Im Juli noch kein Tag ohne Hagelschaden
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Von den Unwettern verschont blieb in diesem Jahr kaum eine Region in Deutschland, be-sonders schwer getroffen wurden jedoch die Bezirksdirektionen im Süden Deutschlands sowie in Berlin, Gießen und Alzey.
Bezirksdirektion Stuttgart
In Baden-Württemberg gab es bislang flächendecke Schadenmeldungen. Im Geschäftsgebiet der Bezirksdirektion Stuttgart wurden allein im Juli insgesamt 6000 Positionen von 12000 Hektar Anbaufläche als geschädigt gemeldet:
Ein schwerer Hagelzug führte am 18. Juli in nordwestlicher Richtung von Sinsheim über das Bauland und Hohenlohe bis nach Marktheidenfeld und Würzburg. 1000 Positionen mit rund 4000 Hektar Anbaufläche waren hiervon betroffen. Das Zentrum lag auf der Stadt Buchen und einem Umkreis von 15 Kilometern. Dort gab es teilweise Rapsschäden bis zu 95 Prozent.
Die zweite, beinahe schon „klassische“ Hagelzugbahn führt von Frankreich her kommend über die schwäbische Alb und endete mit Ausläufern im Großraum Ulm.
Etwas südlicher verwüstete eine dritte Zugbahn am späten Abend des 17. Juli vor allem Oberschwaben in den Landkreisen Biberach (Schwerpunkte in Eberhardzell, Bad Schussenried und Ingoldingen) und Sigmaringen/Meßkirch. An diesem Tag registrierte der Spezialversicherer Hagelmeldungen aus 17 Landkreisen.
Am 19. Juli zogen Unwetter wieder über Nordbaden mit Schwerpunkten in den Regionen Main-Tauber und Odenwald.
Die jüngste Schadenmeldung stammt vom Mittwoch, 22. Juli: Im oberschwäbischen Illertal im Gebiet um die Gemeinde Berkheim sowie im nördlichen Schwarzwald bei Horb gab es jeweils Hagelschläge mit Totalschäden in allen landwirtschaftlichen Kulturen.
Bezirksdirektion Nürnberg
In Bayern sind die höchsten Schäden in Schwaben und Oberbayern bis hin nach Nieder-bayern und in die Oberpfalz zu verzeichnen. Die schwerste Gewitterfront bildete sich am Abend und in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli des Jahres und zog von Baden-Württemberg bis nach Tschechien. Von Südwesten her kommend verwüsteten die Unwet-ter in einem 80 km breiten und rund 200 km langen Streifen beinahe alle angebauten Ackerkulturen wie Getreide, Raps, Mais, Zuckerrüben oder Kartoffeln. Aufgrund des durch die Greeningvorschriften vermehrten Anbaus von Hülsenfrüchten wurden auch vielfach Ackerbohnen, Erbsen und zum Teil Sojabohnen zerstört.
In Oberbayern wurden insbesondere Eichstätt, Schrobenhausen und Pfaffenhofen getroffen, so dass auch in Deutschlands größtem Hopfenanbaugebiet wieder heftige Schäden entstanden sind. In Schwaben wurden besonders Aichach-Friedberg und Donau-Ries, aber auch die Hauptstadt Augsburg und Dillingen in Mitleidenschaft gezogen. Über Kelheim und Regensburg – allein von hier kamen jeweils rund 200 Schadenmeldungen – zogen die Gewitter dann nach Tschechien ab.
Neben dieser „klassischen“ Zugbahn kam es in der letzten Woche aber auch zu Unwettern mit teils schweren Schäden in Unter- und Oberfranken. Die Landkreise Schweinfurt, Haßberge, Bad Kissingen oder Rhön-Grabfeld sowie der Landkreis Wunsiedel wurden von Gewitterzellen überquert.
Kein Tag ohne Hagel
Seit Monatsbeginn verging kein Tag, an dem keine Schäden durch Hagel oder Sturm gemeldet wurden. 30.000 geschädigte Positionen mit einer Gesamtfläche von etwa 150.000 Hektar lagen der Vereinigten Hagelversicherung in den letzten drei Wochen vor.
Der Vorstandsvorsitzende der Vereinigten Hagel, Dr. Rainer Langner, schätzt die deutschlandweite durch die Versicherung ersetzte Schadensumme seit Jahresanfang auf bisher rund 70 Millionen Euro. Hinzu kommen die Schäden auf unversicherten Flächen. Betroffen sind alle angebauten Kulturen, vor allem aber Raps, Getreide, Kartoffeln, Rüben und Mais, vermehrt Hülsenfrüchte (Greening) sowie die Schäden in Obst, Gemüse, Wein und Hopfen. Die festgestellten Schadenquoten reichen gerade bei den druschreifen Rapsbeständen häufig bis hin zu Totalverlusten.
Der Hagelschlag war wie bei vielen Unwettern meist von schweren Sturmböen begleitet. Die Schadenregulierung hat gezeigt, dass die Entschädigung für Betriebe, die neben Hagel auch Sturm abgesichert haben, beispielsweise bei Weizenbeständen um etwa ein Viertel höher lag als bei Betrieben, die sich ausschließlich gegen Hagel versichert haben.
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