Milchprüfring bietet alles aus einer Hand
Beim Milchprüfring und beim Milchwirtschaftlichen Verein ist gerade einiges los: Da stehen Investitionen in neue Technik an, Firmen werden gegründet, ein neuer Vorsitzender gewählt und nicht zuletzt geht es darum, mit den niedrigen Milchpreisen irgendwie klar zu kommen. Kein Wunder, dass die Mitgliederversammlung der beiden Vereine am 5. November in Ulm auf großes Interesse stieß.
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Die schwierige Lage auf dem Milchmarkt setzt Erzeuger und Molkereien zunehmend unter Druck. Einnahmen brechen weg. Unter dem Schlagwort „damit wieder Liquidität auf die Höfe kommt“ würden derzeit alle erdenklichen Anstrengungen unternommen, berichtete Joachim Hauck, Ministerialdirigent im MLR, in seinem Grußwort. Er versprach, dass die Gelder für Ausgleichszulage, Steillage sowie Betriebsprämien und Landschaftspflege möglichst noch vor Jahresende ausbezahlt werden. Für Joachim Hauck ist die Sicherung einer überbetrieblichen und unabhängigen Qualitätsuntersuchung und Qualitätsförderung der Milch aus Baden-Württemberg eine zentrale Aufgabe. Beim EU-Prüfverfahren der Milchwirtschaftlichen Umlage sei man ein großes Stück weitergekommen. Mit einem Ergebnis wird Anfang 2016 gerechnet. „Ich hoffe auf einen Kompromiss, mit dem alle leben können“, meinte Hauck.
Rückgrat sind bäuerliche Betriebe
„Die Basis und Stärke in der Landwirtschaft und Nutztierhaltung in Baden-Württemberg sind unsere bäuerlichen Betriebe“, meinte der scheidende Vorsitzende Karl Baisch. Wenn Discounter den Preis für Trinkmilch medienwirksam um vier Cent erhöhen und drei Tage zuvor den Käsepreis um 40 Cent nach unten pressen, sei das nicht ehrlich und scheinheilig, kritisierte Baisch die Geschäftspolitik der Handelsketten. Wie Baisch berichtete, werden die Aufgaben des Milchwirtschaftlichen Vereins konsequent an den Anforderungen der Molkereien ausgerichtet. Themen im vergangenen Jahr waren die weitere Anpassung der Milchgüteverordnung, die Festlegung eines MKS Notfallplans sowie die EU-Prüfung über das Zulageverfahren in Baden-Württemberg. Überarbeitet wurde der Internetauftritt, 25 Rundschreiben und 14 Infobriefe wurden versandt. Zudem wurden Verbraucherseminare zur Milch gemeinsam mit örtlichen Vereinen durchgeführt. Bei der Kommunikation vom Erzeuger zum Verbraucher warten laut Baisch ebenfalls jede Menge Aufgaben: „Wir müssen noch viel mehr Werbung machen für unsere Milchprodukte. Da muss was passieren“, meinte Baisch und machte keinen Hehl daraus, dass man hier längst mehr hätte tun müssen.
Kerngeschäft Milchgüteuntersuchung
Im Jahr 2014 gab es im Land noch 8087 Milcherzeuger, 6,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Produziert werden 2,2 Mrd. kg Milch, verarbeitet von 19 Betriebsstätten. Im Jahr 2014 lagen die Umsatzerlöse beim Milchprüfring bei 4,7 Mio. Euro, so Geschäftsführer Dr. Markus Albrecht. 24,1 Mio. Milchprobenuntersuchungen wurden durchgeführt (+12 Prozent gegenüber Vorjahr). Grund für diesen Anstieg ist die Ausweisung des Laktosegehaltes für die Milchleistungsprüfung. Die Geschäftsfelder des Milchprüfrings liegen zu 48 Prozent in der Milchgüteuntersuchung, zu 35 Prozent als Dienstleistung für den Landeskontrollverband (LKV), 8,0 Prozent Audits und 8,0 bis 9,0 Prozent für die Rückstandsanalytik.
Neue Technologien halten Einzug
Ab Frühjahr 2016 gibt es eine neue EDV-Software für die Milchgeldabrechnung. Um die Kosten im Griff zu behalten, setzt man in den Labors auf neue Technik. Im Jahr 2001 wurden bereits Automatisierungsstraßen für die Proben angeschafft, diese Technik wird heuer erneuert. Neben den Standarduntersuchungen Fett, Eiweiß und Laktose kommen künftig weitere Test dazu. So kann man eine Kalibrierung für die Omega-3-Fettsäuren mitlaufen lassen. Außerdem lassen sich Kaseinfraktionen bestimmen. Ab 2017 soll es hierzu einen Test geben. Bei den Keimzahlen wird künftig die Art der Keime noch weiter aufgeschlüsselt. Wichtige Neuerung im laufenden Jahr war die Einführung der Trächtigkeitsuntersuchungen. Aktuell werden monatlich 4500 Proben untersucht, zwei Drittel davon kommen über die Milchleistungsprüfung, ein Drittel über den Milchsammelwagen. Tendenz steigend. Insgesamt wurden 2014 für QM-Milch und QS 2650 Audits durchgeführt. Auch die Akkreditierungen von Firmenstandards werden vom Milchprüfring durchgeführt. Aktuell wird an der Entwicklung eines Nachhaltigkeitsmoduls gearbeitet. Beteiligt ist der Milchwirtschaftliche Verein zum einen an der „AIM Analytik in Milch Produktions- u. Vertriebs GmbH“ in München und zum anderen an der „Milchprüfring Baden-Württemberg-Gesellschaft für Dienstleistungen in der Milchwirtschaft mbH“. Sie wird künftig als Zertifizierungsfirma weiterlaufen.
Dauerbrenner Mastitis
Über ein Innovationsprojekt mit allen LKVs und Milchprüfringen an dem die Daten von 3,7 Mio. Milchkühen einfließen, berichtete Dr. Folkert Onken, Geschäftsführer Deutscher Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfung e.V.. Ziel sei es, die Eutergesundheit zu verbessern. Die Kosten für die Mastitis sind hoch. In Baden-Württemberg beträgt die Abgangsrate 12,5 Prozent der Kühe, im Bundesschnitt sind es 15 Prozent. Deutschlandweit kostet die Mastitis rund 1,4 Mrd. Euro. Die meisten Landwirte unterschätzen diese Kosten. Bei einem 50-Kuhbetrieb mit 7500 kg Milch liegt der Verlust durch Mastitis im Schnitt bei 5000 bis 10.000 Euro pro Jahr.
Kontakt: http://www.milchpruefring.de
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