Marktbericht zum Jahreswechsel
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Schweinemarkt: Ökonomisch betrachtet wurden ordentliche Preise für Schlachtschweine durch enorme Kostensteigerungen mehr als aufgefressen. Der Jahresdurchschnitt 2022 liegt für Schlachtschweine bei 1,82 Euro je kg Schlachtgewicht (Euro/kg SG). In der Spitze lagen die Preise über 2 Euro je kg, pendelten aber wegen schleppender Nachfrage wieder etwas zurück. Die Ursache für die massiven Kostensteigerungen sind höhere Futter- und Energiepreise, die zeitweilig Höchstwerte erreichten. In der zweiten Jahreshälfte beruhigte sich die Lage ein wenig, doch liegen die Futtermittelkosten Ende 2022 rund 60 Prozent über dem bisherigen Niveau. Heizöl und Flüssiggas sind derzeit rund 80 Prozent teurer.
Der Rückgang der Schweinehaltung in Deutschland beschleunigt sich. Um die Kostensteigerungen zu kompensieren und ein auskömmliches Familieneinkommen für Schweinemäster und Sauenhalter zu gewährleisten, muss der Schweinepreis im kommenden Jahr deutlich steigen. Es ist zu befürchten, dass sich der Rückgang der Schweinehaltung in Deutschland verstärken wird, wann die Entwicklung zum Stillstand kommt, ist offen. Unberücksichtigt sind bei dieser Betrachtung die steigenden Belastungen durch gesetzliche Verschärfungen beziehungsweise höherer Tierwohlstandards. Insgesamt sank der Schweinebestand in Deutschland 2022 um 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 21,3 Millionen Schweine. Gleichzeitig ist die Zahl der schweinehaltenden Betriebe laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 um 1.900 auf 16.900 zurückgegangen.
Getreide: Beim Getreide lag die Erntemenge 2022 in Deutschland mit 43,1 Mio. Tonnen etwas höher als 2021 mit 42,1 Mio. Tonnen. Sowohl die Qualitäten als auch die Erträge waren regional sehr unterschiedlich. Aber die Erzeugerpreise waren flächendeckend gut. Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine verschärfte sich das bereits angespannte Marktumfeld. Logistikprobleme als Nachwirkung der Corona-Pandemie und die schlechte Ernte in Nordamerika 2021 hatten schon vor Kriegsausbruch dafür gesorgt, dass das globale Preisniveau weit über dem Mittel der letzten Jahre lag. Die Erzeugerpreise frei Erfasserlager lagen laut DBV im Dezember 2022 bei Qualitätsweizen über 300 Euro und bei Futtergerste über 250 Euro je Tonne, netto. Die Erzeugerpreise sind nach wie vor extrem volatil. Deutliche Preisausschläge in jede Richtung sind auf Grund der weiterhin knappen Versorgung und der unsicheren politischen Lage nicht auszuschließen. Aus heutiger Sicht bleibt das derzeit höhere Preisniveau bestehen.
Düngemittel: Sämtliche Düngemittel haben sich im Jahr 2022 verteuert. Extrem gestiegen ist der Preis für Stickstoffdünger, dieser hatte sich gegenüber 2021 vervierfacht. Aktuell liegt das Preisniveau unterhalb der Preisspitzen, aber weiterhin sehr hoch, beispielsweise bei Kalkammonsalpeter (KAS) bei rund 615 Euro pro Tonne. Nach wie vor herrscht eine ausgeprägte Kaufzurückhaltung bei den Landwirten. Entscheidend für die ausreichende Verfügbarkeit von Düngemitteln ist auch eine funktionierende Logistik.
Milchmarkt: Für die Milchviehhalter war das Jahr 2022 wirtschaftlich außergewöhnlich. Die variablen Kosten der Milchproduktion - vor allem die Kosten für Grund- und Kraftfutter, Energie und Bestandsergänzung - liegen gegenwärtig fast 50 Prozent über dem üblichen Niveau. Wirtschaftlich darstellbar ist diese Situation deshalb, weil die Erlöse deutlich höher sind als üblich. In den ersten elf Monaten des Jahres 2022 lag der durchschnittliche Erzeugerpreis für konventionelle Kuhmilch in Deutschland bei 51,6 (2021: 36,3) Cent/kg; das entspricht einem Plus von 42 Prozent.
Gleichwohl expandiert die Milcherzeugung nicht. Investitionen in Neu- und Umbauten werden in dieser unkalkulierbaren Situation zurückgefahren, auch wegen unklarer politischer Rahmenbedingungen. Trotz überdurchschnittlicher Preise fürihre Rohmilch haben die deutschen Milchviehhalter bis Mitte Dezember 0,3 Prozent weniger Milch produziert als im ohnehin schwachen Jahr 2021.
Geflügel- und Eiermarkt: Preis- und produktionsbestimmende Faktoren am Eier- und Geflügelmarkt wie der Krieg in der Ukraine, die Inflation und die Vogelgrippe ließen die Bruttoeigenerzeugung bei Geflügelfleisch sinken. Der Selbstversorgungsgrad sank von 2015 bis heute von 110 Prozent auf 97 Prozent. Auch bei den Legehennen sanken die Bestandszahlen. Die deutsche Konsumeierproduktion war 2022 erstmals seit Jahren rückläufig.
Die Preise für Fleischwaren stiegen innerhalb eines Jahres um fast 20 Prozent: bei Geflügelfleisch um überdurchschnittliche 32,6 Prozent, bei Rindfleisch um 21,0 Prozent, bei Schweinefleisch um 20,3 Prozent.
Bei der deutschen Konsumeierproduktion wird für 2023 ein Rückgang von ca. 4 Prozent erwartet. In Stückzahlen entspricht das einem Rückgang von 14,6 Mrd. Eier auf 14,0 Mrd. Stück. Bodenhaltungseier verteuerten sich um rund 20 Prozent, Bioeier lediglich um rund 7 Prozent. Für 2022 und 2023 deutet sich ein Rückgang des Selbstversorgungsgrades an. Insgesamt standen am deutschen Eiermarkt weniger Konsumeier zum Verbrauch zur Verfügung. Daraus errechnete sich ein Pro-Kopf-Verbrauch von 232 Stück, 6 Eier weniger als im Jahr 2021.
Öko-Umsatz: Der deutsche Öko-Markt schrumpfte im Jahr 2022 zum ersten Mal in seiner Geschichte. Der Öko-Lebensmittelumsatz sank von Januar bis Oktober 2022 um 4,1 Prozent. Der Mengenrückgang belief sich auf 5,7 Prozent. Dennoch wird der Öko-Umsatz mit voraussichtlich 15 Mrd. Euro immer noch 2,7 Mrd. Euro über dem Niveau von 2019 liegen. Und das heißt, der Öko-Markt konnte das hohe Umsatzwachstum von 22 Prozent aus dem ersten Coronajahr in der Krise 2022 halten.
Die Discounter sind nach GfK-Daten auch bei Öko-Produkten 2022 die Gewinner des Trends zum „Billig“-Einkauf. Im Zeitraum Januar bis Oktober stieg im Discount der Öko-Umsatz um 14,5 Prozent. Im klassischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) blieb der Öko-Umsatz etwa gleich, während er im Naturkostfachhandel und in der Direktvermarktung um 20 Prozent sank.
Die Öko-Umstellungstätigkeit blieb auch 2022 verhalten. Das half, die Erzeugerpreise zu stabilisieren und bei etlichen wichtigen Öko-Rohstoffen gab es sogar Preissteigerungen. So stiegen 2022 die Preise für Weizen, Roggen und Hafer um über 20 Prozent und für Futterweizen um 17 Prozent. Der Erzeugerpreis für Öko-Milch wuchs um über 20 Prozent von 51 auf 62 Cent/kg, der Preis für Schweinefleisch um 9 Prozent und für Rindfleisch um 8 Prozent. Für Altkühe allerdings stagnierte der Erzeugerpreis.
Dinkel erlebte zum wiederholten Mal eine Talfahrt. Der Öko-Eiermarkt war rückläufig, was eine Abstockung der Legehennenbestände zur Folge hatte. Die kurzfristigen Aussichten für den Ökolandbau sind daher auch im Jahr 2023 verhalten. Bei einem Wiederanspringen der Konjunktur oder einer Konsolidierung der Verbrauchereinkommen darf aber mit einem Nachfragewachstum gerechnet werden.
Obst und Gemüse: Die deutsche Obstsaison 2022 setzte dieses Jahr frühzeitiger ein als in anderen Jahren. Der sonnenreichste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hatte bei allen Obstarten einen deutlichen Vegetationsvorsprung zur Folge. Das war jedoch nicht immer von Vorteil für die deutschen Produzenten. Bei Erdbeeren trat ein frühzeitiger Preisdruck durch Importware ein, so dass die Preise in den Hauptwochen der deutschen Saison von Mitte Mai bis Mitte Juni auf niedrigem Niveau lagen.
Ein ähnliches Bild zeigte sich bei Süßkirschen. Vor allem frühe Anbauregionen mussten mit türkischer Ware konkurrieren. Die Apfelernte aus deutschem Anbau fiel mit geschätzten 1,034 Millionen Tonnen höher aus als im Jahr zuvor. Die größeren Mengen trafen auf eine eher schwache Nachfrage der Verbraucher. Dementsprechend ist auch bei Äpfeln der Druck auf die Preise hoch. Insgesamt wird die deutsche Obsternte 2022 nach vorläufigen Angaben auf 1,336 Millionen Tonnen geschätzt. Dies ist ein leichtes Plus zum Vorjahr.
Der Gemüseanbau im Freiland zeigte nach den Ausweitungen 2021 bei vielen Kulturen in 2022 wieder einen deutlichen Rückgang. So wurden die Anbauflächen für Zwiebeln, Möhren und Spargel eingeschränkt. Sommerhitze und Trockenheit begrenzten erneut die Erträge, insbesondere bei fehlender Beregnung.
Möhren, Sellerie und alle Kopfkohlarten legten in den Monaten September und Oktober zwar noch deutlich an Gewicht zu, dennoch werden die Erträge des Vorjahres verfehlt und die Erntemengen an Frischgemüse daher niedriger eingeschätzt als 2021. Die nicht durchgehend höheren Erzeugerpreise konnten die Ertragsrückgänge und die höheren Kosten nicht ausgleichen. Der Weinbau fährt dieses Jahr eine qualitativ und quantitativ gute Ernte ein.
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