
Chanello führt die Topliste bei schwarzbunten Vererbern an
Die Leistungskennzahlen zum Stichtag 30. September 2025 zeigen eines klar: Professionelles Management und genetischer Fortschritt sichern eine wirtschaftliche Milchproduktion bei schwarz- und rotbunten Holsteins. Die Herdbuchbetriebe der Rinderunion Baden-Württemberg (RBW) erreichen im Rassedurchschnitt inzwischen 10.134 Kilogramm (kg). In der aktuellen Dezember-Zuchtwertschätzung wurden 1,5 Punkte im Gesamtzuchtwert (RZG) und 44 kg Milch für die Abschreibung bei schwarzbunten Holsteins ausgewiesen. Rotbunte Holsteins verzeichnen 1,6 RZG-Punkte und 45 kg Milch. Die Rassedifferenz zwischen schwarz- und rotbunten Holsteins beträgt 5,5 RZG-Punkte und 383 kg Milch.
von Dr. Philipp Muth, Rinderunion Baden-Württemberg (RBW) Quelle Dr. Philipp Muth, Rinderunion Baden-Württemberg (RBW) erschienen am 03.12.2025Die genomische Topliste der schwarzbunten Holsteins bleibt weiterhin fest in der Hand der Real Syn-Blutlinie. Der Rover-Sohn platziert insgesamt elf Söhne in den Top-20 und prägt die Zucht damit in besonderer Weise. Rover stellt zudem zahlreiche Bullenmütter und findet sich in einer Vielzahl weiterer Pedigrees – ein deutlicher Hinweis darauf, dass ein umsichtiges Inzuchtmanagement für die Holsteinbetriebe zunehmend an Bedeutung gewinnt. Listenführer bei den schwarzbunten Holstein ist Saturn RDC (Shield x Rover) mit einem RZG von 164, gefolgt vom Real Syn-Sohn Evenstar (RZG 163). Bei den rotbunten Holsteins führt Create P (RZG 159; CR 7 x Star P) die genomische Liste an.
Mit Chanello (RZG 157) steigt ein Real Syn-Sohn neu in die Spitzengruppe schwarzbunter genomischer Bullen auf. Der von der Müller GbR in Grünkraut aus der Kuh Sunrise Ciara gezogene Allrounder kombiniert hohe Milchleistung mit starken Inhaltsstoffen, einer herausragenden Persistenz und exzellenter Mobilität. Er profitiert von einer gesunden, substanzvollen Kuhfamilie im Hintergrund.
Stark im Fokus steht weiterhin der Arizona-Sohn Alaska, der mit einem RZG von 157 gegenüber der August-Zuchtwertschätzung etwas nachlässt und dadurch Plätze einbüßt. Der Rotfaktorträger Setlur (Skat P × Arrozo) überzeugt unverändert mit einem RZG von 154 sowie einem ausgewogenen Strichverhältnis (vorn enger, hinten weiter). Die Milo-Söhne Mindset (RZG 153) und Midland (RZG 148) bleiben attraktive Optionen für leistungsstarke, mittelrahmige und zellzahlstabile Kühe. Midland´s Mutter Dublin Bingly der Seydaland GmbH in Jessen hat dieses Jahr zum zweiten Mal gekalbt und erreicht aktuell ein Tagesgemelk von 55 kg.
International gefragt ist nach wie vor der Vivify-Sohn Vivaldi (RZG 151) mit seinem außergewöhnlichen Milchmengen- und Fettprozente-Profil. Eine der interessantesten Blutführungen bietet Saverio (RZG 149; Soysauce × Gameday × Legacy). Der aus einem Embryonenimport stammende schwarzbunte Bulle der internationalen Zuchtstätte Wolff in Pennsylvania verspricht ein optimales Verhältnis von Größe zu Stärke, kombiniert mit guter Persistenz, niedrigen Zellzahlen und einer hohen Eutergesundheit. Temptation (RZG 142), ein Tigerman-Sohn, zählt weiterhin zu den markantesten Exterieurvererbern Deutschlands und beeindruckt durch seine persistente Leistungsweise.
Der bereits als Bullenvater eingesetzte Shield-Sohn Sheridan (RZG 156) steigt auf Rang zehn der Rotbunt-Topliste ein. Er gilt als sicherer Milchmacher und Typvererber, der zudem in vielen Gesundheitsmerkmalen überzeugt.
Hornlos – mischerbig und reinerbig
Im Segment der mischerbig hornlosen Bullen bleiben leistungsstarke, fehlerfreie Vererber gefragt. Ryan P (RZG 155) ist der höchste Rango-Sohn und wurde von Klaus Hänsler in Wangen gezüchtet. Er geht auf eine am Niederrhein etablierte Kuhfamilie zurück und verspricht mittelrahmige, substanzvolle Kühe mit exzellenten Eutern. Darüber hinaus hebt er sowohl den Eiweißgehalt als auch die Klauengesundheit. Beständig zeigen sich Enforcer P (RZG 151) und Stockton P (RZG 146), beide mit klaren Vorteilen in der Euterqualität.
Ergänzend empfehlen sich aus der Rotbuntzucht die Leistungsvererber Mega-Red P (RZG 149) sowie der von der Schädler GbR in Leutkirch gezogene Mascardi P (RZG 146). Mascardi P´s-Mutter Cestyle Freestyle wurde in diesem Jahr zur zweiten Laktation mit 88-87-86-88 eingestuft.
Zu den stärksten reinerbigen schwarzbunten Bullen zählt der für die Rinderbesamung und zur gezielten Verbesserung von Nutzungsdauer und Kälberfitness geeignete Caspian PP (RZG 148). Seine Mutter, Signal P Biena von der bekannten Zuchtstätte Bewersdorff in Bockhorn, wurde im Sommer mit 84-87-85-86 bewertet.
Der rotbunte Rock PP (RZG 151) wird als Bullenvater genutzt und kombiniert hohe Milchleistungen mit einem harmonischen Linearprofil, wie es von Ranking P bekannt ist. Mex Red PP (RZG 150), einer der stärksten Member PP-Söhne, überzeugt durch gute Fundamente und einen der höchsten Zuchtwerte für die Klauengesundheit. Weitere reinerbig hornlose Rotbuntvererber bieten zwar weniger Zuchtfortschritt, bleiben jedoch aufgrund ihrer Fehlerlosigkeit beliebt. Je nach Zuchtziel lassen sich klare Schwerpunkte setzen: Keegan PP (RZG 142; Keane PP x Money P) stabilisiert die Qualität über alle Exterieurkomplexe, während Siney PP (RZG 140; Sirius P x Money P) besonders in der Nutzungsdauer und der Fruchtbarkeit punktet.
Töchtergeprüfte Bullen im Angebot
Bei den töchtergeprüften Vererbern verlieren Gywer RDC-Blutführungen an früherer Dominanz. Die Spitzenplätze besetzen Precision (RZG 148) und Mask Red (RZG 146) – beides Bullen der Phönix Group. Beachtenswert ist die Platzierung von Cohen RDC (RZG 139), gezogen von Jürgen Fleig in Nordstetten. Die starken Einsatzleistungen seiner ersten Töchter katapultieren den Chilton-Sohn auf Rang 22 der schwarzbunten Topliste. Aufgrund seiner knapperen Melkbarkeit wird der Rotfaktorträger voraussichtlich nicht in den Wiedereinsatz kommen – dokumentiert aber das genetische Potenzial der Holsteinzucht in Baden-Württemberg.
In der Spitzengruppe etabliert sich zudem der Merryguy-Sohn Melville (RZG 139), dessen fehlerfreies Profil mit inzwischen fast 2000 Töchtern in Milch auf höchstem Niveau gefestigt ist. Ein Zuchtwert für den Robotereinsatz (RZRobot) von 124 macht ihn zu einem der gefragtesten Wiedereinsatzbullen der kommenden Saison. Auch die seit Monaten im breiten Einsatz stehenden Gywer RDC-Söhne Genius (RZG 138) und Garfield (RZG 130) behaupten ihre Positionen souverän.
Mit einem deutlichen Töchterzuwachs zeigt nun auch der von der Erthle GbR in Ulm-Eggingen, aus dem bekannten C-Stamm gezogene Bulle Canitz (RZG 130), sein volles Potenzial: Besonders in der Fundamentvererbung legt er nochmals zu. Eine starke Nachzuchtgruppe auf der HolsteinVision-Schau der RinderAllianz im November bestätigte dies eindrucksvoll. Preisrichterin Andrea Perk hob die korrekten, breiten Becken sowie die außergewöhnlich starken Fundamente der einheitlichen und hervorragend vorbereiteten Töchtergruppe hervor. Auch in der Milchleistung setzt Canitz Maßstäbe: Mit plus 1008 kg Milch bei plus 0,15 Prozent Fett und plus 0,01 Prozent Eiweiß erfüllt er höchste Erwartungen und ergänzt das starke Portfolio töchtergeprüfter Vererber.
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