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Landessortenversuche (LSV) 2022 - Sommerweizen

Sommerweizen ist wieder attraktiv

Gute Preise infolge des Ukrainekrieges führten dazu, dass 2022 wieder mehr Sommerweizen angebaut wurde. Für die Sortenversuche wurden die Daten aus mehreren Bundesländern miteinander verrechnet.
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Sommerweizen für den Landessortenversuch am Standort Tailfingen der LTZ Augustenberg.
Sommerweizen für den Landessortenversuch am Standort Tailfingen der LTZ Augustenberg.Müller-Belami
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Die Anbaufläche von Sommerweizen in Baden-Württemberg hat sich nach dem massiven Rückgang im Vorjahr wieder erholt und belief sich zur Ernte laut dem Gemeinsamen Antrag 2020 auf 3.600 ha. Entscheidender Anreiz zum Anbau von Sommerweizen waren im Jahr 2022 die interessanten Weizenpreise als Konsequenz des Ukrainekriegs und weniger die langfristige Planung einer Sommerung in der Fruchtfolge. Im Praxisanbau lag die Ernte im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg mit durchschnittlich 60 dt/ha laut Statistischem Landesamt auf dem Niveau des langjährigen Mittels.

Sortenversuche für den Sommerweizen gibt es bundesweit nur wenige. Für eine umfassende Datenbasis und zur Beurteilung der Prüfsorten werden die Landessortenversuche (LSV) aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Sachsen über die Anbaugebiete Süddeutschlands miteinander verrechnet. Die LSV Sommerweizen werden in zwei Intensitätsstufen angelegt: In der reduzierten Variante V1 (Verzicht auf Fungizide, Wachstumsregler) und der integrierten Variante V2.

Gute Aussaatbedingungen, beschleunigte Reife

Für die Versuche waren die Aussaatbedingungen Anfang März 2022 gut, der Feldaufgang erfolgte sehr zügig und gleichmäßig. Hitze und Trockenheit im Frühsommer beschleunigten die Reife und sorgten für eine frühe Ernte. Der Krankheitsdruck blieb aufgrund der Witterung gering: Mehltau, Blattseptoria und Gelbrost wurden vereinzelt registriert, jedoch ohne große Sortendifferenzierung. Bis zur Ernte blieben die Bestände überwiegend standfest.

Im Jahr 2022 lag das Ertragspotential über sieben Standorte bei durchschnittlich 68 dt/ha in V1 und 73 dt/ha in V2. Ertragsstärkster Standort war wie bereits im Vorjahr der Standort Frankendorf in Bayern mit 89 dt/ha in V1 und 92 dt/ha in V2. Am einzigen baden-württembergischen Standort Tailfingen wurden 71 dt/ha in V1 und 75 dt/ha in V2 geerntet. Die Rohproteingehalte in der Intensitätsstufe 2 waren mit durchschnittlich 13,7 Prozent auf Vorjahresniveau, während die Fallzahlen mit 355 s im Schnitt erwartungsgemäß deutlich höher lagen als 2022.

Sortenbeschreibungen LSV Sommerweizen 2022

Aktivan A hinterließ 2022 über fast alle Standorte einen beständigen Eindruck und erreichte ein hohes Leistungsniveau von 102 Prozent relativ in V1 und V2. Auch mehrjährig liegen die Kornerträge dieser Sorte konstant über dem Durchschnitt. Bei Gelbrost und Mehltau zeigte sich Aktivan A 2022 leicht anfällig. Aktivan ist ein Einzelährentyp mit großem Korn und entsprechend hoher Tausendkornmasse (TKM). 

KWS Carusum, eine Neuzulassung, ist ein ertragsstarker E-Weizen: Mit Ausnahme vom Standort Tailfingen (93 Prozent relativ) lagen die Kornerträge 2022 in V1 durchgehend und zum Teil weit über dem Mittel. Mehrjährig generiert die Sorte in beiden Stufen überdurchschnittliche Erträge. Bei Gelbrost zeigte der Weizen 2022 keinerlei Befall, auch die Mehltautoleranz war hoch. Die Fallzahlen liegen weit über dem Durchschnitt und sind stabil.

KWS Expectum E, eine begrannte E-Weizensorte, bewegt sich ein- und mehrjährig auf einem unterdurchschnittlichen Ertragsniveau. Die Sorte überzeugte 2022 allerdings mit dem besten Rohproteinwert und einer hohen Fallzahl. Mit Ausnahme einer gewissen Blattseptoriaanfälligkeit hat der Weizen eine solide Blattgesundheit sowie eine gute Standfestigkeit. 

Die Neuzulassung KWS Jordum B präsentierte sich im Jahr 2022 in der reduzierten Variante über fast alle Standorte beständig und ertragsstark. In V2 lieferte die Sorte schwächere Ergebnisse. Mehrjährig verrechnet kommt der Weizen auch in V2 auf ein deutlich höheres Ertragsniveau. 2022 war die Sorte bei Standfestigkeit und Blattgesundheit unauffällig, bei Gelbrost zeigte sich KWS Jordum befallsfrei. Proteingehalt und Fallzahl lagen 2022 im Mittelfeld. 

KWS Sharki E ist eine Sommerweizensorte mit E-Qualität. 2022 überzeugte die Sorte mit hohen Fallzahlen. Am sächsischen Standort war der Weizen mit 109 Prozent (V1) und 114 Prozent (V2) mit Abstand die ertragsstärkste Prüfsorte. Ertraglich bleibt der langwüchsige Weizen allerdings ein- und mehrjährig im unterdurchschnittlichen Bereich. Als Einzelährentyp kommt die Sorte auf eine hohe TKM. Blattgesundheit und Standfestigkeit waren 2022 ausgewogen. 

KWS Starlight A zeigte sich 2022 wie schon im Vorjahr über die Varianten und LSV-Standorte relativ ausgewogen und beständig, bleibt allerdings in der gesamten Ertragsleistung unterdurchschnittlich. Mehrjährig liefert der Weizen höhere Relativerträge, besonders in V2. Agronomisch und bei der Blattgesundheit gab es 2022 keine Mängel mit Ausnahme eines stärkeren Blattseptoriabefalls. 

Die Kornerträge von Licamero A lagen 2022 in beiden Varianten leicht unter dem Durchschnitt. Besonders in der reduzierten Variante zeigte sich der Weizen über die LSV beständig. Mehrjährig ist das Leistungsniveau der Sorte höher. Hervorzuheben ist der geringe Befall mit Blattseptoria im vergangenen Jahr. Die Qualitäten dieser Weizensorte lagen im Mittelfeld. 

Patricia B ist ein neu zugelassener, begrannter Sommerweizen. Die hohe Ertragserwartung laut BSL (V1: 7, V2: 8) konnte die Sorte 2022 nicht ganz erfüllen. Einzig am bayerischen Standort Frankendorf war sie mit je 105 Prozent relativ die ertragsstärkste Sorte im Landessortenvergleich. Mehrjährig ist Patricia in beiden Stufen leistungsstärker. 2022 zeigte sich der langwüchsige Weizen standfest, die Gelbrostanfälligkeit war etwas stärker ausgeprägt. Die TKM (Einzelährentyp) ist beachtlich. 

In Tailfingen war die Grannenweizensorte Quintus A im Jahr 2022 mit 105 Prozent (V1) und 106 Prozent (V2) die ertragsstärkste Sorte in der Prüfung. Insgesamt präsentierte sich der Weizen über die Standorte auffallend heterogen und kam auf nur unterdurchschnittliche Erträge. Auch mehrjährig ist Quintus im Ertrag Schlusslicht. Der große Pluspunkt der Sorte ist die nachgewiesene sehr gute Fusariumtoleranz (BSL 3). 2022 traten Blattseptoria und insbesondere Mehltau (BSL 7) stärker auf, Gelbrostbefall war nicht festzustellen. Bei TKM, Protein und Fallzahl sind die Werte unterdurchschnittlich. Quintus ist laut Züchter nicht CTU-verträglich, eine Behandlung gegen Mehltau in frühen Stadien wird empfohlen. 

Der kurze Grannenweizen SU Ahab E ist ein großkörniger Einzelährentyp mit entsprechend hoher TKM. Im vergangenen Jahr war die große Streuung der Relativerträge über die Standorte auffällig. Insgesamt zeigte die Sorte aber 2022 gute Ertragsleistungen. Mehrjährig erreicht SU Ahab ein leicht unterdurchschnittliches Niveau. Blattgesundheit und Standfestigkeit lagen im Mittelfeld. 

Winx A ist eine Neuzulassung, die bereits im ersten Prüfjahr beachtliche Kornerträge in den Landessortenversuchen erzielte: Mit 103 Prozent relativ in V2 lag die Sorte 2022 ertraglich mit an der Spitze. Auch mehrjährig sehen die Ergebnisse vielversprechend aus. Standfestigkeit trotz schwacher BSL-Beurteilung sowie Krankheitstoleranzen sind gut, ebenso Proteingehalt und Fallzahlen. 

WPB Troy B kam mit den Verhältnissen im Jahr 2022 nicht ganz zurecht: im Vergleich zum Vorjahr waren die Ertragsergebnisse besonders in der unbehandelten Variante V1 mit 98 Prozent relativ enttäuschend. Mehrjährig liegen die Erträge über dem Mittel. Die Sorte war 2022 durchschnittlich blattgesund und standfest. Fallzahl und Rohproteinwert liegen etwas niedriger als der Durchschnitt.  

Empfehlungssorten für 2023:
KWS Expectum E, Licamero A, Quintus A.

Sorteninfos und Versuchsbericht zu den Landessortenversuchen Sommerweizen 2022 finden Sie im hinterlegten Link.

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