Die Beregnung machte den Unterschied
Die ausprägte Trockenheit im Juli und August bei gleichzeitig hohen Temperaturen beeinträchtigte die Ertragsbildung auf nicht beregneten Standorten deutlich. Versuchsstandorte mit intensiver Beregnung brachten hingegen Maiserträge, die über dem Vorjahresniveau lagen. Positiv war die im Vergleich zum letzten Jahr deutlich geringere Erntefeuchte.
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Ergänzend zu den EU- und Landessortenversuchen prüft der Internationale Mais- und Informationsring (IMIR) grenzüberschreitend Körnermaissorten in Baden, dem Elsass und der Schweiz. Die IMIR-Sortenprüfung besteht aus einem mittelspäten (K 260 bis K 290) und einem späten Sortiment (K 300 bis K 350). Das späte Sortiment, das in Deutschland nur vom IMIR geprüft wird, trägt der Entwicklung Rechnung, dass auf günstigen Maisstandorten in den letzten Jahren der Anbau später Sorten zunahm. Die IMIR-Versuche bieten mit sieben Standorten am Hoch- und Oberrhein und einem Standort im Tessin den Vorteil einer verhältnismäßig großen Anzahl an Versuchsstandorten in einer Klimazone. Im Rahmen der IMIR-Körnermaisprüfungen kann jeder Züchter in der EU vertriebsfähige Sorten sowie Stämme, die kurz vor der Zulassung stehen, testen lassen. Die Aussaat der Sortenprüfungen erfolgte 2022 im Zeitraum vom 19. April bis zum 13. Mai, die Ernte in der Zeit vom 6. September bis zum 2. November.
Geringere Erträge
Der Durchschnittsertrag bei beiden Sortimenten lag rund 20 dt/ha unter dem Vorjahr. Die gegenüber dem letzten Jahr geringeren Erträge machen deutlich, dass 2022 kein günstiges Maisjahr war. Günstig war die deutlich geringere Erntefeuchte und dies bei einer früheren Ernte als im letzten Jahr. Auf den nicht beregneten Standorten fielen die Ertragsunterschiede aufgrund vorhandener Bodenunterschiede in der Wasserhaltefähigkeit zwischen den Wiederholungen höher aus. Am Standort Kappel-Grafenhausen schwankten die Erträge zwischen den Wiederholungen der Sorten so stark, dass eine statistische Auswertung der Ergebnisse sowohl beim mittelspäten als auch beim späten Sortiment nicht möglich war. Zusätzlich waren beim mittelspäten Sortiment die Standorte Biengen und Hüntwangen und beim späten Sortiment Ladenburg aufgrund hoher Standardabweichung nicht wertbar.Bezüglich der Erträge und der Erntefeuchte variierten die Versuchsstandorte stark. Die höchsten Durchschnittserträge wurden sowohl im mittelspäten als auch im späten Sortiment am beregneten Standort Rustenhart gedroschen, während in Quatzenheim im mittelspäten und Biengen im späten Sortiment der geringste Ertrag ermittelt wurde. Die außergewöhnlich hohen Erträge in Rustenhart lassen sich mit der elfmaligen Beregnung mit jeweils 25 mm erklären, während Quatzenheim und Biengen nicht beregnet wurden.
Mittelspätes Sortiment (bis K 290)
Das mittelspäte Sortiment umfasste 33 Sorten und wurde an den drei deutschen Standorten Bad Krozingen-Biengen (Südbaden), Kappel-Grafenhausen (Mittelbaden) und Ladenburg (Nordbaden), den elsässischen Standorten Rustenhart (Südelsass) und Quatzenheim (Nordelsass) sowie an zwei Standorten in der Nordschweiz in Hüntwangen (Hochrhein) und in Zürich-Reckenholz angelegt. Die Standorte Biengen, Kappel-Grafenhausen und Hüntwangen konnten in diesem Jahr nicht gewertet werden, da die Standardabweichung zwischen den Wiederholungen zu groß war.
Über alle Standorte erzielten die Sorten LID4040C, Orinoco und RGT Alexx einen Ertrag von über 135 dt/ha und waren damit die ertragsstärksten Sorten im mittelspäten Sortiment. Unter diesen drei Hybriden wies die 2022 in Frankreich zugelassene Sorte LID4040C mit 20,6 % die geringste Erntefeuchte auf und war damit trockener als der Versuchsdurchschnitt. Die Erträge der Sorten LID4040C, Orinoco und RGT Alexx lagen an allen vier Standorten über dem Ertragsdurchschnitt, dies weist auf eine hohe Ertragsstabilität bei unterschiedlichen Boden- und Wasserverhältnissen bei diesen Sorten hin.Der Durchschnittsertrag lag bei 128,3 dt/ha, wobei die Erträge zwischen den Standorten von 99,3 dt/ha in Quatzenheim bis 158,9 dt/ha in Rustenhart schwankten.
Interessanterweise lag der Ertrag im trocken-heißen Jahr 2022 am beregneten Standort Rustenhart um 16,5 dt über dem letzten Jahr und im unberegneten Quatzenheim 31,5 dt/ha unter dem nassen Jahr 2021. In Zürich-Reckenholz erzielte die Sorte P9610 mit 175 dt/ha den höchsten Einzelertrag an einem Standort. Die höchste Erntefeuchte mit 24,4 % über alle Sorten wurde in Reckenholz ermittelt. Reckenholz liegt mit 443 Meter über NN deutlich höher als die anderen Versuchsstandorte. Am Standort Ladenburg (106 Meter über NN) war die durchschnittliche Erntefeuchte mit 16,0 % am niedrigsten. Dabei zeigte der zur Zulassung anstehende Syngenta-Stamm SC3360, der den Namen SY Romulus erhalten soll, mit 15,1 % die beste Abreife in Ladenburg. Die mittlere Erntefeuchte über alle Standorte und Sorten lag bei 20,9 % und damit deutlich unter dem Vorjahr (30,1 %), SC3360 (SY Romulus) wies mit 19,3 % die geringste mittlere Erntefeuchte auf.
Ergebnisse der IMIR-Sortenprüfung 2022 - mittelspätes Sortiment
Die fünf Sorten LID4040C, Mendy, P9610, DKC 4908 und der Dekalb-Stamm EV4450 zeichneten sich dadurch aus, dass sie sowohl über dem Durchschnittsertrag als auch unter der durchschnittlichen Erntefeuchte lagen, was auf eine hohe Wirtschaftlichkeit dieser Sorten hinweist (Abbildung 1). Bei dreijähriger Betrachtung der IMIR-Ergebnisse des mittelspäten Sortimentes lagen die Sorten P 9610, DKC 4603 und P9757, sowohl 2020 als auch 2021 und 2022 über dem Ertragsdurchschnitt, was die Ertragsstabilität dieser drei Sorten verdeutlicht.
Späte Sorten (bis K 350)
Das späte Sortiment mit 17 Sorten wurde nur an den sechs klimatisch günstigsten Standorten Bad Krozingen-Biengen (D), Kappel-Grafenhausen (D), Ladenburg (D), Rustenhart (F), Quatzenheim (F) und Cadenazzo (CH) im schweizerischen Tessin geprüft. Aufgrund hoher Standardabweichung zwischen den Wiederholungen konnten die Standorte Kappel-Grafenhausen und Ladenburg nicht gewertet werden.Der Durchschnittsertrag lag bei 135,1 dt/ha, wobei die Erträge zwischen den Standorten sehr stark variierten. Auf dem beregneten Standort Rustenhart lag der Durchschnittsertrag bei 164,9 dt pro Hektar und damit um 22 dt höher als im letzten Jahr mit 142,8 dt pro Hektar. In Biengen wurde mit 109,1 dt/ha der geringste Ertrag gemessen, im feuchten Jahr 2021 lag der Ertrag in Biengen bei 146,1 dt/ha und damit 37 dt höher als 2022.
Den höchsten Einzelertrag mit 178,8 dt/ha an einem Standort erzielte der in Österreich zur Zulassung anstehende Pioneer-Stamm 1099A002-0, der den Namen P 9944 erhalten soll, in Rustenhart. Die höchste Erntefeuchte mit 26,1 % wurde in Biengen gemessen, was am frühen Erntetermin (8. September) gelegen haben dürfte. Am günstigsten verlief die Abreife am Standort Rustenhart im Südelsass, hier betrug die Erntefeuchte lediglich 22,4 %.
Den höchsten Durchschnittsertrag über alle Standorte mit mehr als 140 dt/ha erzielten die Hybriden RGT Lexxypol, 1099A002-01 (P 9944) und RGT Mexxplede. KWS Hypolito war die einzige Sorte, die an allen vier Standorten über dem Durchschnittsertrag lag, was auf eine hohe Ertragsstabilität hinweist. RGT Mexxplede wies mit 26,9 % im Durchschnitt aller vier Standorte die höchste Erntefeuchte aller geprüften Sorten auf. Die durchschnittliche Erntefeuchte über alle Standorte lag bei 24,6 % und war damit fast 8 % niedriger als im Vorjahr. SY Solandri zeigte, wie im Vorjahr, mit 22,3 % die beste Abreife.
Ergebnisse der IMIR-Sortenprüfung 2022 - spätes Sortiment
Im späten IMIR-Sortiment konnten nur 1099A002-01 (P 9944) und die Sorten KWS Hypolito und DKC 5092 sowohl einen überdurchschnittlichen Ertrag als auch eine unterdurchschnittliche Erntefeuchte erreichen, dies weist auf eine gute Wirtschaftlichkeit dieser Sorten hin (Abbildung 2). Bei dreijähriger Betrachtung der IMIR-Ergebnisse des späten Sortimentes erreichten die zwei Sorten RGT Mexxplede und DKC 5092 sowohl 2020, 2021 als auch 2022 einen überdurchschnittlichen Ertrag, was die mehrjährige Ertragsstabilität dieser späten Sorten unterstreicht.
Fazit: Starke Ertragsschwankungen
Die IMIR-Versuche 2022 zeigten analog zur Praxis auf nicht beregneten Standorten deutlich geringere Erträge als im Vorjahr. Durch die extreme Trockenheit und die hohen Temperaturen im Juli und August wirkten sich kleine Bodenunterschiede in der Wasserhaltefähigkeit des Standortes stark auf den Parzellenertrag aus, so dass an einigen unberegneten Standorten hohe Standardabweichungen auftraten. Die Ergebnisse dieser Standorte konnten daher im Versuchsmittel nicht berücksichtigt werden. Auf den Standorten Rustenhart, Reckenholz und Cadenazzo mit durchgehend guter Wasserversorgung waren Spitzenerträge von über 160 dt/ha möglich, während auf den anderen Standorten mit ausgeprägtem Trockenstress, die Erträge deutlich unter dem Vorjahr lagen.
Bei Betrachtung der Standorte, an denen sowohl das mittelspäte als auch das späte Sortiment stand, zeigte sich auf dem beregneten Standort Rustenhart mit ausreichender Wasserversorgung eine Ertragsüberlegenheit der späten Sorten gegenüber den mittelspäten Sorten, während auf den nicht beregneten Standorten das mittelspäte Sortiment höhere Erträge erreichte als das späte Sortiment. An Trockenstandorten waren Sorten mit einer zügigen Entwicklung und einer frühen Maisblüte im Vorteil. Wie in den Vorjahren weisen die späten Sorten gegenüber den mittelspäten Sorten auf den gleichen Versuchsstandorten auch 2022 höhere Wassergehalte zum Erntezeitpunkt auf. Dies kann, infolge der aktuell deutlich gestiegenen Trocknungskosten, die Wirtschaftlichkeit später Sorten in Frage stellen. Darüber hinaus steigt mit der späteren Reife die Gefahr von Kolbenfusariosen, was die Verwertung des Erntegutes beeinträchtigt. Daher empfiehlt sich zur Aussaat 2023 auch auf sehr günstigen Standorten eine ausgewogene Mischung von Sorten unterschiedlicher Reifegruppen.
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