Winterdurum entwickelte sich schnell
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Des einen Freud, des anderen Leid – das Jahr 2018 mit dem sehr früh beginnenden und scheinbar nicht enden wollenden Sommer bestätigte in großen Teilen Deutschlands dieses Sprichwort. Während die Freude der Urlauber riesig war, wurde mit jedem Tag des Sommers die Angst der Bauern und aller mit und in der Natur arbeitenden Menschen größer.
Wie berechtigt diese Sorgen waren, verdeutlichen die Erträge bei nahezu allen Kulturen in den betroffenen Regionen. Selbst im Mitteldeutschen Trockengebiet, eine naturgegeben trockene Region mit besten Löß-Böden, fielen die Ertragsverluste extrem hoch aus. In den Landessortenversuchen (LSV) am Standort Bernburg blieben die Erträge der geprüften Getreidearten weit unter dem langjährigen Mittel und waren mit Abstand die niedrigsten der vergangenen zehn Jahre.
Guter Start, dann Wassermangel
Dabei begann das Vegetationsjahr 2017/2018 in Bezug auf die Witterung normal. Die Landessortenversuche Winterdurum kamen an allen Standorten in beiden Anbaugebieten termingerecht in die Erde. Die Aufgänge verliefen zügig und gleichmäßig. Insgesamt boten sich günstige Bedingungen für eine gute Vorwinterentwicklung. Das Vegetationsende war genauso schwierig zu bestimmen, wie der Beginn der Vegetation.
Milde Temperaturen im Dezember und Januar ließen die Bestände nur wenig ruhen. Erst im Februar sanken die Temperaturen deutlich ab. Zwischen Mitte Februar und der 1. Märzdekade herrschte in Ostdeutschland eine Kälteperiode mit örtlichen Lufttemperaturen bis minus 18° C und teilweise Kahlfrösten. Eine geschlossene Schneedecke gab es nicht flächendeckend. Das langsame Absinken der Temperatur ließ dem Winterdurum Zeit zum Abhärten. Auch wenn es im Anschluss an diese Periode zur abrupten Erwärmung und nochmaligen Abkühlung kam, örtlich wieder bis in den zweistelligen Minusbereich, gab es keine nennenswerten frostbedingten Pflanzenverluste. Bis Ende März blieb es verhältnismäßig kühl mit teilweisen Nachtfrösten, aber noch überwiegend hoher Bodenfeuchtigkeit. Die Vegetation war zu diesem Zeitpunkt circa 14 Tage in Verzug.
Innerhalb weniger Tage stiegen die Temperaturen auf sommerliche Werte und aus dem Vegetationsverzug wurde bis Ende April bereits ein Vegetationsvorsprung von sechs bis acht Tagen. Innerhalb kürzester Zeit durchlief der Winterdurum die Stadien des Schossens, der Ährendifferenzierung und der Blütchenbildung. In Kombination mit fehlenden oder nicht wirksam werdenden Niederschlagsmengen kam es unter diesen trocken-heißen Bedingungen teilweise zu starken Reduzierungen der Ertragselemente. Insbesondere die Anzahl ährentragender Halme wurde stark reduziert. Im Anbaugebiet Ost wurden mit nur 515 Ähren/m² etwa 120 weniger als 2017 und etwa 136 weniger als 2016 ausgebildet. Im Anbaugebiet Süd-West, mit 478 Ähren/m² im Jahr 2018, fehlten gegenüber dem Vorjahr 30 und gegenüber 2016 gar 144 Ähren/m².
Die Gelbreife wurde im Vergleich zu den beiden Vorjahren eineinhalb Wochen früher erreicht. Bis zur Ernte des Winterdurum blieb es bei anhaltend hohen bis sehr hohen Temperaturen, gegen Ende der Vegetation zwischen 25 und 32 °C und einer intensiven Sonneneinstrahlung. Die Reife verlief oft als Notreife, das heißt die Kornfüllung war vor der Reife noch nicht abgeschlossen.
Die Ernte begann bei normalen, teilweise aber auch deutlich höheren Trockensubstanzgehalten, häufig bis zu drei Wochen früher als in den Vorjahren. Der Befall mit Blattkrankheiten hing sehr stark von örtlichen Niederschlagsereignissen ab. Mehltau war 2018 die bestimmende Krankheit, mit einem starken Befall in Bernburg und einem etwas schwächeren Befall in Dachwig und Walbeck.
2018 war ein Mehltau-Jahr
Im Anbaugebiet Süd/West konnte nahezu flächendeckend ein mittlerer Befall beobachtet werden. Nur in Griesheim war der Befall deutlich geringer. Aus den vorliegenden Ergebnissen lässt sich eine gute Sortendifferenzierung ableiten. Braunrost spielte 2018 im Durum keine Rolle. Dafür trat Gelbrost an allen Orten im Osten, in Magdeburg und Bernburg sogar stärker auf. Im Süd/Westen in Giebelstadt kam es zu einem mittleren, sortendifferenzierenden Befall. Ein leichter bis mittlerer, kaum sortendifferenzierender Befall mit Blattseptoria konnte an allen Orten festgestellt werden. Im späteren Stadium kam es in Bernburg zu stärkerem und in Dachwig und Walbeck zu einem leichten Befall mit Ährenmehltau.
Von den fünf Prüfkandidaten ist nur Wintergold mehrjährig geprüft, alle anderen Sorten standen das erste Mal im LSV. Insgesamt ist aber keine Sorte mit einer überdurchschnittlichen Blattgesundheit darunter. Die in den LSV in der Stufe 2 (optimaler ortsüblicher Einsatz von Fungizid und Wachstumsregler) aufgewendeten Fungizidmaßnahmen führten an allen Orten zur gewünschten Gesunderhaltung der Bestände und sicherten auch auf dem sehr niedrigen Ertragsniveau des Jahres die mögliche Ausschöpfung des Ertragspotentials.
Das im Anbaugebiet Ost erreichte Ertragsniveau von 70,1 dt/ha in der Stufe 2 lag etwa 6 dt/ha über dem des Vorjahres, jedoch 21 dt/ha unter dem des sehr guten Jahres 2016. Die Erträge der Stufe 2 an den einzelnen Orten schwankten hier sehr stark, von 43,4 dt/ha in Bernburg bis 83,8 dt/ha in Dachwig.Die mehrjährig bekannte Sorte Wintergold brachte 2018 mit 70,5 dt/ha bzw. relativ 105 Prozent auch unter den recht ungünstigen Bedingungen gute bis sehr gute Erträge. Von den einjährig geprüften Sorten lagen Sambadur, IS Karmadur und Diadur im Mittel der fünf Orte knapp über dem Niveau von Wintergold. Die Sorte MV Pennedur blieb in der reduzierten Stufe (1) gravierend unter dem Niveau aller anderen Sorten und erreichte erst durch den Einsatz von Fungiziden und Wachstumsreglern in der Stufe 2 ein ansprechendes Ertragsniveau.
Erträge im Süden
Mit 69,6 dt/ha im Mittel aller Sorten und Orte für 2018 zeigte sich im Anbaugebiet Süd/West ein nahezu identisches Ertragsgeschehen. 2018 wurden zwar drei dt/ha mehr als 2017 geerntet, aber 17,8 dt/ha weniger als 2016. Die Erträge an den einzelnen Orten lagen auf einem hohen Niveau, zwischen 71,9 dt/ha in Boxberg und 81,3 dt/ha in Giebelstadt. Lediglich in Griesheim wurden sehr geringe Erträge von nur 39,0 dt/ha erreicht, die das Gesamtergebnis deutlich nach unten drückten.
Auch hier brachte Wintergold im Einjahresergebnis mit 70,4 dt/ha bzw. 103 Prozent relativ ein gutes bis sehr gutes Ergebnis. Werden die Ergebnisse der Vorjahre mit betrachtet, zeigt sich auch die gute Ertragsstabilität der Sorte in beiden Anbaugebieten. Nur Sambadur und Diadur erreichten von den einjährig geprüften Sorten höhere Erträge. Die Ertragswirksamkeit der Fungizid- und Wachstumsreglermaßnahmen belief sich hier nur auf knapp fünf dt/ha, während sie im Anbaugebiet Ost bei elf dt/ha im Jahr 2018 lag.
Diese beiden Sachverhalte, das Schwanken der Erträge zwischen den Orten und auch zwischen den Jahren in beiden Anbaugebieten, unterstreichen, wie wichtig es ist, nicht ein Ereignis als Entscheidungsgrundlage für die Sortenwahl zu machen. Jeder Standort und jedes Jahr hält verschiedene Witterungsbedingungen bereit und in jedem Jahr unterscheiden sich die Bedingungen vor Eintreten einer bestimmten Wetterlage. Erst mehrjährige Ergebnisse von mehreren Prüforten erlauben relativ sichere Hinweise zum Ertrag und zur Ertragsstabilität.
Die neuen Sorten sollten aufmerksam beobachtet und können zum Probeanbau gewählt werden. Eine Empfehlung auf dieser einjährigen Ergebnisbasis kann jedoch nicht gegeben werden. Hinsichtlich der Qualität sind die neu im LSV stehenden Sorten ebenso noch nicht zu beurteilen, da die Qualitätsuntersuchungen noch nicht abgeschlossen sind.
Bedarf nach Durum bleibt hoch
Auch wenn mit Wintergold nur eine mehrjährig bekannte Winterdurumsorte zur Verfügung steht und das Jahr 2018 ertraglich nicht überzeugend war: Der Bedarf an einheimischem Durum ist und bleibt hoch. Knapp 400.000 Tonnen Durum werden jährlich von den deutschen Durummühlen verarbeitet und nur ein Viertel wird durch heimische Ware, Winter- und Sommerdurum, gedeckt. Im Jahr 2018 wird der Anteil deutlich geringer ausfallen. So wie auch die Ergebnisse der LSV es zeigen, sind insbesondere in den ostdeutschen Anbaugebieten die Erntemengen stark reduziert.
Nur stabile und verlässliche Vertrags- bzw. Preisbindungen können Landwirte animieren, an der Nischenkultur Durum festzuhalten und solch starke Ertragsschwankungen abzufangen.Die Rentabilitätsschwelle des Durumanbaus unterliegt je nach Naturalertrag und Erzeugerpreis teilweise erheblichen Schwankungen. Eine fruchtartspezifische Betrachtung ist meist nicht hilfreich. Über eine ganze Fruchtfolge gerechnet, fügt sich der Durum sehr wohl erfolgreich ein. Folgende wichtige ertragssichernde Maßnahmen sind Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Durumanbau:
- Etablierung optimaler Bestandesdichten, nicht unter 600 ährentragenden Halme/m².
- Gesunderhaltung des Blattapparates und der Ähre zur Sicherung des Ertrages, insbesondere aber der Qualität.
Hinweise zum Sorteneinsatz
Wintergold mit Zulassung im Jahr 2011 liefert beständig hohe bis sehr hohe Erträge bei ausreichender Stabilität. Die relativ lange Sorte zeigt eine geringe bis mittlere Neigung zum Lager. In der Blatt- und Ährengesundheit ist die Sorte inzwischen für alle bedeutsamen Krankheiten anfällig. Der tatsächliche Befall hängt aber sehr stark von den jeweiligen örtlichen Bedingungen ab. Im Vergleich zu allen bisher mitgeprüften Sorten zeigt Wintergold eine mittlere Reife. Qualitativ erfüllt Wintergold alle Anforderungen der aufnehmenden Hand. Insbesondere in den vom Landwirt beeinflussbaren Merkmalen Dunkelfleckigkeit, Glasigkeit und Rohproteingehalt ist sie sehr stabil. Auch ihre Fallzahl ist in Höhe und Stabilität positiv hervorzuheben.
Eine Ergänzung ist die nicht mehr in den Landessortenversuchen stehende Sorte Tempodur. Tempodur zeigte in der Prüfungsphase vergleichbare Erträge zu Wintergold und die besten Ergebnisse in der Stufe 1, ohne Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz. Sie reift relativ spät und die langstrohige Sorte muss in der Standfestigkeit abgesichert werden. Tempodur wird mit einer mittleren Winterfestigkeit beschrieben und erfüllt qualitativ alle an eine Durumsorte gestellten Forderungen.
Von den einjährig geprüften Sorten zeigten Sambadur (Zulassung in A, 2016), IS Karmadur (Zulassung SK, 2013) und Diadur (Zulassung in A, 2017) gute und sehr gute Erträge auf und über dem Niveau von Wintergold, deren Bestätigung 2019 noch aussteht. Unter den Bedingungen des Jahres 2018 waren alle drei Sorten anfällig für Mehltau. Im Gelbrost zeigten sich Sambadur und IS Karmadur vorteilhaft. Auch wenn der Braunrost 2018 nicht die entscheidende Rolle gespielt hat, Sambadur und Diadur sind hier anfällig. Die Standfestigkeit ist abzusichern. Die ebenfalls einjährig geprüfte Sorte MV Pennedur (Zulassung in HU, 2011) wird nicht weiter geprüft.
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