Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Landessortenversuche (LSV) 2023 - Sommergerste

Ergebnisse für die Sommergerste liegen vor

Bei den Landessortenversuchen 2023 konnten sieben von acht Prüfstandorten in Baden-Württemberg beerntet und verrechnet werden. Sommergerstenversuche werden in zwei Intensitäten angelegt, der reduzierten Variante V1 mit Verzicht auf Halmverkürzer und Fungizide und der integrierten, ortsüblichen Variante V2.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
LTZ
Artikel teilen:

Außergewöhnlich hohe Niederschläge im Hauptaussaatmonat März haben die Aussaat von Sommergerste im Versuchswesen wie auch in der Praxis stark verzögert. Ab Ende Mai setzte sehr trockene und warme Witterung ein, die die Vegetation stark beschleunigte. Der Boden trocknete, auch durch den anhaltenden Wind, oberflächlich schnell aus und beschleunigte die Abreife. Auffallend war 2023 die Heterogenität der Sommergerstenversuche über die Prüfstandorte. Die weit auseinanderliegenden Saatzeitpunkte und die Auswirkungen der extremen Witterungsverhältnisse waren deutlich sichtbar. Bei früh gesäten Beständen waren die Bestockung und Jugendentwicklung optimal und dementsprechend gut die Ernte. Zum Teil fielen die Erträge höher aus als im Vorjahr: Krauchenwies erzielte mit 82 dt/ha beziehungsweise 88 dt/ha (V1/V2) ein sehr gutes Ergebnis, ebenso Eiselau mit je 72 dt/ha (V1/V2).

Wetter bremste Gerste aus

Spät gesäte Bestände dagegen litten extrem unter den Witterungsbedingungen. Durch das feuchte Frühjahr und die anschließende Hitzeperiode war die Wurzelbildung und Bestockungsfreudigkeit zum Teil sehr verhalten. Die Bestände waren dünn, die Gersten konnte ihre volle Wuchshöhe nicht erreichen und blieben kurz. Am ertragsstarken Standort Döggingen wurden nur 63 dt/ha (2022: 83 dt/ha) in V1 bzw. 67 dt/ha (2022: 96 dt/ha) in V2 geerntet. Auch in Tailfingen lagen die Kornerträge mit 77 dt/ha in beiden Varianten deutlich unter Vorjahresniveau (86 bzw. 90 dt/ha). Auf dem Versuchsfeld St. Johann war die Aussaat der Sommergerste ausgesprochen spät. Zusätzlich bedingte die kühle Witterung einen Wachstumsrückstand, der nicht mehr aufgeholt werden konnte. Ende Juni zeigte sich der Bestand sehr heterogen: die Entwicklungsstadien reichten vom Schossen (BBCH 29) bis zur Blüte (BBCH 69). Der Versuch musste abgebrochen werden.

Krankheitsdruck

Während der nasskalten Frühjahrswitterung traten verstärkt Netzflecken auf, die sich aber mit einsetzender Trockenheit nicht auf die oberen Blattetagen verlagerten. Daneben gab es im weiteren Vegetationsverlauf einen leichten Befall mit Rhynchosporium und Ramularia. Problematisch erwiesen sich an manchen Standorten die Getreidehähnchen. Zunächst lag der Befall unter der Schadensschwelle, aber eine Insektizidbehandlung zum späteren Zeitpunkt war an einigen Standorten durchaus gerechtfertigt. Eine Besonderheit trat 2023 erstmalig in den Boxberger Beständen auf: die Streifenkrankheit. Da der samenbürtige Pilz nicht flächendeckend auftrat, kam es nicht zu stärkeren Ertragseinbußen und Qualitätsminderungen. Bis auf die schwache Sortierung von 93% bei > 2,5 mm (Vorjahr 96%) und dem niedrigen Vollgerstenertrag von 70 dt/ha liegen die Qualitäten 2023 auf Vorjahresniveau.

© LTZ

© LTZ
© LTZ

Sortenbeschreibung - LSV Sommergerste 2023

Accordine erzielt ein- und mehrjährig unterdurchschnittliche Kornerträge. Auch beim Vollgerstenertrag bleibt die Sorte unter dem Versuchsmittel. Die langwüchsige Gerste zeigt leichte Lagerneigungen und Schwächen bei der Halmstabilität. Bei der Blattgesundheit ist die Sorte gut aufgestellt.

Das Ertragsniveau von Amidala liegt 2023 und mehrjährig leicht unter dem Durchschnitt. Den Ertrag bildet die Gerste über die sehr hohe TKM (54 g). Blattgesundheit und Standfestigkeit sind zufriedenstellend. Problematisch sind Halm- und Ährenstabilität. Amidala ist auch 2023 die bedeutendste Sommerbraugerste in Baden-Württemberg. Wegen geringer Bestockungsneigung empfiehlt der Züchter eine erhöhte Aussaatstärke.

Die Relativerträge von KWS Jessie schwanken ein- und mehrjährig um den Durchschnitt. Der Vollgerstenanteil ist mit 72 dt/ha 2023 überdurchschnittlich hoch. Die Sorte ist standfest. 2023 zeigt sich die Gerste anfällig für Netzflecken und Rhynchosporium. KWS Jessie erhielt 2021 eine Verarbeitungsempfehlung.

Lexy ist aktuell neben Amidala bundes- und landesweit die zweitwichtigste Braugerste in der Praxis. Für die Sorte wurde 2022 eine Verarbeitungsempfehlung ausgesprochen. In beiden Behandlungsstufen präsentiert sich Lexy 2023 mit 103% rel. sehr ertragsfreudig. Mehrjährig liegt das Ertragsniveau um den Durchschnitt. Trotz schwacher Sortierung kommt Lexy 2023 auf einen Vollgerstenertrag von 102% relativ. Agronomie und Blattgesundheit sind beachtlich.

Die neu zugelassene Braugerste LG Caruso bestätigt 2023 die sehr gute Einstufung der BSL (8/7) mit 104% (V1) und 103% (V2) Relativertrag. Über alle Standorte präsentiert sich die Sorte ausgesprochen harmonisch und ertragsstabil. Die bisherigen mehrjährigen Ergebnisse sind vielversprechend. Die kurzwüchsige Sorte zeigt Lagertendenzen und reift etwas später ab. Ährenstabilität und Blattgesundheit sind gut. LG Caruso stand 2023 im Berliner Programm. Eine Entscheidung zur Verarbeitungsempfehlung steht noch aus.

Die Sommergerste LG Flamenco stellt auch 2023 ihre Ertragsstärke mit 102% Relativertrag wieder unter Beweis. Mehrjährig überzeugt die Sorte mit einem hervorragenden Vollgerstenanteil. Standfestigkeit, Halm- und Ährenstabilität der kurzen Gerste sind gut. Leichte Schwächen zeigt LG Flamenco 2023 nur bei Ramularia. 2022 wurde die Gerste in die großtechnischen Praxisversuche aufgenommen, erhielt aber keine Verarbeitungsempfehlung für 2023.

Die Ertragsleistung bei Korn und Vollgerste der 2014 zugelassenen RGT Planet liegen ein- und mehrjährig im Mittelfeld. Probleme zeigen sich zunehmend bei der Strohstabilität und der Blattgesundheit. Obwohl RGT Planet keine offizielle Verarbeitungsempfehlung hat und in Baden-Württemberg ausschließlich im Vertragsanbau vermarktet wird, bleibt die Sorte für Brauereien und Mälzereien von großer Bedeutung.

Sting ist eine neuzugelassene Sommergerste, die von der Braugerstenstelle 2023 in das Berliner Programm aufgenommen wurde. Eine Verarbeitungsempfehlung steht noch aus. Die Sorte ist ausgesprochen blattgesund und standfest und erreicht im ersten Prüfjahr in der unbehandelten Variante 102% Relativertrag. Behandelt liegt die Sorte im Mittelfeld. Mehrjährig muss die Gerste ihr gut eingestufte Ertragspotential (BSL 7/7) noch bestätigen. Die TKM ist mit knapp 55 g sehr hoch.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren
Ort ändern

Geben Sie die Postleitzahl Ihres Orts ein.