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Generalversammlung

Hohenloher Molkerei hält Wachstumskurs

Die Hohenloher Molkerei, Schwäbisch Hall, schaffte im Jahr 2018 ein Umsatzplus trotz des insgesamt schwierigen Marktumfeldes. Dank der guten Ergebnisse konnte die Molkereigenossenschaft ihre Marktposition weiter festigen und ausbauen. Entsprechend positiv war die Stimmung auf der Generalversammlung am 23. Mai in Wolpertshausen.
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„Unsere Kernaufgabe bleibt auch in diesem Jahr der stetige Ausbau unserer Marktposition und ein wettbewerbsfähiger Milchpreis. Dazu müssen wir in der Offensive bleiben und wachsam sein“, meinte der geschäftsführende Vorstand der Hohenloher Molkerei, Martin Boschet.
„Unsere Kernaufgabe bleibt auch in diesem Jahr der stetige Ausbau unserer Marktposition und ein wettbewerbsfähiger Milchpreis. Dazu müssen wir in der Offensive bleiben und wachsam sein“, meinte der geschäftsführende Vorstand der Hohenloher Molkerei, Martin Boschet. Borlinghaus
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Die Aussichten der Hohenloher Molkerei sind gut. Unsere Produkte, die wir herstellen, werden auch in Zukunft benötigt“, zeigte sich der geschäftsführende Vorstand Martin Boschet optimistisch. Boschet steckte in seiner fast einstündigen Rede auch den Rahmen ab, in dem sich die Molkerei bewegt. „Unsere Märkte, Absatzgebiete, Kunden und Partner sind hier in Deutschland.“ Und: „Wir nehmen sehr gerne am Wachstum der deutschen Discounter teil, die ihren erfolgreichen Weg auch im übrigen Europa und teilweise sogar darüber hinausgehen.“ Auf die regionalen Hofgut-Produkte und Mehrwertprogramme einfallen knapp 18 Prozent vom Gesamtumsatz, der Exportanteil liegt bei 8,6 Prozent. Bei den jüngsten Kontraktverhandlungen für die Weiße Linie habe man für die Konsummilch etwas höhere Preise erzielen können. Dies sei dringend erforderlich gewesen, um gestiegene Kosten für Produktion und Logistik auszugleichen.

Mehr Milch verarbeitet

Im Jahr 2018 ist es der Molkerei gelungen, den Umsatz um 6,8 Mio. Euro oder 3,15 Prozent auf 221,8 Mio. Euro zu steigern, obwohl die Erlösveränderungen gegenüber 2017 in beinahe allen Sparten negativ waren. Erreicht wurde dies im Wesentlichen durch die Steigerung der Gesamtmilchverarbeitungsmenge um 30,7 Mio. kg auf 403,67 Mio. kg Milch. Dabei habe man auch Umschichtungen zugunsten länger haltbare Frischmilch und H-Milch vorgenommen. So konnte die Molkerei in einem in Deutschland beim Absatz von Konsummilch schrumpfenden Markt gegen den Trend um 10,3 Prozent wachsen. „Dieses Wachstum, das vor allem in den Kernabsatzgebieten Baden-Württemberg und Bayern stattgefunden hat, wurde nicht durch Preiszugeständnisse, sondern durch eine hohe Produkt- und Lieferqualität erreicht,“ betonte Boschet. Die Abläufe im Milchwerk seien hoch effizient: „Bei der Abfüllung von H-Milch nehmen wir bei Tetra Pak unverändert für alle Abfüllmaschinen die Spitzenpositionen im weltweiten Vergleich ein,“ so Boschet.

H-Milch unverändert ein Schwerpunkt

Wenn man sich die Umsatzverteilung anschaut, wird deutlich, dass H-Produkte mit rund 55,8 Prozent unverändert den Schwerpunkt bilden. Mit Frischmilch werden 11,7 Prozent und mit anderen Milchfrischprodukten 4,8 Prozent erzielt. Butter macht 21,8 Prozent vom Umsatz aus und Versandmilch vier Prozent. Der Rest sind vor allem Tee- und Milchmischgetränke. Im Molkerei eigenen Hofgut-Markt gab es eine Umsatzsteigerung um 2,2 Prozent auf über 1,1 Mio. Euro.

Milchpreis über dem Durchschnitt

Der Milchauszahlungspreis liegt im Durchschnitt aller Milchqualitäten bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß bei einem Bruttoauszahlungspreis von 40,36 Cent pro kg. Netto entspricht dies 36,46 Cent pro kg. Für Biomilch beträgt der Standardmilchpreis bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß netto 47,93 Cent pro kg. Die planmäßigen Investitionen lagen mit 4,9 Mio. Euro über dem Durchschnitt der letzten Jahre und die Abschreibungen mit 4,37 Mio. Euro auf dem höchsten Stand in der Unternehmensgeschichte. Der Jahresüberschuss 2018 liegt bei 3,5 Mio. Euro. Diese Gewinne werden größtenteils den Rücklagen zugeführt.

Blick auf die Erzeugnisse

Der Gesamtabsatz von Tetra Pak’s hat sich durch kräftige Steigerungen bei Konsummilch auf 325 Mio. Einheiten erhöht (1,3 Mio. Einheiten pro Tag). Bei abgepackter Frischmilch konnte der Ausstoß um 32,3 Prozent oder 12,3 Mio. Stück auf 50,4 Mio. kg gesteigert werden. Der Absatz an H-Produkten ist in einem insgesamt schrumpfenden Markt in Deutschland überproportional um 18,2 Mio. kg oder 7,3 Prozent auf 266 Mio. kg gestiegen. Der Absatz von Sauermilcherzeugnissen wurde erneut ausgebaut, der Butterabsatz stieg um 1,4 Prozent auf 9100 t. In den Milchversand gingen 66,3 Mio. kg Milch vorwiegend an Käsereien in Deutschland und Norditalien.

Blick auf die Bautätigkeiten

Das Investitionsvolumen für 2019 beläuft sich auf maximal 7,0 Mio. Euro. „Wir werden allerdings unter dieser Summe bleiben“, versprach Boschet. Entsprechend gibt es aktuell jede Menge Bauaktivitäten. Die wichtigsten Projekte sind:
• Installation einer neuen UHT-Anlage mit 15.000 Liter Stundenleistung incl. Steriltankanlage
• Inbetriebnahme einer weiteren H-Milch-Abfülllinie
• Installation von Transportbändern, Tray-Packern, Palettierer
• Installation einer Umkehrosmoseanlage
• Aufstellung von drei neuen Doppelstocktanks, mit notwendiger Anbindung an verschiedene Ventilknoten.

Qualitätsauszeichnungen für besondere Produkte

Im Jahr 2018 gelang es dem Unternehmen bei den DLG-Prüfungen für alle angemeldeten Produkte Preise zu erhalten. Mit 48 Gold-, 6 Silbermedaillen konnte das gute Ergebnis aus dem Vorjahr abermals übertroffen werden, berichtete der Vorstandvorsitzende Manfred Olbrich und meinte: „Dies ist eine herausragende, tolle Leistung, die alle sehr freute und uns gleichzeitig zeigt, welche hochwertigen Lebensmittel in unserem Unternehmen produziert und an unsere Kunden verkauft werden.“ Das Gleiche gilt in Sachen langjährige Produktqualität: Dazu Martin Boschet: „Es hat mich besonders gefreut, dass ich am 7. März in Fulda den Preis für langjährige Produktqualität der DLG zum 30. Mal in Folge entgegennehmen durfte“.

Milchmengen und Lieferanten

„Neben den wegfallenden Aufgabebetrieben konnten auch einige neue Milchlieferanten aufgenommen werden,“ berichtete Olbrich. Im Jahresdurchschnitt 2018 waren es 1012 Lieferanten mit einer durchschnittlichen Liefermenge von 390.000 Litern. Zu 2019 meinte Olbrich: „Aktuell haben wir noch 947 Milchlieferanten und dies, obwohl wir 2019 30 Neuzugänge hatten, also auch in diesem Jahr ein drastischer Rückgang unserer Lieferanten durch Betriebsaufgabe.“ So werde man 2019 in der Milchmenge vermutlich etwas schrumpfen, trotz Übernahme der Milchbauern von der MEG-Ochsenfurt. Im Jahr 2020 und 2021 werden weitere Milcherzeuger aus Unterfranken, Baden und Mittelfranken dazu kommen. Die Zielgröße liege dann bei einer Milchverarbeitungsmenge von 420 Mio. kg.

Öffentlichkeitsarbeit wird großgeschrieben

„Wir sind auf das Verständnis von Verbraucher und Handel angewiesen, denn ohne finanzielle Honorierung unserer hochwertigen deutschen Produkte wird es immer schwieriger, die Produktion wirtschaftlich erfolgreich zu führen", so Olbrich. Er bedankte sich bei allen Milcherzeuger-Kollegen, die täglich anderen Menschen positiv begegnen, besonders bei denjenigen, die ihre Höfe für Schulklassen, Gruppen oder Verbraucher öffnen. Auch im Unternehmem wird in Sachen Öffentlichkeitsarbeit viel getan.

Vorträge und Diskussion am Nachmittag

Eine Mitgliederbefragung mit über 80 Prozent Beteiligung fand bereits Anfang Januar statt. Die Ergebnisse stellte Professor Dr. Johannes Holzner, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, am Nachmittag. Erster Programmpunkt nachmittags war das von der Molkerei neu eingeführte Festpreismodell für ihre Mitgliedsbetriebe, vorgestellt von Professor Dr. Holger Thiele vom ife-Institut in Kiel.

„Die Hohenloher Molkerei ist die erste Molkerei in Süddeutschland, die ein börsenbasiertes Festpreismodell eingeführt hat,“ so Thiele, was aus seiner Sicht für andere Molkereien zu einem Nachahmungsmodell werden dürfte. Um kein Risiko einzugehen, bietet die Molkerei nur Festpreise an, die an der Börse abgesichert sind. Der Erzeuger muss „nur“ schauen, ob der Festpreis, den die Molkerei ihm anbietet, für seinen Betrieb passt und für welche Milchmenge. Das Absicherungsgeschäft übernimmt dann die Molkerei als Service. Die Kosten, die anfallen, tragen die Landwirte, die an der Absicherung teilnehmen. Die anderen Milcherzeuger, die nicht teilnehmen, werden damit nicht belastet. Durch Festpreise über bis zu zwölf Monate nach vorn, könne das Preisrisiko um 15 bis 30 Prozent reduziert werden. „Prüfen Sie das Festpreisangebot Ihrer Molkerei mit der gebotenen Kritik und werden Sie entsprechend Ihrer Kostenstruktur auf Ihrem Betrieb selber aktiv“, so Thiele.

Wann absichern?

„Wann würden Sie sich absichern, Herr Thiele?, lautete eine Frage aus dem Publikum. Dazu meinte Dr. Thiele: „Ich bin kein Milcherzeuger. Aber wenn ich Milcherzeuger wäre, würde ich schauen, wo ich mit meinen Vollkosten liege und schauen, was die Börse mir bietet und das ausrechnen lassen. Wenn ich 35 Cent Vollkosten habe und einen Festpreis für 37 Cent bekomme, würde ich wahrscheinlich eine Teilmenge absichern. Wenn ich weiß, dass meine Molkerei hier immer darüber liegt und ich auch mit Preisschwankungen liquiditätsmäßig gut klarkomme, dann würde ich mich eher nicht absichern“, so Thiele.

Betriebe sind gut aufgestellt

Bei der Befragung der Mitglieder ging es unter anderem darum, zu schauen, wie die Betriebe aufgestellt sind. Diese Informationen sollen die Molkerei in den Verhandlungen mit ihren Geschäftspartnern unterstützen und als Grundlage für die betriebliche Planung dienen. Den Betrieben bescheinigte Professor Holzner unterm Strich gute Ergebnisse. Die meisten seien in ihrer Tierhaltung gut aufgestellt, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. So wird der Großteil der Kühe im Laufstall gehalten. 35 Prozent der Kühe hätten einen Laufhof zur Verfügung und 55 Prozent der Betriebe könnten einen bauen, falls dies erforderlich sein sollte. 27 Prozent der Kühe haben Weidegang. Überlegungen, in die Herstellung von Weildemilch-Produkten einzusteigen, gibt es bereits, wie Martin Boschet in seiner Rede am Vormittag durchblicken ließ. Auch die Zahl der Fress- und Liegeboxen sei in Ordnung. Es gibt regelmäßige Gesundheits- und Ernährungschecks und Vieles mehr. Im Durchschnitt sind die Betriebsleiter 49 Jahre alt, bei über 50 Prozent der Betriebe scheint die Hofnachfolge gesichert.

Gute Argumente

Holzner gab seinen Zuhörern auch Argumentationshilfen an die Hand, um sich gegen pauschale Anschuldigungen zu wehren. So betragen zum Beispiel die Nährstoffausscheidungen der Tiere, laut Holzner, nur etwa ein Drittel von denen der Menschen. Während die Abwasser-Kanalsysteme in den Kommunen größtenteils bereits über 30 Jahre alt und dringend sanierungsbedürftig seien, bringen die Landwirte mit einer modernen Gülletechnik die Nährstoffe hocheffizient aus. Das Gleiche gilt beim Pflanzenschutz. Landwirte sind geschult und nutzen präzise Applikationstechnik, im privaten Garten gibt es kaum Vorhaben. Im Privatgarten laufen immer mehr Mähroboter, gleichzeitig will man aber die Artenvielfalt erhöhen. So werde nach Meinung vieler ständig eine neue Sau durchs Dorf getrieben und die Widersprüche innerhalb der Gesellschaft immer größer.

Landwirte immer mehr unter Druck

In der Diskussion war man sich weitestgehend einig, dass die Landwirte derzeit einem hohen öffentlichen Druck ausgesetzt sind und versuchen müssen, damit umzugehen. Professor Holzner beobachtet ein – so wie er es über seine Studien wahrnimmt und sich selbst in dieser Sache auch als „ziemlich repräsentativ“ betrachtet - immer „schnelleres und heftigeres Bauern-Bashing“. Nach dem Motto: die Bauern sind an allem schuldig, vom Insektensterben über die Umweltverschmutzung bis zur Massentierhaltung. Landwirte würden von Teilen der Gesellschaft für so ziemlich alles verantwortlich gemacht, was an anderer Stelle schiefläuft. Gleichzeitig nimmt seiner Einschätzung nach der gesellschaftliche Neid auf die Landwirte zu. Landwirte produzieren Nahrungsmittel, leben in festen Familienstrukturen, haben ausreichend Wohnraum und Fläche. So komme es zu Frust auf beiden Seiten. Und wo Frust entstünde, würde es über kurz oder lang auf eine Konfrontation hinauslaufen. Wie man diesen Konflikt am besten entschärfen könnte, ließ Holzner zunächst offen. Im Laufe der Diskussion sprach er sich dafür aus, positiven Neid aufzubauen, nach dem Motto: „Stolze Bauern zeigen den Menschen wie Erfolg aussieht.“ Unter den Teilnehmern gab es Stimmen, die ihrem Ärger gerne auf der Straße durch Demonstrationen deutlich zum Ausdruck bringen würden und regelrecht zum Aufstand aufriefen. Nach dem Motto: Reden allein reiche nicht mehr, weil die Gesellschaft so degeneriert und verblödet sei, dass sie bereits zum Abschneiden einer Scheibe Brot einen Elektromotor brauche.

Gemeinsam mitgestalten

Andere Teilnehmer plädierten für Gespräche und einem gegenseitigen Zuhören. Es bringe nichts, mit den Finger auf andere zu zeigen. „Die Gesellschaft ist wie sie ist. Wir müssen sie mitgestalten anstatt draufzuhauen“, hieß es. In Sachen Tierwohl hieß es unter anderem: „Fakten zu negieren, das geht nicht. Das bringt uns nicht weiter, sondern vor Gericht, wo dann die Dinge geklärt werden.“ Oder: Auch Betriebe mit Anbindehaltung kümmern sich sehr wohl ums Tierwohl. Und wie soll die Landwirtschaft auf das Volksbegehren Artenvielfalt Baden-Württemberg reagieren? „Das Einzige was wir tun können ist, darzustellen, was wir für eine gute Arbeit machen,“ lautete ein Statement. Einig war man sich, dass man das Insektensterben nicht einfach den Bauern in die Schuhe schieben kann. Auch hier sei jeder einzelne Bürger gefragt.

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