die Erntemenge des gesamten Durums (Sommer- und Winterdurum) nur etwas mehr als 40 % des in Deutschland benötigten Bedarfes - ein wichtiger Grund, die Anbaufläche weiter auszudehnen. Die Verarbeiter haben großes Interesse an heimischem Durum. Sie wissen sowohl um die quantitativen als auch qualitativen Probleme in der Erzeugung von Durum auf dem Feld. Die neue Düngeverordnung, die den Rahmen der Stickstoffdüngung bei 200 kg/ha bei einem Ertragsniveau von 55 dt/ha festgezurrt hat, ist in den Überlegungen der Verarbeiter genauso angekommen wie beim Landwirt.
Auch Durum mit geringem Rohproteingehalt eignet sich für Grieß- und Teigwaren
Die Diskussion um Rohproteingehalte jenseits von 14 – 15 % Rohprotein gehen in die richtige Richtung: Grieß- und Teigwaren lassen sich auch mit einem geringeren Rohproteingehalt sicher herstellen. Wichtig ist, dass alle Beteiligten der Erzeugerketten hier mitmachen und das stets gegebene Ernterisiko der Landwirte mittragen. Anders ist das Ziel, einen größeren Anteil heimischer Durumrohware zu erzeugen und zu verarbeiten, nicht zu erreichen. Verarbeitungskapazitäten, geeignete Flächen und Vorfrüchte sowie das Knowhow bei den Landwirten sind vorhanden.
Das Wetter machte 2017 manchen Versuch zunichte
Nach einem sehr trockenen September und Wintermonaten 2016/17, die das Wasserdefizit nicht auffüllen konnten, ließen ausreichende Regenmengen Anfang März die Saatbettbereitung und die Aussaat in der zweiten und dritten Märzdekade an fast allen Standorten der beiden Anbaugebieten unter optimalen Bedingungen zu und ermöglichten einen zügigen Aufgang.
Die jungen Pflanzen mussten dann aber lange, mancherorts bis Ende April, auf Regen warten. In Gießen und Friemar waren die Aufgänge so lückig, dass die Prüfungen abgebrochen werden mussten. Glücklicherweise ging diese sehr frühe und lange Trockenperiode mit niedrigen Temperaturen einher. Die Ontogenese - Bestockung, Ausdifferenzierung der Ähre und Ährchen - verlief daher langsam, sodass insgesamt eine gute Grundlage für den Kornertrag gelegt werden konnte. Einzelne Frostnächte während dieser Zeit blieben ohne sichtbare Schäden.
Mitte Mai kippte die Witterung auf warm bis sehr warm mit gelegentlichen Niederschlägen, teilweise als Gewitterregen, sodass sich die Bestände bis zur Ernte gut entwickeln konnten. In Griesheim wurden die Prüfungen zweimal beregnet. Die sehr hohen Temperaturen, teilweise über 30 °C, verhinderten einen hohen Krankheitsdruck. Vielerorts wurde ein leichter bis mittlerer Befall mit Mehltau und Gelbrost bonitiert. Der Befall mit Gelbrost erreichte nicht die Intensität der Vorjahre, die Sortendifferenziertheit wurde dennoch sichtbar.
Unwetterartige Niederschlagsereignisse führten zu Lager. In Giebelstadt trat teilweise sehr früh Totallager auf. In Magdeburg führten starke Niederschläge, verbunden mit Sturm, kurz vor der Ernte ebenfalls zu totalem Lager. Die Durumprüfungen in Walbeck wurden, wie das gesamte Versuchsfeld, nach der Blüte durch Hagel komplett vernichtet. Die hohen Temperaturen führten zu einem schnellen Reifeverlauf. Die Ernte konnte infolge von Niederschlägen nicht immer zum optimalen Zeitpunkt erfolgen. An den Orten mit starkem Lager spiegelte sich dies in schlechten bis sehr schlechten Fallzahlen wider.
Hohe bis sehr hohe Erträge
Die Erträge in den Prüfungen mit Sommerdurum waren 2017 in beiden Anbaugebieten hoch bis sehr hoch. Im Anbaugebiet SüdWest wurden knapp 70 dt/ha geerntet, deutlich mehr als in den beiden Vorjahren (Tabelle 2). Im Anbaugebiet OST stand mit rund 69 dt/ha das zweitbeste Ergebnis in den drei Jahren zu Buche (Tabelle 2). In beiden Anbaugebieten zeigte sich der deutliche Einfluss der Jahreswitterung. Die Streuung der Erträge war zwischen den Orten jedoch noch wesentlich höher. Das unterstreicht die Bedeutung mehrjähriger und mehrortiger Versuchsergebnisse, um eine annähernd sichere Aussage treffen zu können. Diese mehrjährigen und mehrortigen Ergebnisse belegen, dass es mehrere Sorten mit vergleichbarem Ertragsniveau gibt. Ein Prozent Mehr- oder Minderertrag macht keinen gesicherten Sortenunterschied aus.
Zu einzelnen Sorten
Fulgur SZS fiel im Anbaugebiet OST nicht nur deutlich ab, auch die Stabilität im Ertrag war in beiden Anbaugebieten recht unsicher. Die Sorte Anvergur brachte in zweijähriger Prüfung gute und sehr gute Ertragsergebnisse in beiden Anbaugebieten. Die erst einjährig geprüften Sorten Tessadur und Durofinus legten bei dem hohen Ertragsniveau 2017 ein gutes Ergebnis vor. Sie übertrafen ertraglich nicht nur die Bezugsbasis (BB), sondern erreichten auch das Niveau der jeweils mehrjährig ertragreichsten und -stabilsten Sorte im Anbaugebiet (Abbildung 2).
Der Einsatz von Fungiziden und Wachstumsreglern in der Stufe 2 brachte im Anbaugebiet SüdWest einen Mehrertrag zwischen 3,2 dt/ha bei der Sorte Durofox und 9,8 dt/ha bei der Sorte Duramant, im Mittel aller Prüfglieder 7,6 dt/ha. Im Anbaugebiet OST schwankten diese Mehrerträge zwischen 7,3 dt/ha bei Tamadur und 22,2 dt/ha bei Duramant, bei einem Mittelwert von 14,0 dt/ha.
Vorzüge von Fungiziden und Wachstumsreglern
Neben dem Ertragszuwachs im Allgemeinen sichert der Einsatz von Fungiziden und Wachstumsreglern eine ausreichende Ertragsstabilität und somit bessere Planbarkeit für den Landwirt und Verarbeiter. Gleichzeitig erhöht er die effektive Nutzung aller anderen pflanzenbaulichen Faktoren, von Grundnährstoffen, insbesondere von Stickstoffdünger, über Mikronährstoffe und Pflanzenschutzmittel bis hin zum Wasser. Damit werden die Pflanzen gesund erhalten, sind in der Lage, den Stickstoff aus dem Boden aufzunehmen, bis zur Reife zu assimilieren und die Assimilate letztendlich im Korn in Form von Rohprotein einzulagern. Somit können auch die hohen Qualitätsansprüche an den Durum erreicht werden. Eine Sekundärauswertung zurückliegender Landessortenversuche beim Durum, in denen beide Intensitätsstufen zwar unterschiedlich mit bzw. ohne Fungizide und Wachstumsreglern behandelt, aber einheitlich gedüngt wurden, zeigt deutlich, dass in der intensiven Stufe 2 die Vorgaben der Düngeverordnung – 200 kg Stickstoff je Hektar bei einem Ertragsniveau von 55 dt/ha – eingehalten werden können (Tabelle 3).
In der Stufe 1 war dies nicht immer der Fall, ursächlich dem geringeren Ertragsniveau geschuldet. Vor dem Hintergrund der Düngeverordnung ist dies eine wichtige Bestätigung und Anregung, alle Maßnahmen zu überdenken.
Anforderung an die Qualität - Ziel erreicht
Mit den in den Prüfungen stehenden Sommerdurumsorten lassen sich durchweg die Anforderungen an die Qualität erreichen. Jedoch erfüllt nicht jede Sorten unter allen Bedingungen diese Ansprüche gleichermaßen – ein Ding der Unmöglichkeit. Daher ist es sowohl für den Landwirt als auch für den Verarbeiter wichtig, Stärken und Schwächen zu kennen, um reagieren zu können. Kritische Merkmale für den Landwirt sind Dunkelfleckigkeit, Fallzahl/Fallzahlstabilität und Rohproteingehalt. Die anderen Merkmale sollten aber keineswegs vernachlässigt werden. Will man die frühe Reife einer Sorte, die in der Fallzahl nicht besonders stabil ist, nutzen, so ist diese auch entsprechend früh zu ernten, unter Umständen gar mit einer etwas erhöhten Feuchtigkeit, die ein Nachtrocknen erfordert. Analog gilt dies für die Dunkelfleckigkeit, denn erst die abgestorbenen Spelzen können von Schwärzepilzen befallen werden.
Beim Rohproteingehalt scheint vor dem Hintergrund der Düngeverordnung und des damit begrenzten Einsatzes von Stickstoffdüngern ein Umdenken in der gesamten Erzeugerkette, vom Landwirt über Handel bis zum Teigwarenhersteller, einzusetzen. Dieser Prozess des Umdenkens muss fair weiter geführt werden, um die Produktion von heimischen Durum zu sichern, im Interesse der Verarbeiter, Mühlen, Landwirte,Endverbraucher und im Interesse der Artenvielfalt.
Diese Sorten werden empfohlen
Aus den mehrjährigen Ergebnissen lassen sich hinsichtlich Ertrag und Ertragsstabilität folgende Hinweise zum Sorteneinsatz geben:
- Anbaugebiet SüdWest: Duramonte, Duramant, Durofox, Malvadur und Anvergur (vorläufig)
- Anbaugebiet OST: Durasol, Duramant, Miradoux, Duramonte und Anvergur (vorläufig)
Vorteile und Nachteile ausgewählter pflanzenbaulich und qualitativ wichtiger Merkmale sind in Tabelle 4 dargestellt. Dabei gilt es zu berücksichtigen: Eine perfekte Sorte gibt es nicht! Die geringe Anzahl Sorten und das oftmals knappe Saatgut gewünschter Sorten erlauben letztendlich den Anbau aller in der Tabelle aufgeführten Sorten unter Berücksichtigung der dargestellten Merkmale. Abstand sollte ein Landwirt von Sorten nehmen, die nicht den Weg durch die offiziellen, neutralen Landessortenversuche gegangen sind, hier ist das Risiko unkalkulierbar.
Fazit:
- Der Versorgungsgrad mit heimischen Durum ist immer noch gering, das Interesse groß
- Die Anbaufläche hat sich in den letzten Jahren stetig vergrößert, Reserven sind noch ausreichend vorhanden
- Der Anbau von Durum verlangt hohes Interesse, Fingerspitzengefühl und Ausdauer
- Mit Durum lässtsich die Artenvielfalt im Betrieb erweitern und das betriebswirtschaftliche Risiko verteilen
- Die Zahl der zur Verfügung stehenden Sorten ist vergleichsweise gering, daher kannfür alle eine Nutzung in Betracht gezogen werden
- Eine perfekte Sorte gibt es nicht
- Hinsichtlich Rohproteingehalt und Stickstoffdüngung hat ein Umdenken aller Beteiligten in der Wertschöpfungskette begonnen, dieser Prozess muss vorsichtig und fair für alle weitergeführt werden.
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