Hofglück feiert zehnjähriges Jubiläum
„Ethik, Tierschutz, Tierwohl: Das war mir seit je her ein großes Anliegen“, sagt Jürgen Mäder, Vorstand von Edeka Südwest Fleisch. Den Festredner, der das regionale Markenfleisch-Programm Hofglück vor nunmehr zehn Jahren ins Leben gerufen hat, begrüßte die Tierschutzbeauftragte von Edeka Südwest Fleisch, Stephanie Meiss, als Vater des Hofglück-Programms auf der Jubiläumsfeier am 24. September in Untermarchtal vor rund 200 Gästen. Nach den Reden und einem Mittagessen rundete ein Besuch bei Landwirtsfamilie Kremser-Braig, die in Obermarchtal Hofglück-Schweine hält, das Jubiläumsfest ab.
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Los ging es mit Bio-Rindfleisch aus dem Südschwarzwald in den 1990er-Jahren, erzählt Mäder auf Anfrage von BWagrar. Wenig später sei er auf den Pionier für artgerechte Tierhaltung, Matthias Minister, gestoßen, der damals schon für Neuland-Süd unterwegs war und heute über seine eigene Firma, Fairfleisch in Überlingen, Tiere vermarktet. Ziel war es, neben Bio, Gutfleisch und konventionell den Tierschutz stärker in den Mittelpunkt zu rücken, ein Anliegen, das 2013 mit dem Sternefleisch schon vorhanden war. Im Raum Riedlingen waren die ersten Betriebe am Start, allerdings mit lediglich maximal 50 Schweinen pro Woche.
Mit Gründung des Markenfleischprogramms Hofglück wurde Edeka Südwest 2013 zum Partner der ersten Stunde des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbunds. Und heute werden mit Hofglück in der Woche über die rund 70 schweinehaltenden Betriebe, organisiert in den Erzeugergemeinschaften (EZO-Süd) und der Viehzentrale (VZ), immerhin 1500 bis 1800 Schweine vermarktet. Wenn es nach Mäder geht, könnte der Hofglück-Anteil 2027 bis zu einem Drittel des verarbeiteten Schweinefleisches für Edeka Südwest sein. Für die Betriebe gibt es Abnahmeverträge über eine Laufzeit von zehn Jahren.
Zu Beginn gab es große Widerstände von allen Seiten
In seiner Festrede erinnerte Mäder daran, wie schwierig es war, Widerstände zu überwinden und immer wieder Überzeugungsarbeit zu leisten, unter anderem weil es sich mit den geringen Stückzahlen betriebswirtschaftlich zunächst überhaupt nicht rechnete, dieses Programm aufzulegen. Doch im Laufe der Jahre kamen immer mehr Betriebe hinzu. Mäder zeigte sich stolz auf die mutige Entscheidung, diesen Weg einzuschlagen und dankte insbesondere Rudi Wiedmann für die fachliche Begleitung der Betriebe ins Hofglück-Programm.
„Das Jahr 2022 war schwierig“, sagt Mäder. Pandemie, Inflation, Krieg haben dem Absatz von Premiumfleisch einen deutlichen Dämpfer verpasst, seit April 2023 allerdings gehe es wieder aufwärts. „Wir haben den Willen und den Mut, das Programm weiterzuentwickeln, mit dem Ziel, dass es zur Normalität wird und nicht zur Ausnahme“, so Mäder. Nach Worten des EZO-Süd Vorsitzenden Karl Österle sei man gut durch die Krise gekommen und habe nach wie vor gute Zuwächse. Da vermehrt Betriebe auf ein geschlossenes System umgestellt hätten, seien vor allem neue Ferkelerzeuger dringend gesucht. Österle warnt vor zu hohen Baukosten, die man bei Um- und Neubauten unbedingt im Auge behalten sollte.
Das Verhalten der Tiere im Fokus
Dr. Elke Deininger, Leiterin des Geschäftsbereiches Tierschutzlabel beim Deutschen Tierschutzbund, bedankte sich insbesondere auch bei den Erzeugerbetrieben für ihren Einsatz in Sachen Tierschutz und überbrachte die Grüße von Thomas Schröder, dem Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes. Deininger, die nach eigenen Angaben selbst einige Jahre beim Schweinegesundheitsdienst in der Umbauberatung gearbeitet hat, wollte es selbst schon sehr früh in ihrer beruflichen Laufbahn nicht mehr länger hinnehmen, dass viele Kinder die „faszinierende Tierart Schwein“ nur noch aus Büchern oder aus dem Zoo kennenlernen, sagt sie, obwohl es in Deutschland viele Millionen Schweine gibt.
Mit dem Hofglück-Programm und dem Tierschutzlabel werde das Haltungssystem an das Verhalten der Tiere angepasst und nicht die Tiere an das Haltungssystem. Ein Schwein dürfe ein Schwein sein, dürfe einen Ringelschwanz haben, mehr Flächenbuchten mit Strukturierung und einen eingestreuten Liegebereich nutzen, könnte wühlen, kauen und nach draußen zu gehen. „Es war ein mutiger Schritt für Edeka vor zehn Jahren. Es war auch für den Deutschen Tierschutzbund ein mutiger Schritt und für jeden einzelnen Betrieb, der da mitmacht. Das ist nicht selbstverständlich“, lobte Dr. Deininger und freut sich, dass die Verbraucher heute die Wahl hätten, bewusst Fleisch und Fleischprodukte aus besonders tiergerechter Haltung kaufen zu können.
Weitere Betriebe werden gesucht
Mäder selbst ist gelernter Metzger und seit 1992 bei Edeka, wo er über 20 Jahre lang den Fleischbereich verantwortet hat. Seit 2018 sitzt er im Vorstand und kümmert sich um die Produktionsbetriebe für Fleisch und um den Vertrieb der Fleischprodukte. Seit 2011 ist das Fleischwerk der Edeka Südwest in Rheinstetten, wo die Schweinehälften zu insgesamt 140 verschiedenen Produkten verarbeitet werden. Geschlachtet werden die Tiere schwerpunktmäßig am Schlachthof in Ulm bei Ulmer Fleisch. Interesse an Hofglück hätten aber auch Betriebe aus dem badischen oder aus dem Rhein-Neckar-Raum.
Das Programm gibt es für Schweine beziehungsweise seit zwei Jahren auch für Geflügel. Unabhängig davon sucht Edeka dringend auch Rinder aus der Haltungsstufe 3. Wer hier Interesse hat, kann sich bei der Tierschutzbeauftragten von Edeka Südwest Fleisch, Katharina Gänger melden unter E-Mail: katharina.gaenger@edeka-suedwest.de.
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