Ergebnisse für den Dinkel
Dinkel liegt im Trend. Wer ihn anbauen möchte, muss sich jetzt um die passende Sorte kümmern. Doch welche soll es sein? Vielleicht hilft Ihnen bei dieser Frage der folgende Beitrag von Maria Müller-Belami, sie hat die diesjährigen Ergebnisse der Landessortenversuche zusammengefasst.
- Veröffentlicht am
Die Nachfrage nach Dinkel steigt unaufhörlich. Dinkelprodukte lassen sich derzeit sehr gut vermarkten, denn mit Dinkel verbindet der Verbraucher in erster Linie gesunde Ernährung, Ökologie und vor allem Regionalität.
Lagen die Anbauschwerpunkte bisher vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, so steigen nun auch andere Bundesländer verstärkt in die Dinkelproduktion ein. Innerhalb eines Jahres erhöhte sich die Vermehrungsfläche von Dinkel um 84 Prozent und erreichte laut Beschreibender Sortenliste (BSL) 2020 bundesweit 3380 Hektar. Der Anbau von Konsumdinkel in Baden-Württemberg stieg um 4000 Hektar und lag 2020 bei beachtlichen 25.700 Hektar, wie es aus dem Gemeinsamen Antrag 2020 hervorgeht.
Vertragsanbau empfohlen
Die Abnahme von Spelzweizen ist bei der aktuellen Nachfrage – solange die Qualität stimmt – derzeit kein Problem, allerdings unterliegt der Dinkelmarkt, wie in den zurückliegenden Jahren merklich spürbar war, starken Schwankungen. Dem Praktiker wird deshalb für Dinkel nach wie vor nur der abgesicherte Vertragsanbau empfohlen.
Die Landessortenversuche (LSV) in Dinkel werden zweifaktoriell angelegt, das heißt in der intensiven Variante (V2) kommen Fungizide und Wachstumsregler zum Einsatz, in der reduzierten Variante (V1) wird auf diese Pflanzenschutzmaßnahmen verzichtet. Beide Varianten werden je zweifach wiederholt. Vor allem aufgrund der Gefahr durch Infektionen mit Zwergsteinbrand wird das gesamt Versuchssaatgut der Prüfsorten zentral entspelzt und gebeizt.
In Baden-Württemberg standen die LSV Dinkel 2019/20 auf vier zentralen Versuchsfeldern und wurden mit drei bayerischen Prüfstandorten über die Anbaugebiete Süddeutschland ein- und mehrjährig verrechnet. Der Dinkel wurde unter guten Bedingungen gesät und entwickelte sich aufgrund der feucht-milden Herbstwitterung gleichmäßig. Auswinterungsschäden gab es keine. Krankheiten wie Septoria tritici und Mehltau zeigten sich nach den ergiebigen Niederschlägen ab Anfang Mai. Im späteren Vegetationsverlauf zeigten sich standortspezifisch die Symptome von leichten Braunrostinfektionen.
Sehr gute Erträge
Die Durchschnittserträge der Dinkelsortenversuche lagen bei hervorragenden 95 Dezitonnen je Hektar in der anwendungsreduzierten Variante und 101 dt/ha in der behandelten Variante.
Beobachtungen aus den Landessortenversuchen Dinkel in Baden-Württemberg und Bayern 2019/20 und mehrjährige Ertragsergebnisse über die Anbaugebiete Süddeutschland:
- Ertrag: V1: 95,1 dt/ha, V2: 100,8 dt/ha.
- Agronomische Werte V1* (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Lager vor Ernte (2,5); Halmknicken (2,7); Ährenknicken (1,9).
- Krankheiten V1* (Mittelwert über die Standorte): Mehltau (1,9); Braunrost (2,9); Blattseptoria (4,8); Gelbrost (1,4); Spelzenbräune (2,4).
- Qualitäten: Qualitätsergebnisse zu den LSV liegen noch nicht vor; Qualitätsbeurteilung nach der aktuellen BSL
*Skala 1 bis 9: je höher die Note, desto negativer die Merkmalsausprägung.
Die Sorten
Albertino: 2020 und mehrjährig hervorragende Ertragsleistungen in beiden Varianten; mittelfrühe Abreife; Standfestigkeit gering (4,1); deutlicher Befall mit Mehltau (4,0), Braunrost (4,3) und Spelzenbräune (3,0); Einzelährentyp: sehr hohe Kornzahl/Ähre; sehr gute Qualität: Kernausbeute, Fallzahl und Sedimentationswert hoch.
Badenkrone: 2020 heterogen, insgesamt über die Standorte und Varianten mit Höchsterträgen; mehrjährig um den Durchschnitt; frühes Ährenschieben; sehr kurze Sorte, unterdurchschnittliche Standfestigkeit (3,6); erhöhtes Halmknicken (3,7); stärkerer Befall mit Blattseptoria (5,4) und Spelzenbräune (3,5); Braunrost- (2,1) und Mehltauresistenzen (1,2) gut; Fallzahl hoch; Kernausbeute und Sedimentation mittel.
Badensonne: 2020 in der reduzierten Variante unterdurchschnittliches Ertragsniveau, in der intensiven Variante um den Durchschnitt; mehrjährig vor allem in V2 deutlich ertragsstärker; mittelspäte Abreife; längste Prüfsorte, standfest (2,3); Neigung zu Ährenknicken (3,0); Septoriatoleranz sehr gut (3,5); deutliche erkennbare Anfälligkeit für Mehltau (4,6) und Braunrost (4,2); hohe Kernausbeute und Fallzahl; Sedimentationswert mittel.
Franckenkorn: 2020 und mehrjährig weit unterdurchschnittliche Erträge in V1, in V2 ertragsstärker; mittelfrüh; lange Sorte mit leichten Standproblemen (3,3); stärkeres Ährenknicken (2,5); 2020 mit guter bis mittelmäßiger Blattgesundheit; Qualität gut: Kernausbeute, Fallzahl und Sedimentation hoch.
Hohenloher: 2020 homogene Sorte, vor allem in der intensiven Variante; ein- und mehrjährig hohes Ertragsniveau; mittelfrühe Sorte; gute Agronomie: standfest (1,9), halm- (2,4) und ährenstabil (1,9); sehr gute Mehltautoleranz (1,2); 2020 stärkster Septoriabefall (5,7); Kernausbeute, Fallzahl hoch; Sedimentationswert mittel.
Zollernfit: 2020 sehr gute Erträge in Eiselau und St. Johann; insgesamt in V1 überdurchschnittliche Leistung, in V2 leicht unterdurchschnittlich; mehrjährig in V1 und V2 ertragsschwächer; kurzer Wuchs; sehr gute agronomische Eigenschaften: beste Standfestigkeit (1,0), beste Ährenstabilität (1,0), halmstabil (2,4); sehr gute Mehltauresistenz (1,0), ansonsten mittlere Blattgesundheit; Kernausbeute, Fallzahl und Sedimentationswert hoch.
Zollernperle: 2020 sehr heterogen, in beiden Varianten Relativerträge um den Durchschnitt; mehrjährig deutlich höheres Ertragsniveau; lange Sorte; mittlere agronomische Eigenschaften; gute Toleranzen gegenüber Spelzenbräune (1,5) und Mehltau (1,3), durchschnittliche Blattgesundheit; gute bis mittlere Qualität; Einzelährentyp: sehr hohe Kornzahl/Ähre.
Zollernspelz: 2020 und mehrjährig gute Leistungen in V1; Sorte mit sehr guter Agronomie und sehr guter Blattgesundheit; sehr hohe Fallzahl; Protein und Sedimentation hoch.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.