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Landessortenversuche 2019

Ergebnisse Dinkel

Die Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) Dinkel liegen vor. Insgesamt wurden sieben Sorten in Baden-Württemberg und Bayern untersucht.

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Dinkel auf einem Versuchsfeld.
Dinkel auf einem Versuchsfeld.LTZ Augustenberg
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Schon Hildegard von Bingen wusste um die ernährungsphysilogischen Vorzüge von Dinkel oder auch Spelzweizen genannt: „Dinkel ist das beste Getreide, fettig und kraftvoll und leichter verträglich als alle anderen Körner. Es verschafft dem, der es isst ein rechtes Fleisch und bereitet ihm gutes Blut. Die Seele des Menschen macht er froh und voll Heiterkeit.“

Die Nachfrage nach Dinkel als regionalem und umweltschonendem Getreide ist ungebrochen. Seinen hohen Stellenwert in der wirtschaftlichen Fruchtfolge belegen der landesweite Anbauumfang 2019 mit 22.000 Hektar (circa 2000 ha mehr als im Vorjahr) und einer Vermehrungsfläche von 800 ha. 45 Prozent der bundesweiten Dinkelvermehrung stehen in Baden-Württemberg. Die bedeutendsten Dinkelsorten sind nach wie vor Franckenkorn und Zollernspelz.

Zweifaktoriell getestet

Für Praktiker stellen sich beim Anbau von Dinkel in erster Linie wirtschaftliche Fragen: Preis und Verwertung müssen gesichert sein. Zwar ist ein freier Anbau von Dinkel mög- lich und die Abnahme bei der aktuellen Nachfrage derzeit offenbar auch kein Problem. Allerdings unterliegt der Dinkelmarkt starken Schwankung. Gerade deshalb wird für Dinkel nur der abgesicherte Anbau über einen Vertrag empfohlen. Neben den ökonomischen Gesichtspunkten sind pflanzenbauliche Aspekte wie Standfestigkeit, Pflanzenschutzverträglichkeit, Fruchtfolgestellung und vor allem die Fusariosenanfälligkeit wichtig.

Landessortenversuche in Dinkel werden zweifaktoriell angelegt, das heißt in der intensiven Variante (V2) werden Fungizide und Wachstumsregler eingesetzt, in der reduzierten Variante (V1) wird auf diese Pflanzenschutzmaßnahmen verzichtet. Beide Varianten werden zweifach wiederholt.

Die LSV Dinkel 2018/19 standen in Baden-Württemberg auf den zentralen Versuchsfeldern in Döggingen, Boxberg, Eiselau und St. Johann und wurden mit den bayerischen LSV (drei Standorte) über die Anbaugebiete Süddeutschland ein- und mehrjährig verrechnet. Die Durchschnittserträge über alle Prüf­standorte lagen bei 76,7 dt/ha in V1 und 89,8 dt/ha in V2 und damit im langjährigen Mittel. Wie im Vorjahr waren die dominierenden Krankheiten Blattseptoria und Braunrost. Der Befall der Sorten mit Mehltau und Gelbrost war 2019 vergleichsweise gering.

In Döggingen gingen die Bestände zur Milchreife nach einem Gewitter stark ins Lager und zeigten auch verstärkt Infektionen mit Ähren­fusarium. In St. Johann gab es wie im letzten Jahr Schneeschimmelbefall bis auf die Fahnen­blätter. Zukünftig wird, vor allem wegen Zwergsteinbrand, das Saatgut der Dinkelprüfsorten zentral entspelzt und gebeizt. Informationen zu Saatstärke mit entspelztem Dinkel und zu den kulturbedingten Intensitäten finden Sie auf der Webseite des LTZ Augustenberg (Rubrik Kulturpflanze > Ackerbau > Dinkel > Aussaat).

Sortenbeschreibungen

Beobachtungen aus den LSV Spelzweizen Baden-Württemberg und Bayern 2018/19 und mehrjährige Ertragsergebnisse über die Anbaugebiete Süddeutschland (Tabelle): Ertrag: V1: 76,3 dt/ha, V2: 88,1 dt/ha; agronomische Werte V1* (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Lager vor Ernte (2,9); Halmknicken (5,1); Krankheiten V1* (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Mehltau (1,8); Braunrost (4,4); Blattseptoria (3,6); Gelbrost (1,3).

* Skala 1 bis 9; je höher die Note, desto negativer die Merkmalsausprägung.

Albertino: Mehrjährig hervorragendes Ertragsniveau in beiden Anbaustufen; 2019 in V1 unterdurchschnittliche Erträge; längerer Wuchs, Mängel in der Standfestigkeit (3,8); Neigung zu Halmknicken (8,5); deutlicher Befall mit Mehltau (2,6) und Braunrost (5,5); Einzelährentyp: sehr hohe Kornzahl/Ähre.

Badenkrone: 2019 mit Ausnahme von St. Johann ertragsstärkste Sorte über beide Anbaustufen; mehrjährig um den Durchschnitt; kurze Sorte, mittlere Standfestigkeit (2,8); geringe Halmstabilität (7,0); 2019 stärkerer Befall mit Septoria (4,3); Braunrostresistenz gut (3,3); Sorte mit hoher Kornzahl pro Ähre.

Badensonne: 2019 relativ homogen über die Standorte; in beiden Varianten unterdurchschnittlich; mehrjährig, vor allem in der intensiven Stufe deutlich ertragsstärker; mittelspäte Abreife; längste Sorte in den LSV, sehr standfest (2,2); Mängel in der Halmstabilität (5,8); 2019 geringer Septoriabefall (2,4), deutliche Anfälligkeit für Mehltau (2,7) und Braunrost (5,4); Einzelährentyp mit hoher Kornzahl pro Ähre.

Badenstern: Ein- und mehrjährig unterdurchschnittliches Ertragsniveau in beiden Stufen; gute Standfestigkeit (2,4); starke Neigung zu Halmknicken (6,5); 2019 gute bis mittlere Blattgesundheit mit Ausnahme von stärkerem Braunrostbefall (5,2); sehr hohe Tausendkornmasse.

Franckenkorn: 2019 schwache Erträge in V1 über alle Standorte; in V2 besser; mehrjährig in beiden Anbaustufen ertragsstärker, aber insgesamt unterdurchschnittlich; lange Sorte mit Standschwierigkeiten (4,7); halmstabil (2,0); mittlere Blattgesundheit; 2019 regional deutlicher Befall mit Ährenfusarium.

Hohenloher: 2019 ausgeglichene Sorte mit hohen Erträgen über beide Behandlungen; mehrjährig Ertragsniveau um den Durchschnitt; frühe Abreife; halmstabil (3,0); mittlere Blatt- und Ährengesundheit; hohe Tausendkornmasse.Zollernperle: 2019 schwankende Relativerträge über die Standorte und Varianten; insgesamt sehr gute Ertragsleistungen; mehrjährig überdurchschnittliches Niveau; mittlere Blattgesundheit, 2019 gute Braunrostresistenz (3,5); Kornzahl je Ähre sehr hoch.

Zollernspelz: 2019 insgesamt hervorragende Leistung in V1, in der intensiven Variante unter dem Durchschnitt; mehrjährig in V1 überdurchschnittlich, in V2 ertragsschwach; spätreife Sorte; gute Halmstabilität (3,0); 2019 gute Resistenzen gegen Mehltau (1,3) und Braunrost (2,7).

Empfehlungssorten

Für den Anbau 2019/2020 werden folgende Sorten empfohlen: Badenkrone, Badensonne, Franckenkorn, Hohenloher, Zollernspelz.

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