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Vereinigte Hagelversicherung

"Die Unwetterschäden nehmen weiter zu"

Die Vereinigte Hagel hat die Geschäftszahlen für 2023 beim Bezirksverein Mosbach vorgestellt. Dabei ging es nicht nur um Sturm und Starkregen, sondern auch um einen Wechsel in der Geschäftsführung.
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In seinem voraussichtlich letzten Jahr bei der Vereinigten Hagelversicherung VVaG (Vereinigte Hagel) zieht Hans-Ulrich Eppler ein kurzes, schmerzliches Fazit für 2023: „Die Unwetterschäden nehmen weiter zu“, sagte der Direktor der Bezirksdirektion Stuttgart bei der Jahresversammlung des Bezirksvereins Mosbach im November in Ravenstein-Merchingen. Dort hatte Eppler zuvor die Zahlen zum Geschäfts- und Schadenverlauf in Baden-Württemberg, in Deutschland und international vorgestellt. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Bezirksvereinsvorsitzenden Michael Freiherr von Gemmingen.

Nur Zuckerrüben im Plus

Im Jahr 2023 gingen die Hektarwerte in der Bezirksdirektion Stuttgart (Baden-Württemberg) im Durchschnitt um 5,2 Prozent auf 2477 (2022: 2612) Euro zurück. Unter den neun aufgelisteten Kulturen hatten nur die Zuckerrüben mit höheren Hektarwerten abgeschlossen als im Jahr zuvor. Alle anderen wie Getreide/Hülsenfrüchte, Mais, Kartoffeln, Ölfrüchte/Gras, Wein, Gemüse, Kernobst sowie Stein- und Beerenobst blieben unter den Vorjahreswerten.

Dagegen hatte die versicherte Fläche in der Bezirksdirektion um 0,5 Prozent leicht auf 453.694 (451.431) Hektar zugelegt. Zuwächse gab es bei den Flächen von Ölfrüchten/Gras und Mais, alle anderen Kulturen hatten mehr oder weniger Flächenverluste erlitten. Die Versicherungssumme in der Bezirksdirektion sank um knapp 5 Prozent auf 1,1 (1,2) Mrd. Euro, der Vorbeitrag nahm ebenfalls ab um knapp 5 Prozent auf 31,7 (33,3) Mio. Euro.

Bundesweit sind alle drei Kennzahlen im Plus: Die versicherte Fläche wuchs weiter auf 977.000 Hektar, die Versicherungssumme auf 2,5 Mrd. Euro und die Versicherungsprämie auf 70 Mio. Euro. Im Gesamtgeschäft einschließlich der neun Auslandstöchter stiegen die Versicherungsbeiträge (Vorbeitrag) um 2,6 Prozent auf 313,3 (305,5) Mio. Euro. Starke Zuwächse hatte es in Belgien, Luxemburg und Polen gegeben. Die Versicherungssumme indes hatte nachgegeben um 3,7 Prozent auf 13,7 (14,2) Mrd. Euro und die versicherte Fläche um 0,6 Prozent auf 6,19 (6,22) Mio. Hektar.

100 Prozent Schadenquote

Entscheidend für den Spezialversicherer sind allerdings die jährlichen Schadenquoten beziehungsweise die Entschädigungsleistungen. Und da hatte Hans-Ulrich Eppler ebenfalls keine guten Nachrichten im Gepäck. Die Entschädigungsleistungen im Gesamtgeschäft bezifferte der Bezirksdirektor auf 100 Prozent. Bei einem Verwaltungskostenanteil von 17 Prozent bedeutet das, dass im internationalen Geschäft mehr Geld ausgegeben als eingenommen wurde.

Besonders starke Schadenquoten hatten Italien mit 153,5 Prozent, Kroatien mit 143 Prozent, Lettland mit 300,2 Prozent und Litauen mit 109,9 Prozent. In Deutschland war die Schadenquote mit 80 Prozent gerade noch im Rahmen geblieben. Unter diesen Umständen könnten unsolide finanzierte Versicherer auf die Idee kommen, von ihren Beitragszahlern finanzielle Nachschüsse zu fordern. Bei der Vereinigten Hagel sei dies kein Thema, betonte Eppler. Der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) habe ausreichend Rücklagen und sei zudem über Rückversicherer seriös abgesichert, erklärte er vor 142 Zuhörern im Schlosshotel Ravenstein.

Rund 30.000 Gutachten im Südwesten

Welcher enorme Aufwand die Unwettersaison 2023 verusacht habe, schilderte Eppler am Beispiel der eigenen Bezirksdirektion. Allein hier wurden dieses Jahr Schäden auf 29.760 Parzellen reguliert. „Das sind 29.760 Gutachten“, die die Fachleute dieses Jahr allein in Baden-Württemberg anfertigen mussten. Eppler verband den Blick in die Statistik mit dem Dank an die zahlreichen Schätzer für ihre Arbeit: „Sie sind das Rückgrat unserer Gesellschaft.“

Ein Jahr wie noch nie

Nach Ansicht von Bundesvorstand Dr. Philipp Schönbach (46) war 2023 ein besonderes Geschäftsjahr: „So ein Jahr haben wir noch nie gesehen.“ Trotz des ungewöhnlichen Geschäftsverlaufs sei der Milliardenmarkt der Unwetter-Versicherungen auch für andere namhafte Versicherer von Interesse, berichtete Schönbach, der seit Juni den Vorstand verstärkt. Der Niedersachse leitete zuvor die Bezirksdirektion Nürnberg. Nach seiner Einschätzung hält lediglich das benötigte Schätzernetz die Branchenriesen von einem Einstieg ab. Allein für die Vereinigte Hagel arbeiteten in Deutschland rund 1000 Schätzer, darunter viele Landwirte.

Personeller Wechsel

Hans-Ulrich Eppler kündigte in Ravenstein-Merchingen an, im Sommer 2024 die Vereinigte Hagel Richtung Ruhestand verlassen zu wollen. Der 64-Jährige arbeitet seit mehr als 42 Jahren für das Versicherungsunternehmen und ihre Vorläufer. Epplers Nachfolge soll sein Stellvertreter Friedrich Ehrmann (35) übernehmen. Ehrmann hat in Stuttgart-Hohenheim Agrarwissenschaften studiert, arbeitet seit 2015 für die Vereinigte Hagel und war bereits an mehreren Firmenstandorten im Einsatz.

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