Deutliches Plus im Anbau
In Baden-Württemberg lag der Anbauumfang von Sommerweizen 2023 laut des Gemeinsamen Antrags 2023 bei knapp 3100 Hektar, was weniger als ein Prozent der gesamten Getreidefläche entspricht. Unter normalen Witterungsbedingungen hat es die Kultur schwer, sich gegenüber dem Wintergetreide ertraglich und ökonomisch durchzusetzen.
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Besonders deutlich wurde das im letzten Anbaujahr, als die Aussaatbedingungen im Herbst günstig waren, und die Winterungen landesweit ohne große Probleme bestellt werden konnten. Der Anbau von Sommerweizen ging folglich um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (3600 Hektar) zurück. Sind die Saatbedingungen im Herbst aber ungünstig beziehungsweise fällt ein Teil der Winterungen aus, ist der Sommerweizen als Alternative attraktiv. Vermutlich wird sich 2024 der Anbau wieder deutlich ausdehnen und die Nachfrage nach Sommerweizensorten steigen, da viele Flächen im Herbst nicht bestellt werden konnten. Die Vermehrungsflächen von Sommerweizen in Baden-Württemberg sind laut Saatgutanerkennung des LTZ Augustenbergs im Jahr 2023 mit 93 Hektar zwar deutlich gestiegen (plus 50 Prozent). Trotzdem sollte die Saatgutbestellung zeitnah erfolgen, damit es nicht zu Engpässen kommt.
Sortenversuche Sommerweizen
Aufgrund der geringen Anbaubedeutung und der bundesweit wenigen Sortenversuche werden zur Beurteilung der Sorten die Prüfstandorte aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Sachsen zusammengefasst und über die Anbaugebiete Süddeutschlands miteinander verrechnet.
LSV Sommerweizen werden in zwei Intensitätsstufen angelegt: der reduzierten Variante V1 (Verzicht auf Fungizide, Wachstumsregler) und der integrierten Variante V2. 2023 standen in Baden- Württemberg insgesamt neun Sorten zur Prüfung an. Neben den langjährig geprüften A-Sorten Quintus und Licamero standen vor allem die zweijährig geprüften Sorten KWS Carusum (E), Winx (A) sowie KWS Jordum und Patricia (beide B) im Fokus. Neu zugelassene Sorten gab es nicht.
Die Aussaat erfolgte wetterbedingt an den meisten Standorten zu einem leicht verspäteten Zeitpunkt. Nach dem schnellen und gleichmäßigen Auflaufen bremste der kühle Frühling die Vegetation zunächst aus. Mit den steigenden Temperaturen entwickelten sich die Bestände dann zügig. In der gesamten Kornfüllungsphase blieb es trocken und heiß, was zur raschen Abreife führte. Der Krankheitsdruck war 2023 insgesamt sehr gering. Verhalten traten Braunrost und Septoria auf, sichtbares Ährenfusarium konnte nicht festgestellt werden. Die Bestände blieben bis zur Ernte weitgehend standfest. Getreidehähnchen war auch im Sommerweizen 2023 ein Thema. An den bayerischen Standorten wird die Halmfliege zunehmend zum Problem.
Rückgang der Erträge
Die Durchschnittserträge über die Versuche lagen bei 55 Dezitonnen je Hektar (dt/ha) in der unbehandelten Variante und bei 57 dt/ha in der integrierten Variante und damit weit unter Vorjahresniveau. Der minimale Mehrertrag von zwei Dezitonnen je Hektar zwischen den Intensitäten erklärt sich anhand der relativ gesunden Bestände. Ertragsstärkster Standort war Köfering (Bayern) mit 84 dt/ha in beiden Varianten. In Tailfingen kam nur die unbehandelte Variante in die Auswertung.
Die Rohproteingehalte in der Intensitätsstufe 2 waren mit durchschnittlich 13,67 Prozent auf Vorjahresniveau. Den höchsten Wert erzielten die E-Sorten KWS Sharki (14,4 Prozent) und KWS Carusum (14,2 Prozent) gefolgt vom B-Weizen KWS Jordum (13,9 Prozent). Die Bandbreite der bisher vorliegenden Fallzahlen reicht von 270 s bis 440 s im Mittel der Sorten und Standorte und liegt mit durchschnittlich 334 s auf Vorjahresniveau. Das Hektolitergewicht fiel mit 79 Kilogramm im Vergleich zu 2022 (81 Kilogramm) leicht schwächer aus.
Sortenbeschreibung - LSV Sommerweizen 2023
KWS Carusum ist ein ertragsstarker und -stabiler Eliteweizen. In Tailfingen hinterlässt er mit 104 Prozent relativ in V1 einen sehr guten Eindruck. Insgesamt sind die Leistungen 2023 leicht unterdurchschnittlich. Mehrjährig liegt das Leistungsniveau höher. Die Sorte ist durchschnittlich standfest und blattgesund. Bei der Qualitätseinstufung punktet KWS Carusum mit hohen Fallzahlen und Proteinwerten.
Der begrannte E-Weizen KWS Expectum* (* = nicht orthogonal) bleibt ein- und mehrjährig im Kornertrag unterdurchschnittlich. Mit Ausnahme einer gewissen Blattseptoriaanfälligkeit ist der Weizen gesund und sehr standfest. Die Fallzahlen sind als hoch und stabil einzuschätzen, ebenso die Proteinwerte.
KWS Jordum B präsentiert sich 2023 über die Standorte und Varianten unbeständig. Insgesamt erreicht das Ertragsniveau 100 Prozent relativ in V1 und beeindruckende 106 Prozent relativ in V2. Mehrjährig verrechnet kommt die Sorte auf je 103 Prozent relativ. KWS Jordum ist standfest und beeindruckt mit guten Resistenzen. Besonders hervorzuheben ist die gute Fusariumtoleranz (BSL 3). Proteingehalt und Fallzahl liegen 2023 über dem Durchschnitt.
KWS Sharki* ist ein Sommerweizen mit E-Qualität. 2023 besticht die Sorte mit dem höchsten Rohproteingehalt. Ertraglich liegt der Weizen in Tailfingen mit 104 Prozent relativ (V1) auf KWS Carusum-niveau, bewegt sich aber insgesamt ein- und mehrjährig im unteren Drittel. Trotz guter Standfestigkeit 2023 ist die Neigung zu Lager (BSL 7) im Auge zu behalten. Die Blattgesundheit ist ausgewogen.
KWS Starlight A* behauptet sich 2023 an den 3 Prüfstandorten mit 102 Prozent (V1) und 105 Prozent (V2) sehr gut. Mehrjährig liegen die Ertragsleistungen im Mittelfeld. Agronomisch und bei der Blattgesundheit präsentiert sich die Sorte 2023, bis auf eine leichte Anfälligkeit für Braunrost, ohne Schwächen. Fallzahl (BSL 5) und Protein (BSL 6) liegen wie erwartet unter dem Versuchsmittel.
Der bewährte und 2014 zugelassene Sommerweizen Licamero A beweist auch 2023 seine Beständigkeit und Ertragsstabilität, besonders in der reduzierten Variante. Auch mehrjährig liegt das Leistungsniveau der Sorte zuverlässig über dem Durchschnitt. Nicht zu übersehen ist die Septoria- und Braunrostanfälligkeit. Qualitativ liegt Licamero im Mittelfeld.
Der begrannte Brotweizen Patricia B kann auch 2023 die hohen Ertragserwartungen (BSL 7/8) nicht ganz erfüllen. Mehrjährig ist die Sorte in beiden Stufen leistungsstärker einzuschätzen. Ein besonderes Merkmal von Patricia ist der lange Wuchs bei guter Standfestigkeit. Die Blattgesundheit ist leicht unterdurchschnittlich. Qualitativ liegt die Sorte mit hohen und stabilen Fallzahlen und einem mittleren Proteingehalt auf einem guten Niveau.
Der 2013 zugelassene Grannenweizen Quintus A gehört zu den schwächeren Prüfkandidaten und präsentierte sich 2023 über die Standorte und Varianten auffallend heterogen. Auch mehrjährig kann Quintus gegenüber den neueren Sorten ertraglich nicht mehr mithalten. Großes Manko der Sorte ist die extrem starke Mehltauanfälligkeit (BSL 8). Eine Behandlung im frühen Stadium wird daher empfohlen. Für den Anbau der Sorte spricht in erster Linie die sehr gute Einstufung gegenüber Ährenfusarium (BSL 3) und die gute Standfestigkeit. Die Fallzahlwerte sind 2023 niedrig, die Proteinwerte überdurchschnittlich. Quintus ist laut Züchter nicht CTU-verträglich. Quintus ist laut Züchter nicht CTU-verträglich.
Der Qualitätsweizen Winx A spielt 2023 ertraglich mit 108 Prozent (V1) und 111 Prozent (V2) in einer anderen Liga. Auch die mehrjährigen Ergebnisse sind vielversprechend. Die Sorte zeigt überdurch- schnittliche Lagertendenzen (BSL 7). Die Blattgesundheit ist bis auf eine Braunrostschwäche durchschnittlich. Im Bereich der Qualitätsmerkmale überzeugt die Sorte in erster Linie mit hohen und stabilen Fallzahlen. Der Sommerweizen reift etwas früher ab.
Empfehlungssorten für 2024:
KWS Starlight, Licamero A
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