Sommerweizen ausgewertet
- Veröffentlicht am

In vielen Regionen Deutschlands mussten die Praktiker aufgrund der Herbstwitterung 2017 auf eine Frühjahrsbestellung ausweichen. Bundesweit wurde die Anbaufläche von Sommerweizen deshalb deutlich auf insgesamt 112.000 ha* ausgeweitet.
Erträge leicht unterm Schnitt
Auch in Baden-Württemberg ist der Sommerweizen 2018 ausgedehnt worden. Der Anbauumfang erhöhte sich um knapp 20 % und belief sich in diesem Jahr auf 3.200 ha***. Wie alle Kulturen, musste auch der Sommerweizen mit den extremen Vegetationsbedingungen zurecht kommen.
Mit knapp 55 dt/ha** lag der Ertrag rund 3 dt unter dem langjährigen Mittel. Insgesamt betrachtet wurde aber durch den Flächenzuwachs ein ähnlich gutes Ertragsniveau wie im Vorjahr erzielt und das bei deutlich besserer Qualitätsergebnissen.
Sechs Standorte mit LSV-Sommerweizen wurden länderübergreifend (Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg) miteinander verrechnet und statistisch ausgewertet. In Baden-Württemberg liegt der LSV auf dem Zentralen Versuchsfeld Tailfingen.
Die Versuche werden zweifaktoriell angelegt. In der reduzierten Variante wird auf den Einsatz von Fungiziden und Wachstumsregulatoren verzichtet. Im Durchschnitt wurden in dieser Variante 66,2 dt/ha geerntet. In der intensiven Versuchsvariante wurden Fungizide und Wachstumsregulatoren gezielt eingesetzt. Der durchschnittliche Ertrag lag bei 73,4 dt/ha.
Gute Qualitäten
Die lange Trockenperiode führten zu einer zügigen Abreife und einer sehr frühen Ernte. Bedingt durch die Witterung war der Krankheitsdruck minimal. Lediglich Blattseptoria und Braunrost spielten eine größere Rolle.
Mehr als erfüllt waren in diesem Jahr die Qualitätsstandards für die Vermarktung. Die durchschnittliche Fallzahl lag bei 400 s, das Hektolitergewicht bei 79,9 kg. Der Rohproteingehalt erreichte beachtliche 13,6 %.
Quelle: *Stat. Bundesamt,**Stat. Landesamt BW;***Gemeinsamer Antrag 2018
Beoachtungen aus den LSV Sommerweizen 2018
Mittelwerte über die LSV-Standorte in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz und mehrjährige Ertragsergebnisse über die Anbaugebiete Süd-/Südwestdeutschland
- Ertrag: V1: 66,2 dt/ha, V2: 73,4 dt/ha
- agronomische Werte V1*: Lager vor Ernte: (1,3)
- Krankheiten V1*: Blattseptoria: (3,0); Gelbrost: (1,5); Braunrost: (2,8); Mehltau und Ährenfusarium traten 2018 kaum auf
- Qualitäten V2: Hektolitergewicht: HLG 79,9 kg**; Fallzahl: FS 400 s**; Tausendkorn- masse: TKM 40,7 g***; Rohprotein: RP 13,6 %***
*Beurteilung: 1-9; je höher die Zahl desto negativer die Ausprägung; ** 2 Standorte; *** 3 Standorte
Sorten im Porträt
Anabel EU (E): 2018 über die Standorte und Varianten uneinheitlich; hohe Erträge in Tailfingen und Hagelstadt (BY); insgesamt leicht überdurchschnittlich; mehrjährig ertragsschwächer; in den LSV etwas früher in der Abreife; Standfestigkeit gut; erhöhter Befall mit Blattseptoria (3,5) und Braunrost (3,7), ansonsten durchschnittliche Resistenzen; HLG hoch, TKM und RP niedrig
Cornetto (A): begrannter Weizen; sehr deutliche Ertragsunterschiede an den Standorten und über die Varianten; beste Prüfsorte in Tailfingen; insgesamt 2018 sehr gute Ertragsleistung; mehrjährig in V1 weit unterdurchschnittlich, in V2 überdurchschnittlich; mittelspäte Sorte; standfest; durchschnittliche Gesundheit; entgegen der offiziellen BSL-Einstufung geringe Septorianfälligkeit (2,5) in den LSV 2018; FZ hoch, TKM mittel, HLG und RP niedrig
Jasmund (A): schwankende Werte in der reduzierten Variante aber insgesamt gute Ertragsleistung, auch mehrjährig; in der intensiven Variante 2018 kontinuierlich um den Durchschnitt, mehrjährig ertragsschwächer; kurz und standfest; mittlere Resistenzen; erhöhte Anfälligkeit für Gelbrost (2,3); durchschnittliche Qualitäten; geringes TKM
KWS Mistral (A): auf den hessischen Standorten gute, in Tailfingen schwache Erträge; insgesamt 2018 um den Durchschnitt mit Vorteilen für V2; mehrjährig in V2 die beste Sorte im Prüfsortiment; in V1 überdurchschnittlich, etwas früher in der Abreife; Standfestigkeit unterdurchschnittlich (1,8); mittlere Resistenzen, erhöhte Anfälligkeit für Blattseptoria (3,6); HLG sehr hoch; TKM hoch; RP und FZ mittel
KWS Scirocco (E): 2018 nicht orthogonal geprüft: über drei LSV-Standorte mit sehr schwachen Ergebnissen in beiden Varianten; auch mehrjährig weit unterdurchschnittliches Ertragsniveau beonders in V1; frühe bis mittlere Abreife; leichte Lagertendenzen (1,6); ausgeprägte Gelbrostanfälligkeit (3,9); anfällig für Blattseptoria (3,9); ansonsten mittlere Resistenzen; Qualität ausgezeichnet: RP, TKM und FZ sehr hoch
KWS Sharki (E): extreme Schwankungen in der reduzierten Variante, in der intensiven Variante ausgewogener; insgesamt 2018 unterdurchschnittliche Leistungen; mehrjährig überdurchschnittliches Ertragsniveau; etwas längerer Wuchs, leichte Standschwierigkeiten (1,8); mittlere Resistenzen; 2018 geringer Septoriabefall (2,5); RP und HLG hoch, TKM und FZ mittel
Licamero (A): Erträge in V1 unbeständig, in V2 ausgewogen; insgesamt 2018 und mehrjährig in beiden Varianten mit überdurchschnittlichen Ergebnissen; in den LSV etwas früher in der Abreife; leichte Lagertendenz (1,8); geringe bis mittlere Resistenzen: Septoria (3,3), Braunrost (4,0), Gelbrost (1,4); TKM sehr hoch; RP, FZ und HLG mittel; laut BSL geringe Anfälligkeit für Ährenfusarium
Quintus (A): begrannte Sorte; 2018 mit ausgeprägten Ertragsschwankungen über die Standorte und Varianten; insgesamt unterdurchschnittlich; mehrjährig höheres Leistungsniveau mit Ertragsvorteilen in der reduzierten Variante; standfest; gute Resistenzen, besonders bei Braunrost (2,0) und Septoria (2,6); HLG, RP und TKM mittel; FZ niedrig; laut BSL gute Ährenfusariumtoleranz
Servus (A): 2018 relativ beständige Sorte: in V1 hohe Ertragsleistung, in V2 überdurchschnittlich; mehrjährig ertragsstärkste Sorte in V1, hohes Ertragsniveau in V2; mittlere Standfestigkeit; gute (Gelbrost 1,1) bis mittlere (Septoria 2,8; Braunrost 3,0) Resistenzen; FZ, TKM und RP mittel; HLG niedrig
Zenon (E): mit Ausnahme von Herxheim (RP) schwache bis mäßige Ergebnisse; insgesamt in beiden Varianten weit unter dem Durchschnitt; mehrjährige besseres Ertragsniveau; mittelspäte Abreife; standfeste Sorte; mittlere Resistenzen; geringe Anfälligkeit für Braunrost (2,3); RP hoch; TKM, HLG und FZ mittel
Empfehlungssorten für 2019
Die Empfehlungssorten sind Quintus, Licamero, KWS Mistral.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.