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Landessortenversuche 2019

Ergebnisse Sojabohnen

Die Landessortenversuche (LSV) Sojabohnen sind ausgewertet. Maria Müller-Belami und Jürgen Recknagel vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg haben für Sie die Ergebnisse zusammengefasst.

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Am LSV-Standort in Bönnigheim liefen die Sojapflanzen nur lückig auf.
Am LSV-Standort in Bönnigheim liefen die Sojapflanzen nur lückig auf.LTZ Augsutenberg/ Munz
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In Baden-Württemberg wurden 2019 auf insgesamt 7668 Hektar Sojabohnen angebaut – ein Flächenzuwachs von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit übertrifft der Sojaumfang die landesweiten Flächenanteile von Ackerbohnen und Futtererbsen zusammengenommen (7356 Hektar). Die wichtigsten Anbaugebiete für Soja im Land sind der Ortenaukreis mit 1264 Hektar, gefolgt von der Region Heilbronn mit 854 Hektar und dem Rhein-Neckar-Kreis mit 694 Hektar (Gemeinsamer Antrag 2019).

Die diesjährigen Landessortenversuche (LSV) Sojabohnen früh und sehr früh wurden länderübergreifend mit den bayerischen Versuchsstandorten verrechnet. Bei den sehr frühen (000)-Sojabohnen wurden insgesamt acht Standorte ausgewertet und durchschnittlich 41,4 dt/ha erzielt. Im frühen (00) Prüfsortiment wurden über sechs Sortenversuche 43,8 dt/ha im Durchschnitt gedroschen.

Anhangssorten regional wichtig

Die mehrjährige statistische Auswertung der Sortenversuche erfolgt mittels der Hohenheim-Gülzow-Methode, einem varianzanalytischen Verfahren, das die Daten auf fünf Versuchsjahre verrechnet. Auch Sorten, die noch keine fünf Jahre oder nur ein Jahr geprüft wurden, können auf diesem Weg mehrjährig dargestellt werden. Statistisch abgesichert sind die Daten erst, wenn mehr als zehn Versuchsergebnisse vorliegen.

Mehrjährig mitverrechnet wurden neben den bayerischen und baden-württembergischen Standorten auch die LSV aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Bezugsbasis für die Relativerträge ist das Mittel der baden-württembergischen Prüfsortimente, zu denen auch die sogenannten Anhangssorten zählen. Anhangssorten werden nicht an allen Standorten geprüft, sind aber in Baden-Württemberg von regionaler Anbaubedeutung.

2019 waren zu Beginn der Vegetation nahezu alle Prüfparzellen der LSV Baden-Württemberg unregelmäßig und lückig. Einen entscheidenden Einfluss hatte die Saatgutqualität: Sorten- und standortbedingt kam es aufgrund der schwachen Triebkraft des Saatgutes teilweise zu einem sehr schlechten Feldaufgang. Einige Sorten konnten die Lücken durch vermehrte Seitentriebbildung und einen guten Hülsenansatz kompensieren. Andere Sorten, vor allem die Sorte Acardia, lagen an den kühleren Standorten wie Tailfingen und Bönnigheim weit unter dem Versuchsdurchschnitt.

An den warmen Standorten Müllheim und Orschweier wirkten sich die Pflanzenverluste dagegen kaum aus. Hier erzielte die Sorte Acardia sogar Höchsterträge.Am Tailfinger Standort entsprachen die Vegetationsverhältnisse und die Erträge insgesamt einem durchschnittlichen Jahr. Der Standort Orschweier hatte massiv mit Windenproblemen zu kämpfen. In Bönnigheim waren die Startbedingungen in die Vegetation relativ günstig. Allerdings verzögerte sich die Abreife aufgrund anhaltender Niederschläge und so konnte der Versuch erst Mitte Oktober gedroschen werden. In Müllheim entwickelten sich die Bestände zu mastig und gingen bis zum Erntezeitpunkt teilweise ins Lager.

Wie schon im Vorjahr fehlten an diesem Standort in der Kornfüllungsphase die Niederschläge. Die Folgen waren niedrige Erträge und überdurchschnittlich viele Kümmerbohnen. Die Ernte Mitte September erfolgte für Müllheimer Verhältnisse sehr spät. Krankheiten und Schädlinge wurden an keinem der Standorte dokumentiert.

Vielversprechend nach den LSV 2019 sind die neuen 000-Prüfsorten RGT Sphinxa und Achillea, die in Korn- und Proteinertrag hoch eingestuft sind sowie die ertragsstarken 00-Sorten RGT Sakusa, Atacama und Yakari.

Vermehrt wurden 2019 in Baden-Württemberg insgesamt 306 Hektar (628 ha) Sojabohnen (in Klammern steht die bundesweite Vermehrungsfläche): Bedeutendste 000-Sorten in Baden-Württemberg sind Acardia, eine standfeste Sojabohne mit 67 ha (81 ha), gefolgt von der langjährig LSV-geprüften Sorte Sirelia mit 52 ha (68 ha), die für 2019 eine Anbauempfehlung erhielt. Die Sorten Solena mit 44 ha (76 ha) und Coraline mit 39 ha (119 ha) werden für den Anbau 2020 ebenso empfohlen wie die Sorten ES Comandor (33 ha), RGT Shouna mit fünf Hektar (93 ha), Regina mit 14 ha (14 ha) und SY Livius (keine Vermehrung in Deutschland).

Bei den 00-Sorten stand die Sorte Lenka mit 20 ha (20 ha) landesweit an der Spitze, gefolgt von RGT Stumpa mit 17 ha (44 ha).

Erklärung der in den Sortenbeschreibungen folgenden Fußnoten: a: orthogonale Sorten; b: nicht orthogonale Sorten; c: nur Standorte in BW; Werte aus BY liegen aktuell nicht vor; * Skala 1 bis 9; je höher die Note, desto negativer die Merkmalsausprägung.

Sehr frühe Sorten (000)

Acardiab: 2019 über die LSV-Standorte ertragsschwach (schlechter Feldaufgang infolge mangelhafter Triebkraft des Saatguts); mehrjährig hohes Ertragsniveau; gute Standfestigkeit; überdurchschnittliche Reifeverzögerung; Tausendkornmasse (TKM) mittel (214 g); nach Beschreibender Sortenlisten (BSL)-Einstufung niedriger Proteingehalt (LSV: 40,1 Prozent).

Achilleab: 2019 im ersten LSV-Prüfjahr; über die vier baden-württembergischen LSV mit außergewöhnlich hohen Kornerträgen; sehr gute Standfestigkeit; frühe und kurze Blüte; TKM mittel (216 g); laut BSL mittlerer bis hoher Proteingehalt (LSV: 43,6 Prozent).

Adelfiab: 2019 im ersten LSV-Prüfjahr; ein- und mehrjährig verrechnet sehr ertragsstark; kurzwüchsig und sehr standfest; TKM mittel (216 g); laut BSL Proteingehalt mittel bis hoch (LSV: 42,9 Prozent).Vermehrung auf 306 Hektar

Amaroka: 2019 sehr schwache Erträge (Probleme mit der Saatgutqualität; fehlende Triebkraft); mehrjährig unterdurchschnittliche Ertragsleistung; lange Blüte; längerer Wuchs, mittlere Standfestigkeit (4,1); TKM niedrig bis mittel (198 g); laut BSL mittlerer Rohproteingehalt (LSV: 42,9 Prozent).

Aurelinaa: 2019 unterdurchschnittliche Erträge (Probleme mit der Saatgutqualität; fehlende Triebkraft); mehrjähriges Ertragsniveau um den Durchschnitt; sehr gute Standfestigkeit (2,2); stärkere Reifeverzögerung (4,9); TKM hoch (222 g); laut BSL hoher Proteingehalt (LSV: 44,6 Prozent).

Coralineb: 2019 über die vier baden-württembergischen LSV mit hohen Kornerträgen; mehrjährig gutes Ertragsniveau; lange Sorte mit Lagerneigung; TKM mittel (202 g); laut BSL Proteingehalt mittel (LSV: 42,5 Prozent).

ES Comandora: 2019 sehr homogen und bis auf einen Standort mit sehr starken Erträgen; mehrjährig weit überdurchschnittlich; kurze Sorte (77 cm) mit mittlerer Standfestigkeit (3,8); TKM mittel (214 g); laut BSL mittlerer Proteingehalt (LSV: 43,7 Prozent).

ES Favorb: 2019 im ersten LSV-Prüfjahr; ein- und mehrjährig verrechnet sehr schwache Erträge; 2019 mit starken Mängeln nach Aufgang (Keimfähigkeit); kurz und standfest; mittlere TKM (210 g); laut LSV mit mittlerem bis hohem Proteingehalt (43,5 Prozent).

ES Governorb: 2019 erstmalig in den LSV; ein- und mehrjährig verrechnet mit hervorragenden Ertragsleistungen; kurze Sorte mit guter Standfestigkeit und langer Blüte; geringe Reifeverzögerung; TKM mittel (201 g); laut LSV mittel im Proteingehalt (42,6 Prozent).

Galiceb: 2019 und mehrjährig überdurchschnittliche Erträge; kurzer Wuchs, sehr gute Standfestigkeit; laut BSL niedriger bis mittlerer Proteingehalt (LSV: 41,9 Prozent); hoher Fruchtansatz; TKM mittel (214 g).

GL Melanieb: 2019 niedrige Erträge; mehrjährig ertragsstärker; sehr gute Standfestigkeit; laut BSL  durchschnittlicher Proteingehalt (LSV: 42,1 Prozent); TKM mittel (208 g).

Merlina: über die LSV-Standorte 2019 auffallend uneinheitlich, ein- und mehrjährig weit unterdurchschnittliches Ertragsniveau; sehr frühe Reife; mittlere Standfestigkeit (4,0); kaum Reifeverzögerung (1,9); TKM gering (184 g); laut BSL Proteingehalt niedrig (LSV: 41,1 Prozent).

Reginab: 2019 und mehrjährig leicht unterdurchschnittlich im Kornertrag; kurz und standfest; TKM hoch bis sehr hoch (224 g); laut BSL mittlerer bis hoher Proteingehalt (LSV: 44,4 Prozent).Keine Probleme mit SchädlingenRGT Shounaa: 2019 insgesamt hohe Erträge; mehrjährig Durchschnittserträge; mittlere Standfestigkeit (3,4); stärkere Reifeverzögerung (4,8); TKM gering bis mittel (201 g); laut BSL mittlerer bis hoher Proteingehalt (LSV: 44,1 Prozent).

RGT Sphinxaa: 2019 im ersten LSV-Prüfjahr; 2019 sehr hohe Erträge; mehrjährig verrechnet die ertragsstärkste Sorte in der Prüfung; gute Standfestigkeit (2,7); kurze Blüte; stärkere Reifeverzögerung (5,0); TKM hoch (225 g); laut LSV hoher bis sehr hoher Proteingehalt (45,5 Prozent).

Solenaa: 2019 hohes Ertragsniveau; mehrjährig überdurchschnittlich; lange Blüte; Lagerneigung (4,5); TKM mittel (208 g); laut BSL durchschnittlicher Proteingehalt (LSV: 43,2 Prozent).SY Liviusa: 2019 überdurchschnittlich im Ertrag; mehrjährig hohes Ertragsniveau; gute Standfestigkeit (2,7); stärkere Reifeverzögerung (5,0); TKM mittel (215 g); laut BSL mittlerer Proteingehalt (LSV: 44,2 Prozent).

Trumpfa: 2019 im ersten LSV-Prüfjahr; relativ homogen über die LSV mit leicht überdurchschnittlichem Ertrag; mehrjährig deutlich ertragsstärker; langer Wuchs (91 cm), Lagerneigung (6,3); hoher Hülsenansatz (14,9 cm); TKM mittel (211 g); laut BSL mittlerer Proteingehalt (LSV: 42,6 Prozent).

Bei der Auswahl der Empfehlungssorten werden neben Ertrag auch agronomische Eigenschaften, Qualitäten und die Anforderungen der aufnehmenden Hand berücksichtigt.

Frühe Sorten (00)

Atacama: 2019 und mehrjährig hoher Kornertrag; späte Abreife; mittlere Standfestigkeit (2,7); stärkere Reifeverzögerung (8,1); TKM mittel (232 g); laut BSL mittlerer Proteingehalt (LSV: 44,4 Prozent); relativ trockenheitsverträgliche Sorte.Bettina: 2019 und mehrjährig leicht unterdurchschnittliches Ertragsniveau; Standfestigkeit mittel (2,8); späte Sorte; mittlere TKM (219 g); laut BSL niedriger Proteingehalt (LSV: 41,7 Prozent).

ES Mentor: 2019 schwach im Ertrag; mehrjährig höheres Ertragsniveau; kurzer Wuchs (83 cm), gut standfest (2,1); deutliche Reifeverzögerung (8,5); TKM mittel (228 g); laut BSL Sorte mit mittlerem bis hohem Proteingehalt (LSV: 45,4 Prozent); empfindlich gegen Metribuzin und Trockenheit.

Lenka: 2019 sehr schwache Erträge; auch mehrjährig niedriges Ertragsniveau; langwüchsig (102 cm), mittlere Standfestigkeit (3,4); TKM sehr hoch (246 g); laut BSL hoher Proteingehalt (LSV: 46,3 Prozent); Tofu-Sorte.RGT Sakusa: 2019 erstmalig in den LSV; ein- und mehrjährig verrechnet sehr hohe Erträge; lange Blühdauer; hoher Hülsenansatz (15,3 cm); mittlere Standfestigkeit (3,4); deutliche Reifeverzögerung (7,9); TKM mittel (222 g); laut LSV mittlerer Proteingehalt (44,5 Prozent).

RGT Siroca: 2 019 sehr homogen mit unterdurchschnittlichen Erträgen; mehrjährig Erträge um den Durchschnitt; kurze (81 cm) und standfeste (2,2) Sorte; niedriger Hülsenansatz (11,5 cm); TKM mittel (227 g); laut BSL hoher Proteingehalt (LSV: 45,1 Prozent); empfindlich gegen Wirkstoff Metribuzin.

RGT Stumpa: Ein- und mehrjährig überdurchschnittliches Ertragsniveau; sehr gute Standfestigkeit (1,8); frühe Reife; TKM niedrig (217 g); laut BSL Proteingehalt mittel bis hoch (LSV: 43,7 Prozent).Yakari: 2019 und mehrjährig hervorragende Ertragsleistungen; frühe Sorte; kurze Blüte; lageranfällig (4,4); geringe Reifeverzögerung (6,1); TKM mittel (225 g); laut LSV Proteingehalt mittel (43,9 Prozent); bei guter Wasserversorgung neigt sie zu Lager.

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