BAG wird digitaler
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Wir sind mit dem Geschäftsjahr 2017 zufrieden“, meinte Helmut Widmann, Aufsichtsratsvorsitzender der BAG, im vollbesetzten Kurhaus am Kurpark in Bad Wurzach. So habe man 2017 die Zielgröße im Ertrag von einem Prozent Umsatzrendite erreicht. Die Umsatzerlöse lagen mit 68,6 Mio. Euro um rund fünf Prozent über dem Vorjahr. Der Bilanzgewinn ist mit 164.961 Euro (Vorjahr: 135.143 Euro) der vierhöchste in der fast 100-jährigen Geschichte der BAG. So wurde das Eigenkapital auf 6,8 Mio. Euro weiter gestärkt. Vom Jahresüberschuss in Höhe von 514.961 Euro gehen nach einer Vorwegzuweisung zu den Ergebnisrücklagen in Höhe von 350.000 Euro 52.000 Euro in die gesetzliche Rücklage und 66.961 Euro in die Betriebsrücklage. Mit einer Dividende von 2,75 Prozent werden 46.000 Euro auf die Geschäftsguthaben an die Mitglieder ausbezahlt.
Verluste im Agrargeschäft
Die Hälfte des Umsatzes der BAG kommt aus dem Energiesektor. Bei Heizöl konnte man den mengenmäßigen Absatz entgegen einem rückläufigen Branchentrend um zehn Prozent erhöhen. Der Umsatz und der Gewinn mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen seien jedoch nochmals deutlich zurückgegangen, berichtete der Vorstandsvorsitzender Hubert Bröhm. Bei den landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln konnten aber die Umsatzrückgänge des Vorjahres gestoppt und ein Plus in Umsatz und Ertrag gegenüber Vorjahr erreicht werden. Beim Getreide legte die Erfassung wegen der guten Ernte um zehn Prozent zu. Beim Raps sind die Mengen um fast 40 Prozent eingebrochen. Der Futtermittelumsatz ging um acht Prozent zurück, während das Düngemittelgeschäft um diesen Wert zulegen konnte. Der Pflanzenschutz blieb konstant. Im landwirtschaftlichen Absatz- und auch vor allem im Bezugsgeschäft insgesamt gibt es seit Jahren immer wieder Verluste. Die klassischen BAG-Lager in Essendorf und in Bad Waldsee seien technisch veraltet, die Erfassung von Getreide und Raps defizitär. Investitionen in diesem Bereich, der historisch eigentlich zum Kerngeschäft gehört, seien schwierg, weil die BAG in ihrem Erfassungsgebiet nicht die wirtschaftlich erforderlichen Mengen umschlagen kann. Im Absatzgeschäft hingegen sieht man durchaus Chancen. Hier will die BAG künftig den Außendienst ausbauen und so verlorene Marktanteile zurückgewinnen.
Solide Ergebnisse bei Baustoffen und Märkten
Im Baustoffbereich konnte der Umsatz gehalten werden. Hier ist eine professionelle Beratung gefragt. So werden die Anforderungen am Bau komplexer, viele neue Baustoffe kommen auf den Markt. Der Sektor unterliegt einer sehr hohen Dynamik. Bei den BAG-Raiffeisen- und den Edekamärkten ist der Umsatz um zwei Prozent gestiegen. Um die Wirtschaftlichkeit und Effizienz der Märkte zu sichern und zu verbessern, müssten die Artikel in den Regalen und die Sortimente insgesamt ständig an den Bedarf angepasst werden.
Mehr Technik und Digitalisierung
Positiv laufen die Geschäfte bei den Maschinen und Ersatzteilen. Die Investitionen in das neue Technikzentrum in Bad Wurzach seien rentabel. Die teilweise erheblichen Arbeitseinsätze zur Digitalisierung der Werkstätten und Ersatzteillager hätten sich gelohnt. Im Technikbereich ist der Umsatz um acht Prozent gestiegen und auch das Ergebnis hat sich positiv entwickelt. Der Außendienst wurde verstärkt. "Wir wollen durch mehr Präsenz bei den Landwirten die Marktanteile der BAG weiter ausbauen, " meinte Bröhm. In Sachen Landwirtschaft 4.0 will man vorne dabei sein. Unter anderem werde sich die BAG am Aufbau einer digitalen Agrarhandelsplattform beteiligen.
Umstrukturierung wird kommen
Helmut Widmann und Hubert Bröhm machten in ihren Berichten keinen Hehl daraus, dass es für die BAG in einigen Sparten immer schwieriger wird, Geld zu verdienen. „Bislang konnte man Verluste im Lagerbereich durch Gewinne bei den Tankstellen ausgleichen“, meinte Widmann.„Künftig werde es darum gehen, die Sparten so auszurichten, dass es möglichst keine Verluste mehr gibt,“ kündigte Widmann an. Entscheidungen darüber sollen noch in diesem Jahr fallen.
Zukunft gemeinsam gestalten
Roland Bürkle, Bürgermeister von Bad Wurzach, betonte, dass die Stadt und mit ihr die gesamte Region den landwirtschaftliche Strukturwandel zu spüren bekommen. Rund ein Drittel der Betriebe habe in den letzten 15 Jahren aufgegeben. Im Jahr 1999 gab es noch 261 Haupterwerbsbetriebe, 2010 waren es nur noch 165 und dieser Trend habe sich weiter fortgesetzt. Vergleichsweise konstant geblieben sei jedoch die Zahl der Nebenerwerbsbetriebe. "Ich finde, die BAG hat diesen Wandel gut bewältigt", so Bürkle. So sei man neben dem landwirtschaftlichen Geschäft rechtzeitig in den Energiesektor eingestiegen, habe in Lebenmittelmärkte, in das Technische Zentrum sowie in Baustoffe und in Gartenmärkte investiert. "Das Eine zu tun und gleichzeitig das Neue zu beginnen, ist genau die richtige Strategie," lobte Bürkle die Geschäftpolitik des Unternehmens. Was die Diskussionkultur innerhalb der Genossenschaft angeht, gab Bürkle den Mitgliedern mit auf den Weg, dass es wichtig ist, Diskussionen zu führen, auch wenn das nicht immer einfach ist. "Nur wer Diskussionen führt, gestaltet Zukunft. Wer nicht diskutiert, mit dem wird gestaltet," so Bürkle.
Wahlen und Ehrungen
Für den Aufsichtsrat wiedergewählt wurden Hubert Brauchle, Ernst Haberkorn, Helmut Kibler und Michael Müller. Altershalber ausgeschieden aus dem Aufsichtsrat ist Paul Maucher, Bad Waldsee. Für sein langjähriges Engagement wurde er mit einer Urkunde ausgezeichnet und ihm ein Geschenk überreicht. Paul Maucher gehörte über 15 Jahre dem Aufsichtsrat an und hat in dieser Zeit Verantwortung übernommen und das Unternehmen mitgestaltet und zu dem gemacht, was es heute ist, so Widmann seiner Laudatio. Als Dankeschön überreichte er Paul Maucher eine Ehrenurkunde in Anerkennung an den 15-jährigen Verdienste und als Abschiedsgeschenk gab es einen Gutschein für das internationale Reittunier German Masters in Stuttgart.
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