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Landessortenversuche 2022

Ergebnisse der Wintergerste

Wintergerste bleibt in Baden-Württemberg nach wie vor, und trotz Rückgang der Viehbestände, eine wichtige Kultur in der Fruchtfolge: das belegt der Anbauumfang von 2021/22, der mit 82.000 ha unverändert auf Vorjahresniveau liegt. Hitze und Trockenheit bestimmten ab Frühsommer die Vegetation. Entlang des Rheingrabens wurden witterungsbedingt bereits Mitte Juni die ersten Wintergerstebestände gedroschen - so früh wie noch selten zuvor.
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Müller-Belami, LTZ Augustenberg
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Erfreulich sind bei der diesjährigen Ernte bislang die Zahlen: Erste Schätzungen sprechen von einem vorläufigen Spitzenergebnis von über 71 dt/ha. Frühjahrstrockenheit und Hitzephasen konnten in den meisten Regionen des Landes der Gerste offensichtlich nichts mehr anhaben. Bleibt abzuwarten, wie die Bilanz der späteren Getreidearten beziehungsweise der niederschlagsarmen Gebiete ausfällt.

Klimatische Änderungen bringen auch Änderungen für die Kulturen mit sich. So begünstigen die zunehmend milden Winter die Aktivitäten von Zikade und Blattlaus, die die Verzwergungsvirosen übertragen - mit zum Teil gravierenden Folgen. Auch Mehltau und Rost profitieren von den überwiegend lauen Wintertemperaturen. Längst hat sich die gefürchtete Ramularia bundesweit zur dominierenden Gerstenkrankheit entwickelt. Bei intensiver Sonneneinstrahlung beginnt die Infektion zum Zeitpunkt des Ährenschiebens und kann explosionsartig den ganzen Pflanzenapparat befallen. Ein schlagkräftiges Fungizid fehlt derzeit und ramulariaresistente Sorten gibt es bisher nicht. Frühreife Sorten werden zwar als ramulariaanfälliger eingestuft, die spätreifen Sorten scheinen etwas weniger betroffen (Anmerkung: Da die Krankheit bei allen Gerstenversuchen zum selben Zeitpunkt dokumentiert wird, sind die Befallsdaten von Ramularia mit Vorsicht zu interpretieren). Die meisten Pilzinfektionen lassen sich in der Gerste noch mit Fungiziden kontrollieren und vorbeugend gibt es zahlreiche krankheitstolerante Sorten für den Praxisanbau. Auch die Virusresistenzen konnten züchterisch verbessert werden. Neben einer guten Feldhygiene kann zudem eine späte Saat von Vorteil sein.

California ist Baden-Württembergs Nummer eins

In der Praxis ist in Baden-Württemberg nach wie vor die 2012 zugelassene Sorte California die Nummer eins, dicht gefolgt von Bordeaux und Sandra. Auch wenn es in Baden-Württemberg kaum Vermehrungen gibt, gewinnen mehrzeilige Wintergersten wie die Sorte KWS Orbit, die Sorte Esprit und die Hybride SY Galileoo zunehmend an Bedeutung.

Die zwei- und mehrzeiligen Wintergerstensortimente der LSV Baden-Württemberg werden an acht Standorten getrennt in die Prüfung gestellt, um den unterschiedlichen Ansprüchen bei der Bestandesführung gerecht zu werden. Das zweizeilige Sortiment 2022 umfasste zur Ernte 19 Prüfsorten, das mehrzeilige Segment zehn Sorten. Die Gerstenversuche von Orschweier kamen in diesem Jahr nicht in die Auswertung. Die LSV sind zweifaktoriell aufgestellt: in der reduzierten Variante V1 wird auf Fungizide und Wachstumsregler verzichtet, in der integrierten Variante V2 wird ortsüblich nach Schadensschwelle behandelt.

Vegetation im Laufe des Jahres

Der Vegetationsverlauf der Wintergerste war geprägt von einem warmen und feuchten Herbst. Die Wintermonate blieben überwiegend frostfrei. Es folgte ein mildes Frühjahr, das, mit Ausnahme eines regenreichen und kühlen Aprils, sehr trocken war. Die hohen Temperaturen Mitte Juni konnten den Beständen allerdings nicht mehr schaden. Die Hitze beschleunigte die Abreife, so dass die Ernte zehn bis 14 Tage früher als 2021 erfolgen konnte. Wie in den vergangenen Jahren, gab es lange einen nur geringen Krankheitsdruck. An den Standorten Kraichtal und Boxberg trat Zwergrost mit deutlicher Sortendifferenzierung in Erscheinung. Rhynchosporium war in allen Ver- suchen mehr oder weniger stark vorhanden. Der Befall mit Netzflecken blieb verhalten. Durch die intensive Sonneneinstrahlung kam es zum Ende der Vegetation an allen Standorten zu massiven Ramulariainfektionen. Die Krankheit blieb aber ohne nennenswerten Einfluss auf den Kornertrag. In Döggingen und Krauchenwies wurden die Versuche im Herbst gegen Blattläuse behandelt. Die Verzwergungsvirosen haben sich im Laufe der Vegetation größtenteils verwachsen.

Ertragsstärkster Versuchsstandort 2022 ist Tailfingen mit 120 dt/ha in V2 (110 dt/ha V1) bei den mehrzeiligen Sorten, 110 dt/ha in V2 (104 dt/ha V1) bei den zweizeiligen Gersten. Der Durchschnittsertrag über alle Standorte liegt bei den Mehrzeilern in V2 bei 108 dt/ha (95 dt/ha V1), bei den Zweizeilern in V2 bei 104 dt/ha (93 dt/ha V1). Das Hektolitergewicht erreicht im Mittel beachtliche 68 kg. Die Sortierung (>2,2mm) erreicht mit durchschnittlich 99% ein sehr hohes Niveau. Entsprechend gut sind die Marktwareerträge mit 106 dt/ha (mz) und 102 dt/ha (zz). Die Tausendkornmasse liegt bei den zweizeiligen Sorten erwartungsgemäß mit 52 g deutlich über den mehrzeiligen Sorten (46 g).

Die Ergebnisse: Mehrzeilige Sorten

Beobachtungen aus den LSV Wintergersten 2021/22 Baden-Württemberg und mehrjährige Ertragsergebnisse über die Anbaugebiete:

  • Ertrag 2022: V1 95 dt/ha; V2 108 dt/ha
  • Marktwareertrag 2022: V2 106 dt/ha
  • agronomische Werte 2022 in V1*: Lager vor Ernte (4,8); Halmknicken (7,6); Ährenknicken (5,1)
  • Krankheiten 2022 in V1*: Ramularia (5,2); Rhynchosporium (3,0); Netzflecken (1,9); Mehltau (1,4); Zwergrost (3,4)
  • Qualitäten 2022 in V2: 99% Sortierung >2,2 mm; hl-Gewicht 68 kg/hl; Tausendkornmasse TKM 46 g

*Mittelwert über die Standorte, an denen das Merkmal erfasst wurde; Skala 1-9: je höher der Wert, desto negativer die Merkmalsausprägung

Esprit ist eine sehr ertragsbetonte Wintergerste, vor allem in V1. Die spätreife Sorte zeigt 2022 eine gute Ährenstabilität (3,8*) und trotz längerem Wuchs eine mittlere Standfestigkeit (4,9*). Die Blattgesundheit ist durchweg gut mit Ausnahme einer stärkeren Zwergrostanfälligkeit (4,5*). Der Marktwareanteil liegt mit 108 dt/ha hoch.

Die neu zugelassene Sorte KWS Exquise besitzt das Resistenzgen yd2 gegen den Gerstengelbverzwergungsvirus: ein Insektizideinsatz gegen Blattläuse wird somit überflüssig und es kann früh im September gesät werden. Insgesamt hat die Sorte eine sehr gute Blattgesundheit. KWS Exquise ist eine kurze Gerste mit einer mittleren Standfestigkeit (5,1*) sowie einer guten bis durchschnittlichen Halm- (7,3*) und Ähren- stabilität (4,8*). Im Ertrag bleibt die Sorte, trotz guter Einstufung in der BSL (8/7), bei beiden Varianten Schlusslicht in den LSV. Im Prüfsortiment 2022 stand die sehr kurzstrohige Gerste neben langstrohigen Sorten, was einen negativen Effekt auf den Sortenertrag haben könnte. Bei einer Kornsortierung >2,2 mm von über 99% generiert die Sorte 103 dt/ha Marktware.

KWS Higgins ist eine intensiv zu führende Wintergerste. 2022 kommt sie im Ertrag nur leicht über den Durchschnitt hinaus. Mehrjährige Ergebnisse belegen, dass die Sorte in V2 deutlich mehr kann. Agronomie und Resitenzen sind durchschnittlich. Bei Zwergrost zeigt die Sorte 2022 die höchste Anfälligkeit (5,5*) im Sortiment (BSL 8). Mit 69 kg hl-Gewicht und 109 dt/ha bei einer Sortierung von 99% werden die Anforde- rungen des Handels weit übertroffen. Die TKM ist mit 48 g hoch.

Die neue Prüfsorte KWS Morris zeigt sich 2022 über die Standorte und Varianten heterogen. Insgesamt kommt die Gerste in V1 auf überdurchschnittliche Kornerträge, in V2 knapp am Sortenmittel, mehrjährig darüber. Die Standfestigkeit (4,4*) ist gut, bei Halm- und Ährenknicken liegt die Sorte auf einem mittleren Niveau. Das Ährenschieben erfolgt relativ spät. Gegen Zwergrost (2,5*) und Rhynchosporium (2,4*) ist die Gerste gut abgesichert. Die Qualitätsparameter durchschnittlich, der Marktwareertrag erreicht 103 dt/ha.

Bei KWS Orbit fiel die relative Ertragsleistung, mit Ausnahme vom Standort Krauchenwies, 2022 schwächer aus als im Vorjahr. Auch mehrjährig bewegt sich die Gerste leicht unter dem Durchschnitt. Die Sorte ist durchschnittlich strohstabil und robust gegenüber Ährenknicken (4,2*). Der stärkere Befall mit Ramularia (6,2*), Zwergrost (4,5*) und Rhynchosporium (4,0*) ist bei Bedarf durch Fungizide abzusichern. Marktwareanteil (105 dt/ha) und hl-Gewicht (68 kg) sind durchschnittlich, die TKM mit 48 g hoch.

SU Midnight überzeugt 2022 am Standort Eiselau mit guten Erträgen. Insgesamt erreicht die Sorte die Ertragseinstufung in der BSL (8/8) auch mehrjährig nicht und bleibt leicht unterdurchschnittlich. Agronomisch liegt SU Midnight im Mittelfeld. Die Zwergrosttoleranz ist gut (2,5*), Tendenzen zu Rhynchosporium- (3,6*) und Ramulariabefall (5,9*) sind offensichtlich. Die Gerste ist zusätzlich resistent gegen den Virustyp BaYMV-2 und überzeugt 2022 mit guten Qualitätswerten: TKM 49 g, 67 kg hl-Gewicht und 104 dt/ha Marktware.

Die Hybride SY Dakoota, liefert 2022 und mehrjährig solide Erträge. In der behandelten Variante ist die Sorte ertragsstärker einzuschätzen. Die Standfestigkeit ist gut (4,1*). Halm- (7,9*) und Ährenstabilität (5,7*) lassen zu wünschen übrig. Bis auf eine Zwergrostanfälligkeit (4,3*) verfügt die Gerste über eine durchschnittliche Blattgesundheit mit einer guten Rhynchosporiumtoleranz (2,1*). Auf Wunsch des Züchters wurde die Hybride mit 25% geringerer Aussaatstärke gesät. Die Sorte hat eine hohe Kornqualität - 98% Sortierung und 108 dt/ha Marktware - und ein hl-Gewicht von 69 kg.

Die langjährig geprüfte Hybride SY Galileoo erzielt 2022 wieder Spitzenerträge. Ihre Ertragsstabilität untermauert die Sorte auch mehrjährig in den LSV. Die langwüchsige Gerste ist standfest (4,2*) und überzeugt mit einem sehr guten Gesundheitsprofil. Einziger Schwachpunkt der Sorte sind die instabilen Ähren (6,4*). Die Hybride wird in den LSV mit 25% weniger gesät. Mit 99% Sortierung liefert die Sorte den höchsten Marktwareanteil von 110 dt/ha.

Teuto kann nicht ganz an das Ergebnis des Vorjahres anknüpfen und bleibt 2022 ertraglich im Mittelfeld. Mehrjährig ist die Sorte unbehan- delt ertragsstärker einzuschätzen. Der Stand ist trotz der Pflanzenlänge gut (4,1*), bei der Ährenstabilität gibt es Auffälligkeiten (6,2*). In puncto Toleranzen ist die Sorte, besonders bei Zwergrost (1,8*) und Ramularia (4,1*), gut aufgestellt. Beim Ährenschieben zählt Teuto zu den späteren Sorten. 2022 besticht die Gerste bei 99% Sortierung mit hoher Marktleistung (106 dt/ha) und gutem hl-Gewicht (68 kg).

Viola ist eine Wintergerste, die sehr früh die Ähren schiebt. Trotz kurzem Wuchs, zeigt die Sorte 2022 deutlich Lagerneigung (5,5*) und Halmknicken (8,2*). Auch der Ertragseinstufung in der BSL (7/8) wird die Sorte mit knapp durchschnittlicher Leistung nicht ganz gerecht. Mehrjährig zeigt sie sich besser. Bei den Blattkrankheiten liegt der Befall durchweg hoch: Mehltau (3,0*), Zwergrost (4,5*) und Rhynchosporium (3,6*). Wie die meisten frühen Sorten wird Viola als ramulariaanfällig (6,9) eingestuft. Mit einem hl-Gewicht von 66 kg und einer TKM von 42 g liegt Viola unter dem Versuchsdurchschnitt. Die Marktware mit 103 dt/ha ist gut.

Die Ergebnisse: Zweizeilige Sorten

Beobachtungen aus den LSV Wintergersten 2021/22 Baden-Württemberg und mehrjährige Ertragsergebnisse über die Anbaugebiete

  • Ertrag 2022: V1 93 dt/ha; V2 104 dt/ha
  • Marktwareertrag 2022: V2 102 dt/ha
  • agronomische Werte 2022 in V1*: Lager vor Ern- te (4,1); Halmknicken (6,5); Ährenknicken (3,6) Krankheiten 2022 in V1*: Ramularia (5,9); Rhynchosporium (2,2); Netzflecken (1,6); Mehltau (2,1); Zwergrost (2,8)
  • Qualitäten 2022 in V2: 98% Sortierung >2,2 mm; hl-Gewicht 68 kg/hl; TKM 52 g

*Mittelwert über die Standorte, an denen das Merkmal erfasst wurde; Skala 1-9: je höher der Wert, desto negativer die Merkmalsausprägung

Almut ist eine frühreife Wintergerste mit einer soliden Stroh- (Lager 3,1*, Halmknicken 5,5*) und Ährenstabilität (3,9*). Die Sorte überzeugt 2022 und mehrjährig mit hohen Erträgen, vor allem in der unbehandelten Variante. Bei den Toleranzen ist die Gerste durchschnittlich aufgestellt. Mit 106 dt/ha liefert Almut einen beachtlichen Marktwareertrag.

In ihrem ersten Prüfjahr bringt die Sorte Arkona leicht überdurchschnittliche Erträge. Die Ährenstabilität ist sehr gut (2,6*). Weniger günstig sind Halmstabilität (7,1*) und Stand (4,5*). Die Sorte ist durchschnittlich blattgesund mit Ausnahme eines stärkeren Ramulariabefalls (6,6*). Die Qualitätsparameter TKM (54 g), Sortierung (99%) und Marktware (102 dt/ha) liegen 2022 im Mittelfeld.

Die spätreife Wintergerste Arthene besticht durch ihre hervorragenden agronomischen Eigenschaften wie Standfestigkeit (2,3*), Halm- (4,9*) und Ährenstabilität (3,2*). Sie zählt zu den stabilsten, zweizeiligen Sorten. Im Ertrag liegt sie 2022 auf Augenhöhe mit Almut, präsentiert sich aber deutlich homogener. Mehrjährig überzeugt Arthene mit dem höchsten Ertragsniveau in V1. Schwächen zeigt die Sorte nur bei Mehltau (4,0*) und Zwergrost (3,5*). Dagegen liegt der Ramulariabefall (5,0*) deutlich unter dem Durchschnitt 2022. Die Qualitäten - Marktware mit 106 dt/ha (Sortierung 99%), hl-Gewicht mit 70 kg und TKM mit 58 g - sind 2022 hervorragend.

Bianca ist eine langstrohige Wintergerste mit guter bis mittlerer Standfestigkeit (3,8*) und Halmstabilität (6,0*). Bei der Ährenstabilität (4,7*) und Rhynchosporium (3,9*) zeigt sich Bianca 2022 anfällig. Punkten kann die Sorte bei Zwergrost (2,3*) und Ramularia (4,9*). Bianca schiebt die Ähren verhältnismäßig spät und hat eine spätere Abreife. Im Ertrag belegt die Sorte das Mittelfeld. Mehrjährig liegen die Erträge in V1 höher. Bianca verfügt über ein schönes, großes Korn und kommt 2022 auf eine TKM von 56 g und ein hl-Gewicht von 69 kg.

Die Sorte Bordeaux ist auf dem besten Weg, California als Nummer 1 in der Praxis abzulösen. Ertragsvorteile hat die mehrjährig geprüfte Wintergerste im intensiven Anbau: als reiner Bestandesdichtetyp sollte die Standfestigkeit (4,8*) abgesichert werden. Gezielte Fungizid- behandlungen gegen Rhynchosporium (2,5*) Zwergrost (3,0*) und Ramularia (7,1*) lohnen sich. Die Sorte erreicht in der behandelten Variante mehrjährig ein hohes Ertragsniveau und präsentiert sich 2022 über die LSV-Standorte sehr homogen. Mit einer Sortierung von 99% liefert Bordeaux einen Marktwareertrag von 102 dt/ha.

California ist für die Praxis nach wie vor eine der wichtigsten zweizeiligen Wintergersten in Baden-Württemberg. Ein- und mehrjährig zählt sie zwischenzeitlich zu den ertragsschwächeren Sorten. Agronomisch gibt es bei California keine Schwächen. Vorteilhaft ist die geringe Anfälligkeit für Ramularia (5,3*). Der Befall mit Rhynchosporium (2,8*) liegt, wie im Vorjahr, über dem Durchschnitt. In den Qualitäten rangiert California 2022 auf den hinteren Rängen.

Bei der kurzstrohigen neuen Prüfsorte Heroic ist die sehr gute Standfestigkeit (2,9*) hervorzuheben. Auch bei Halm- (5,8*) und Ährenknicken (3,4*) präsentiert sich die Sorte sehr gut. Die Erträge fallen 2022, trotz guter Einstufung in der BSL (7/7), mit 95% in V1 und 98% in V2 vergleichsweise schwach aus. Mehrjährig liegen die Erträge leicht höher. Das Resistenzniveau ist gut, insbesondere gegen Zwergrost (2,3*). Bei Mehltau (4,0*) dagegen ist Vorsicht geboten. Die Qualitäten sind 2022 als durchschnittlich einzustufen. Der Marktwareertrag liegt bei 100 dt/ha.

Idilic besitzt als einzige zweizeilige Wintergerste das Resistenzgen yd2 gegen den Gerstengelbverzwergungsvirus. Diese Eigenschaft ist aktuell noch ein Alleinstellungsmerkmal im zweizeiligen Segment. Ertraglich bildet die Sorte 2022 über beide Varianten das Schlusslicht. Mehrjährig kommt sie in V2 an den Ertragsdurchschnitt heran. Während die Ährenstabilität efreulich ist (2,9*), zeigt die Gerste bei Standfestigkeit (5,1*) und Halmstabilität (7,5*) Schwächen. Der Einsatz von Wachstumsreglern ist bei dieser Sorte unabdingbar. Der Befall mit Ramularia ist auffallend hoch (7,1*). Darüber hinaus hinterlässt Idilic einen relativ gesunden Eindruck. Zu betonen ist das gute hl-Gewicht mit 70 kg und die hohe TKM mit 56 g.

KWS Moselle stand 2022 nicht orthogonal. Wie schon 2021 präsentiert sich die Sorte heterogen über Standorte und Varianten: sehr leistungsstark in Eiselau und Krauchenwies, ertragsschwach in Döggingen. Über vier Standorte erreicht die Gerste in der behandelten Variante ein hohes Ertragsniveau, in V1 bleibt sie im Mittelfeld. Mehrjährig liegen die Erträge über dem Versuchsmittel. Auffallend sind die stärkere Ramulariaanfälligkeit, eine gewisse Lagerneigung und die schwächere Halm- und Ährenstabiltität. Die Rhynchosporiumtoleranz ist hoch. Das hl-Gewicht liegt bei guten 69 kg. Mit einer Sortierung von 97% erzielt die Sorte 107 dt/ha Marktwareertrag.

Die neue Prüfsorte KWS Tardis ist 2022 die ertragsstärkste zweizeilige Wintergerste in der behandelten Variante. In der unbehandelten V1 präsentiert sich die Gerste ebenfalls leistungsstark. Die Sorte ist standfest (3,6*) und zeigt eine gute Abwehr gegen Rhynchosporium (1,7*). Schwachpunkte sind Mehltau- (4,0*) und Zwergrostanfälligkeit (3,5*). Auch die Halm- (6,9*) und Ährenstabilität (4,2*) sollte man im Auge behalten. Der Marktwareertrag liegt bei ausgezeichneten 105 dt/ha.

Lautetia fällt durch besonders frühes Ährenschieben und frühe Abreife auf. Vergleichsweise gering für eine frühe Sorte ist der Ramulariabefall (6,1*). Bei den Relativerträgen 2022 über die Standorte und Varianten präsentiert sich die Sorte heterogen. Auf den Einsatz von Fungiziden und Wachstumsreglern sollte wegen Lagerneigung (5,2*), Halm- (7,4*) und Ährenknicken (4,8*) sowie stärkerem Zwergrostbefall (3,5*) nicht verzichtet werden. Behandelt erzielt die Gerste hohe Kornerträge. Bei einer Sortierung von 99 % kommt Lautetia auf einen hervorragenden Marktwarenanteil von 105 dt/ha.

LG Calvin ist eine Neuzulassung, die aufgrund ihrer Sorteneigenschaften in der reduzierten Variante ihr hohes Ertragsvermögen ausspielen kann: gute Toleranzen gegenüber Ramularia (5,1*), Zwergrost (2,3*) und Rhynchosporium (1,9*) und die durch den kurzen Wuchs bedingte gute Standfestigkeit (3,8*). Halm- und Ährenstabilität sind durchschnittlich. Der Marktwareertrag liegt 2022 bei 100 dt/ha.

Normandy zählt eher zu den mittelspäten Gersten. Bei Standfestigkeit, Halm- und Ährenstabilität ist die Sorte unauffällig. Normandy präsentiert sich in diesem Jahr rundum gesund. Erfreulich ist der geringe Befall mit Rhynchosporium (1,8*) und Ramularia (5,1*). Ein- und mehrjährig liegt die Ertragsleistung im Mittelfeld. Die gute Sortierung von 99% generiert 100 dt/ha Marktwareertrag.

Royce, eine neu zugelassene Wintergerste, kann 2022 im Ertrag nicht ganz überzeugen: in der BSL hoch eingestuft mit 8 (V1) und 7 (V2) kommt Royce in beiden Varianten knapp auf das Sortimentsmittel. Mehrjährig präsentiert sich die Sorte ertragsstärker. Die Sorte hat 2022 leichte Standprobleme (4,8*). Halm- und Strohstabilität sind durchschnittlich. Royce besitzt eine solide Blattgesundheit. Hervorzuheben ist die gute Zwergrost- (2,3*) und Ramulariatoleranz (5,2*). Die TKM fällt 2022 mit 50 g überraschend aus (BSL 8). Mit einer guten Sortierung (98%) kommt die Sorte in der behandelten Variante auf 100 dt/ha Marktware.

SU Celly ist eine umfassend gesunde und frühe Sorte, die in der reduzierten Variante V1 hohe Erträge liefert. Auch in der behandelten Variante liegen die Kornerträge über dem Durchschnitt. Erwähnenswert sind die gute Mehltau- (1,5*) und Zwergrosttoleranzen (2,3*) und der vergleichsweise geringe Ramulariabefall (5,3*). Stroh- und Ährenstabilität sind ausgewogen. SU Celly ist eine Sorte mit durchschnittlichen Qualitäten. Der Marktwareertrag liegt mit 103 dt/ha über dem Mittel.

SU Laubella kann die hohe Einstufung in der BSL (8) beim Kornertrag in der reduzierten Variante 2022 nicht ganz bestätigen: mit Ausnahme der Standorte Döggingen und Tailfingen kommt die Gerste auf ein mittleres Ertragsniveau. In V2 präsentiert sich die Sorte ertragsstärker. Agronomisch zeigt die Sorte bei Standfestigkeit (5,0*) und Halmstabilität (7,5*) Schwächen. Das Gesundheitsprofil ist ausgewogen. Der Marktwareertrag liegt 2022 bei guten 103 dt/ha.

SU Vireni bestätigt auch in diesem Jahr die Bezeichnung als sogenannte 'Güllegerste': trotz langem Wuchs hat die Sorte einen hervorragenden Stand (2,2*) und eine sehr gute Halmstabilität (5,4*). In puncto Blattgesundheit lässt die Sorte etwas nach, besonders bei Ramularia (6,6*) und Zwergrost (3,3*). Die Ertragsleistungen liegen in V1 im Mittefeld, in V2 darunter. SU Vireni erzielt in diesem Jahr eine hohe TKM (55 g), ein beachtliches hl-Gewicht (70 kg) und, bei guter Sortierung von 99%, einen Martwareertrag von 100 dt/ha.

Die neu zugelassene Sorte SU Xandora liefert 2022 knapp durchschnittliche Erträge. Mehrjährig ist sie im Ertrag höher einzustufen. Einen sehr guten Eindruck hinterlässt die Gerste 2022 am Standort Eiselau. Su Xandorra hat gute Resistenzen vorzuweisen, besonders bei Ramularia (5,4*). Schwachpunkt ist eine gewisse Neigung zu Lager (5,0*). Die Ähren sind sehr stabil (2,5*). Mit 101 dt/ha Marktwarenanteil liegt die Sorte leicht unter dem Durchschnitt.

Valhalla kann 2002 in V2 nicht ganz an die guten Vorjahresergebnisse anknüpfen. Insgesamt liegen die Kornerträge im Mittelfeld. Mehrjährig verrechnet ist das Ertragsniveau in V1 höher. Valhalla neigt zu Lager (4,7*) und Halmknicken (7,1*). Die Ährenstabilität ist gut (3,2*). Bis auf eine erhöhte Anfälligkeit für Ramularia (6,4*) ist die Sorte durchschnittlich blattgesund. Die Qualitäten sind mit 69 kg hl-Gewicht und 101 dt/ ha Marktwareertrag gut, die TKM hoch (54 g).

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