LSV Sojabohnen 2014
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Die Anbaufläche von Sojabohnen nimmt in Baden-Württemberg seit 2009 kontinuierlich zu und erreichte 2014 mit 2836 ha bereits fast diejenige der Erbsen (2.955 ha). Die Marktnachfrage sowie die Anreize für Körnerleguminosen durch das Greening der gemeinsamen Agrarpolitik sprechen für ein weiteres Wachstum der Anbauflächen im Jahr 2015.
Aufgrund schwieriger Erntebedingungen im Jahr 2014 kam es jedoch bei der Saatgutvermehrung öfter zu Problemen mit der Keimfähigkeit. Die Saatgutversorgung ist deshalb angespannt und es ist zu befürchten, dass trotz teilweise erteilter Ausnahmegenehmigungen für eine Reduzierung der Mindestkeimfähigkeit von 80 auf 70% bzw. für eine Beizung mit Thiram zwecks Reduzierung des teilweise über dem Grenzwert von 15% liegenden Befalls mit Diaporthe-Sporen nicht alle Wünsche der Landwirte erfüllt werden können.
So ist zu befürchten, dass die bestellte Wunschsorte nicht immer lieferbar ist und stattdessen eine andere Sorte angeboten wird. Mit der Berichterstattung über die Ergebnisse der baden-württembergischen Landessortenversuche mit Sojabohnen im Jahr 2014 soll deshalb auch eine Hilfestellung bei der Sortenentscheidung für den Fall unvorhergesehener Lieferengpässe geboten werden.
Engpässe bei Saatgut und Impfmitteln
Infolge der Ausdehnung des Sojaanbaus kann es auch zu Lieferengpässen bei Soja-Impfmitteln kommen. Für einen erfolgreichen Anbau müssen Sojabohnen unbedingt mit einem bewährten soja-spezifischen Impfmittel wie Biodoz, HighStick oder Force 48 geimpft werden, sofern das Saatgut nicht bereits vorgeimpft ausgeliefert wird. Das Impfmittel wird am besten zusammen mit dem Saatgut bestellt. Aus gegebenem Anlass wird empfohlen, beim Eingang der Lieferung diese darauf zu überprüfen, ob auch wirklich das richtige Impfmittel für Sojabohnen geliefert wurde (Bradyrhizobium japonicum), und nicht eventuell eines für Lupinen, das bei Soja nicht funktioniert und gegebenenfalls umgetauscht werden müsste.
Erstes Kriterium bei der Wahl einer geeigneten Sojasorte ist die für den Standort geeignete Reifegruppe, die bei Aussaat im April oder bis spätestens Anfang Mai eine Abreife noch im September erwarten lässt. An den für den Sojaanbau geeigneten baden-württembergischen Standorten außerhalb des Rheintals ist dies in der Regel die Reifegruppe 000, in den Übergangslagen zu den wärmsten Gebieten auch die Übergangsgruppe 000/00. Lediglich für den Anbau im Oberrheingraben kommt auch die Reifegruppe 00 in Betracht.
Weitere Kriterien sind die Standfestigkeit, die in Trockengebieten weniger gefordert wird als an feuchteren Standorten, und natürlich der Kornertrag, der Eiweißgehalt und schlussendlich der Eiweißertrag, über die die Ergebnisse der Landessortenversuche, deren Ergebnisse im Folgenden vorgestellt werden, Auskunft geben.
Anbaubedingungen 2014
Das Sojajahr 2014 war gekennzeichnet durch ein wiederum sehr trockenes Frühjahr, was in Trockengebieten wie Unterfranken zu einem sehr frühen Beginn der Aussaat ab Anfang April führte. In anderen Gebieten erfolgte die Aussaat ab dem 20. April und dann wieder Anfang Mai. Trockenheitsbedingt verlief die Jugendentwicklung eher verhalten. Dank rechtzeitig zur Blüte einsetzender Niederschläge war die Ertragsbildung aber gewährleistet.
Bei den Sommerniederschlägen gab es große Unterschiede bezüglich der Mengen. Während diese im Juli in Nordbaden/Unterfranken mit rund 100 mm nur etwas über dem normalen Bereich lagen, gab es in der Ortenau teilweise über 300 mm in kurzer Zeit, was dem 3-fachen des Normalwerts entspricht. Dies führte dazu, dass das Soja-Versuchsfeld Orschweier rund 10 Tage unter Wasser stand, was die Sojabohnen jedoch ohne größere Schäden überstanden.
Die Ernte erfolgte in der Rheinebene bis Anfang Oktober, in Eiselau Mitte und an den beiden anderen Standorten erst gegen Ende Oktober, wobei die Druschreife bei den meisten Sorten bereits in der zweiten Septemberhälfte erreicht gewesen war.
Erträge
Das mittlere Ertragsniveau erreichte an den drei wärmeren Standorten von Baden-Württemberg mit 000 und 00-Sortiment 36 dt/ha. An der Spitze lag Müllheim (38,1 dt/ha), gefolgt von Bönnigheim (35,5 dt/ha) und Orschweier (34,4 dt/ha). Im Mittel der beiden kühleren Orte Tailfingen (29,5 dt/ha) und Eiselau (33,1 dt/ha), beide lediglich mit 000-Sortiment, wurden 31,3 dt/ha erreicht, 3,8 dt/ha weniger als im Mittel der 000-Sorten an den wärmeren Standorten (s. Tab. 1a).
Der Ertragsvorsprung des 00-Sortiments gegenüber den früher abreifenden 000-Sorten belief sich im Mittel auf 3 dt/ha. Dieser Vorsprung war mit 5,4 dt/ha in Müllheim am größten und nahm über 3,3 dt/ha in Orschweier auf 0,3 dt/ha in Bönnigheim ab.
An den drei Standorten, wo sie reif werden, lagen wieder die 00-Sorten Silvia PZO und ES Mentor mit einem Relativertrag von 118% an der Spitze. Die doch deutlich früher abreifenden Übergangssorten zur Reifegruppe 000 Tourmaline, Opaline, SY Eliot und Pollux sowie die neue 000-Sorte RGT Shouna folgten mit relativ 106-103% bezogen auf alle 5 Standorte. Die 5-jährige übergebietliche Auswertung der Versuche der drei Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz (s. Tab. 2) zeigt eine ähnliche Rangfolge. Abb. 1 gibt einen Eindruck von der Streuung der Ertragsergebnisse in den Versuchen dieser drei Bundesländer im Jahr 2014.
Rohprotein
Die Rohproteingehalte erreichten im Mittel aller 5 Orte 41,3%, wobei Bönnigheim mit 37,9% und Orschweier mit 39,4% unterdurchschnittlich, Tailfingen (42,1%), Eiselau (42,7%) und Müllheim (44%) dagegen überdurchschnittlich abschnitten (s. Tab. 1a). Von den Sorten lagen die beiden Tofu-Sorten Primus und Korus sowie die neue Sorte Herta PZO mit Proteingehalten zwischen 43 und 44% an der Spitze.
Die Rohproteinerträge erreichten 10,6 dt/ha in Tailfingen, 11,6 dt/ha in Bönnigheim, 11,7 dt/ha in Orschweier, 12,2 dt/ha in Eiselau und 14,4 dt/ha in Müllheim. Der Vorsprung des 00-Sortiments betrug dabei 1,5 dt/ha oder 12% gegenüber dem 000-Sortiment. Spitzensorte mit relativ 120% war erneut ES Mentor. Die anderen 00-Sorten lagen mit relativ 104-109% vor den etwas früher abreifenden Übergangssorten zum 000-Bereich, von denen Pollux, Meridian PZO, Tourmaline und SY Eliot mit relativ 104-103% unmittelbar folgten.
Standfestigkeit
Die Standfestigkeit der Sorten wurde 2014 insbesondere in Tailfingen, Müllheim und Eiselau auf die Probe gestellt, während in Bönnigheim und Orschweier nur mittleres bis geringes Lager auftrat (s. Tab. 1b). Als besonders standfest erwiesen sich dabei Korus, Merlin und Amandine. Am lageranfälligsten waren Soprana und Opaline.
Ernte
Die frühesten Sorten reiften zwischen dem 04.09. (Müllheim) und 21.09. (Eiselau), die spätesten zwischen 14.09. (Orschweier) und 19.10. (Tailfingen). Aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten konnten die Versuche jedoch leider nicht so rechtzeitig gedroschen werden, dass die Sortenunterschiede bei der Abreife im Trockensubstanzgehalt zum Ausdruck kämen. In der teilweise 4-wöchigen Zeitspanne zwischen Reife und Ernte lässt sich eine die Kornfeuchte nivellierende Wiederbefeuchtung kaum vermeiden.
Prüfung unter Öko-Bedingungen
Neben den vorgenannten LSV wurde ein eingeschränktes Sortiment an den Standorten Müllheim, KA-Grötzingen, Kleinhohenheim und Craislheim-Beuerlbach (‚Ilshofen‘) auch unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus geprüft, die sich von denen des konventionellen Landbaus hauptsächlich durch den Ersatz der chemischen durch mechanische Unkrautregulierungsmaßnahmen sowie durch die Nährstoffversorgung der Böden unterscheidet.
Das Ertragsniveau dieser vier Standorte lag mit 39,2 dt/ha im Mittel etwas über dem des Sortiments an den konventionellen Standorten. Selbst in Hohenlohe wurden fast 36 dt/ha gedroschen. In der Spitzengruppe finden sich dieselben Namen wie bei den konventionellen Versuchen. Die robuste Standardsorte Merlin wurde an allen Standorten von den jüngeren, nur geringfügig später abreifenden 000-Sorten Lissabon und Amandine übertroffen. Die Sorten mit hohem Eiweißgehalt, Primus, Korus und Herta PZO, erreichten im Mittel der vier Orte alle relativ 101% und somit Eiweißerträge zwischen 15,5 und 16 dt/ha, die lediglich von der noch später abreifenden 00-Sorte ES Mentor mit 17 dt/ha getoppt wurden.
Weitere Informationen
Ergänzende Informationen zu Sorten auf Grundlage der beschreibenden Sortenlisten bietet auch der ‚Sortenratgeber‘ auf Seite 48 des Hefts ‚Pflanzenproduktion 2015‘, das auch auf www.ltz-augustenberg.de verfügbar ist. Dieses informiert auch über Fragen des Pflanzenschutzes, bei dem bei Sojabohnen die Unkrautbekämpfung im Mittelpunkt steht.
Bezüglich der Sortenwahl ist dabei zu beachten, dass ES Mentor oder Mavka empfindlich auf den in Sencor oder Artist enthaltenen Wirkstoff Metribuzin reagieren können. Hilfreich bei der Unkrautregulierung, insbesondere im ökologischen Landbau, ist natürlich auch eine rasche Jugendentwicklung. In diesem Punkt zeichnen sich beispielsweise Merlin oder Obelix aus.
Auf der Webseite des LTZ Augustenberg ist unter ‚Sorteninformation‘ auch der ausführliche Bericht über die länderübergreifende Auswertung der LSV Soja von Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz eingestellt, ebenso wie der zu den Soja-Sortenversuchen unter ökologischen Anbaubedingungen in Müllheim, Grötzingen, Kleinhohenheim und Crailsheim-Beuerlbach.
Umfassende Informationen zum Anbau von Sojabohnen in Deutschland bietet die Internetseite www.sojafoerderring.de. Sie wird derzeit im Rahmen des bundesweiten Modell- und Demonstrationsvorhabens ‚Sojanetzwerk‘ der BLE zu einem Soja-Portal für Deutschland ausgebaut und weiter qualifiziert.
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