Trotz Wetterkapriolen noch ansprechende Erträge
Erst gute Aussaatbedingungen, dann vielerorts langanhaltende Niederschläge, die zum Teil auch die Ernte verhagelten. So sah das Jahr auch für die wichtigste Getreideart aus.
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Das Jahr 2023 wurde für viele Landwirte zur Ernte hin zur Geduldsprobe. Zunächst gab es Sonnenschein, Hitze und Trockenheit im Überfluss. Die Bestände waren reif und es konnte geerntet werden. Eine langanhaltende Regenperiode verhinderte jedoch regional eine zeitnahe Ernte. Noch nicht beerntetes Getreide ging witterungsbedingt ins Lager und wuchs aus. Glück hatten die Regionen, in denen vor der Regenperiode der Weizen eingefahren werden konnte. Laut besonderer Ernteermittlung des Statistischen Landesamtes sind die Erträge mit durchschnittlich 74 dt/ha nicht so schlecht, wie zunächst befürchtet. Allerdings ist mit deutlichen Qualitätseinbußen zu rechnen. Ein Großteil der Ernte wird vermutlich in den Futtertrog oder die Biogasanlage wandern.
Die Landessortenversuche (LSV) Winterweizen werden zweifaktoriell angelegt: in der integrierten Variante (V2) kommen zur Gesunderhaltung der Bestände Fungizide und Wachstumsregler zum Einsatz, in der reduzierten Variante (V1) wird darauf verzichtet. Die Einteilung in Winterweizen klassisch und Winterweizen früh richtet sich in erster Linie nach dem Zeitpunkt des Ährenschiebens in der aktuellen „Beschreibenden Sortenliste“. 2022/23 standen im frühen Sortiment 13 Sorten in der Prüfung, im klassischen Sortiment 24 Sorten. Beide Sortimente werden auf zehn zentralen Versuchsflächen parallel geprüft.
Anhaltende Feuchte führt zu Krankheitsdruck
Aussaatbedingungen und Aufgang der Winterweizenversuche waren gut. Der milde Winter sorgte für eine stärkere Bestockung und die Bestände konnten gleichmäßig in die Vegetation starten. Im Frühjahr wurde das Wachstum durch die nasskalte Witterung eingebremst. Die anhaltende Feuchte sorgte bereits früh für einen hohen Krankheitsdruck. Je nach Standort waren gegen Gelbrost erste Fungizidbehandlungen notwendig. Ebenfalls begünstigt durch die Witterung war ein früher, zum Teil massiver Befall mit Septoria tritici.
Ab Mitte Mai schlug das Wetter um und es setzte eine Hitze- und Trockenphase ein. Mit dem Ährenschieben breitete sich der Braunrost explosionsartig aus, besonders bei den anfälligen Sorten, und überlagerte alle anderen Blattkrankheiten. Nahezu bedeutungslos waren Mehltau (mit Ausnahme vom Standort Orschweier) sowie Ährenfusarium und Spelzenbräune. Durch die sehr dichten Bestände kam es teilweise schon früh zu sortendifferenziertem Lager. Auch Halm- und Ährenknicken häuften sich in diesem Jahr. Das Phänomen der Weißährigkeit trat 2023 stärker und sortenbedingt in Erscheinung. Hohe Temperaturen führten häufig zu Trockenstresssymptomen wie Blattrollen. Bei vielen Sorten beschleunigte sich der Abreifeprozess und die Ernte setzte früh ein. Wärme- und Mittellagen hatten Glück und konnten vor dem großen Wetterumschwung noch beerntet werden. Die späteren Anbaugebiete mussten bis zu 14 Tage auf besseres Wetter warten. Die Folgen waren starkes Lager bis hin zu Totallager und Auswuchs.
Acht von zehn LSV-Winterweizenstandorten wurden in diesem Jahr verrechnet. Ausfälle gab es in Boxberg und St. Johann. Boxberg war aufgrund von Totallager, Auswuchs, Halm- und Ährenknicken nicht mehr zu retten. In St. Johann waren die Varianzen der Einzelparzellen aufgrund der extremen Bodenunterschiede für eine akzeptable Auswertung zu auffällig. Unter den schwierigen Bedingungen lagen 2023 die Kornerträge erstaunlich hoch und deutlich über Vorjahresniveau. Offensichtlich konnte der Weizen noch gut von der Frühjahrsfeuchte profitieren. Die frühen Sorten zeigten sich mit 101 dt/ha in V1 und 115 dt/ha in V2 eindeutig ertragsfreudiger als die klassischen Weizen mit 92 dt/ha in V1 und 108 dt/ha in V2. Auch die Ertragsdifferenz durch die Behandlungsmaßnahmen war 2023 mit durchschnittlich 15 dt/ha erwartungsgemäß hoch. Ertragsstärkster Standort war jeweils Tailfingen mit 110 dt/ha (V1) und 122 dt/ha (V2) im frühen Sortiment sowie mit 104 dt/ha (V1) und 114 dt/ha (V2) im klassischen Sortiment.
Sehr heterogene Fallzahlen
Nach der Ernteunterbrechung durch den Regen wurden bei den noch zu beerntenden Versuchen Proben zur Fallzahlanalyse gezogen. Das Ergebnis war sehr heterogen, sowohl zwischen den Standorten als auch den Sorten in Bezug auf Fallzahlhöhe wie auch Fallzahlstabilität. Insgesamt liegen die Fallzahlen bei 323 s im frühen Weizen, bei 292 s im klassischen Weizen. In Döggingen konnte Ende Juli der frühe Winterweizen bei sehr guten 410 s Fallzahl rechtzeitig gedroschen werden. Die klassischen Weizen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht reif. Das schlechte Wetter zögerte die Ernte 14 Tage hinaus, was dem Weizen zugute kam. Auch gab es im Vergleich zu anderen Standorten hier kein Totallager und auch keinen Auswuchs. Die Fallzahlen erreichen erfreuliche 393 s. In Krauchenwies dagegen kommen die durchschnittlichen Fallzahlen im frühen Sortiment auf 244 s, im klassischen Weizen auf lediglich 201 s. Die übrigen Qualitäten erreichen 2023 in etwa Vorjahresniveau: 12,7 Prozent Protein, 80 kg Hektoliter (HL)-Gewicht im klassischen Sortiment. 12,3 Prozent Protein und 79 kg HL-Gewicht im frühen Weizen. Das TKM liegt in beiden Sortimenten bei 42 g.
In Baden-Württemberg standen 2023 etwa 2.100 ha Winterweizensorten in der Vermehrung. Im klassischen Sortiment dominieren die Qualitätsweizen Asory und RGT Reform. Der Brotweizen SU Mangold steigt mit über 130 ha in die Vermehrung ein. Wichtigster E-Weizen ist nach wie vor die Sorte Moschus. Im frühen Segment behaupten sich Chevignon EU (B) und Campesino B.
Winterweizen früh: Beobachtungen und Sortenbeschreibungen
Die neue Prüfsorte Absolut A erreicht in diesem Jahr mit 96 Prozent relativ (V1) und 93 Prozent relativ (V2) nur mäßige Erträge. Mehrjährig muss sich die Sorte noch beweisen. Der langstrohige Weizen präsentiert sich 2023 standfest und blattgesund, mit Ausnahme eines stärkeren Gelbrostbefalls. Absolut beeindruckt 2023 mit sehr stabilen und hohen Fallzahlen, einem sehr guten HL-Gewicht und dem höchsten Proteingehalt.
Akzent A gehört 2023 zu den schwächeren Prüfkandidaten. In den mehrjährigen Verrechnungen präsentiert sich die Sorte ertragsfreudiger. Akzent ist der längste Weizen im Prüfsortiment und entsprechend lageranfällig. Die Gelbrosttoleranz ist überzeugend, bei Braunrost ist die Sorte gefährdet. Eine gute Einstufung erhält Akzent in der BSL (3) bei Ährenfusarium und Halmbruch. Im frühen Weizensegment ist der Weizen bei Ährenschieben und Reife die späteste Sorte. Akzent hat ein großes Korn und erzielt eine hohe TKM.
Campesino B erzielt 2023 in V1 beachtliche 107 Prozent relativ, trotz des deutlichen Blattseptoria und Gelbrostbefall. Auch in V2 (104 Prozent relativ) und mehrjährig wird das hohe Ertragspotential bestätigt. Campesino generiert seinen Kornertrag über die Kornzahl pro Ähre. Die Sorte ist durchschnittlich strohstabil und besitzt eine ausgezeichnete Braunrosttoleranz.
Chevignon EU (B) schneidet 2023 im Kornertrag über die Standorte, mit Ausnahme von Kraichtal, sehr gut ab. Mehrjährig ist Chevignon ein Weizen mit einem beachtlichen Ertragsniveau. Blattgesundheit und Standfestigkeit sind durchschnittlich. Hervorzuheben ist 2023 die sehr gute Gelbrosttoleranz. Chevignon ist aktuell die bedeutendste Winterweizensorte bundes- und landesweit.
Der Grannenweizen Complice EU (B) erreicht 2023 mit 103 Prozent relativ (V1) und 101 Prozent relativ (V2) ein gutes Ertragsniveau. Auch langjährig liegen die Erträge über dem Versuchsmittel. Das Resistenzprofil ist durchschnittlich, mit Ausnahme einer erhöhten Anfälligkeit für Blattseptoria. Bei der kurzstrohigen Sorte ist auf eine ausreichende Absicherung der Standfestigkeit zu achten. Die TKM ist 2023 die höchste im Sortiment.
Die Kornerträge der neuen Prüfsorte Debian B sind 2023 mit 107 Prozent relativ (V1) und 106 Prozent relativ (V2) ausgesprochen hoch. Ob das Leistungspotential mehrjährig Bestand hat, bleibt abzuwarten. Debian ist ein ährenbetonter Weizentyp. Agronomisch und bei den Blattkrankheiten ist die Sorte unauffällig. Unbedingt zu beachten ist die erhöhte Anfälligkeit für Ährenfusarium (BSL 6).
Der begrannte Winterweizen Foxx A ist 2023 mit 85 Prozent relativ und 92 Prozent relativ (V2) der ertragsschwächste Prüfkandidat im Sortiment. Mehrjährig fällt die Ertragsleistung nach diesem schwachen Jahr unter den Durchschnitt. Deutlich gefährdet ist die Sorte bei Braun- und Gelbrost sowie Blattseptoria. Zudem neigt der langstrohige Weizen zu Lager. Charakteristisch für Foxx sind laut BSL die ausgezeichnete Fallzahlstabilität und die sehr hohe Fallzahl (8), die sich 2023 mit überdurchschnittlichen Werten bestätigen.
Die sehr blattgesunde und strohstabile Hybride Hyacinth EU (B) generiert 2023 mit 109 Prozent in der unbehandelten Variante mit den höchsten Relativertrag. Behandelt erreicht Hyacinth 102 Prozent relativ. Dieses Ertragsniveau kann der Weizen mehrjährig halten.
Die Hybride Hyvega A kann 2023 im Ertrag nicht überzeugen, trotz der sehr guten Einstufung in der BSL (8/9). Sie bleibt aber im A-Weizensegment ein- und mehrjährig eine durchaus ertragsstarke Sorte. Die Blattgesundheit ist umfassend gut. Manko der langwüchsigen Sorte ist die fehlende Strohstabilität. Hyvega punktet 2023 mit einem hohen HL-Gewicht.
Obiwan EU (B) ist im Sortiment der früheste Weizen bei Ährenschieben und Abreife. 2023 präsentiert sich die begrannte Sorte über die Standorte sehr heterogen, besonders in V1. Das Ertragsniveau liegt in diesem Jahr bei 102 Prozent relativ. Strohstabilität und Blattgesundheit sind solide, verbunden mit einer guten Gelbrosttoleranz. Bei Ährenfusarium ist Obiwan in der BSL (3) gut bewertet. Auffällig ist 2023 das häufig auftretende Phänomen der Weißährigkeit in den LSV.
Der kurzstrohige und sehr standfeste Weizen RGT Volupto EU (B) erzielt 2023 in der behandelten Variante einen durchschnittlichen Ertrag. In V1 liegt der Ertrag mit 92 Prozent deutlich niedriger. Ähnlich sind die mehrjährigen Ergebnisse. Die Neigung zu stärkerem Braunrostbefall ist offensichtlich, auch bei Gelbrost liegt die Sorte über dem Durchschnitt. Bei Ährenfusarium erhält der Weizen in der BSL (3) eine gute Einstufung. RGT Volupto besticht 2023 mit der höchsten und stabilsten Fallzahl. Auch das HL-Gewicht ist beachtlich.
Der 2011 zugelassene Grannenweizen Rubisko EU (A) (nicht orthogonal geprüft) kommt an den beiden Prüfstandorten in der Rheinschiene (Orschweier und Kraichtal) auf beachtliche Kornerträge. Die Sorte wird ausdrücklich für den Anbau in Wärmelagen empfohlen. Rubisko ist kurzstrohig, standfest und sehr blattgesund. Die Sorte ist bei Ährenfusarium laut BSL (3) gut eingeschätzt. Qualitativ ist Rubisko ein durchschnittlicher A-Weizen.
Der C-Weizen Winner EU liefert 2023 mit 109 Prozent (V1) und 106 Prozent (V2) die höchsten Relativerträge und präsentiert sich insgesamt sehr homogen. In Frankreich wird die Sorte als Brotweizen vermarktet. Auf die mehrjährigen Ergebnisse der neuen Prüfsorte kann man gespannt sein. Der begrannte Weizen beeindruckt vor allem mit einer guten Standfestigkeit und guter Blattgesundheit. Auffallend ist nur der hohe Mehltaubefall am Standort Orschweier. Die Fallzahlen sind leicht unterdurchschnittlich, aber stabil.
Winterweizen klassisch: Beobachtungen und Sortenbeschreibungen
Absint A ist eine neue Prüfsorte, die durch ihren kurzen Wuchs und ihre hervorragende Standfestigkeit beindruckt. Die Toleranzen sind beachtlich, mit Ausnahme einer gewissen Septoriaanfälligkeit. Mit diesen Eigenschaften erzielt die Sorte 2023 in V1 sehr gute 102 Prozent Relativertrag. In V2 bleibt sie unterdurchschnittlich. Die Ertragsstabilität muss sich mehrjährig noch bestätigen. Absint beeindruckt 2023 mit der stabilsten und höchsten Fallzahl (BSL 9), mit hohen Proteinwerten und sehr gutem HL-Gewicht.
Der B-Weizen Akasha besticht mit einer sehr guten Blattseptoria- und Braunrosttoleranz. Auch bei Ährenfusarium erhält die Sorte eine gute Einstufung (BSL 3). Dagegen ist die Gelbrostanfälligkeit 2023 überdurchschnittlich hoch. Die kurze Sorte hat eine mittlere Standfestigkeit. Akasha schiebt die Ähren spät und ist auch in der Abreife etwas später einzuschätzen. Die Erträge 2023 bewegen sich mit 105 Prozent relativ in V1 auf hohem Niveau, in V2 landet der Weizen im Mittelfeld. Die mehrjährige Ertragsleistung ist durchschnittlich.
Asory A präsentiert sich 2023 in V1 unbeständig über die Standorte: schwach in Eiselau, ertragsstark in Kraichtal, Orschweier und Kupferzell. Insgesamt kommt die Sorte auf 102 Prozent relativ. Mehrjährig ist das Ertragsniveau überdurchschnittlich gut. Neben der Schwäche in der Standfestigkeit hat sich in diesem Jahr auch eine deutlich Gelbrostanfälligkeit gezeigt. Dagegen ist die Braunrosttoleranz beachtlich. Die Sorte ist in den BSL mit der höchsten Volumenausbeute (9) bewertet. 2023 enttäuscht Asory mit der niedrigsten Fallzahl.
Der neue Prüfweizen Cayenne A kann mit den starken Qualitäts- weizen im Ertrag nicht ganz mithalten und kommt 2023 auf 97 Prozent relativ. Gute Ergebnisse bringt die Sorte in Krauchenwies und Eiselau. Mehrjährige Ergebnisse werden zeigen, wo das Leistungspotential des Weizens liegt. Cayenne ist standfest und überzeugt mit einer sehr guten Gelbrosttoleranz.
Der Brot- und Brauweizen Gentleman B erzielt als gesunde und standfeste Sorte 2023 gute bis durchschnittliche Erträge. Mehrjährig liegt der Ertragsvorteil in der reduzierten Variante. Hervorzuheben ist die sehr gute Gelbrosttoleranz und die geringe Anfälligkeit für Halmbruch (BSL 2). 2023 überzeugt der Weizen mit hohen Fallzahlen.
Die ährenbetonte Weizenhybride Hymalaya A (nicht orthogonal geprüft) schneidet 2023 an den Prüfstandorten in V1 im Ertrag nur mäßig ab. In V2 liegt das Ertragsniveau über dem Versuchsmittel, mehrjährig betrachtet ist es sehr hoch. Trotz ihrer Wuchslänge bleibt die Sorte standfest. Bei der Blattgesundheit gibt es mit Ausnahme einer gewissen Braunrostanfälligkeit keine nennenswerten Probleme. Hymalaya schiebt die Ähren früh und hat eine frühe Abreife.
Die Ertragsleistungen der spätreifen Sorte Informer B sind 2023 sehr heterogen: ausgezeichnete Erträge in den Mittel- und Höhenlagen, an den frühen Standorten Kraichtal und Orschweier bricht die Sorte ertraglich ein. Die mehrjährigen Erträge sind überdurchschnittlich. Informer ist ein standfester und durchgehend gesunder Weizen mit einer außergewöhnlich guten Gelbrostresistenz (BSL 1). Der Einzelährentyp bildet eine hohe TKM.
Das Leistungsniveau vom Brotweizen Knut B wird 2023 nur vom C-Weizen Revolver getoppt. Mit 111 Prozent (V1) und 105 Prozent (V2) Relativertrag rangiert die Sorte ganz weit vorne. Auch mehrjährig ist das Leistungspotential sehr hoch, besonders in V1. Abgerundet wird das Profil durch eine gute Standfestigkeit und ausgeprägte Blattgesundheit. Ährenschieben und Reife sind bei diesem Weizen etwas später einzuschätzen.
KWS Donovan untermauert 2023 in der behandelten Variante sein hervorragendes Leistungsvermögen mit 105 Prozent relativ. Zusammen mit Polarkap ist KWS Donovan der ertragsstärkste Qualtitätsweizen im Sortiment. In der unbehandelten Variante fällt die Sorte im Kornertrag, außer in Döggingen, deutlich ab. Ursache der schwachen Erträge ist die sehr hohe Anfälligkeit für Braunrost. Auch der nicht zu erwartende Befall (BSL 3) mit frühem Gelbrost setzt der Sorte 2023 zu. Mehrjährig ist der Weizen in der integrierten Variante sehr ertragsstark einzuschätzen. Positiv zu bewerten ist die geringere Anfälligkeit für Halmbruch (BSL 3) und Lager.
Für einen Eliteweizen ist die Ertragsleistung 2023 von KWS Emerick E in der unbehandelten Stufe mit 101 Prozent beeindruckend. Mehrjährig bleiben die Erträge unterdurchschnittlich. Der langstrohige Weizen ist standfest und hat eine solide Resistenzausstattung. Die sehr gute BSL-Einstufung bei Gelbrost kann auch 2023 wieder bestätigt werden. Die TKM ist sehr hoch.
Die Erträge von KWS Imperium A liegen 2023 über dem Versuchsmittel. Der Weizen präsentiert sich in beiden Varianten homogen. Das langjährige Ertragsniveau ist über die Anbaugebiete konstant hoch, vorranging in V1. Die Sorte ist gegen Blattkrankheiten durchschnittlich tolerant mit einer sehr geringen Gelbrostanfälligkeit. Nicht zu übersehen ist die ausgeprägte Schwäche in der Standfestigkeit. Die Fallzahl ist laut BSL (9) auf höchstem Niveau. Der Einzelährentyp hat ein großes Korn, generiert eine sehr hohe TKM und kann 2023 sehr gute Fallzahlen vorweisen.
Die C-Sorte KWS Keitum kann das sehr hohe Ertragsniveau in der BSL (9/9) 2023 relativ nicht ganz halten und muss sich dem schwächer eingestuften Massenweizen Revolver (BSL 8/8) mit 108 Prozent Relativertrag geschlagen geben. Mehrjährig behauptet die Sorte ihre Spitzenposition. Agronomie und Blattgesundheit sind durchschnittlich. Ungünstig ist der stärkere Blattseptoriabefall. Fallzahl und Proteinwert liegen erwartungsgemäß im unteren Bereich.
Die sehr gesunde und standfeste neue Prüfsorte KWS Mitchum A beeindruckt mit insgesamt 104 Prozent Relativertrag in der reduzierten Variante. An den späten Standorten Eiselau und Döggingen sind die Erträge für einen mittelspätabreifenden Weizen dagegen verhältnismäßig niedrig. Auf die mehrjährigen Ergebnisse darf man gespannt sein. In der BSL ist die stabile Fallzahl mit Bestnote (9) bewertet. 2023 bewegt sich die Sorte hinsichtlich Fallzahl allerdings im Mittelfeld. Die Proteinwerte liegen über dem Durchschnitt.
LG Atelier A kommt im ersten Prüfjahr auf insgesamt 99 Prozent (V1) und 101 Prozent (V2) Relativertrag. Zur besseren Einschätzung des Ertragspotentials müssen die mehrjährigen Ergebnisse abgewartet werden. Die langstrohige Sorte ist standfest und hat eine mittlere Blattgesundheit. Bei Halmbruch erhält die Sorte eine gute BSL-Einstufung (3). LG Atelier ist spät im Ährenschieben und der Reife. Das HL-Gewicht liegt 2023 auf hohem Niveau.
LG Character A erreicht 2023 knapp durchschnittliche Erträge in V2. In V1 kommt die Sorte auf einen Relativertrag von 93 Prozent. Mehrjährig liegen die Kornerträge im Mittelfeld. Der Weizen schiebt die Ähren etwas früher bei mittelspäter Abreife. Agronomisch gibt es keine Auffälligkeiten. Das grundlegende Problem der Sorte ist die schwache Blattgesundheit: Blattseptoria-, Braun- und Gelbrostbefall liegen deutlich über dem Versuchs- mittel. Die Fallzahlen sind 2023 schwach.
Moschus E ist qualitativ ein hervorragender Eliteweizen mit guter Agronomie und guten Resistenzen. Die Sorte ist bei Ährenfusarium laut BSL (3) gut bewertet. Auffällig ist 2023 die erhöhte Weißährigkeit. Die ein- und mehrjährigen Relativerträge liegen leicht über 90 Prozent relativ. Moschus ist ein Einzelährentyp mit hoher TKM, dem besten HL-Gewicht und dem höchsten Proteingehalt im Prüfsortiment 2023. Die Fallzahlen sind hoch und stabil.
Pep A ist ein ausgewogener Qualitätsweizen, der seine Stärken in der behandelten Variante findet. Langjährig liegen hier die Kornerträge im Mittelfeld. In V1 sind die Ertragsleistungen unterdurchschnittlich. Bei Braunrost und Blattseptoria besteht eine stärkere Anfälligkeit, auch bei Halmbruch liegt die Sorte über dem Versuchsmittel. Bei Gelbrost hinterlässt Pep einen sehr guten Eindruck. Der Weizen ist standfest und früh bei Ährenschieben und Abreife. Laut BSL hat Pep eine außergewöhnlich stabile und hohe Fallzahl (8), was die Sorte 2023 belegt.
Polarkap ist ein ertragsstarker A-Weizen, der im ersten Prüfjahr die Messlatte mit 105 Prozent (V1) und 104 Prozent (V2) sehr hoch ansetzt. Diese Leistung muss der Weizen langjährig noch bestätigen. Die Sorte macht einen gesunden und strohstabilen Eindruck, schiebt die Ähren etwas früh und reift früh ab. Polarkap ist ein Einzelährentyp mit hoher TKM.
Der Masseweizen Revolver C bestätigt die hohe Einstufung der BSL (9/8) mit 114 Prozent (V1) und 106 Prozent (V2) Relativertrag mehr als deutlich und schiebt sich 2023 an KWS Keitum vorbei. Mehrjährig liegt er nur knapp hinter dem Konkurrenten. Die kurze Sorte ist strohstabil und gegenüber den Rostkrankheiten tolerant. Auch der Befall mit Blattseptoria ist 2023 gering. Fallzahl und Proteinwert sind für einen C-Weizen 2023 beachtlich.
Der bereits 2014 zugelassene RGT Reform A spielt bundes- und landesweit nach wie vor aufgrund seiner Ertragsstabilität eine wichtige Rolle im A-Weizensektor. 2023 liegen die Relativerträge bei beachtlichen 101 Prozent (V1) und 99 Prozent (V2). An den Prüfstandorten in der Rheinschiene zeigt die Sorte außergewöhnlich hohe Erträge. Auch wenn der Weizen langjährig nicht mehr ganz mit den neue A-Weizen mithalten kann, überzeugt er mit seiner Standfestigkeit und guten bis mittleren Toleranzen. Die Fallzahlen sind 2023 stabil, erreichen aber nicht ganz die sehr hohe Einstufung in der BSL (9).
SU Habanero A bleibt ein- und mehrjährig in beiden Varianten unter dem Versuchsmittel. 2023 überzeugt der Weizen mit hoher Ertragsleistung am Standort Kraichtal. Die langwüchsige Sorte neigt 2023 zu Lager, Blattseptoria und Halmbruch. Die Rosttoleranzen sind gut bis mittel. Die Fallzahlen sind 2023 hoch und stabil.
SU Jonte A hinterlässt 2023 einen sehr homogenen Eindruck über die Standorte und besticht mit 104 Prozent (V1) und 101 Prozent (V2). Mehrjährig verrechnet sind die Kornerträge leicht niedriger. SU Jonte ist blatt- und halmbruchgesund mit einer sehr guten Gelbrosttoleranz. Die kurzstrohige Sorte ist standfest. Die schwankenden Fallzahlen erreichen 2023 nicht das Niveau der BSL-Einschätzung (9).
Die Kornerträge vom Brau- und Brotweizen SU Mangold B bewegen sich 2023 in V1 im unterdurchschnittlichen Bereich, in V2 um den Durchschnitt. Mehrjährig hinterlässt die Sorte einen ertragsstarken Eindruck in der integrierten Variante. SU Mangold ist ein Korndichtetyp mit einer späteren Abreife. Die lange Sorte ist standfest und, mit Ausnahme einer starken Braunrostanfälligkeit, durchschnittlich blattgesund. Die schwankenden Fallzahlen sind 2023 insgesamt niedrig.
SU Willem erreicht 2023 in V2 als neuer B-Weizen nur mittlere Erträge, in V1 ist das Ertragsniveau unterdurchschnittlich. Die Einstufung der BSL (7/8) beim Kornertrag muss die Sorte langjährig noch belegen. Die Schwäche bei der Standfestigkeit bestätigt sich in diesem Jahr ebenso wie eine gewisse Braunrostanfälligkeit. SU Willem ist ein Einzelährentyp mit leicht später Abreife und einer hohen TKM. Die Fallzahlen liegen 2023 weit unter Durchschnitt.
Empfehlungssorten Winterweizen früh für den Anbau zur 2023/24: A-Weizen: Akzent, Rubisko regional. B-Weizen: Chevignon EU, Campesino, Complice EU
Empfehlungssorten Winterweizen klassisch für den Anbau 2023/24: E-Weizen: KWS Emerick, Moschus. A-Weizen: Asory, SU Habanero regional B-Weizen: Informer, SU Mangold regional C-Weizen: KWS Keitum
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