Versuchsergebnisse Öko-Winterweizen 2015
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Trotz der insgesamt sehr trockenen und teilweise sehr warmen Witterung entsprachen die diesjährigen Erträge mit rund 45 dt/ha über alle Standorte dem langjährigen Mittel. Es gab deutliche Unterschiede im Ertragspotential zwischen den Standorten, die Spanne lag zwischen 33 und 55 dt/ha (Mittelwerte der Standorte).
Auf Standorten mit guter Stickstoff-Nachlieferung aus dem Boden wurden teilweise gute Rohprotein- und Feuchtkleberwerte erreicht. Die Sedimentationswerte waren bis auf einen Standort gut bis sehr hoch und auch die Fallzahlen waren in diesem Jahr ohne Probleme mit Auswuchs überdurchschnittlich hoch.
Wie schon im Jahr 2014 trat ein früher und bei manchen Sorten starker Befall mit Gelbrost auf, der beachtliche Ertragseinbußen zur Folge hatte.
Als besonders anfällig für Gelbrost erwies sich die Sorte Naturastar, aber auch die Sorten Govelino und Pizza zeigten eine hohe Anfälligkeit. Da im Ökolandbau keine chemischen Mittel zur Bekämpfung von Gelbrost zur Verfügung stehen, kann der Befall nur über die Sortenwahl minimiert werden.
Ergebnisse E-Sortiment:
Butaro ist eine biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte, die bereits im 6. Jahr geprüft wird. An drei der fünf Standorte waren die Erträge nur unterdurchschnittlich, lediglich in Karlsruhe-Grötzingen (relativ 106 %) und Kleinhohenheim (relativ 116 %) wurden bessere Erträge erzielt. Der hohe Ertrag in Kleinhohenheim ging allerdings teilweise zu Lasten der Qualität. Butaro ist sehr langstrohig, winterfest und zeigt nur eine geringe Gelbrostanfälligkeit. Zudem ist diese Sorte widerstandsfähig gegen Weizensteinbrand. Aufgrund der hervorragenden Backeigenschaften gehört Butaro im Konsumanbau, mit entsprechenden Preisaufschlägen für die Qualität, in die engere Wahl.
Xerxes rangiert im Landesvergleich mit relativ 117 % an dritter Stelle. Nur am Standort Ilshofen blieb der Ertrag knapp unterdurchschnittlich. Rohprotein- und Feuchtkleberwerte sind durchschnittlich und lassen sich nur bei ausreichender Stickstoff-Versorgung aus dem Boden erzielen. Xerxes ist langstrohig, standfest und besitzt eine mittlere Anfälligkeit für Gelbrost. Da Gelbrost bei dieser Sorte erst relativ spät auftrat, hatte er vermutlich nur am Standort Kleinhohenheim Auswirkungen auf den Ertrag.
Tobias erreichte beim Ertrag im ersten Prüfungsjahr über alle Standorte relativ 101 %, in Karlsruhe-Grötzingen rangiert er mit relativ 134 % im oberen Drittel. Trotz der langen Pflanzen trat an keinem Standort Lager auf. Die Sorte Tobias ist begrannt, zeigte sich sehr blattgesund und erreichte sehr gute Rohprotein- und Feuchtkleberwerte. Somit gehört auch Tobias für den Konsumanbau in die engere Wahl.
Bernstein, im ersten Prüfungsjahr, zeigte an allen Standorten gute Erträge. Die Rohprotein- und Kleberwerte bewegen sich im mittleren Bereich. Die Sorte ist sehr blattgesund, mittellang und halmstabil.
Jularo ist wie Butaro eine biologisch-dynamische Züchtung. Mit relativ 108 % fiel der Ertrag zufriedenstellend aus. Die guten Backeigenschaften, die in früheren Prüfungen festgestellt wurden, konnte die Sorte in diesem Jahr nicht unter Beweis stellen. Die Rohproteinwerte waren an allen Standorten unter dem Durchschnitt und die Feuchtkleberwerte waren nur an den Standorten Hohenheim und Maßhalderbuch über den Durchschnitt. Jularo besitzt eine Resistenz gegenüber Flugbrand und ist kaum anfällig gegenüber Gelbrost. Aufgrund der hohen Wuchslänge, des großen Fahnenblattes und der planophilen Blatthaltung besitzt die Sorte ein gutes Beschattungs- und hohes Unkrautunterdrückungsvermögen.
Govelino ist ebenfalls eine biologisch-dynamische Züchtung und wurde 2015 nach dreijähriger Öko-Wertprüfung vom Bundessortenamt zugelassen. Der Ertrag war über alle Standorte leicht unter dem Durchschnitt, was wohl insbesondere auf den besseren Standorten auf den starken Gelbrostbefall zurückzuführen ist. Die Backqualitätist überdurchschnittlich gut, daher ist Govelino besonders auf leichteren Standorten ein Kandidat für den Konsumanbau.
KWS Milaneco ist mit relativ 116 % eine der ertragsstärksten Sorten in diesem Jahr. Bei den Backqualitäten kann die Sorte aber wie im Vorjahr nicht überzeugen. Rohprotein und Feuchtkleber sind deutlich unter dem Durchschnitt, nur an den Standorten mit dem höheren Stickstoffangebot fallen die Feuchtkleberwerte etwas besser aus. KWS Milaneco ist langwüchsig, standfest und hat ein gutes Unkrautunterdrückungsvermögen. Gelbrost war, außer in Hohenheim zu einem späten Zeitpunkt, kaum ein Problem.
Wiwa ist eine biologisch-dynamische Züchtung der Getreidezüchtung Peter Kunz aus der Schweiz und schon mehrjährig im Versuch. Die Sorte zeigt sich über die Jahre sehr ertragsstabil mit ausgezeichneter Backqualität. Wiwa hat eine mittlere Wuchshöhe, ist sehr standfest und sehr blattgesund. Im Frühjahr zeigen sich regelmäßig Vergilbungen im Blattbereich, was sich im Schossen aber wieder verwächst.
Scaro ist ebenfalls eine Züchtung von Peter Kunz. Mit relativ 102 % ist Scaro beim Ertrag mit Wiwa vergleichbar, wobei die Qualitätsergebnisse etwas ungünstiger sind, aber immer noch auf einem hohen Niveau. Die Sorte ist mittellang, standfest und hat eine gute Winterfestigkeit. Die Anfälligkeit gegenüber Gelbrost ist bei Scaro etwas höher als bei der Schwestersorte Wiwa. Ähnlich wie Wiwa zeigt auch Scaro im Frühjahr Blattverfärbungen, die sich im Schossen wieder verwachsen.
Pizza ist eine Neuzüchtung von Peter Kunz und stand im ersten Jahr in der Prüfung. Im Ertrag war die Sorte bei ausgezeichneten Qualitätsergebnissen an fast allen Standorten über dem Durchschnitt. Die Gelbrostanfälligkeit ist höher als die der anderen Sorten der Getreidezüchtung Peter Kunz. Pizza ist mittellang, stand- und winterfest.
Ergebnisse A-Sortiment:
Naturastar, seit vielen Jahren im Sortiment, konnte wegen der hohen Anfälligkeit für Gelbrost wie im Vorjahr beim Ertrag nicht überzeugen. Hinsichtlich der Qualität ist die Sorte mit den E-Sorten vergleichbar.
Julius zeigte wie im Vorjahr wieder gute Erträge, die Qualitätsergebnisse sind aber weit unter dem Durchschnitt. Die Sorte ist sehr standfest, hat eine ausgeprägte Winterhärte und eine relativ hohe Fallzahl.
Ergebnisse C-Sortiment:
Die zunehmende Nachfrage nach ertragsstarken Futterweizensorten spiegelt sich auch im Sortiment der Öko-Landessortenversuche wider. 2015 wurden erstmalig zwei C-Weizen aufgenommen.
Hermann erreichte mit relativ 119 % gleich im ersten Jahr den zweithöchsten Ertrag im Gesamtsortiment. Die Qualitäten sind wie für einen Futterweizen zu erwarten niedrig. Die Sorte ist sehr kurz, standfest, hat eine mittlere bis hohe Anfälligkeit gegenüber Gelbrost, eine mittlere Winterfestigkeit, ein hohes Bestockungsvermögen und ist sehr trockentolerant. Hermann hat zusätzlich zur Futtereignung eine Eignung als Brauweizen.
Elixer erzielte mit relativ 142 % im ersten Prüfungsjahr gleich den höchsten Ertrag im Sortiment. Die Sorte ist relativ kurz, standfest, winterfest und trockentolerant. Außerdem ist Elixer sehr vielseitig einsetzbar als Futter-, Brau- und Keksweizen. Entsprechend diesem Eignungsspektrum sind die Ergebnisse für die Backqualität deutlich unterdurchschnittlich.
Weitere geprüfte Sorten:
Hermion, eine biologisch-dynamische Züchtung des Keyserlingk-Institutes, bringt im langjährigen Mittel leicht unterdurchschnittliche Erträge. Im Erntejahr 2015 ist der Ertrag aufgrund des Gelbrostbefalles besonders niedrig. Die Qualitäten sind überdurchschnittlich gut. Trotz großer Wuchshöhe ist die Sorte wegen ihres elastischen Halmes ausreichend standfest. Hermion ist begrannt und besitzt ein glasiges, klebereiches Korn. Seit 2013 ist Hermion als Erhaltungssorte zugelassen.
Goldritter, ebenfalls vom Keyserlingk-Institut, liegt beim Ertrag mit relativ 103 % gut im Mittelfeld. Die Rohprotein- und Kleberwerte sind etwas geringer als die von Hermion. Goldritter ist eine hochwüchsige Sorte mit kräftig goldenem Stroh, das aber ausreichend standfest ist. Nur am Standort Hohenheim hatte die Sorte stärker mit Gelbrost zu kämpfen. Seit 2013 ist auch Goldritter als Erhaltungssorte zugelassen.
Karneol ist eine weitere Sorte des Keyserlingk-Institutes. Der Ertrag war mit relativ 79 % gering, aber bei der Qualität ist diese Sorte im geprüften Sortiment der Spitzenreiter. An gefährdeten Standorten ist die Sorte sehr anfällig für Gelb- und Braunrost. Karneol fällt in der Abreife mit rötlich gefärbten Halmen auf. Die Sorte ist seit 2013 als Erhaltungssorte zugelassen.
Rotkornweizen ist eine Züchtung von Prof. Sneyd, entstanden durch die Kreuzung einer alten Rotkornsorte (vermutlich aus Neuseeland) und einer deutschen, hellkörnigen Winterhochzuchtsorte. Beim Ertrag ist die Sorte mit relativ 78 % das Schlusslicht, wobei die Qualitätsergebnisse durchschnittlich sind. Die Sorte ist sehr kurz, standfest und erwies sich als sehr anfällig gegenüber Gelbrost. Die rote Schale hat einen hohen Anthocyan- und Vitamin B6-Gehalt.
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