Ackerbohnen und Erbsen für Biobauern im Test
Im Jahr 2023 wurden Ökoackerbohnen in Baden-Württemberg mit 2250 ha auf ähnlich hohem Niveau wie 2022 angebaut. Ökokörnererbsen werden häufig im Gemenge angebaut.
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Bei Ackerbohnen beträgt der Ökoanteil laut vorläufigen Zahlen des Gemeinsamen Antrages 2023 63 Prozent der gesamten Ackerbohnenanbaufläche im Land. Bundesweit wurde ökologisches Ackerbohnensaatgut 2023 auf 1470 ha vermehrt. In Baden-Württemberg macht der Anteil von ökologischer Vermehrung von Ackerbohnensaatgut an der gesamten Vermehrungsfläche 70 Prozent aus.
Die Sortenprüfungen der Sommerackerbohnen im ökologischen Landbau finden an vier Standorten statt: in Hohenheim (Betreuung durch die Uni Hohenheim), Maßhalderbuch (Betreuung durch den Landkreis Reutlingen und Uni Hohenheim), Forchheim am Kaiserstuhl (Betreuung durch das LTZ Augustenberg) und Ochsenhausen (Betreuung durch Landkreis Biberach). Die Landessortenversuche (LSV) für Bioackerbohnen werden in Reinsaat als einfaktorielle, vierfach wiederholte Versuche angelegt.
Ackerbohne: Späte Aussaat
Aufgrund der nassen und kühlen Witterung im März 2023 erfolgte die Aussaat der Ackerbohnen in Hohenheim erst Ende März, in Ochsenhausen Ende April. In Maßhalderbuch wurde auf eine späte Aussaat verzichtet. Wertbar war letzlich nur der Versuch in Forchheim am Kaiserstuhl. In Ochsenhausen war der Verbiss durch Hasen derart stark, dass der Versuch nicht ausgewertet werden konnte. In Hohenheim fand die Ernte technisch bedingt sehr spät statt, was große Ausfallverluste zur Folge hatte, die den Versuch ebenfalls nicht wertbar machten.
Die Sorten am Standort Forchheim a. K. waren insgesamt sehr standfest, lediglich vor der Ernte trat bei einzelnen Sorten leichtes Lager (Boniturnote 4) auf. Der Durchschnittsertrag lag bei 19,3 dt/ha und damit weit unter dem Vorjahresertrag von 36 dt/ha. Der durchschnittliche Proteingehalt (31,0 Prozent RP) lag knapp unter dem Vorjahreswert von 31,6 Prozent RP. Die Sortenbeschreibungen des Bundessortenamtes in den Tabellen entstammen den konventionellen Wertprüfungen und Landessortenversuchen.
Ökokörnererbsen häufig im Gemenge
In Baden-Württemberg betrug der Anbau von Körnererbsen in Reinsaat 2023 rund 900 ha. Im Ökolandbau werden Erbsen aber häufig im Gemenge mit Getreide wie Sommerhafer oder Sommergerste angebaut. Dabei dient das Getreide als Stützfrucht, das die Standfestigkeit der Erbsen verbessert und die Spätverunkrautung reduziert. Außerdem dient das Getreide als Risikoabsicherung für den Fall, dass die Erbsenernte aus Krankheits- oder Witterungsgründen ausfällt.
Die bundesweite Ökovermehrungsfläche für Körnererbsen hatte 2023 mit rund 1600 ha einen Anteil von 18 Prozent an der Gesamtvermehrungsfläche (8600 ha).
Die Sortenprüfungen der Sommerfuttererbsen im ökologischen Landbau finden seit 2007 zunächst an zwei Standorten (Crailsheim und Müllheim) und seit 2010 an drei Standorten auf ökologisch bewirtschafteten Flächen statt. Dies sind Crailsheim (Betreuung durch den Beratungsdienst Schwäbisch-Hall), Hohenheim (Betreuung durch die Uni Hohenheim) und Forchheim am Kaiserstuhl (seit 2016 für Müllheim; Betreuung durch das LTZ Augustenberg). Die LSV für Ökokörnererbsen werden in Reinsaat als einfaktorielle, vierfach wiederholte Versuche angelegt.
Lückige Bestände bei den Ökoerbsen
Der an vielen Orten nasse März sorgte für sehr unterschiedliche Aussaattermine an den drei Standorten. In Forchheim a. K. konnte bereits Anfang März ausgesät werden, in Hohenheim dagegen erst in der letzten Märzwoche. In Crailsheim verzögerte sich die Aussaat bei Anfang Mai. Dies hatte zur Folge, dass sich die Erbsen nur sehr zögerlich entwickelten und sehr lückige Bestände bildeten, die von der Spätverunkrautung stark beeinträchtigt wurden und nicht geerntet werden konnten.
Der Durchschnittsertrag über die beiden wertbaren Standorte lag mit 23,9 dt/ha rund 8 dt/ha unter dem schon vergleichsweise schlechten Vorjahresertrag. In Forchheim a. K. konnten 33 dt/ha geerntet werden, in Hohenheim dagegen nur 14,8 dt/ha. Die Proteingehalte waren in Forchheim (23,6%) leicht und in Hohenheim (25,9%) deutlich höher als im Vorjahr. Lager trat in Hohenheim kaum auf (1,9), in Forchheim a. K. in mittlerem Umfang (4,4).
Die Sortenbeschreibungen des Bundessortenamtes in den Tabellen entstammen den konventionellen Wertprüfungen und Landessortenversuchen.
Sortenbeschreibungen Ökoackerbohnen 2023
Die dreijährig geprüfte Sorte Allison war mit relativ 119,2 die ertragsstärkste Sorte am Standort Forchheim a. K. mit einem unterdurchschnittlichen Proteingehalt. Die Sorte ist tanninhaltig, aufgrund ihres geringen Vicin- und Convicingehaltes ist sie auch für die Geflügelfütterung geeignet. Sie ist etwas kürzer im Wuchs bei mittlerer Reife. Züchter/Vertrieb: NPZ/Saaten-Union
Die mehrjährig geprüfte Sorte Birgit konnte auch 2023 wieder mit überdurchschnittlichem Korn- (relativ 104,5) und Rohproteinertrag (relativ 108,3) überzeugen. Diese Zuverlässigkeit zeigt sie auch in der mehrjährigen Auswertung für das Anbaugebiet Süddeutschland. Sie ist sehr wüchsig mit frühem Reihenschluss. Im Versuch war sie die längste Sorte, aber standfest. Züchter/Vertrieb: Saatzucht Petersen/Saaten-Union
Die 2023 erstmals geprüfte Sorte Caprice war überdurchschnittlich sowohl im Korn- (relativ 108,6) als auch im Proteinertrag (relativ 112,3). Sie ist sehr lang, war aber standfest (2,8). Beim Bundessortenamt bekommt sie die Note 5 für die Reife. Caprice ist tanninhaltig. Züchter/Vertrieb: Saatzucht Petersen/Hauptsaaten
Die im zweiten Prüfjahr stehende Sorte GL Jasmin konnte auch 2023 ertraglich (relativ 88,2) und qualitativ (relativ 84,7) nicht überzeugen. Sie besitzt hohe Resistenzen gegenüber Rost, Virosen und Botrytis, ist sehr kurz im Wuchs, hatte aber am Standort Forchheim a. K. etwas Probleme mit der Standfestigkeit (4,0). Sie wird spät reif und hat ein hohes Tausendkorngewicht. Züchter/Vertrieb: SZ Gleisdorf/IG Pflanzenzucht
Die ebenfalls zweijährig geprüfte GL Lucia konnte ihr gutes Ergebnis in Forchheim a. K. vom Vorjahr nicht wiederholen und fiel 2023 auf den letzten Platz mit relativ 75,9 zurück. Der Rohproteingehalt lag zwar mit 31,9 Prozent über dem Durchschnitt, doch aufgrund des niedrigen Ertrages war auch der Rohproteinertrag weit unterdurchschnittlich (relativ 78,5). Im Vergleich zu GL Jasmin ist die Sorte recht lang, aber gut standfest (Lager 3,0). Sie ist tanninhaltig, hat eine schnelle Jugendentwicklung, eine gute Blattgesundheit und wird etwas später reif. Züchter/Vertrieb: SZ Gleisdorf/IG Pflanzenzucht
Die Sorte Julia konnte auch 2023 nur unterdurchschnittliche Korn- (relativ 91,4) und Proteinerträge (relativ 90,4) erzielen. Sie ist tanninhaltig, mittellang und standfest und hat eine schnelle Jugendentwicklung. Sie besitzt eine geringere Anfälligkeit gegenüber der Leguminosenmüdigkeit und steht daher seit 2022 wieder im Sortiment. Züchter/Vertrieb: SZ Gleisdorf/IG Pflanzenzucht.
Die mehrjährig geprüfte Sorte Macho konnte nach zwei Jahren wieder mit einem guten Ergebnis aufwarten. Sowohl im Kornertrag mit relativ 107,2, als auch im Proteinertrag mit relativ 100,1 lag sie über dem Versuchsdurchschnitt. Sie ist tanninhaltig, relativ lang, standfest und hatte mit 392 g das höchste Tausendkorngewicht im Versuch. Züchter/Vertrieb: NPZ/Saaten-Union
Die 2023 erstmals geprüfte Sorte Protina überzeugte gleich mit überdurchschnittlichem Ertrag (relativ 110,4) und dem höchsten Rohproteingehalt (32,6 Prozent). Sie hat eine mittlere Reife, einen langen Wuchs und ist gut standfest. Sie ist tanninhaltig und hat eine ausgewogene Blattgesundheit. Züchter/Vertrieb: Saatzucht Petersen/Saaten-Union
Die mehrjährig geprüfte Sorte Tiffany hatte 2023 einen unterdurchschnittlichen Ertrag (relativ 94,6) bei einem überdurchschnittlichen Rohproteingehalt von 31,9 Prozent. Die mittelfrühe Sorte hat einen etwas längeren Wuchs mit guter Standfestigkeit. Sie ist vicin- und convicinarm und eignet sich daher auch für die Geflügelfütterung. Züchter/Vertrieb: NPZ/Saaten-Union
Sortenbeschreibungen Ökokörnererbsen 2023
Die mehrjährig geprüfte Sorte Astronaute überzeugte auch 2023 wieder mit dem höchsten Korn- und Rohproteinertrag an beiden Standorten. Der Rohproteingehalt lag im Durchschnitt. In der mehrjährigen Auswertung über das Anbaugebiet Süddeutschland ist sie ebenfalls eine der ertragsstärksten Sorten. Sie ist mittellang, standfest, etwas früher in der Reife und überzeugt durch eine gute Beerntbarkeit. Züchter/Vertrieb: RAGT/Saaten-Union
Die ebenfalls mehrjährig geprüfte Sorte Avatar konnte 2023 nicht an ihre guten Ergebnisse des Vorjahres anschließen und landete sowohl beim Korn- (relativ 80,5), als auch beim Proteinertrag (relativ 84,5) an beiden Standorten auf dem letzten Platz. Auch in der mehrjährigen Auswertung im Anbaugebiet Süddeutschland fiel sie auf den letzten Platz zurück. Die Sorte ist sehr lang und wies in Forchheim a. K. Lager mit der Note 5,0 auf. Züchter/Vertrieb: Hauptsaaten
Neu im Sortiment ist die Sorte Batist. Die halbblattlose, gelbe, mittelfrühe Erbse von langem Wuchs mit guter Standfestigkeit konnte im ersten Jahr mit guten Korn- (relativ 102,3) und Proteinerträgen (relativ 100) punkten. Züchter/Vertrieb: Hauptsaaten
Die dreijährig geprüfte Sorte Greenway konnte 2023 ein etwas besseres Ergebnis erzielen als im Vorjahr. Mit einem durchschnittlichen Kornertrag (relativ 100) und einem leicht unterdurchschnittlichen Proteinertrag (relativ 97,3) rangiert sie im Mittelfeld. Sie ist eine grünkörnige und etwas längere Sorte. Züchter/Vertrieb: Nordic Seed
Ebenfalls neu im Sortiment ist die gelbkörnige, mittelfrühe Sorte Iconic, die sich mit guten Erträgen (relativ 104,9) und überdurchschnittlichem Proteinertrag (relativ 105,7) an dritter Stelle einreiht. Sie ist relativ lang, gut standfest und hat eine zügige Jugendentwicklung. Züchter/Vertrieb: NPZ/Saaten-Union
Karpate steht schon mehrjährig in der Sortenprüfung mit bisher sehr guten Ergebnissen. Diese konnte sie 2023 nicht wiederholen und landete mit insgesamt relativ 93,3 auf dem vorletzten Rang. Der Rohproteingehalt war mit 25,4 Prozent überdurchschnittlich. Auch in der langjährigen Auswertung für Süddeutschland liegt sie 2023 sowohl im Kornertrag (relativ 97,1) als auch im Proteinertrag (relativ 95,9) unter dem Durchschnitt. Sie ist eher niedrig im Wuchs, hat eine mittlere Standfestigkeit und ist laut Züchter mehltauresistent. Züchter/Vertrieb: Momont/KWS Lochow
Die im zweiten Jahr geprüfte Sorte Symbios kam an beiden Standorten mit den Bedingungen gut zurecht und erreichte im Ranking im Kornertrag mit relativ 108,3 und beim Proteinertrag mit relativ 107,6 jeweils den zweiten Platz. Sie ist eine längere Sorte mit guter Standfestigkeit, wobei sie in Hohenheim die geringste Pflanzenlänge aufwies und in Forchheim a. K. mittleres Lager (4,3) hatte. Die Sorte ist halbblattlos, mittelfrüh, gelbkörnig und besitzt eine gute Beerntbarkeit. Züchter/Vertrieb: NPZ/Saaten-Union
Detaillierte Ergebnisse zu den Sortenversuchen finden sie unter ltz.landwirtschaft-bw.de.
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