
Mit dem richtigen Proteinmix sinken die Emissionen
Eine bedarfsgerechte Versorgung von Milchkühen mit Energie und Protein bildet die Basis für gute und nachhaltige biologische Leistungen. Darüber hinaus beeinflusst die Proteinversorgung über eine effiziente Pansenfermentation die Stickstoff (N)-Nutzungseffizienz und damit die N-Ausscheidungen. Kann der N-Stoffwechsel von Milchkühen optimiert werden, können dadurch die N-Emissionen aus der Milchproduktion gesenkt werden. Welchen Einfluss eine Aminosäurenzulage in Form von Methionin und Lysin bei hochleistenden Milchkühen hat, berichtet Dr. Christian Koch vom Hofgut Neumühle.
von Dr. Christian Koch, Hofgut Neumühle Quelle Dr. Christian Koch, Hofgut Neumühle erschienen am 26.02.2025Wegen der Verschärfungen im Dünge- und Umweltrecht erhöht sich in vielen Milchviehbetrieben der Druck, die Verwertung von Nährstoffen, wie zum Beispiel Stickstoff (N) oder Phosphor (P), auf Betriebsebene, aber auch im Rahmen der tierischen Produktion zu dokumentieren, kritisch zu hinterfragen sowie zu verbessern. So spielt die N-Nutzungseffizienz in der Milchproduktion eine wichtige Rolle und es erscheint lohnend, diese aus Gründen der Effizienz, der Ökonomie sowie zur Reduktion von Emissionen zu verbessern. In verschiedenen Fütterungsversuchen wird dabei häufig die Rohproteinmenge in der Ration abgesenkt und anschließend Aminosäuren (AS), wie beispielsweise durch Methionin (Met) und Lysin (Lys) zugelegt (Engelhard et al., 2011; Meyer et al., 2018; Wang et al., 2010), sodass der Aminosäurenbedarf dennoch bedarfsdeckend sein soll.
Weniger Rohprotein folgenreich
Ziel einer Aminosäurenzulage ist es hierbei, Leistungseinbußen durch eine rohproteinreduzierte Fütterung zu vermeiden. Darüber hinaus soll durch Zulage der Aminosäuren eine Verbesserung des Protein-, Energie- und Fettstoffwechsels erfolgen. Da die Tiere jedoch häufig bereits zu Beginn der Laktation eine physiologisch vorhandene negative Nährstoffbilanz aufweisen, kann eine Rohproteinabsenkung die negative Nährstoffbilanz noch verstärken. Aus diesem Grund wurde im Rahmen eines Fütterungsversuches am Hofgut Neumühle in Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Westpfalz der Rohproteingehalt der Ration nicht reduziert, sondern es erfolgte eine Aminosäurenzulage von Methionin und Lysin bei gleichem Rohproteingehalt. Ziel des Praxisversuches war es, den Einfluss der Aminosäuren Methionin und Lysin auf die Milchleistung, Milchinhaltsstoffe und die N-Nutzungseffizienz zu untersuchen.
Ausgewählte Aminosäuren im Einsatz
Für die Studie wurden 60 mehrlaktierende Milchkühe der Rasse Deutsche Holstein aus der Milchviehherde des Hofguts Neumühle in zwei vergleichbare Gruppen (Kontrollgruppe und AS-Gruppe) zu je 30 Kühen eingeteilt. Der Versuch begann vier Wochen vor der Kalbung und die Tiere wurden über die ersten 14 Laktationswochen beobachtet. Im Zeitraum vier Wochen vor bis zur Abkalbung erhielten alle Kühe eine Totale Mischration (TMR) für trockenstehende Kühe und ab dem Zeitpunkt der Abkalbung eine TMR für hochleistende Kühe (Tabelle 1). Die Ration der AS-Gruppe (Versuch) wurde mit 45 Gramm (g) Metasmart® pro Kuh und Tag sowie 40 g LsyiGem® pro Kuh und Tag in der TMR supplementiert. Die Aminosäurenzulage erfolgte nur in der laktierenden Ration und nicht schon bei den Trockenstehern.
Milchleistungen bleiben gleich
Die TM-Aufnahmen vier Wochen vor der Kalbung lagen in beiden Gruppen auf gleichem und mit 14 bis 15 Kilogramm (kg) TM auf hohem Niveau. Nach der Abkalbung zeigten sich in Hinblick auf die TM-Aufnahme Unterschiede zwischen beiden Gruppen und es konnten höhere TM-Aufnahmen in der Kontrollgruppe (22,4 kg TM pro Tag) über die ersten 14 Laktationswochen dokumentiert werden im Vergleich zur AS-Gruppe (21,4 kg TM pro Tag; siehe Abbildung 1).
In Hinblick auf die Milchleistungen (ECM) konnten keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen ermittelt werden. So produzierten die Kühe der Kontrollgruppe 45,5 kg ECM pro Tag und die Milchkühe, die mit den Aminosäuren Met und Lys supplementiert wurden, täglich 46,3 kg ECM im Mittel über die ersten 14 Laktationswochen (siehe Abbildung 2).
Die täglich produzierten Milchfettmengen lagen mit 1,8 kg pro Tag in der Kontrollgruppe und mit 1,9 kg pro Tag in der AS-Gruppe auf gleichem Niveau. Die tägliche produzierte Milcheiweißmenge hingegen lag in der AS-Gruppe mit 1,5 kg pro Tag auf signifikant höherem Niveau als in der Kontrollgruppe, die 1,4 kg pro Tag produzierten. Neben den dargestellten Leistungsparametern wurde die tierindividuelle N-Nutzungseffizienz berechnet. Bei der Berechnung der N-Nutzungseffizienz wird die täglich über Milchprotein ausgeschiedene Stickstoffmenge berechnet und mit der täglich aufgenommenen Stickstoffmenge aus dem Futter ins Verhältnis gesetzt. Daraus kann dann die N-Nutzungseffizienz in Prozent (%) berechnet werden. Die Tiere, die die Aminosäuren erhielten, wiesen mit 41,9 % eine höhere N-Nutzungseffizienz und damit eine signifikant bessere N-Nutzungseffizienz im Vergleich zu den Kontrolltieren mit 39,9 % auf (siehe Abbildung 3).
Aufgrund der verbesserten N-Nutzungseffizienz in der AS-Gruppe können auch die N-Ausscheidungen der Tiere vermindert werden. Die kalkulierten N-Ausscheidungen in der Kontroll- und AS-Gruppe sind in Abbildung 4 dargestellt und belegen signifikante geringe tägliche N-Ausscheidungen durch die Aminosäurenzulage. Aus Studien ist bekannt, dass durch eine verbesserte N-Nutzungseffizienz und eine reduzierte N-Ausscheidung die Güllemengen reduziert werden können, was in Hinblick auf Güllelagerkapazitäten Berücksichtigung finden sollte.
Stickstoff wird besser verwertet
Im vorliegenden Praxisversuch wurde eine Aminosäurensupplementation von Methionin und Lysin bei gleichem Rohproteingehalt in einer Ration für hochleistende Milchkühe der Rasse Deutsche Holstein geprüft. Die Tiere der AS-Gruppe zeigten eine geringe Futteraufnahme im Vergleich zu den Kontrolltieren, was im Gegensatz zu den Studien von Engelhard et al. (2011) sowie Wang et al. (2010) steht, wo keine Effekte einer Aminosäurenzulage auf die TM-Aufnahme festgestellt werden konnte. Es muss in diesem Zusammenhang jedoch darauf hingewiesen werden, dass in der Studie von Engelhard et al. (2011) eine Rohproteinabsenkung stattfand und bei Wang et al. (2010) wurden gleiche Rohproteingehalte von 16,4 % in allen Rationen gefüttert.
Im Hinblick auf die ECM-Milchleistungen waren keine Unterschiede über die ersten 14 Laktationswochen zwischen beiden Gruppen zu dokumentieren, was die Ergebnisse von Engelhard et al. (2011) stützt. Hier konnten bei einer Rohproteinabsenkung und gleichzeitiger Aminosäurenzulage keine Effekte auf die täglich produzierten ECM-Leistungen festgestellt werden. Wang et al. (2010) hingegen supplementierten ebenfalls Methionin und Lysin in der Ration und konnten eine um 3,8 kg höhere tägliche Milchleistung feststellen im Vergleich zu den Kontrolltieren. Darüber hinaus konnten Wang et al. (2010) in der Aminosäurengruppe eine signifikant verbesserte N-Nutzungseffizienz dokumentieren, was durch die eigenen Ergebnisse ebenfalls bestätigt werden kann. Die zitierten Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse, die zum einen durch unterschiedliche Aminosäurenprodukte und deren ruminalen Abbau oder Wirksamkeit im Stoffwechsel erklärt werden können. Um den Einfluss von Aminosäuren auf den Stoffwechsel (Energie-, Fett-, Protein- und Leberstoffwechsel) von Milchkühen erklären zu können, sollten weitere Studien durchgeführt werden.
Die dargestellten Ergebnisse zum Einsatz von Methionin und Lysin bei hochleistenden Milchleistungen zeigten keine Unterschiede in Hinblick auf die produzierten Milchleistungen, konnten aber in den ersten 14 Laktationswochen die N-Nutzungseffizienz sowie die N-Ausscheidungen reduzieren.
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