Bohnen und Erbsen unter der Lupe
Die Anbaufläche von Ackerbohnen hat 2022 deutlich zugelegt, Körnererbsen verzeichnen hingegen einen leichten Rückgang. Die Landessortenversuche (LSV) zeigen, welche Sorten 2022 glänzen konnten.
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Der Aufwärtstrend bei den Leguminosen hält in Baden-Württemberg weiter an. 2022 konnten vor allem die Sojabohnen um 2.500 ha auf insgesamt knapp 10.000 ha Praxisfläche zulegen. Auch die Ackerbohnen mit 4.100 ha und die Lupinen mit 1.200 ha konnten einen deutlichen Anstieg der Anbauflächen verzeichnen. Bei den Körnererbsen belief sich dagegen der Anbauumfang auf knapp 5.100 ha, was einem leichten Rückgang von 4 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
War das Jahr 2021 zum Ende der Vegetation zu kühl und nass und sorgte für unbefriedigende Ernteergebnisse, so war es 2022 deutlich zu trocken und zu heiß, um gute Erträge einzufahren. Besonders die Ackerbohnen mit ihrem hohen Wasserbedarf haben unter den fehlenden Niederschlägen gelitten. Die Körnererbsen schnitten besser ab: durch ihr gut entwickeltes Wurzelsystem konnten sie die Trockenheit und Hitze verhältnismäßig gut überstehen.
Landessortenversuche Leguminosen sind reine Sortenversuche. Sie werden vierfach wiederholt angelegt und länderübergreifend mit Prüfstandorten in Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz ein- und mehrjährig über die Anbaugebiete Süd-/Südwestdeutschland verrechnet.
So lief die Anbausaison für Körnererbsen
Die Aussaat 2022 über den süddeutschen Raum begann bei durchweg guten Bedingungen Anfang März in der Rheinebene und zog sich bis zum 24. März an den bayerischen Standorten. Wärme und Feuchte führten nach dem Auflaufen zu einem schnellen Wachstum und üppigen Beständen. In der frühen Vegetation kam es zum Zuflug von Blattrandkäfern, die in der Regel bekämpfungswürdig waren. Die flächendeckende sommerliche Hitze führte zu einer zügigen Abreife und frühen Ernte. Krankheiten waren witterungsbedingt nicht zu verzeichnen, auch Lager trat kaum auf. Mit 46 dt/ha über alle 12 Standorte lag der durchschnittliche Ertrag auf Vorjahresniveau mit deutlich regionalen Unterschieden: An den sehr frühen und extrem trockenen Standorten in den Anbaugebieten der Rheinebene blieben die Erträge sehr niedrig, in den fränkischen und oberbayerischen Anbaugebieten und in Eiselau lag die Ernte deutlich höher als 2021. Vereinzelt wurde von Raupen des Erbsenwicklers im Versuchserntegut berichtet.
So lief die Anbausaision für Ackerbohnen
Die Aussaat der LSV Ackerbohnen Süddeutschland erfolgte zwischen dem 10. und 25. März. Aufgrund der kühlen Witterung zog sich der Aufgang an vielen Standorten bis zu vier Wochen hin, und der Vegetationsstart war zunächst verhalten. Zügiges Wachstum setzte mit den steigenden Temperaturen und ausreichenden Niederschlägen im Mai ein. Aber bereits Mitte Juni litten die ersten Bestände unter Hitze und Trockenheit und reagierten mit reduziertem Hülsenansatz und niedrigem Wuchs. An vielen Standorten blieben die Voraussetzungen für eine durchschnittliche Ernte ungünstig. Eine sortengenaue Reifebonitur war kaum möglich. Am oberfränkischen Standort Wolfsdorf war es so trocken und heiß, dass die Hülsen vertrockneten und abfielen und lediglich 23 dt/ha geerntet werden konnte. Anders in den östlichen Teilen Baden-Württembergs und Oberbayern: Hier waren die Versuche im Frühsommer mit Niederschlägen gut versorgt, und die Erträge lagen zum Teil deutlich über denen von 2021. Insgesamt wurden 2022 über acht Standorte mit durchschnittlich 45 dt/ha etwa 5 dt/ha weniger geerntet als im Vorjahr. Der Krankheitsdruck mit Botrytis und Rost war insgesamt relativ gering und nicht ertragsrelevant. Stärkeren Befall gab es zu Vegetationsbeginn mit dem Blattrandkäfer, der an den meisten Standorten mit einem Insektizid behandelt wurde. Vereinzelt wurde die schwarze Bohnenlaus in den Beständen gesichtet. Fast alle Ernteproben waren mit dem Bohnenkäfer kontaminiert.
Die Ergebnisse für Futtererbsen
Die langjährig geprüfte Alvesta war 2022 die ertragsstärkste Sorte: an sieben der 12 LSV-Standorte lag sie an der Spitze. In Boxberg kam Alvesta auf 110 % rel. Bei den mehrjährigen Verrechnungen relativiert sich das Ertragsmittel auf 97 % bei Korn und 94 % bei Protein. Alvesta ist standfest, hat eine kurze Blüte und reift früh ab. In Baden-Württemberg spielt die Körnererbse in der Praxis nach wie vor eine wichtige Rolle.
Astronaute ist seit Jahren bundes- und landesweit die Nummer eins bei den Körnererbsen. Die sehr hohe Einstufung in der BSL (9) beim Korn- und Proteinertrag konnte die Sorte 2022 mit knapp durchschnittlichen Ergebnissen nicht bestätigen. Mehrjährig liegt das Leistungspotential bei 101 % rel. Astronaute ist standfest und hat eine lange Blühdauer.
Die kleinkörnige (TKM 201 g) Bellanos ist eine Neuzulassung, die in der aktuellen BSL bei Kornertrag mit 9 und Proteinertrag 8 sehr hoch bewertet ist. Diese Einschätzung kann die Sorte 2022 nicht erfüllen: Bei Korn- und Proteinertrag erreichte Bellanos je 96 %. Ein vergleichsweise gutes Ergebnis erzielte die Sorte mit 102 % am Standort Tailfingen. Als längste Sorte in der LSV-Prüfung bestätigt sie die Bestnote in der BSL (1) bei der Standfestigkeit.
Neben Astronaute ist die Sorte Kameleon die zweitwichtigste Sorte im Praxisanbau. Die Erbse präsentierte sich 2022 über die Standorte inhomogen: die Relativerträge reichen von 89 bis 107 %. In den baden-württembergischen Landessortenversuchen waren die Erträge mit durchschnittliche 95 % schwach. Der Proteinertrag liegt mehrjährig bei 101 %, beim Kornertrag bleibt die Sorte leicht unterdurchschnittlich. Sie hat eine gute Standfestigkeit.
Orchestra war 2022 mit insgesamt 104 % rel. die konstanteste Sorte über alle Standorten. In Tailfingen wurden sehr gute 107 % erzielt. Mehrjährig kommen die Kornerträge auf 102 % rel. Aufgrund der hohen Ertragsleistungen liegt der mehrjährige Proteinertrag bei hervorragenden 107 % rel. Die Sommererbse ist kurzwüchsig und zeigte 2022 leichte Lagertendenzen.
Die großkörnige Erbse Protin, eine Neuzulassung, erzielte mit 260 g das höchste TKM im Prüfsortiment 2022. Bei der Ertragsleistung allerdings lag die Sorte mit durchschnittlich 93 % rel. trotz der guten Einstufung in der BSL (8) deutlich hinter den anderen Sorten zurück. Das wirkte sich auch auf den Proteinertrag (BSL 8) mit lediglich 96 % aus. Mehrjährig ist die Sorte mit 99 % wesentlich ertragsstärker einzuschätzen. Die Ergebnisse vom Vorjahr lassen mittelfristig auf einen sehr guten Proteinertrag schließen. Mit einer Bestandeshöhe zur Reife von 76 cm und einer guten Standfestigkeit waren die Voraussetzungen zur Ernte optimal.
Symbios untermauert auch 2022 die hervorragende Bewertung (9) bei Korn- und Proteinertrag in der aktuellen BSL: der relative Kornertrag über alle Standorte lag bei 103 % rel., mit einem Topergebnis von 109 % im bayerischen Straßmoos. Mehrjährig erreichen Kornertrag mit 103 % und Proteinertrag mit 104 % ein sehr hohes Niveau. Die kurzwüchsige Symbios ist durchschnittlich standfest.
Die Ergebnisse für Ackerbohnen
Die vicin- und convicinarme Sorte Allison zeigte 2022 eine hohe Streuung der Relativerträge von 84 bis 105 % über alle Prüfstandorte. In den baden-württembergischen LSV waren die Erträge durchgehend schwach. Mehrjährig zählt Allison allerdings mit 103 % rel. Kornertrag und 107 % rel. Proteinertrag zu den leistungsstärksten Ackerbohnen. Allison präsentierte sich 2022 durchschnittlich standfest und blattgesund. Die Sorte ist etwas früher in der Blüte und hat mit 450 g eine überdurchschnittliche TKM.
Die Relativerträge von Bolivia schwankten zwischen 83 und 103 %. Bereits 2021 zeigte sich die Sorte über die LSV sehr inhomogen. Mehrjährig liegen die Ertragsleistungen bei Korn und Protein im Mittelfeld. Die Ackerbohne ist kurzwüchsig und sehr standfest, hat eine gute Rosttoleranz und blüht früh. Die TKM erreicht mit 387 g einen niedrigen Wert. Die Sorte ist vicin- und convicinarm und eignet sich für die Humanernährung.
Die EU-Sorte Capri präsentierte sich mit 100 bis 105 % Relativertrag über die Standorte homogen. Bei den bisher vorliegenden Proteinerträgen liegt die Sorte 2022 im Spitzenfeld. Mittelfristig ist die Sorte in ihrem Leistungsvermögen als durchschnittlich einzuschätzen. Capri ist standfest und zeigte 2022 keine Auffälligkeiten.
Caprice EU, eine neue Prüfsorte, erzielte an den meisten Standorten einen überdurchschnittlichen Kornertrag und kam 2022 auf eine Gesamtleistung von durchschnittlich 102 %. Auch die bisher vorliegenden Proteinerträge sind sehr hoch. Mehrjährig ist die Sorte in ihren Ertragseigenschaften im Mittelfeld einzuordnen. Caprice ist standfest. 2022 fiel die Sorte durch einen leicht stärkeren Botrytisbefall und durch eine kurze Blühdauer auf.
Die langjährig geprüfte Ackerbohne Fanfare kam 2022 an den meisten Prüfstandorten nicht über 100 % Relativertrag hinaus. Ein sehr gutes Ergebnis erzielte Fanfare am rheinland-pfälzischen Standort Ruppach-Goldhausen als ertragsstärkste Sorte mit 108 %. Mehrjährig pendelt sich der Kornertrag im unterdurchschnittlichen Bereich ein. Die Proteinerträge liegen im Mittel, die Standfestigkeit ist sehr gut. 2022 überzeugte Fanfare durch ihre gleichmäßige Korn- und Strohabreife.
Macho wurde 2022 der guten Bewertung in der BSL beim Ertrag (8) nicht ganz gerecht: insgesamt lag der Relativertrag bei 101 % mit großen Streuungen über die Standorte. In Tailfingen (104 %) und Orschweier (103 %) waren die Erträge sehr gut, in Döggingen dagegen schwach (93 %). Mehrjährig ist die Ertragsleistung mit 104 % rel. höher zu bewerten. Aufgrund des geringen Proteingehalts (BSL 3) erreicht die Sorte im Schnitt mittlere Proteinerträge. Die Bohne hat eine gute Standfestigkeit. In den LSV 2022 wurde eine stärkere Reifeverzögerung von Korn und Stroh beobachtet. Die TKM ist mit 500 g außergewöhnlich hoch.
Stella gehört mit 102 % Relativertrag ein- und mehrjährig zu den ertragsstärksten Sorten. An den baden-württembergischen Standorten lag sie durchgehend weit über dem Versuchsmittel. Auch beim Proteinertrag mit mehrjährig 104 % kann die Sorte überzeugen. Die etwas längerwüchsige Bohne neigte 2022 wie im Vorjahr zu leichtem Lager. Die Blattgesundheit war zufriedenstellend. Stella ist tanninhaltig und findet sowohl in der Tierernährung wie auch im Lebensmittelbereich Verwendung.
Tiffany ist nach wie vor die wichtigste Ackerbohne in Baden-Württemberg, was auch die Vermehrungsflächen 2022 mit 105 ha belegen. Auch bundesweit ist die Sorte neben Trumpet im Praxisanbau führend. Im Kornertrag liegt die Sorte mehrjährig leicht unter dem Durchschnitt, beim Proteinertrag kann sie mit 102 % rel. punkten. Mit den Verhältnissen 2022 kam die Sorte nicht zurecht: die Kornerträge bewegten sich an fast allen Standorten weit unter dem Durchschnitt. Trotz ihrer Länge blieb Tiffany 2022 sehr standfest, der Botrytisbefall war leicht erhöht. Aufgrund der niedrigen Vicin- und Convicingehalte eignet sich Tiffany sowohl für den Futtertrog wie auch für die Lebensmittelindustrie.
Trumpet überzeugte 2022 mit einem Relativertrag von insgesamt 103 %. An den Standorten Döggingen und Tailfingen war sie die ertragsstärkste Sorte in der Prüfung. Mehrjährig erreicht das Ertragsniveau Durchschnitt, der Proteinertrag kommt, bei niedrigem Proteingehalt (BSL 3) auf 97 % rel. Im Prüfsortiment 2022 war Trumpet mit Abstand die Sorte mit der besten Standfestigkeit. Wie im Vorjahr zeigte sich eine gewisse Anfälligkeit für Bohnenrost. Die TKM ist mit 392 g niedrig.
Empfehlungssorten 2023 |
Futtererbsen: Astronaute, Kameleion, Orchestra |
Ackerbohnen: Allison, Stella EU, Tiffany, Trumpet |
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