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Landessortenversuche Sommergetreide, Öko-Sortimente

Eingebrochene Erträge, erhöhte Qualitäten

Die Anbaufläche von Sommerhafer und Sommerweizen hat sich 2023 nur unwesentlich verändert, der Sommergerstenanbau stieg nach vorläufigen Erhebungen der Zahlen aus dem Gemeinsamen Antrag um über 3000 Hektar.

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Die Sortenprüfungen für Sommergetreide im ökologischen Landbau finden seit 2014 an den Standorten Stuttgart-Hohenheim (Sommerweizen, Sommergerste und Sommerhafer, Betreuung durch die Uni Hohenheim), Maßhalderbuch (Sommergerste und Sommerhafer, Betreuung durch den Landkreis Reutlingen) und seit 2019 in Ochsenhausen (Sommerweizen, Sommergerste und Sommerhafer, Betreuung durch LRA Biberach) auf ökologisch bewirtschafteten Flächen statt. An den Standorten Stuttgart-Hohenheim und Ochsenhausen werden auch Sorten-Zulassungsprüfungen (Wertprüfungen) vom Bundessortenamt durchgeführt. Vor 2019 fand die Sortenprüfung Öko-Sommerhafer in Karlsruhe-Grötzingen statt.

Ungünstige Witterung erschwert Anbau

Die Witterung 2023 war für die Sommergetreidearten sehr ungünstig. Reichliche Niederschläge von März bis Mitte Mai machten ein Befahren der Flächen fast unmöglich. Lediglich am Standort Hohenheim gab es Ende März ein kurzes Zeitfenster mit trockenen Bedingungen für die Aussaat. An den beiden anderen Standorten konnte die Aussaat erst am 3. beziehungsweise 4. Mai 2023 erfolgen. Dort führten nach der Aussaat hohe Regenmengen mit anschließender anhaltender Trockenheit zu verkrusteten Böden mit großen Trockenrissen. In der Folge bestockten die Pflanzen an beiden Standorten kaum und es kam nur zu einem unvollständigen Ährenschieben. Unkrautdruck und teils starker Mäusebefall in Maßhalderbuch taten ihr Übriges. Die Versuche am Standort Ochsenhausen wurden daher Mitte Juni abgebrochen. Auch die Versuche in Maßhalderbuch waren nicht beerntbar (Hafer) beziehungsweise wertbar (Sommergerste). Somit stehen nur die Ergebnisse der Prüfungen am Standort Hohenheim zur Verfügung.

Die Erträge sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich eingebrochen. Beim Hafer wurden nur 34,9 Dezitonnen je Hektar (dt/ha) geerntet, 85 Prozent weniger als 2022. Der Sommerweizenertrag war mit 33,7 dt/ha um 70 Prozent niedriger als 2022. Lediglich die Sommergerste konnte mit sieben Prozent weniger noch 46,5 dt/ha einfahren.

Die Qualitäten waren 2023 durchweg besser als im Vorjahr und sind in den Tabellen 1 bis 3 dargestellt.

Krankheiten traten kaum auf, größere Schäden richteten in Hohenheim das Getreidehähnchen und die Halmfliege an.

Den fünfjährigen Auswertungen liegen bei Sommergerste und Sommerhafer acht Standorte – in Baden-Württemberg (3), Bayern (4) und Hessen (1) – und bei Sommerweizen sieben Standorte – in Baden-Württemberg (2), Bayern (4) und Hessen (1) – zugrunde.

Sortenbeschreibungen ­Sommerhafer

Apollon: Gelbhafer, relativ lange Sorte mit guter Standfestigkeit und sehr blattgesund. 2023 mit relativ (rel.) 102,4, einzige Sorte über dem Ertragsdurchschnitt. Sehr gute Sortierung im Bereich größer zwei Millimeter mit 99,3 Prozent. Im Ökoanbau nach wie vor wichtige Sorte mit der größten Vermehrungsfläche. Züchter/Vertrieb: Nordsaat/Saaten-Union.

Asterion: Neu im Versuch. Im ersten Versuchsjahr unter dem Ertragsdurchschnitt, aber mit guter Sortierung. Züchter/Vertrieb: Hauptsaaten.

Earl: Frühreifer Gelbhafer, lang, strohstabil. Aufgrund der frühen Reife geeignet für Gemenge mit Grobleguminosen. Auch im zweiten Versuchsjahr unter dem Versuchsmittel (rel. 94,5). Züchter/Vertrieb: Saatzucht Edelhof/Natur-Saaten.

Efes: Relativ lange Sorte mit Lagerneigung, späterer Reife und hoher Mehltauresistenz. Im zweiten Versuchsjahr auch unter dem Durchschnitt (rel. 89,9) mit guten Qualitätseigenschaften. Züchter/Vertrieb: Saatzucht Edelhof/Natur-Saaten.

Fritz: Gelbhafer. Etwas früher in der Reife, kürzer im Wuchs, aber trotzdem lageranfällig. Konnte 2023 mit rel. 89,1 nicht an sein gutes Vorjahresergebnis anschließen. Züchter/Vertrieb: IG Pflanzenzucht.

Karl: Neu im Versuch. Im ersten Versuchsjahr deutlich unter dem Mittel, mehrjährig über die verrechneten Bundesländer zeigt er allerdings ein besseres Ergebnis mit rel. 103,3. Züchter/Vertrieb: IG Pflanzenzucht

Lion: Gelbhafer, kurzer Wuchs, standfest, gesund. Der Ertrag liegt in diesem Jahr wieder etwas unter dem Durchschnitt (rel. 96,5). Züchter/Vertrieb: Nordsaat/Saaten-Union.

Magellan: Gelbhafer. Mittlere Reife, etwas länger im Wuchs mit mittlerer Lagerneigung. 2023 ertraglich die schlechteste Sorte der bespelzten Sorten mit rel. 85,0 bei guter Sortierung. Züchter/Vertrieb: KWS Lochow.

Max: Gelbhafer. Auch 2023 wie in den Vorjahren ertraglich wieder im oberen Bereich. Bedeutende Sorte im Ökoanbau. Kürzer im Wuchs, sehr gesund. Züchter/Vertrieb: IG Pflanzenzucht.

Patrik: Nackthafer. Mittelspäte Sorte mit mittlerer Pflanzenlänge und guter Standfestigkeit. Sehr blattgesund, insbesondere bei Mehltau. Ertraglich in diesem Jahr bei rel. 50, die Erträge sind aber nicht direkt mit den Spelzhafern vergleichbar. Züchter/Vertrieb: Saatzucht Selgen/Natur-Saaten.

Platin: Mittellange Sorte mit etwas früherer Reife. Hohe Resistenz gegenüber Mehltau. Im zweiten Versuchsjahr mit rel. 92,4 unter dem Durchschnitt bei guter Sortierung. Züchter/Vertrieb: Nordsaat/Saaten-Union.

Stephan: Neu im Versuch. Frühere Reife, kürzer im Wuchs, aber trotzdem mit Lagerrisiko. Rangiert im ersten Versuchsjahr mit rel. 97,4 weit oben. Züchter/Vertrieb: SZ Bauer/Secobra.

Talkito: Nackthafer. Etwas später abreifende Sorte mit mittlerer Wuchshöhe. Schwächen bei Mehltau- und Kronenrostanfälligkeit. Ertraglich auch in diesem Jahr mit rel. 47,6 das Schlusslicht, doch auch hier gilt: Die Erträge von Nackthafer sind nicht mit denen der Spelzhafern vergleichbar. Züchter/Vertrieb: Cultivari Darzau.

Sortenbeschreibungen ­Sommergerste

Amidala: Braugerste. Kürzere Sorte mit mittlerer Reife und guter Blattgesundheit. 2023 zweitstärkste Sorte im Korn- und Vollgerstenertrag. Diese Sorte hat die Empfehlung des „Berliner Programms“. Züchter/Vertrieb: Nordsaat/Hauptsaaten.

Avalon: Braugerste. Spätere Reife, mittellang, trockenheitsverträglich. Schwäche bei Ramularia (Note 6,0). 2023 schwächste Sorte im Versuch mit guter Sortierung. Der Rohproteingehalt liegt wie bei allen anderen Sorten mit 13,7 Prozent oberhalb der Anforderungen an eine Braugerste. Diese Sorte hat die Empfehlung des „Berliner Programms“. Züchter/Vertrieb: Breun/Hauptsaaten.

Elfriede: Futtergerste. 2020 in Österreich zugelassen. Mittellange Sorte mit späterer Abreife und hohen Krankheitsresistenzen. Auch im zweiten Versuchsjahr über dem Versuchsmittel sowohl im Ertrag als auch bei den Qualitäten bei hohem Rohproteingehalt von 13,5 Prozent. Züchter/Vertrieb: Saatzucht Edelhof/Natur-Saaten.

Gretchen: Neu im Versuch. Braugerste. Etwas kürzere, standfeste Sorte mit mittlerer Reife. Mit 99,8 Prozent knapp unter dem Mittel mit guter Sortierung. Vollgersteertrag bei rel. 95. Geeignet für die späte Herbstaussaat. Züchter/Vertrieb: SZ Breun/Natur-Saaten.

Lexy: Braugerste. Kurze Sorte mit etwas späterer Reife. Ertragsstärkste Sorte in 2023 mit überdurchschnittlicher Sortierung. Diese Sorte wurde in die großtechnischen Versuche zur Prüfung der Braueignung gemäß dem „Berliner Programm“ aufgenommen. Züchter/Vertrieb: Breun/Hauptsaaten.

LG Caruso: Neu im Versuch. Braugerste. Etwas spätere Abreife, standfest. Im ersten Prüfjahr ertragstark (rel. 103,7) mit überdurchschnittlicher Sortierung und dem höchsten Vollgersteertrag. Züchter/Vertrieb: Limagrain.

LG Flamenco: Braugerste. Kürzere Sorte, standfest mit mittlerer Reife. Gute Resistenzeigenschaften. Auch im zweiten Versuchsjahr ertraglich über dem Durchschnitt (rel. 103,6) bei durchschnittlicher Qualität und leichter Schwäche bei Ramularia (5,8). Diese Sorte hat die Empfehlung des „Berliner Programms“. Züchter/Vertrieb: Limagrain.

RGT Planet: Braugerste. Mittellang, mittlere Reife, hohe Resistenz gegenüber Mehltau, aber zwergrostanfällig. 2023 wieder eine der ertragsstarken Sorten. Die Qualitäten lagen im Durchschnitt, hoher Vollgerstenertrag. Diese Sorte hat zwar nicht die Empfehlung des „Berliner Programms“, wird aber trotzdem von den Mälzern abgenommen. Vor einem geplanten Anbau für Brauzwecke sollte aber unbedingt die Vermarktung mit der aufnehmenden Hand geklärt werden. Züchter/Vertrieb: RAGT.

Sting: Neu im Versuch. Braugerste. Spätere Abreife, kurz und standfest. Im ersten Prüfjahr deutlich über dem Versuchsmittel mit sehr guter Sortierung und hohem Vollgersteertrag. Züchter/Vertrieb: Saaten-Union.

Tolstefix: Biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte. Braugerste. Mittlere Reife, mittellang mit guter Standfestigkeit. Etwas stärker anfällig für Mehltau. Auch 2023 nur unterdurchschnittlicher Ertrag mit überdurchschnittlicher Qualität und hohem Rohproteingehalt (14,2 Prozent). Züchter/Vertrieb: Cultivari/ÖkoKorn Nord.

Yoda: Futtergerste. Etwas kürzere Sorte, standfest mit etwas späterer Reife. Sehr hohe Mehltauresistenz. Trockenheitsverträglich. Gute Sortierung, Rohproteingehalt gering (10,2 Prozent). Auch im zweiten Prüfjahr überdurchschnittlich im Ertrag (rel. 110,7). Züchter/Vertrieb: Saatzucht Breun/Natur-Saaten.

Sortenbeschreibungen ­Sommerweizen

Alicia: Mittelfrüher E-Weizen mit Wechselweizeneignung. Mittlere Pflanzenlänge mit guter Standfestigkeit. Sehr gute Blattgesundheit. Ertraglich und qualitativ in den drei Versuchsjahren zuverlässig im Versuchsdurchschnitt. Züchter/Vertrieb: SZ Selgen/Natur-Saaten.

Esperanza: Neu im Versuch. Biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte, die nach der Sortenprüfung durch das Bundessortenamt für den ökologischen Anbau zugelassen wurde. Ertrag und Qualität im ersten Jahr und an dem einen Standort mit rel. 103,7 über dem Durchschnitt. Züchter/Vertrieb: Dottenfelderhof.

KWS Carusum: Relativ langer E-Weizen, blattgesund. Auch im zweiten Prüfjahr wieder ertragsstark mit guter Qualität. Züchter/Vertrieb: KWS Lochow.

KWS Expectum (E): Mittellange Sorte, standfest und gesund. Im zweiten Versuchsjahr leicht unterdurchschnittlicher Ertrag bei sehr guten Qualitäten. Züchter/Vertrieb: KWS Lochow.

KWS Jordum: Mittellanger B-Weizen mit guter Standfestigkeit. 2023 gleich guter Ertrag wie KWS Carusum, aber mit unterdurchschnittlicher Qualität. Züchter/Vertrieb: KWS Lchow.

Patrizia: Begrannter, langer B-Weizen mit guter Standfestigkeit. 2023 ertragsstärkste Sorte am Standort Hohenheim mit unterdurchschnittlichen Qualitätsergebnissen. Züchter/Vertrieb: Hauptsaaten.

Saludo (E): Biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte, die nach der Sortenprüfung durch das Bundessortenamt für den ökologischen Anbau zugelassen wurde. Sehr widerstandsfähig gegenüber Gelbrost und Steinbrand. Hohe Backqualität. Ertraglich auch dieses Jahr unter dem Durchschnitt (rel. 93). Qualität deutlich über dem Versuchsmittel. Züchter/Vertrieb: Dottenfelderhof.

WPB Troy: Etwas kürzere, standfeste B-Sorte mit überdurchschnittlichem Ertrag bei unterdurchschnittlichen Qualitäten. Züchter/Vertrieb: v. Borries-Eckendorf/Saaten-Union.

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