Apfelsaftsaison am See eröffnet
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„Die Firma Knill steht für die rund 100 Fruchtsaftkeltereien in Baden-Württemberg, so viele wie in keinen anderen Bundesland“, meinte Dr. Friedrich Ahrens vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, der zusammen mit Klaus Heitlinger vom Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie e.V. am 18. September den offiziellen Startschuss in die Apfelsaftsaison 2015 gab. Mit dabei waren die Vertreter aus der Fruchtsaftbranche sowie zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verbänden. Eingeladen hatte der Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft (VdAW).
Streuobst ist wichtige Produktionsgrundlage
Jährlich werden im Land rund 200 Millionen Liter Apfelsaft aus heimischem Rohstoff hergestellt, das ist etwa die Hälfte der deutschen Produktion. Der regionale Bezug der Rohstoffe und in der Vermarktung sei keinesfalls selbstverständlich, unterstrich Ahrens. Er lobte die hohe Investitionsbereitschaft der Branche. Allein die Firma Knill hat in den letzten zehn Jahren rund acht Millionen Euro in ihre beiden Standorte investiert. Seit 2008 widmet sie sich auch ihrem eigenen Bioanbau auf rund 50 Hektar Fläche. Das Mostobst aus dem Streuobstbau sei laut Ahrens für die Keltereien eine wichtige Produktionsgrundlage. So seien die Keltereien wichtige Partner des Streuobstes und damit auch des Naturschutzes, dessen Ziel es ist, die ökologisch wertvollen Streuobstwiesen zu erhalten. „Wir haben in Baden-Württemberg die größten zusammenhängenden Streuobstbestände Europas“, berichtete Ahrens.
Um den Rückgang der Streuobstbestände zu stoppen, gibt es jede Menge Aktivitäten und Initiativen einschließlich neuer Fördermodule für Baumschnittmaßnahmen. „Dieses Jahr sind 1100 Anträge eingegangen, die rund 410.000 Bäume umfassen, das sind rund 5 Prozent des Gesamtbestandes“, so Ahrens.
Kleine Ernte
Klaus Heitlinger lobte diese Fördermaßnahmen in Baden-Württemberg als vorbildlich zur Stabilisierung der Erzeugerpreise. Und: „Dass man am Bodensee 250 Millionen Liter Tankraum hat, ist eine gute Basis, um die gesamte Ernte im Land als Direktsaft lagern zu können.“ Erwartet werden deutschlandweit 450.000 Tonnen Mostobst gegenüber 800.000 Tonnen im Vorjahr. Dieser Trend gilt auch für Baden-Württemberg, wo etwa 60 Prozent dieser Mengen geerntet werden. Aus dem Erwerbsobstbau werden jährlich zwischen 900.000 Tonnen und 1,1 Millionen Tonnen versaftet. Rudolf Knill, der rund 40.000 Tonnen Äpfel verarbeitet, bezieht dieses Jahr vermutlich nur 10 Prozent aus dem Streuobst, der Rest kommt aus dem Erwerbsobstbau.
Heitlinger: Branche sollte Einkaufspolitik überdenken
„Die Mostäpfel kosten in Europa frei Silo zwischen 14 bis 16 Euro pro dt“, sagt Heitlinger. Nach Abzug der Sammel- und Transportkosten errechnen sich Erzeugerpreise von 13 bis 14 Euro pro dt am See, im übrigen Land werden aktuell 10 bis 12 Euro bezahlt, Tendenz steigend. Mit Blick auf die Einkaufspolitik der Branche meinte Heitlinger selbstkritisch. „Wir fragen heute nach jedem Apfel, im letzten Jahr wollten wir die Äpfel nicht. Da muss man sich vielleicht schon mal fragen, ob man hier nicht homogener und nicht so kampagnengetrieben agieren sollte.“ In seinem Vortrag ging Verbandsvertreter Heitlinger auf die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels ein und sprach über weitere Herausforderungen für die Branche. Der Fruchtsaftabsatz habe sich im ersten Halbjahr 2015 positiv entwickelt. „Wir haben an Boden gutgemacht, “ so Heitlinger. Erstmals seit 12 Jahren hat Fruchtsaft wieder an Menge gewonnen, trotz der Diskussion um den Zucker und trotz des Preisdrucks. Positiv sei auch, dass immer mehr Direktsaft getrunken werde, 8,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Beim Fruchtsaft insgesamt liegt der Direktsaftanteil bei einem Drittel, beim Apfelsaft ist jeder zweite Liter ein Direktsaft. Und der wird dann auch vergleichsweise teurer verkauft, zeigte sich Heitlinger zuversichtlich.
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