Die Ergebnisse zur Winterbraugerste sind da
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Wintergerste wird in erster Linie zur Futternutzung angebaut – nur rund zwei Prozent der Flächen in Deutschland entfallen auf Winterbraugerste. Dabei kann der Anbau von Winterbraugerste, insbesondere unter dem Blickwinkel der steigenden Nachfrage nach heimischen, regionalen Produkten, durchaus eine rentable Alternative zur Sommerbraugerste und bei höheren Preisen zur zweilzeiligen Winterfuttergerste sein.
Das gilt hauptsächlich für Baden-Württemberg, das traditionell auf zweizeilige Wintergerste setzt. Heute stehen dem Praktiker für den Anbau zahlreiche ertrags- und qualitätsstabile Winterbraugerstesorten zur Verfügung.
Bierkonsum gefallen
Allerdings sieht es derzeit düster aus auf dem Braugerstenmarkt. Coronabedingt ging der Absatz von Bier stark zurück und damit auch die Nachfrage nach Malzware. Wie und in welchem Umfang der Bedarf an Braugerste zukünftig aussehen wird, ist mittelfristig schwer abzuschätzen.
Wer sich für den Anbau von Winterbraugerste entscheidet, muss sich im Klaren sein, dass im Vergleich zu den ertragsstarken Futtergersten etwa fünf bis zehn Prozent an Ertrag im Durchschnittverloren gehen und dass die Kultur in puncto Stickstoffmanagement, Standortwahl, Fruchtfolge und Pflanzenschutz höhere Ansprüche an die Bestandesführung stellt als eine Futtergerste.
Damit sich der Anbau von Winterbraugerste lohnt, sollten Sorte, Abnahmegarantie und die entsprechenden Preisaufschläge schon im Vorfeld vertraglich mit dem Landhandel bzw. Genossenschaften abgesichert werden.
In den Wertprüfung und Landessortenversuchen werden nur Sorten geprüft und auf Brauqualität untersucht, die auch als Braugersten angemeldet sind. Um die Neuzulassungen bei Winterbraugersten anzukurbeln, wurden vom Bundessortenamt die Ausprägungsstufen verschiedener Qualitätsparameter (unter anderem Viskosität, Extraktgehalt) für alle Braugerstensorten systematisch verschoben und neue Qualitätsparameter in die Sortenbeschreibung mit aufgenommen.
So versucht man wieder mehr Raum für züchterische Fortschritte zu gewinnen. Zeitgleich müssen sich neue Winterbraugersten zukünftig in ihren Braueigenschaften an der Sorte KWS Somerset messen. Diese Sorte ist derzeit die gefragteste Winterbraugerste. Sie stand 2019/20 bundesweit mit 490 ha in der Vermehrung.
Die Erträge im Durchschnitt
In den LSV Baden-Württemberg wurden 2019/20 sieben Sorten an fünf Standorten geprüft. Der Versuch aus Boxberg kam wegen starker Frostschäden an den Ähren nicht in die Auswertung. Durchschnittlich wurden in der reduzierten Variante V1 ohne Fungizidbehandlung und Wachstumsreglereinsatz knapp 77 dt/ha gedroschen. In der intensiven Variante V2 wurden durch Einsatz von Wachstumsreglern und Fungiziden durchschnittlich 83 dt/ha erzielt.
Lediglich am Standort Stifterhof/Odenheim war im Herbst eine Virusvektorenbehandlung erforderlich. Aufgrund des trockenen Frühjahrs gab es wenig Krankheitsdruck, die Bestände blieben lange relativ gesund, erst zum Ende der Vegetation zeigte sich in den meisten Versuchsparzellen Ramularia.
Beobachtungen zur Braugerste
Die Angaben sind Mittelwerte über die LSV-Standorte ein- und mehrjährig. Die Skala reicht von eins bis neun – je höher der Wert, desto negativer die Merkmalsausprägung:
- Ertrag V1: 76,8 dt/ha, V2: 83 dt/ha.
- Agronomische Werte V1* (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Lager vor Ernte (2,3); Halmknicken (2,9); Ährenknicken (2,0); Zwiewuchs (1,2).
- Krankheiten V1*(Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Mehltau (2,4) Rhynchosporium (1,8); Ramularia (4,8); Netzflecken (2,8).
- Qualitäten V2: Hektoliter (hl)-Gewicht 66,8 kg; Sortierung >2,5 mm 96,7 Prozent; Vollgerste 80,2 dt/ha.
Desiree (zz): ein- und mehrjährig ertragsschwach; mittelfrühe, standfeste (1,9) Sorte; Halm- und Ährenstabilität durchschnittlich; gute bis mittlere Resistenzen, hohe Toleranz gegen Mehltau (1,8); Sortierung (95,6 Prozent) und Vollgerstenanteil (77,8 dt) unterdurchschnittlich; laut BSL gute Braueigenschaften mit hohem Friabilimeterwert.
KWS Donau (zz): ertragsstarke Sorte, mittlere agronomische Eigenschaften; durchschnittliches Resistenzprofil; mit 81,9 dt sehr hoher Vollgerstenanteil (laut BSL mit Höchstnote 9 bonitiert), in den Brauqualitäten leicht unter dem Niveau von KWS Somerset.
KWS Faro (mz): aktuell einzige mehrzeilge Wintergerste mit Braueignung; ertragstärkste Sorte über alle LSV in beiden Intensitäten; gute Standfestigkeit (1,8), Neigung zu Halmknicken (3,5), Ährenstabilität gut (1,9); gute bis mittlere Toleranzen gegen Blattkrankheiten; 2020 höchster Vollgerstenanteil (87,8 dt) bei schwächster Sortierung (95,6 Prozent); laut BSL gute bis durchschnittliche Braueigenschaften mit Ausnahme von Friabilimeter, Viskosität und Beta-Glucan-Gehalt.
KWS Liga (zz): in der Verarbeitung stark nachgefragte Winterbraugerste; zur Ernte 2020 und mehrjährig in den LSV ertragsschwächste Sorte; standfest (2,0), durchschnittliche Halm- und Ährenstabilität; stärkere Anfälligkeit für Mehltau (3,0), Ramularia (5,3) und Rhynchosporium (2,3), unterdurchschnittlicher Vollgerstenanteil (77,7 dt); laut BSL geringer Proteingehalt, gute Malz- und Brauparameter.
KWS Somerset (zz): neue Bezugssorte für die Qualitätseinstufung der Braueigenschaften von Winterbraugersten; ein- und mehrjährig unterdurchschnittliche Erträge; 2020 auffallend homogen über alle Prüfstandorte und Varianten; mittlere agronomische Eigenschaften, gute Blattgesundheit; gute Sortierung (97,5 Prozent); laut BSL sehr gute Braueigenschaften.
Lyberac (zz): überdurchschnittliche Erträge in beiden Varianten sowohl 2020 als auch mehrjährig; mittelspäte Reife; leichte agronomische Schwächen: Lager (3,1), Halm- (3,0) und Ährenknicken (2,5); anfällig für Mehltau (4,0); stärkerer Ramularia- (5,8) und Netzfleckenbefall (3,3); höchstes hl-Gewicht (67,8 kg), sehr hoher Vollgersteertrag (80,7 dt); laut BSL hoher Malzgehalt und gute Brauqualität mit Ausnahme von Friabilimeter, Viskosität und Beta-Glucan-Gehalt.
Zophia (zz): in der reduzierten Variante homogen und ertragsstabil; in der intensiven Variante mit schwachem Ergebnis, mehrjährig in beiden Varianten stärker einzuschätzen; gute bis mittlere agronomische Eigenschaften; durchschnittliche Blattgesundheit, sehr geringe Anfälligkeit für Zwergrost (BSL 2); Vollgerstenanteil und Hektoliter (67,3 kg) und Sortierung (97,3 Prozent) hoch; laut BSL gute Braueigenschaften mit Ausnahme von Friabilimeter.
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