Der Regen steuert den Drusch
Getreide und Ölsaaten sind vielerorts erntereif in Baden-Württemberg. Regenschauer verzögern aber immer wieder den Drusch.
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Sorgen über die Qualität machen die Runde. Zudem hinterlässt das nasse Frühjahr häufig niedrigere Erträge als erwartet. Aber: Die Preise steigen teilweise bereits in der Ernte. Stellvertretend für die Lage im Südwesten ein Eindruck aus Hohenlohe: Anfang der Kalenderwoche 30/2016 war im Nordosten des Landes etwa ein Drittel der Rapsernte eingebracht. Unter normalen Umständen, sprich trocken-heißes Erntewetter, wären dort bereits 90 Prozent der Schläge gedroschen gewesen. Aber unter den landesweit immer wieder mal größeren, mal kleineren Regenschauern zieht sich die Ernte hin. Dennoch gelingt es den Landwirten bisher, in den wenigen regenfreien Tagen Getreide und Ölsaaten meist trocken einzubringen.
Das Jahr der kleinen Körner
Die Kulturen im Einzelnen: In den frühen Lagen des Landes war die Sommerbraugerste zu Beginn der Kalenderwoche 30/2016 teils bis zur Hälfte der erwarteten Menge gedroschen. Die Erträge enttäuschen durchgängig mit 40 bis 70 Dezitonnen je Hektar (dt/ha). Die Erfasser am Oberrhein, im Kraichgau, im württembergischen Unterland und an der Tauber sprechen von einem Ertragsminus zum Vorjahr von zehn bis 15 Prozent.
Grund sind kleinere Körner, die sich häufig in einem nur knapp ausreichenden Vollgerstenanteil niederschlagen – gefordert sind 90 Prozent. Das ist eine Folge des nassen Frühjahrs, das das Wurzelwachstum hemmte und gleichzeitig die verfügbaren Nährstoffe verdünnte. Wetterbedingt fehlender Stickstoff bremste auch den Eiweißgehalt, der häufig am unteren Ende der Skala bei neun Prozent rangiert. Abgesehen davon ist die Ware gesund.
Ungewohnt zu dieser Zeit ist die Preisentwicklung: Die Preise für Sommerbraugerste steigen, ausgelöst vor allem durch schlechte Ernteergebnisse in Frankreich. Zu Wochenbeginn wurden Erzeugerpreise vertragsfreie Ware frei Gosse Landhandel netto ex Ernte auf 160 bis knapp 170 Euro je Tonne (Euro/t) taxiert, je nach Standort, Landlager oder Wasserplatz.
Auch der Winterroggen bringt niedrigere Erträge, das Minus wird auf bis zu 20 Prozent zum Vorjahr beziffert. Die Fallzahlen hatten bis Wochenbeginn unter dem Regen noch nicht gelitten, die Pilzbelastung (Mutterkorn) war nicht auffällig.
Winterweizen macht Sorgen
Beim Winterweizen war die Ernte zum Wochenstart in allen frühen Regionen angelaufen, aber nicht überall mit zählbaren Ergebnissen. Generell sind die Erträge niedriger als erwartet, erkennbar an gedrückten Hektolitergewichten. Erste Angaben vom Oberrhein lauten auf „katastrophale“ 30 bis 75 dt/ha statt der dort üblichen 80 bis 100 dt/ha.
Auf 20 bis 30 Prozent der Ware seien Fusarien sichtbar. Die DON-Werte schwanken. Allerdings warnt der Erfassungshandel davor, den Weizen mit der rosaroten Pilzauflage vorschnell abzuschreiben: „Zunächst warten wir die endgültige Marktlage ab. Es findet sich für jede Ware ein Käufer. Es ist schließlich unsere Aufgabe, das Getreide bestmöglich zu verkaufen.“ Die Weizenpreise sind ebenfalls gestiegen. Zu Wochenbeginn wurde B-Weizen ex Ernte netto frei Gosse Landlager auf 140 Euro/t taxiert.
Raps enttäuscht nicht überall
Der Winterraps bringt im Südwesten eine breite Ertragsspanne von 30 bis 45 dt/ha. Teils sind die Erträge „schwach“, teils „unbefriedigend“, teils „zufriedenstellend“. Ähnliches bei den Ölgehalten. Überall über den geforderten 40 Prozent, aber nicht immer zufriedenstellend, im Schnitt 41 bis 43 Prozent. Die Preise schwanken stark, abgeleitet von der Warenterminbörse. Die Erzeugerpreise lagen zu Wochenbeginn im Schnitt je nach Standort bei 325 bis 330 Euro/t netto frei Gosse Landlager.
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