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Fütterung von Legehennen

Mehr als Energie und Eiweiß

Auf dem 1. Hessischen Geflügelkolloquium auf dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) in Bad Hersfeld beleuchteten und diskutierten Referenten und Tagungsteilnehmer aus ganz Deutschland das Thema Legehennenfütterung ganzheitlich von allen Seiten.
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Mayer
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Welche Rolle die Fütterung bei Tieren mit intaktem Schnabel spielt, stellte Dr. Christiane Keppler dar, Geflügelberaterin am LLH, zur Begrüßung. Die Fütterung ist ganzheitlich zu sehen, denn Futter und Fütterung beeinflussen Wachstum und Leistung, aber auch das Verhalten der Tiere (siehe auch BWagrar, Ausgabe 52/2017).

Picken ist ein Indikator für Defizite in der Haltung

Die Vorfahren unserer Haushühner scharren, klettern und fliegen, um ihr vielgestaltiges Futter zu suchen. Das besteht nicht nur aus Sprossen, Beeren, Gras und Wurzeln. Auch Insekten, Schneckenschalen und kleine Kriechtiere gehören dazu, ebenso Steine und Sand. Auch bei unseren Hybridhühnern kann man beobachten, dass sie 10 000 bis 15 000 Pickschläge pro Tag ausführen, davon 80 bis 90 % für die Futteraufnahme und -suche. Fehlen bestimmte Nährstoffe, erhöht sich die Pickaktivität, da die Tiere nach diesen Nährstoffen suchen.

Dieses Verhalten muss auch im Stall ermöglicht werden, denn Fehlverhalten wie Federfressen, Federpicken oder Kannibalismus sind nicht aggressiv motiviert, sondern eine Verhaltensstörung oder Umorientierung des Futtersuche- und
Futteraufnahmeverhaltens, also immer ein Indikator für Defizite in der Haltung. In einer reizarmen Umwelt interessieren sich die Hennen dann eben für ihre Stallgefährtinnen. Das Federfressen z. B. beginnt schon bei den Küken. Sie picken gern auf glänzende Objekte, weil sie mit glänzenden Oberflächen Futter oder Wasser verbinden. Auch die Federhülsen glänzen. So „lernen“ die Küken schon früh, dass es da was zu holen gibt. Ebenso glänzt die Kloake direkt nach der Eiablage, bevor sie sich wieder zusammenzieht, und reizt zum Picken. Deshalb sollten die Legenester abgedunkelt sein.

Futter: Input und Output

Gutes Futter ist in der Nährstoffzusammensetzung auf das Tier abgestimmt, auch der Salzgehalt ist wichtig. Qualitätsmerkmale wie Verdaulichkeit und Schmackhaftigkeit sollten selbstverständlich sein. Die Struktur des Futters muss stimmen, damit es sich nicht entmischen kann und damit die Hühner möglichst wenig selektieren können.

Wie gut das Futter ist und wie viel davon beim Huhn ankommt, zeigt sich durch das Gewicht der Tiere und am Output: Wie viele Eier legt das Huhn, wie groß sind diese, ist die Eischale stabil? Und wie sieht der Kot aus? Seine Beschaffenheit gibt Hinweise auf Verdauungsstörungen durch Parasiten, falsche Bakterienbesiedlung, Darminfektionen oder Vergiftungen. Wird Futter unverdaut ausgeschieden, kann das am Fehlen von Magensteinen liegen.

Strukturmangel im Futter als Ursache für Federfressen

Rohfaser und Struktur im Futter dienen dem Bedürfnis nach Beschäftigung, betonte Robert Pottgüter, Ernährungsspezialist bei Lohmann Tierzucht. Außerdem hat Rohfaser, wenn sie gefressen wird, einen positiven Einfluss auf die Darmgesundheit. Einen besonderen Effekt erzielt man mit unverdaulicher Rohfaser, wie z. B. im Hafer. In Versuchen konnte nachgewiesen werden, dass durch Zugabe von Rohfaser Federschäden um 21 % reduziert werden konnten

Mangel an Struktur oder Faser im Futter können auch ein Grund für Federfressen sein. Mit dem Ziel, das Federkleid der Hennen intakt zu halten, ist den Tieren ein entsprechend „aufgewertetes“ Futter anzubieten. Optimal ist grundsätzlich Mehlfutter – oder wirklich gutes Granulat für kleine Küken. Letzteres ist nicht so einfach herzustellen, denn es darf nicht zu hart und scharfkantig sein, aber auch nicht zu viele Feinanteile enthalten. Legehennen lieben grobes, griffiges und homogenes Mehlfutter mit wenigen feinen Anteilen. Diese sind aber auch nötig, z. B. ist hier das Salz enthalten. Die technische Qualität eines Mehlfutters ist ein sehr wichtiges Qualitätskriterium und kann von jedem Legehennenhalter mit ein wenig Übung bei jeder Futterlieferung leicht überprüft werden.

Technische Umrüstungen müssen sich lohnen

Bei zu viel Stärke- und Fettkomponenten werden die Darmzotten „zugekleistert“. Rohfaser dagegen wirkt wie ein Kamm, wenn sie die richtige Struktur hat, erklärte Rudolf Joost-Meyer zu Bakum von der Futtermühle Meyerhof zu Bakum GmbH in Melle. Um die zu erreichen, müssten in den Futtermittelwerken auch die technischen Anforderungen angepasst werden.

Für Geflügelfutter soll keine Hammermühle eingesetzt werden, die vermahlt zu fein. Für Sonnenblumenkuchen braucht man einen Walzenstuhl mit drei Walzenpaaren, die oft nicht vorhanden sind. Gerste kann gut mit dem Walzenstuhl verarbeitet werden, wenn die Walzen alle 15 000 t gewechselt werden und nicht, wie derzeit üblich, alle 150 000 t. Die Verarbeitung von Holzfasern oder Stroh ist noch nicht gelöst. Bei Letzterem muss auch berücksichtigt werden, dass Mykotoxine enthalten sein können, die die Fruchtbarkeit der Tiere beeinträchtigen.

Auf die Futtermittelhersteller kommen Herausforderungen zu, denn „wenn das Futter nicht passt, wechselt der Kunde“, ist die Erfahrung von Rudolf Joost-Meyer zu Bakum. Er wünscht sich einen ökonomischen Schub bei allen Beteiligten, Anstrengungen für das Tierwohl müssen auf allen Ebenen honoriert werden.

Forschung in der Legehennenhaltung

Es geht ums Tierwohl, aber auch darum, wirtschaftlich zu bleiben. Die Frage für die Tierhalter lautet also „Wieviel Mehraufwand können wir leisten?“, sprach Ruben Schreiter vom Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Geflügel- und Kleintierhaltung Kitzingen den Anwesenden aus der Seele. Beim Vergleich von Legehennen mit und ohne Schnabelbehandlung wurde in Kitzingen im Rahmen verschiedener Hennenleistungsprüfungen festgestellt, dass die Hennen mit intaktem Schnabel 13 Eier je eingestallter Henne weniger legten, 1 kg Futter mehr verzehrten und in der unbehandelten Herde die Verluste um 5 % höher waren.

Schreiter stellte Ergebnisse von einigen der am Versuchszentrum durchgeführten Untersuchungen vor. Eine optimale Futterstruktur dient der Beschäftigung der Hennen, ermöglicht ein gleichmäßiges Fressen und fördert eine hohe und konstante Nährstoffaufnahme. Bei der Verteilung der Futterpartikelgrößen sollte der Hauptbereich zwischen 0,5 und 2 mm liegen. Feineres Futter hat Vorteile, die Zahl der Pickschläge und damit der Beschäftigungseffekt des Futters ist dann höher, bei zu feinem Futter jedoch sinkt die Futteraufnahme, so die Erfahrung aus den Versuchen. Ein Problem sind aber v. a. hohe Anteile an zu großen Partikeln, die zu stark selektiven Fressen und damit in langen Ställen bei Flachkettenfütterung zu einer sehr ungleichmäßigen Nährstoffversorgung der Hennen führen.

Hennen, die verstärkt Grobpartikel verzehren sind   mit Energie über- und mit essentiellen Aminosäuren, Mineralstoffen und Vitaminen unterversorgt. Optimal ist ein griffiges und homogenes Futter, in dem der gewünschte Anteil an 1 bis 2 mm großen Partikeln mind. 50 % beträgt.

Futter beeinflusst auch Verhaltensstörungen. Bei Hennen, die ein Futter mit einem fast doppelt so hohen Rohfaseranteil und  leicht erhöhten Anteilen an Natrium, Lysin und Methionin, dafür mit etwas weniger Energie bekamen, fiel die Beurteilung des Zustandes von Gefieder und Zehen besser aus als in der Kontrollgruppe. Der Versuch mit einer Cafeteria-Fütterung, dem zusätzlichen Anbieten von Salz, Magensteinchen und Austernschalen zur beliebigen Aufnahme, brachte keine Verbesserung des Gefiederzustandes und keine Verminderung der Tierverluste (Mortalität). Der Futterverzehr in der Versuchsgruppe war geringfügig niedriger. Einziger Pluspunkt der Cafeteria-Fütterung war die Verringerung der Knickeier.
Vor dem Hintergrund, Importe von Übersee-GVO-Soja einschränken zu wollen, wurden in Kitzingen alternative Proteinquellen getestet. Als Ersatz dienten Rapsprodukte, Sonnenblumenschrot, Maiskleber und getrocknete Weizenschlempe in unterschiedlichen Anteilen. Bei rapsbetonten Futtermischungen ging die Futteraufnahme geringfügig zurück, die Eigewichte waren niedriger. Das beste Gefieder zeigten Hennen, die mit der sojabetonten Ration versorgt waren.
 

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