LSV Sojabohnen
Bisher ist der Sojaanbau in unserer Region nur eine Nische und es zeigen sich noch erhebliche Ertragsschwankungen. Mit den Versuchen in der Region und auf dem zentralen Versuchsfeld in Gäufelden-Tailfingen sollen Wissen und praktische Erfahrungen geliefert werden, die den Anbau von Sojabohnen in unseren klimatischen Regionen bezogen auf die lokalen Bedingungen ermöglichen.
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Soja ist aus unserer landwirtschaftlichen Produktion nicht mehr wegzudenken. In der Futter- und Lebensmittelindustrie ist Soja ein wichtiges Ausgangsprodukt. Durch den Anbau von Soja kann für unsere Region ein wichtiges Tierfutter regional und vor allem gentechnikfrei erzeugt werden. Darüber hinaus ist die Kultur auch aus pflanzenbaulicher Sicht interessant:
- Auflockerung der Fruchtfolge
- als Leguminose kann Soja Luftstickstoff mit Hilfe der Knöllchenbakterien der Pflanze zur Verfügung stellen, so dass keine Stickstoffdüngung notwendig ist
keine mineralische N- Düngung
- Hinterlassen einer guten Bodenstruktur
Informationen zum Landessortenversuch Sojabohnen 2014 auf dem zentralen Versuchsfeld Gäufelden-Tailfingen
Aussaat: 25.04.2014 (Impfung mit Hi Stick)
Vorfrucht: Hafer
Ernte: 20.10.14
Beim Landessortenversuch werden die Sorten 4-fach wiederholt. Neben dem Landessortenversuch, in dem es hauptsächlich darum geht, geeignete Sorten für die Region herauszufinden, wurden ein produktionstechnischer Aussaatstärkeversuch und ein Herbizidversuch durchgeführt. Im Folgenden werden vorerst die Ergebnisse aus dem Sortenversuch und dem Anbauversuch dargestellt.
Die Aussaat erfolgte am 25.4. in ein feinkrümeliges, gutes und warmes Saatbett bei über 10 °C. Zur Bildung von Knöllchenbakterien und damit zur Stickstoffver-sorgung ist eine Impfung des Saatgutes notwendig. Die Bohnen wurden im Versuch vor der Aussaat mit „Hi Stick“ geimpft. Knöllchenbakterien der Art „Bradyrhizobium japonicum“ gehen mit Soja eine Symbiose ein und versorgen diese mit Stickstoff. Diese Knöllchenbakterienart ist in unseren Böden von Natur aus nicht vorhanden. In den ausgebildeten Wurzelknöllchen wird atmosphärischer Stickstoff fixiert und an die Sojapflanzen abgegeben. Eine Stickstoffdüngung ist nicht notwendig. Die Impfung mit Knöllchenbakterien ist beim Anbau von Soja in unserer Region unerlässlich.
Die Unkrautbekämpfung fand im Versuch im Vorauflauf mit 1,5 l/ha Artist und 0,2 l/ha Centium 36 SC statt. Die durchgeführte Herbizidmaßnahme war erfolgreich und begünstigte einen guten Reihenschluss. Der Bestand auf dem Versuchsfeld war bis zur Ernte unkrautfrei.
Im Versuch trat falscher Mehltau und vereinzelt Sklerotinia auf. Beim falschen Mehltau handelt es sich um eine Pilzkrankheit, die auf den Blättern gelbe, später braune Flecken hervorruft, die an der Blattunterseite leicht violett schimmern. Diese Krankheit hat bisher nur eine geringe Bedeutung. Sklerotinia ist vor allem in Bezug auf die Fruchtfolge ein größeres Problem. Hierbei bildet sich ein watteartiges Geflecht an der Sproßbasis und schädigt so die Leitbahnen der Pflanze. Es gibt derzeit keine zugelassenen Fungizide.
Lager trat im Versuch bei allen Sorten auf, zum Teil bereits sehr früh, nach der Blüte. Die Ernte erfolgte bei günstiger Witterung am 20.10.14. Bezogen auf den Hülsenansatz und den Allgemeineindruck der Bestände waren die Ertragserwartungen deutlich höher.
Versuchsergebnisse und Beobachtungen
Der Witterungsverlauf war für die Entwicklung der Sojabohnen recht gut. Der Auflauf der Pflanzen war gleichmäßig. Obwohl der Boden bei der Aussaat schon recht warm war, kam die Bildung der Knöllchenbakterien nicht richtig in Gang.
Der Mai und Juni waren die sonnenintensivsten Monate, jedoch verbunden mit einer negativen Wasserbilanz für den Standort. Nachtfröste blieben in diesem Jahr aus (siehe Abbildung), was auch der Entwicklung der Sojabohne zu Gute kam. Die Bildung der Knöllchenbakterien setzte erst spät zu Beginn der Blüte ein. Bei der Sojapflanze befindet sich die recht unscheinbare, kleine und violette Blüte in den Blattachseln. Ab der Blüte der Sojabohnen führten die häufigen Starkniederschläge zu frühem Lager. Im August, September und Oktober regnete es zwar weniger als im Vorjahr, jedoch gab es keine längeren Trockenphasen.
Die Abreife wurde durch das Lager und die unbeständige Witterung zur Ernte hin behindert. So verzögerte sich der Reifeprozess, bei einigen Sorten sogar bis zur oh-nehin späten Ernte. Von der Aussaat bis zum Erntetermin regnete es an der Wetter-station Bondorf knappe 450 Liter pro m². Die Temperatursumme war im Vergleich zu den Vorjahren etwas geringer.
Der Sortenvergleich zeigte ein sehr differenziertes Bild. Durchschnittlich wurden 28,9 dt/ha geerntet, wobei die Sorte SY Eliot den Maximalertrag pro Parzelle bei 34,7 dt/ha erzielte, und der geringste Ertrag pro Parzelle bei 17,4 dt/ha die Sorte Abelina zeigte. Die Sorte Abelina zeigte mit fast 16 dt/ha zudem die größte Ertragsdifferenz zwischen den vier Wiederholungen. Die Sorten Turmaline und Merlin waren in den einzelnen Parzellen ertraglich sehr konstant und wiesen nur geringe Ertragsschwankungen (etwa 2 dt /ha) zwischen den einzelnen Parzellen auf.
Sojabohnen werden in Reifegruppen unterteilt. Die Reifegruppe 00 bedeute mittelspät und entspricht etwa K260 – K300 bei Mais und ist daher für unsere Region weniger geeignet. 000-Sorten sind ca. acht Tage früher reif, das entspricht etwa K240 – K250. Die Reifegruppe 000/00 liegt dazwischen.
Die Frühreife bei möglichst hohen Erträgen ist besonders für unsere Region ein wichtiges Sortenmerkmal. Es sind auch bereits 0000-Sorten verfügbar (z. B. Annushka, die auch auf dem Versuchsfeld als Schauparzelle zu sehen war), allerdings wird die extreme Frühreife i.d.R. mit deutlichen Mindererträgen bezahlt und die Sorten sind nicht frosttolerant (Quelle: Internet: www.Sojaförderring). Die frühsten Sorten in Bezug auf die Abreife im Versuch waren die Sorten Merlin, Abelina und Adsoy. Die Tabelle im Anhang zeigt die Ergebnisse des Sortenversuches sowie die Beobachtungen am Versuchsstandort.
Produktionstechnischer Versuch
Der produktionstechnische Versuch soll Erkenntnisse liefern, welche Aussaatstärke für unseren Standort bei Soja optimale ist. Geprüft wurden drei verschiedene Sorten (Pollux, Sultana und Primus) in drei verschiedenen Aussaatstärken (40, 55 und 70 Körner pro m²). Wie die Ergebnisse hier zeigen, ist auch in diesem Versuch die Sorte „Pollux“ ertraglich die Beste gewesen, wobei diese Sorte auch von den in diesem Versuch geprüften Sorten am besten abgereift ist. Die TS- Gehalte, generell nicht zufriedenstellend, lagen bei den Sorten Sultana und Primus zwischen 21 bis 23 Prozent. Die Sorte Pollux erreichte 19 bis 20 Prozent. Mit Trocknungskosten muss beim Anbau von Sojabohnen in unserer Region kalkuliert werden.
Tendenziell, so zeigt die Abbildung 1, sind höhere Aussaatstärken ertraglich besser. Jedoch muss man sagen, dass die Parzellen mit der geringeren Aussaatstärke während der Vegetation optisch gut aussahen. Die einzelnen Pflanzen erschienen kräftig mit gutem Hülsenansatz. Letztlich sind aber bei allen Sorten, die Varianten mit der geringen Aussaatstärke ertraglich die Schlechtesten. Wissenswerterweise ist aber selbst die geringe Aussaatstärke bei der Sorte Pollux noch besser als alle anderen Varianten der beiden noch geprüften Sorten.
Interessant ist die Diskussion, wie viele Hülsen bei der Ernte auf dem Acker bleiben, weil nicht alle vom Mähdrescher erfasst werden. Auch Sorten mit recht niedrigem Hülsenansatz (Merlin, Sirelia) waren ertraglich überdurchschnittlich gut auf dem Versuchsfeld in Tailfingen. Es wird immer wieder vermutet, dass die Aussaatstärke einen Einfluss auf die Höhe des Hülsenansatzes hat. „Vermutlich“ so die gängige Meinung „bewirken hohe Saatstärken unter den einzelnen Pflanzen eine größere Konkurrenz und die Pflanzen schieben sich höher.“ Der Versuch bestätigt diese pauschale Behauptung nur für die Sorte Sultana. Egal ob der ersten Hülsenansatz bei 8 oder 12 cm liegt, um die unteren Hülsen zu erfassen, muss der Boden eben und möglichst steinfrei sein. In diesem Jahr hatten die Sojabohnen pro Pflanze etwa 8 bis 12 Hülsenansätze. Schätzungsweise bleiben demnach etwa 10 Prozent auf dem Acker, wenn die untersten Hülsen nicht erfasst werden.
Auch die Vermutung, dass die Pflanzenlänge Einfluss auf den untersten Hülsenansatz und dann auch auf den Ertrag hat, kann durch den Versuch am Standort Tailfingen nicht statistisch abgesichert werden. Die Abbildung zeigt die Boniturergebnisse zur Pflanzenlänge in Bezug auf die verschieden Sorten und Aussaatstärken. Vergleicht man die Balken mit den Ertragsergebnissen, so lässt sich kein richtiger Zusammenhang herstellen. Es gibt auch keine Beziehung zwischen Pflanzenlänge und Lageranfälligkeit. Lange Pflanzen zeigen nicht automatisch mehr Lager.
Der Anbau von Soja ist bei uns noch nicht etabliert. Viele Fragen sind noch offen und es zeigen sich neben Sorten und anbautechnischen Problemen auch vor allen deutliche Jahresschwankungen. Gerade die Erkenntnisse aus dem letzten Jahr haben gezeigt, dass Erfolg und Misserfolg im Sojaanbau auch maßgeblich mit den Bodenbedingungen zur Saat zusammenhängen.
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