Schweinefleisch CO2-neutral bis 2030
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Diese Initiative für Bayern und Baden-Württemberg unterstrich die Geschäftsleitung auf der Fachtagung „Der Weg zu einer nachhaltigen, wirtschaftlichen Schweinefleischproduktion in Süddeutschland“. Zu der hybriden Tagung waren am 19. Oktober 2022 gut 100 Zuhörer in den Autobahnrasthof nach Ulm-Seligweiler gekommen, fast noch einmal soviele Zuhörer nahmen per Bildschirm teil. Vertreten waren Verbände, Schweinehalter, Futtermittelhersteller, Züchter, Metzger, Viehhandel, Schlachtbetriebe, staatliche Beratung, Hersteller von Wurst- und Fleischwaren sowie Tierärzte.
Image und Marketing
Im Beisein der bayerischen Staatsministerin Michaela Kaniber und Peter Hauk, Landwirtschaftsminister aus Baden-Württemberg, richtete Gastgeber und Geschäftsführer Stefan Müller den Blick nach vorn. „Unsere Vision ist es, dass wir bis 2030 in Baden-Württemberg und Bayern eine flächendeckende, nachhaltige und CO2 -neutrale Schweinefleischproduktionskette vom Ferkelerzeuger über den Mäster, unseren Schlachtbetrieben bis zur Ladentheke aufbauen werden.“ Damit soll das süddeutsche Schweinefleisch ein positives Image erhalten und den Marktzugang behalten. Denn die Schweinehalter bräuchten Impulse für die Zukunft, da sie zuletzt durch Corona, ASP und die starken Kostensteigerungen stark gebeutelt sind, betonte Müller.
Staatsministerin Michaela Kaniber sicherte der Branche auf der Fachtagung ihre volle Unterstützung bei dieser Initiative zu: „Der gemeinsame Austausch innerhalb der Agrarbranche für die Entwicklung eines Zukunftskonzeptes, das für alle Seiten tragbar ist, ist für mich der richtige Weg. Daher hat dieser Weg meine volle Unterstützung.“ Minister Hauk machte in seinem Vortrag deutlich, dass alle Partner der Lieferkette in Baden-Württemberg von ihm nach Kräften unterstützt werden: „Wir haben in Baden-Württemberg den Strategiedialog Landwirtschaft gestartet, um die kleinstrukturierten, bäuerliche Landwirtschaft im Land zu erhalten, ihr eine Zukunft zugeben und die biologische Vielfalt in der Kulturlandschaft zu stärken. Zudem wollen wir eine angemessene und faire Bezahlung für landwirtschaftliche Erzeugnisse ermöglichen und regionale Produkte fördern." Gerade die regionalen Produkte müssten laut Hauk noch viel stärker beworben werden.
Tierhaltung gewollt
Die beiden Politiker betonten, dass in Bayern und Baden-Württemberg die landwirtschaftliche Tierhaltung nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich gewollt ist. Beide Länder bekennen sich seit Jahrzehnten zur regionalen Erzeugung und unterstützen die Transformation der Nutztierhaltung zu mehr Tierwohl mit maßgeschneiderten Programmen. Die Müller Gruppe sieht sich eigenen Angaben zufolge aufgrund ihrer Marktstellung in Süddeutschland in der Pflicht, Vorreiter auch in Bezug auf nachhaltige Produktions- und Lieferketten zu sein. Der Fleischhersteller aus Birkenfeld bei Pforzheim halte einen Anteil von 40 Prozent an den Schweineschlachtungen in Bayern und Baden-Württemberg.
Anlass der Fachtagung ist der deutliche Rückgang in der Erzeugung von Ferkeln und Mastschweinen in Baden-Württemberg und Bayern. Nach Einschätzung von Richard Riester von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Schwäbisch Gmünd könnten in fünf bis sieben Jahren die Ferkel und Maschschweine für die regionalen Markenfleischprogramme und für die Metzgervermarktung knapp werden. Einig waren sich Vortragende und Zuhörer in der Einschätzung, dass die Schweinehalter zeitnah mehr Geld für ihre Erzeugnisse erlösen müssten. Viel Zeit bleibt nicht mehr, fürchtet Hans-Benno Wichert. Der Präsident des baden-württembergischen Schweinezuchtverbands mahnte, dass viele Schweinehalter zum Jahreswechsel 2022/23 ihre Betriebszweige auf den Prüfstand stellen und möglicherweise einstellen werden.
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