Hafer in der Prüfung
- Veröffentlicht am

In der Saison 2017/18 kam es witterungsbedingt zu einer spürbaren Verschiebung der Anbaukulturen zugunsten der Sommerungen. Während der bundesweite Haferanbau um zehn Prozent* anstieg, fiel in Baden-Württemberg der Flächeumfang nach dem letztjährigen Aufwärtstrend auf circa 18.000 ha** zurück. Ursache waren einerseits die besseren Aussaatbedingungen im Herbst, andererseits waren die ökonomischen Bedingungen für Sommergerste und Sommerweizen besser, so dass die Praxis diesen Kulturen den Vorzug gab.
Rückblickend lag die gesamte diesjährige Erntemenge an Hafer auf Vorjahresniveau. In den klassischen Haferanbaugebieten der Landkreise Sigmaringen und Zollernalb waren Bodenfeuchte und Niederschläge ausreichend, sodass der Hafer die Vegetationszeit gut überstehen konnte. Insgesamt war man in der Praxis zu Saisonende mit einem durchschnittlichen Kornertrag von 50 dt/ha*** mehr als zufrieden.
Die LSV-Hafer werden in Baden-Württemberg ab 2018 nur noch einfaktoriell angelegt, das heißt es wird auf den Einsatz von Fungiziden und Wachstumsregler grundsätzlich verzichtet. Blattkrankheiten spielen in der Regel bei Hafer nur eine untergeordnete Rolle. Der Einsatz von Wachstumsregulatoren bringt nur selten wirtschaftliche Vorteile und ist im Vertragsanbau oftmals untersagt.
Hohe Erträge, gute Qualitäten
Alle LSV-Standorte 2018 aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz kamen in die Auswertung. Die Bestände entwickelten sich schnell und gleichmäßig und blieben bis zur Ernte überwiegend standfest. Aufgrund der Frühsommerwitterung traten Blatt- und Ährenkrankheiten entweder sehr spät oder gar nicht auf. Deutlichen Mehltaubefall gab es nur in am Standort Brecht.
Der Durchschnittsertrag über die sechs Prüfstandorte lag bei sehr guten 80 dt/ha. Das beste Ergebnis lieferte der Standort Krauchenwies mit einem Spitzenertrag von 95 dt/ha. In Ergänzung zu den guten Ertragergebnissen spiegelt sich die Situation in den diesjährigen Qualitätszahlen wider. Die Sortierung lag bei über 97 Prozent (> 2mm), das Hektolitergewicht erreichte knapp 54 kg/hl.
Bundesweit hält die Sorte Max in der Vermehrung nach wie vor die Spitzenposition. In Baden- Württemberg wurden 2018 vorwiegend die Sorten Apollon (325 ha), Scorpion (51 ha) und Bison (46 ha) vermehrt.
Quellen: * Statistisches Bundesamt;** Gemeinsamer Antrag 2018 (MLR), ** Statistisches Landesamt BW
Beobachtungen zu Erträgen und Qualitäten
Beoachtungen aus den LSV 2018 Hafer - Mittelwerte über die LSV-Prüfstandorte Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und mehrjährige Ertragsergebnisse über die Anbaugebiete Süd-/Südwestdeutschland
- Ertrag: 80,3 dt/ha
- agronomische Werte*: Lager vor Ernte: 1,7, Halmstabilität: 2,3, Reifeverzögerung des Strohs: 4,5
- Krankheiten*: Mehltau 5,5 (1 Standort); Haferröte: 1,9
- Qualitäten: Hektolitergewicht HLG 53,9 kg, Sortierung SORT1 > 2,0 mm 97,2 %, Sortierung SORT2 > 2,5 mm 64,4%
*Beurteilungsskala 1-9; je höher die Note, desto negativer die Merkmalsausprägung
Hafersorten im Detail
Apollon: 2018 und mehrjährig überdurchschnittliches Ertragsniveau; langstrohiger Gelb- hafer mit durchschnittlicher Standfestigkeit (1,6); mittlere agronomische Eigenschaften; starker Befall mit Mehltau (7,3); sehr gute SORT1 und SORT2; HLG hoch
Armani: 2018 sehr gute Erträge in Eiselau, insgesamt hohes Leistungsniveau; mehrjährig ertragsstärkste Sorte im Prüfsortiment; durchschnittliche in Pflanzenlänge, Standfestigkeit und agronomische Werte; deutlicher Mehltaubefall (7,0); unterdurchschnittliche Qualitäten
Bison: 2018 - mit Ausnahme von Döggingen - und mehrjährig mit unterdurchschnittli- chen Ertragsleistungen; frühreifer Gelbhafer; sehr standfest (1,1); überdurchschnittlich bei Halmknicken (2,7) und bei Reifeverzögerung (4,9); sehr gute Mehltauresistenz (2,8); beste SORT1+2 im Prüfsortiment; HLG mittel
Delfin: Relativerträge über die Standorte uneinheitlich, insgesamt ertragstärkste Sorte 2018; mehrjährig sehr hohes Ertragsniveau; langer Wuchs, leicht unterdurchschnittliche Standfestigkeit (2,1); mittlere agronomische Werte; gute Mehltauresistenz (2,5); HLG sehr hoch; SORT1 durchschnittlich; SORT2 niedrig
Harmony: 2018 mit schwacher Ertragsleistung über die Standorte; mehrjährig ertrags- stärker; längerer Wuchs, durchschnittliche Standfestigkeit; mittlere agronomische Eigen- schaften; gute Mehltauresistenz (3,3); sehr gute SORT; HLG mittel
Max: 2018 stark schwankende Relativerträge über die Standorte: ertragsstärkste Sorte in Döggingen und Krauchenwies, schwaches Ergebnis in Brecht und Tailfingen, insge- samt leicht überdurchschnittliche Ertragsleistung; mehrjährig etwas schwächer; Lager tendenzen (2,5); Neigung zu Halmknicken (3,0); starke Anfälligkeit für Mehltau (8,0); höchstes HLG, SORT1 durchschnittlich; SORT2 schwach
Symphony: 2018 über fast alle Standorte mit sehr guten Ertragsleistungen; mehrjährig um den Durchschnitt; längste Sorte im LSV, mittlerer Standfestigkeit; gute Werte bei Halmknicken (2,2) und Reifeverzögerung (4,2); starker Befall mit Mehltau (7,5); HLG hoch, SORT1+2 durchschnittlich
Troll: Kurzstrohhafer; 2018 uneinheitlich über die Standorte: sehr hoher Kornertrag in Tailfingen, schwacher Ertrag in Eiselau, insgesamt 2018 und mehrjährig mit unterdurch- schnittlichen Leistungen; hervorragende Standfestigkeit (1,1), sehr gute Halmstabilität (1,7); verstärkte Reifeverzögerung (5,0); Mehltaubefall deutlich (7,3); überdurchschnitt- liche Haferröte (4,6); SORT1 durchschnittlich; SORT2 und HLG unterdurchschnittlich
Yukon: Weißhafer; 2018 mit hervorragenden Ergebnissen in Brecht und Eiselau bis zu unterdurchschnittlichen Erträgen in Krauchenwies; insgesamt und mehrjährig deutlich über dem Ertragsdurchschnitt; leicht schwächere Standfestigkeit (2,3), mittlere agrono- mische Eigenschaften; geringer Mehltaubefall (3,5); SORT schwach; HLG hoch
Empfehlungssorten für 2019: Max, Apollon, Yukon
Das Kurzinfo Hafer 2018 und weitere Informationen zu Hafer finden Sie unter unter www.ltz-augustenberg.de > Arbeitsfelder>Pflanzenbau> Sorte > Hafer
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.