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Düngefachtagung des LAD für Berater Gezielt düngen als hohe Kunst in der Praxis

Neue Methoden – neues Denken

Bodenanalyse zur Beurteilung der Versorgung mit pflanzenverfügbaren Nährstoffen, Nährstoffdynamik bei Strip Till und Direktsaat, Düngemittel als Qualitätsgut, Einfluss des Spritzwassers auf das Löslichkeitsverhalten von Blattdüngern und Düngemittelstandort Deutschland –diese Themen standen im Fokus der Düngefachtagung des LAD Südwest am 5. November 2025 in Bretzfeld-Bitzfeld (Hohenlohekreis).

von Heiner Krehl Quelle LAD, BWagrar erschienen am 21.11.2025
Susanne Reichert, Landwirtin und Vorsitzende im Maschinenring Haßgau, erklärt die Vorteile der Direktsaat für die Bodenfruchtbarkeit. © Privat
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Organisiert wurde die Düngefachtagung vom Landesarbeitskreis für Düngung (LAD) Südwest. Rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Offizial- und Privatberatung sowie dem Handel lauschten den fünf Fachvorträgen hochrangiger Referenten. Unter Leitung des LAD-Vorsitzenden Max Schliemann von der K+S AG und des Organisators Alexander Voit von der DüKa Düngekalkgesellschaft wurden Fachkenntnisse und Praxishinweise ausgetauscht sowie neue wissenschaftliche Forschungsergebnisse vermittelt. Bei dieser Fülle an Informationen wurde nach jedem Vortrag lebhaft diskutiert.

Neuen Methoden der Bestellung mindern die Erosion

Über die Dynamik der Nährstoffe im Boden bei Strip Till (Bearbeitung in Streifen) und Direktsaat brachte Susanne Reichert, Fachberaterin bei Domo Caproleuna, Leuna (Sachsen-Anhalt), viele Erkenntnisse aus der Praxis mit. Die Landwirtin aus Pfarrweisach-Römmelsdorf, Düngeberaterin und Vorsitzende des Maschinenrings Haßgau (Landkreis Haßberge/Unterfranken) setzt im eigenen Betrieb auf neue Bestellverfahren wie Direktsaat bei gleichzeitiger Düngerausbringung. Neue Erfahrungen sind da an der Tagesordnung.

Der Klimawandel mit zunehmenden Wetterextremen erfordert seinen Tribut und stellt die bisherige Bodenbearbeitung und Bestellung auf den Prüfstand. Ein Viertel der 11,7 Millionen Hektar Ackerland in Deutschland gelten als von Wassererosion betroffen. Daraus errechnen sich rund 14,6 Millionen Tonnen Bodenabtrag je Jahr. Durch Winderosion kommen nochmals etwa 7,4 Millionen Tonnen dazu. „Da nützt es den betroffenen Landwirten nichts, wenn der Boden irgendwo wieder angeschwemmt oder angeweht wird“, stellt Reichert die Dimension des Abtrags plastisch dar.

Direktsaat fördert gutes Bodengefüge und erfordert Umdenken

Deshalb gilt es, der Erosion entgegenzuwirken. Eine auf der Oberfläche verbleibende Mulchschicht beispielsweise sorgt für weniger Oberflächenabfluss und mehr Speicherung von Wasser im Boden. Zugleich senkt der Mulch bei Trockenheit die Wasserverdunstung aus dem Boden. Direktsaat und Strip Till können hier einen Lösungsansatz bilden. „Neue Verfahren erfordern neues Denken, Loslassen von langjährigen Traditionen und Mut zur Umstellung“, blickt die Landwirtin auf eigene Erfahrungen zurück. „Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau, Bodenanalysen und Düngemanagement sind bei Direktsaat wichtige Bausteine für den Erfolg“, weiß Reichert.

„Die teuersten sieben Worte der Landwirtschaft? Das haben wir immer schon so gemacht!“ Susanne Reichert, Landwirtin

„Die Intensität der Bodenbearbeitung hat starken Einfluss auf die Mineralisation von organisch gebunden Stickstoff“, betont die Fachberaterin. Beim zweimaligen Grubbern war der Nmin-Gehalt im Herbst fast dreimal, bei dreimaligem Grubbern fast sechsmal so hoch wie ohne Bodenbearbeitung.

Wasserstabile Bodenkrümel verhindern Auswaschung

Ziel sind „lebend verbaute, wasserstabile Bodenkrümel“, wie es Susanne Reichert formuliert. Diese Krümel steigern die Durchwurzelungsfähigkeit, die lockere Krümelstruktur fördert die Wasseraufnahme und verringert Verdichtungen. So kann verdichteter im Vergleich zu unverdichtetem Boden den Nährstoff Stickstoff nur zu 70 Prozent und Kalium gar nur zu 30 Prozent ausnutzen, wie aus Versuchen hervorgeht.

Vorteile Direktsaat und Strip Till

• Verdunstungsschutz • Nährstoffspeicher • Erosionsschutz • Nahrungspool für das Bodenleben • Wachstum von Unkraut wird eingedämmt • „Schattengare“ • Höhere Nährstoffeffizienz • Vergrößertes Wurzelwachstum • Reduzierter Trockenstress • Erhöhte Vitalität der Kultur • Verminderung benötigter Arbeitsgänge

Saat und Düngung kombiniert denken

„Saat und Düngung kombiniert denken“ ist das Credo der Landwirtin. Sie verweist auf die positiven Effekte der Saatrillenapplikation. Ernterückstände und Zwischenfrüchte bleiben länger als Schutzschicht erhalten. „Mulchdüngung“ beschleunigt die Zersetzung der organischen Ernterückstände und verhindert eine Stickstoff-Sperre.

Reichert erklärt die Vorteile des Ammonium (NH4)-Depots und verweist auf die geringere Ionenkonkurrenz. Denn die Depots binden nur bis zu fünf Prozent des Bodenvolumens, in 95 Prozent gibt es folglich keine Nährstoffkonkurrenz gegenüber der Zersetzung der Ernterückstände durch Mikroorganismen. Nur ein Teil der Wurzeln umwachsen das Depot und sichern den direkten Zugang in den Stoffwechsel.

Nährstoffeffizienz verbessern

Als Lösungsansätze für verbesserte Nährstoffeffizienz skizziert Susanne Reichert: • Nährstoffmobilisierung, wenn möglich durch Depot • Perfekte Düngezeitpunkte wählen, dabei die Wirkung der N-Formen beachten! • Optimale Gabenverteilung anhand von Witterung, Kultur, Standort und Mineralisation • Zwischenfruchtanbau, „Planting Green“ bei Direktsaat • Standort angepasste Sortenwahl • Kombinationswirkung nutzen, „N + S = Booster“ • Nährstoffpool im Boden nutzen

Dünger braucht Qualität

Felix Schopp, Fachberater Düngemittel Süddeutschland bei Yara Deutschland, und Ruben Tabet von SKW Piesteritz, referierten über „Düngemittel als Qualitätsgut – ist Geiz wirklich geil?“ Diese Frage verneinten sie ausdrücklich. Bei Dünger kommt es auf dessen Qualität an. Das veranschaulichten sie an zahlreichen Beispielen von der Einlagerung über die Ausbringgenauigkeit bis zur Wirkung bei Blattdüngung und im Boden.

Warnung vor Billigformulierungen

Dr. Patrick Lawson von der K+S Minerals and Agriculture GmbH stellte den „Einfluss des Spritzwassers auf das Löslichkeitsverhalten von Blattdüngern und die Verfügbarkeit von Nährstoffen“ dar. Um Pflanzenschutzmittel (PSM) zu verbessern, wird bei ihrer Formulierung oft viel Aufwand durch Zusätze wie Emulgatoren betrieben. Nachteil: sie werden dadurch teurer. Aber vor Billigformulierungen sei Vorsicht geboten, betont der K+S-Fachmann. Sonst könne man sich solche Wirkungen auf den Acker hereinholen, „die man gar nicht will.“ Bei Eisen etwas empfiehlt er ebenfalls, „etwas mehr auszugeben, um einen stabilen pH-Wert zu erhalten.“ Kupfer (Cu) wird bei zu saurer Umgebung von pH-Werten 5 bis 5,5 für Pflanzen toxisch, warnt Lawson.

Wie kann der Landwirt den pH-Wert nach unten drücken? Mit Additiven wird das möglich. Auch hier gilt es, auf die Kosten zu achten. Ein Landwirt gab dem Referenten den Hinweis, die Effektivität von Additiven ebenfalls zu untersuchen. Dies sei richtig, kommentierte der Lawson und versicherte, er „arbeite daran“ und wolle zukünftig diesbezügliche Versuche durchführen.

Einfluss des Spritzwassers

>> Kenne deine Spritzwasserqualität! Gegebenenfalls Wasseranalyse durchführen lassen. >> Wassertemperatur beachten! Wenn möglich, kaltes Brunnenwasser über Nacht stehen lassen. Feste Produkte langsam zudosieren. >> pH-Wert des Spritzwassers und der fertigen Mischung kennen, gegebenenfalls messen! pH-Zielwert je nach Produkt festlegen und bei Bedarf passendes Additiv verwenden. Ausnahmen beachten, zum Beispiel Kupferpräparate nicht zu stark ansäuern, maximaler pH-Wert 5,5. Sulfonylharnstoffe im alkalischen Milieu bei pH-Wert 7-8 lösen. >> Gesamt- und Karbonathärte des Spritzwassers kennen! Je höher die Karbonathärte, desto mehr Säure ist notwendig, um den pH-Wert zu senken. >> Einfluss der Gesamthärte auf bestimmte Produkte wie Glyphosat und Wuchsstoffherbizide berücksichtigen. Keine Mischungen mit zweiwertigen Kationen wie Ca, Mg, Fe, Mn, Zn und Cu. >> Additive: Richtige Auswahl an Produkten mittels Kosten-Nutzen-Analyse treffen.

Überraschung zum Schluss

Ganz zum Schluss der Veranstaltung ergriff Georg Englert von den Kalkwerken Hufgard das Wort und überraschte mit einer launischen Laudatio auf Alexander Voit. Der gelernte Winzer wurde für sein langjähriges Engagement in der Düngeberatung gelobt und als Vertreter im LAD Südwest verabschiedet. Voit, der dem Ruhestand entgegenstrebt, wurde professionsgerecht mit einem erstklassigen Weinpräsent bedacht.

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