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Allgäuer Emmentalerkäserei Leupolz eG

Neue Produktionshalle eingeweiht

Agrarminister Peter Hauk und Dr. Roman Glaser, Präsident des Genossenschaftsverbandes (BWGV), besuchten am 1. August im Rahmen einer Sommertour die Allgäuer Emmentalerkäserei Leupolz, die an diesem Abend ihr traditionelles Sommer-Grillfest abhielt. Anlass für den Besuch war der neue Erweiterungsbau der Käserei, der nur wenige Tage zuvor, am 28. Juli, offiziell vorgestellt wurde. Den kirchlichen Segen für den Neubau gab Pater P. Jordin Sunny Cst von der katholischen Kirche aus Wangen.

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Blick auf die neue Anlage: Die Halle ist rund 800 Quadratmeter groß. Verarbeitet werden hier pro Tag etwa 130.000 Kilo Milch, Mitte-links im Bild ist die alte Anlage aus dem Jahr 2003 zur Herstellung der traditionellen Rundlaib-Emmentaler zu sehen, die mit umgezogen wurde. 
Blick auf die neue Anlage: Die Halle ist rund 800 Quadratmeter groß. Verarbeitet werden hier pro Tag etwa 130.000 Kilo Milch, Mitte-links im Bild ist die alte Anlage aus dem Jahr 2003 zur Herstellung der traditionellen Rundlaib-Emmentaler zu sehen, die mit umgezogen wurde. Borlinghaus
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"Leider ist sie nicht aus Holz.“ Als ausgebildeter Forstwirt und Vertreter des Waldes hätte es Peter Hauk gerne gesehen, wenn die neue Produktionshalle in Holzbauweise erstellt worden wäre, merkte der Minister bei der Besichtigung an. Wegen der Gefahr, dass sich Feuchtigkeit ansammelt, habe man sich für die klassischen Materialien aus Stahl und Beton entschieden, erläuterte der Molkerei-Geschäftsführer Michael Welte. Die neue Halle ist rund 800 Quadratmeter groß. Seit Anfang des Jahres werden darin pro Tag etwa 130.000 Kilo Milch verarbeitet, pro Jahr sind es in der ganzen Molkerei knapp 50 Mio. Kilo Milch, die zu Emmentaler- und Bergkäse, Naturland Emmentaler und Bergkäse, Hartkäse und Demeter-Hartkäse verarbeitet werden. Laut Geschäftsführerin Charlotte Fießinger wird speziell für die eigenen Landwirte und den Ab-Werkverkauf in kleinen Mengen ein Drumlin (Schnittkäse) hergestellt.

Glückwünsche zum Erweiterungsbau

Glückwünsche zum Erweiterungsbau kamen von Agrarminister Peter Hauk und Dr. Roman Glaser. Hauk erinnerte daran, dass die geflossenen Zuschüsse für den Bau Teil der Landwirtschaftspolitik der Europäischen Union und des Landes Baden-Württemberg seien. Das Grünland müsse erhalten und die Milchprodukte noch besser werden.  „Wer investiert, hat Zukunft“, meinte Glaser. Der bewährte Spruch: ‚Dankbar rückwärts und mutig vorwärts‘, gelte auch heute noch. Der Verbandspräsident zeigte es sich erfreut, dass die Molkerei Mitglied im Geno-Verband ist und immer wieder Maßstäbe setze, wenn es darum gehe, Genossenschaft lebbar zu machen. 

Qualität wird weiter verbessert

Mit der neuen Anlage sei die Qualität der produzierten Käse deutlich konstanter, zudem liefen die Maschinen effizienter, so dass Einsparungen bei der Eindampfung und beim Energieverbrauch möglich gemacht werden. Zwar sei der technische Aufwand höher als früher, die körperliche Arbeit aber wesentlich angenehmer. Bemerkenswert ist, dass die Anlage mehr oder weniger einmalig, also speziell auf den Betrieb in Leupolz zugeschnitten wurde. „Vergleichbare Anlagen gibt es nur zwei Stück auf der ganzen Welt“, so Welte. Er bedankte sich bei der Firma Stadler (Klimatechnik), bei der Firma Alpma Sulbana für die Käsereianlage, bei der Firma Bertsch für die Käsefertiger sowie bei allen weiteren Firmen und Handwerkern vor Ort. „Ich kann mich über den Ablauf des Projektes nicht beklagen“, lobte Welte und erinnerte daran, dass es zweitweise alles andere als einfach war, den Bau weiter voranzutreiben, weil es unter anderen zu Lieferverzögerungen und Personalengpass wegen Corona gab.

Wichtige Investition zum richtigen Zeitpunkt

Wie Michael Welte und der Vorstandvorsitzende Markus Stützenberger berichteten, wurde der Bau vom gesamten Gremium und den Mitgliedern mehrheitlich voll unterstützt und mitgetragen. Bereits Ende 2020 wurden die Verträge unterschrieben. Genau zum richtigen Zeitpunkt. „Es war fünf vor zwölf für diese Investition. Heute könnten wir sie so wegen der Inflation und den gestiegenen Baupreisen nicht mehr stemmen,“ meinte Stützenberger. Die Käsereierweiterung beläuft sich auf eine Investitionssumme von insgesamt rund 10 Mio. Euro. Knapp ein Drittel des Betrags wird über staatliche Zuschüsse abgedeckt.  Milch gebe es derzeit ausreichend. Seit Januar haben die Leupolzer 2,8 Mio. Liter Heumilch aus dem angrenzenden Vorarlberg hinzugewinnen können, so Welte.

Effiziente Abläufe

Untergebracht in der neuen Halle sind auch die drei Käsefertiger. Da aus der Hälfte der Milch Rohmilchkäse gemacht wird (Allgäuer Emmentalerkäse in Viereck und in Rundform), habe man sich bei den Fertigern für Kupfer und gegen Edelstahl entschieden, so Welte. Nach Erfahrungen auch aus Österreich sei Kupfer als Beschichtung für die Qualität des Käses von Vorteil. Befüllt werden die Teile derzeit mit je 20.000 Liter Milch, die Kapazität je Tank beträgt 25.000 Liter. Der Käsungsprozess bei Emmentaler dauert etwa zweieinhalb Stunden, das Befüllen der Kessel eine Stunde. Danach kommt das Bruch-Käse-Gemisch in die Anlage, in der 24 Formen bereitstehen. Das Abfüllen dauert etwa 20 Minuten, dann werden automatisch die Käsedeckel aufgepresst und die Formen einzeln herausgehoben, es fahren dann je zwei übereinander, werden von oben gepresst und bleiben über Nacht in der Anlage. Danach werden die Formen gewendet, der Käse wird aus den Formen geschüttelt, die Formen laufen in den Waschtunnel (Colussi) wo sie gereinigt werden und laufen anschließend mit dem Förderband wieder zurück ins Hochregal. Der Käse fährt mit dem Förderband ins Salzbad.

Weitgehend automatisierte Abläufe

Mit umgezogen in die neue Halle ist die alte Anlage von 2003 zur Herstellung der traditionellen Rundlaib Emmentaler. Gearbeitet wird im 1,5 Schichtbetrieb mir lediglich ein bis zwei Personen. Morgens um 4.30 Uhr wird die Anlage hochgefahren, um 5.30 Uhr werden die Käse rausgefahren und die Reinigungsanlage angeschmissen, nachmittags um 15 bis 15.30 Uhr ist die Schicht beendet. Abends kommt ein externer Reinigungstrupp in die Halle, um alles sauer zu machen. 

Lange Gästeliste

Neben Vertretern der Geschäftspartner und der Nachbarmolkereien sowie der amtierenden Käsekönigin Fabienne Kerler waren am 28. Juli zahlreiche Gäste aus der Politik der Einladung gefolgt, darunter der Oberbürgermeister der Stadt Wangen Michael Lang, die Ortsvorsteher/in Conny Keller aus Karsee und Anton Sieber aus Leupolz, Axel Müller (MdB, CDU) und die Landtagsabgeordneten Petra Krebs (Grüne) und Raimund Haser (CDU). Die Milchbranche präsentierten unter anderen Dr. Markus Albrecht vom Milchwirtschaftlichen Verein, LBV-Vizepräsidentin Rosi Geyer-Fäßler und Franz Schönberger, Vorsitzender beim Bauernverband Allgäu Oberschwaben sowie vom Landwirtschaftlichen Ausbildungszentrum (LAZBW) Dr. Erwin Kitzelmann und Rainer Bertsch, technischer Sachverständiger für Molkereiwesen in Baden-Württemberg am Regierungspräsidium Tübingen.

Stolz wie Bolle

Stützenberger zeigte sich "stolz wie Bolle", was Bauern und Mitarbeiter der Bauernkäserei Leupolz mit dem Bau erreicht haben. „Damit sichern wir den Erhalt der Käserei und führen fort, was die Bauern 1960 gegründet haben“, so Stützenberger.  In einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld eine Produktionshalle zu bauen, erfordere besonderen Mut, lobte Isabel Kling, Abteilungsleiterin Markt und Ernährung im MLR, das Bauvorhaben der Landwirte. Kling hob die Bedeutung der regionalen Produkte hervor. Auf der Suche nach Kompetenz, Vielfalt und Genuss führe kein Weg an Baden-Württemberg mit seinen Qualitätsprodukten vorbei. „Das hat uns nicht nur Corona, sondern auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine gezeigt“, so Kling. Die Milchproduktion hätten in Süddeutschland seit jeher eine lange Tradition, sie stünden für Frische, Qualität und Transparenz. Die Kühe sorgten dafür, dass auf dem Grünland fast so viel CO2 gespeichert wird, wie in unseren Wäldern. Die produzierte Milch sei veredelter Artenschutz und damit veredelte Biodiversität. Und wenn am Ende solch leckere Produkte herauskommen, dann könne man da nur stolz darauf sein, so Kling.  

Wichtiger Botschafter für die Destination Allgäu

Viel werde über Regionalität gesprochen, die aber am Ende doch noch oft viel zu wenig zum Zug komme. „Seien Sie Regionalbotschafter“, appellierte Kling. Und: „Kommunizieren Sie nicht nur über Regionalität, sondern leben Sie es vor. Stecken Sie andere an.“ Mit der Verarbeitung der Milch nach Demeter-, nach Naturland und Bioland-Standard sei man hier auf dem richtigen Weg. Auch die EU-geschützten Herkunftsangaben werden beim Hartkäse genutzt, freute sich Kling. Die Heumilch sei eine traditionelle Spezialität, die über die ARGE-Heumilch und über die ÖMA hervorragend vermarktet werde. Und weil es in der EU nicht einfach sei, mit Regionalität werben zu dürfen, gebe es dafür das Qualitätszeichen Baden-Württemberg und das Biozeichen Baden-Württemberg. Die vor einigen Jahren ins Leben gerufene Kampagne „Natürlich von daheim“ soll fortgesetzt werden. „Wir werden in einem nächsten Schritt die Wertschöpfungsketten in den Mittelpunkt stellen“, kündigte Kling an. Hier soll den Menschen vermittelt werden, dass das Stück Käse im Ladenregal da nicht einfach so hinkommt, sondern einen langen Weg hinter sich hat. In der Werbekampagne gehe es darum, den Produkten ein Gesicht zugeben, durch die Vorstellung der beteiligten Personen, die es erzeugen, herstellen und verkaufen. „Das schafft Vertrauen“, so Kling.

Gemeinsam stark

Beim Blick auf die im Land eingeführten zwölf Bio-Musterregionen sollen Unternehmen, Erzeuger, Kantinen und Erzeuger zusammengebracht werden, damit die Lebensmittel in der Region bleiben und dort entsprechend vermarktet werden. Das Geld vom Land ist in Leupolz gutangelegt, findet Isabel Kling. „Sie liefern damit eine ökonomische Grundlage für die Grünlandwirtschaft und den Tourismus. Sie sind ein wichtiger Botschafter für die Destination Allgäu und mit vielen anderen das Gesicht für die regionale Produktion in Baden-Württemberg zusammen mit den Bäuerinnen und Bauern, die hinter Ihnen stehen, so Kling.

Ein Leuchtturm für die Region

Der Wangener Oberbürgermeister Michael Lang erinnerte an die verschiedenen Bauvorhaben der Käserei in den vergangenen Jahren. In seinen Anfangsjahren als Bürgermeister ging es zunächst um die neuen Milchtanks, die damals den Blick auf die Kirche zu versperrten drohten, so dass der Denkmalschutz mit einbezogen wurde, so Lang. Dann kam drei Jahre später 2009/2010 die Erweiterung des Betriebes mit einem neuen Salzbad und Besucherrundgang auf der Südseite, bei der die Nachbarn das Vorhaben maßgeblich unterstützt haben. 2015 wurde eine neue Kühlhalle gebaut und nun der Erweiterungsbau, die bislang größte Investition der Molkerei ist. Lang lobte Geschäftsführung und Ehrenamt für die kontinuierliche Weiterentwicklung des Betriebes, was viele der so genannten Experten einer kleinen Molkerei wie die in Leupolz so überhaupt nicht zugetraut hätten, nachdem mehrere, meist auch große Molkereien in der Umgebung, aufgeben mussten. „Die Käserei Leupolz ist ein Betrieb, den ich immer bewundert habe, ob ihres tollen Zusammenhalts“, so Lang. Er regte an, regionale Ernährung und Milchwirtschaft auch im kommenden Jahr auf der Landesgartenschau in Wangen zu zeigen. Als Geschenk gab es vom OB einen klappbaren Liegestuhl für die bevorstehende Gartenschau.

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