Öko-Soja war von Trockenheit gezeichnet
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In Baden-Württemberg wurde ein Sortiment unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus, d.h. ohne Anwendung von Herbiziden und stattdessen mechanischer Unkrautbekämpfung mit Striegel und Hacke an vier Standorten geprüft.
In Forchheim am Kaiserstuhl, in Hohenheim und in Crailsheim waren die Erträge trockenheitsbedingt auf 27,7-31,6 dt/ha im Mittel des Standorts begrenzt. Lediglich in Grötzingen bei Karlsruhe erlaubten die Bodenwasservorräte mit 37,9 dt/ha ein besseres Standortmittel.
000-Sorten
In diesem Trockenjahr schnitten beim sehr frühen 000-Sortiment die altbewährte Sorte Lissabon und die ebenfalls mehrjährig bewährten Sorten SY Eliot und Marquise, alles spätere Sorten in diesem Reifegruppensegment, an allen 4 Standorten mit Relativerträgen von 110, 108 und 107 überdurchschnittlich (relativ 100 = 31,1 dt/ha) ab, gefolgt von Regina und Amarok, die jeweils an drei von 4 Standorten überdurchschnittliche Erträge lieferten und auf Relativerträge von 104 und 103 kamen.
Damit waren sie einen Tick besser als die neue Sorte Aurelina mit ebenfalls relativ 103%. Letztere überzeugte aber mit dem höchsten Proteingehalt in diesem Segment, der sogar das Niveau von Tofu-Sorten erreicht. Damit zieht sie im Proteinertrag mit den drei Spitzensorten und Regina, die ebenfalls einen sehr guten Eiweißgehalt aufweist, gleich. In punkto Standfestigkeit zeigte keine der genannten Sorten eine ausgeprägte Schwäche.
00-Sorten
Die etwas später reifenden 00-Sorten konnten ihr gegenüber den sehr frühen Sorten etwas höheres Ertragspotential 2018 trockenheitsbedingt nur sehr begrenzt realisieren. Spitzenreiter mit relativ 108 (von 100 = 32,1 dt/ha) war dabei Lenka, gefolgt von Primus, einer weiteren Tofu-Sorte und RGT Siroca (beide relativ 101). ES Mentor wurde nur an den 2 Standorten im Rheintal geprüft, wo sie am weniger trockenen Standort Grötzingen weiterhin zur Spitze zählte, während sie am trockenen Standort Forchheim einen Ertragseinbruch hinnehmen musste.
Empfehlungen für 000-Sorten
Für den Anbau im Jahr 2019 ergibt sich unter Einbeziehung von bereits früher geprüften Sorten ein breites Spektrum an anbauwürdigen Sorten für die verschiedenen Anbaugebiete in Baden-Württemberg: In den kühleren Lagen außerhalb des Weinbaugebiets, in denen auch noch mittelfrüher Körnermais ausreift, sollten nur die früheren Sorten aus dem 000-Segment gewählt werden.
Davon hat sich Merlin seit Jahren als robust und ertragstreu in Grenzlagen bewährt. Ebenfalls schon einige Jahre erfolgreich ist Obelix mit besserem Ertrag bei guter Jugendentwicklung und Standfestigkeit. Amarok und Abelina mit ebenfalls guter Jugendentwicklung sollten wegen Schwächen in der Standfestigkeit eher auf trockeneren Standorten angebaut werden.
Etwas später reifend und mit langsamerer Jugendentwicklung sind Lissabon und Sultana, die sich ebenfalls langjährig bewährt haben. Beide sind gut standfest, wobei Sultana wegen der semi-determinierten Abreife besser ins feuchtere als ins Trockengebiet passt und den höheren Eiweißgehalt aufweist. Ebenfalls zu den relativ standfesten Sorten zählen Regina mit etwas höherem Eiweißgehalt und ES Comandor, zwei jüngere Sorten, die man erproben könnte. Ertraglich bewährt, wegen Schwächen in der Standfestigkeit aber auf weniger wüchsige, eher trockene Standorte passend, sind Sirelia und Solena. In diesem Segment könnte man auch Marquise und Coraline erproben.
Empfehlungen für spätere 000-Sorten
In den Übergangslagen zum Weinbaugebiet kommen dann auch spätere 000-Sorten mit tendenziell höherem Ertragspotential in Betracht. Dazu zählt neben RGT Shouna und Pollux auch SY Livius, von denen letztere die beste Standfestigkeit hat.
00-Sorten-Empfehlungen
In den klimatisch günstigeren Lagen (Weinbaugebiet) kann man dann auch schon an frühe 00-Sorten denken wie z.B. die dreijährig in der Spitzengruppe stehende SY Eliot oder die Tofu-Sorten Lenka und Primus. Zu erproben wären hier auch die Sorten RGT Stumpa, RGT Siroca, Yakari und die sehr eiweißbetonte RGT Sforza. Im Oberrheingraben kommen dann noch spätere Sorten wie Soprana, Bettina und ES Mentor hinzu, wobei letztere sehr ertragstreu und standfest ist, jedoch u.U. sensibel auf Metribuzin reagiert.
Silvia PZO sollte ganz trocken-heißen Standorten vorbehalten bleiben. Als späteste Sorte im 00-Sortiment hat sie zwar das höchste Ertragspotential, jedoch einen niedrigen Eiweißgehalt und Schwächen in der Standfestigkeit. Im Rohproteinertrag wird sie deshalb häufig von ES Mentor, Soprana und Lenka übertroffen. Auch die neuen Sorten RGT Stumpa und RGT Siroca oder Bettina zeigten beachtliche Rohproteinerträge und könnten bereits erprobt werden, sofern Saatgut verfügbar ist.
Die Trockenheit des letzten Sommers beeinträchtigte auch die Saatgutvermehrung, so dass möglicherweise nicht von allen Sorten genügend Saatgut mit ausreichender Keimfähigkeit zur Verfügung steht. Mit der Saatgutbestellung sollte deshalb nicht zu lange abgewartet werden. Dabei sollte auch gleich ein bewährtes Impfmittel mitbestellt werden, da es kurz vor der Aussaat Lieferengpässe geben kann. Bewährt haben sich hier die Trockenprodukte HiStick Soy und Biodoz sowie Produkte mit Kleber wie Force 48 sowie die neuen flüssigen Impfmittel wie Rhizoliq Top S oder Turbosoy.
Weitere Infos zum Sojaanbau
Weitere Einzelheiten zu den Ergebnissen der Sortenversuche finden Sie auf www.ltz-bw.de (Arbeitsfelder/Pflanzenbau/Sorten/Leguminosen) bzw. auf www.isip.de. Ein großes Informationsangebot für den Anbau von Sojabohnen bietet darüber hinaus www.sojafoerderring.de.
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